Konzert: Nadeah
Ort: Passage Alexandrine, 11. Pariser Arrondissement
Datum: 01.05.2011
Zuschauer. 100 vielleicht
Konzertdauer: eine Stunde
Der Rahmen war perfekt. Ein Konzert in einer kleinen, malerischen Pariser Gasse, auf die man kaum zufällig stoßen würde. Dazu ein strahlender blauer Himmel, nette Leute und eine temperamentvolle australische Sängerin, die wie für die Bühne geschaffen ist. Nadeah heißt die baumlange Dame mit dem unfassbar puppigen Gesicht, die bereits im Vorprogramm von Matt Bauer in Erscheinung getreten ist und auch zur Girlgroup Nouvelle Vague gehört.
Sie ist auf die gute Idee gekommen, mehr oder weniger geheime Konzerte auf den Straßen von Paris zu geben. Neulich trat sie bereits in einer stilvollen Passage auf, heute also der Gig in einer Gasse im 11. Arrondissement, unweit der bekannten Rue Charonne. Demos (gegen wen? für wen oder was? keine Ahnung) behinderten zunächst den Weg zum Spielort, weshalb man auch etwas später, sprich gegen 18 Uhr 15, anfing.
Aber ich will gar nicht großartig um den musikalischen Eindruck vorbeireden. Die Musik von Nadeah ist eigentlich nicht so mein Wetter. Ein soulig, bluesiger Gesang, ein Variétécharakter, der die teils mit Klarinette und Posaune instrumentierte Musik umweht, alles Umstände, die eigentlich bei mir einen Würgereiz auslösen. Daß ich dennoch eine amüsante Stunde verlebte, lag zum einen am pittoresken Auftrittsort und zum anderen an den großen entertainerischen Qualitäten von Nadeah. Eine Frau, die mir mit ihrer Engerie und fast kindlich zu nennenden Lebensfreude durchgängig ein Lächeln ins Gesicht zauberte und das Publikum so spielerisch um den Finger wickelte, wie es nur performerische Naturtalente können. Ein sexy Weibsbild, das in ihrem Tatendrang kaum zu stoppen war, Grimassen schnitt, auf Stühle kletterte und den verdutzten Zuschauern manchmal ins Ohr sang.
Was die Nachbarn dazu sagten? Die hingen an den Fenstern und holten ihre Spiegelreflexkameras raus! Ein paar von ihnen kamen sogar nach unten und feierten mit. Toll diese Franzosen, anstatt die Bullen zu rufen, spendeten sie der Künsterlin und ihrer Band Applaus und klatschten eifrig mit.
Welches Lied mir am besten gefallen hat? Suddenly Afternoon, eine hübsche, melancholische Ballade mit einem herrlichen Zartschmelz und einem süßlichen Glockenspiel.
Bei einigen anderen Songs (die zum Teil an einer morgen erscheinenden EP namens Odile drauf sein werden) hatte ich eher gemischte Gefühle, aber das änderte nichts an dem angenehmen spätnachmittag.
Und ich habe schon wieder ein paar Ideen bekommen, wo ich demnächst Sessions abhalten könnte. In unserer Bude wird es zu warm, da muss man sich nach Alternativen im Freien umschauen, you know?
Fotos am Montag.
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