Elysian Fields, Paris, 17.05.11

Konzert: Elysian Fields (Leif Vollebekk)
Ort: Café de la Danse, Paris
Datum: 17.05.2011
Zuschauer: gut besuchte Veranstaltung, etwa 450
Konzertdauer: etwa 75 Minuten


Elysian Fields. Eine Band, die in Frankreich Kultstatus genießt, in Deutschland aber ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist. Seit den 90 er Jahren touren die New Yorker Jennifer Charles und Oren Bloedow regelmäßig durch das Land des Käses und des guten Weines und haben sich hier im Laufe der Zeit eine eingeschworene Fangemeinde erspielt. 8 Alben stehen inzwischen auf der Habenseite und regelmäßig kann man begeisterte Kritiken über jeden neuen Output lesen.

Ich persönlich ging allerdings völlig unbeleckt in das Konzert, hatte keine einzige Platte, ja noch nicht einmal ein einziges Lied der Band gehört. Mit den elysischen Feldern betrat ich also völliges Neuland, wollte mich einfach überraschen lassen.

Mindestens die erste halbe Stunde war aber völlig ernüchternd. Das Duo, das inzwischen ein Quartett ist, langweilte mich mit seinem schleichenden, jazzigen Barsound zu Tode. Es war zum Wegdämmern, ich hatte Probleme die Augen offenzuhalten. Sängerin Jennifer Charles erzielte mit ihrer sinnlichen Hauchstimme keinerlei Wirkungstreffer bei mir, sondern ermüdete mich wie eine Juraprofessorin, die trockene Vorträge über das vollendete unechte Unterlassungsdelikt im Strafrecht hält. Schnarch! Ihr Exlover und Gitarrist Oren Loedow wiederum hatte im ersten Drittel des Sets massive Probleme, seine Klampfe unter Kontrolle zu bringen. Immer wieder hielt er Rücksprache mit dem Toningenieur, hantierte während der Songs an seinen Pedalen und Steckverbindungen am Boden rum und wirkte dadurch nicht sonderlich professionell. Ob die Band, zu der auch eine französische Kontrabassistin und ein Schneebesen rührender Drummer gehörte, den Soundcheck vepasst hatte?...

Dann aber, 45 Konzertminuten waren schon weitgehend ereignislos dahingeplätschert, kam ich von Stück zu Stück besser rein. Nun gab es Phasen, in denen die Gitarre so richtig noisig und aufstachelnd wurde, der laszive Gesang von Jennifer endlich mehr Gefühl vermittelte und der Kontrabass spritzig lospolterte. Auch das Gebaren auf der Bühne war spannungsgeladener, dramatischer, intensiver. Die Luft war schwül und trocken, genau wie der Sound. Gespielt wurde eine Art Theaterstück, das traumversunken und erotisch vorgetragen wurde. Schlafwandlerisch und mürrischen Blickes zog das schwarzhaarige Vollblutweib Jennifer ihre Kreise, windete sich wie eine Katze, kam dem Gitarristen ganz nahe, nur um sich kurz später wieder von ihm abzuwenden. Ein balzartiger Tanz, wie man ihn in wesentlich dynamischerer Form von den Kills her kennt. Bei den Elysian Fields fand das Ganze in Slowmotion statt. Dennoch hatte die Charles eine kühl-sinnliche Ausstrahlung, der man sich nur schwerlich entziehen konnte. Ihre Blicke wirkten teilweise verächtlich und arrogant, waren aber gerade deshalb fazinierend. Sie lächelte kein einziges Mal, auch nicht als die Band nach rund 50 Minuten unter lautem Beifall zum ersten Mal die Bühne verließ. Das letzte Stück des ofiziellen Sets hatte es dabei wahrlich in sich, es schuf eine düster-anziehende Atmosphäre, die mich wohlig an Mazzy Star erinnerte und mir bewußt werden ließ, daß Elysian Fields doch nicht so lahm und fad sind, wie sie anfänglich auf mich wirkten.

Bei den Zugaben wurde dann die Neugierde weiter angestachelt, das Konzert war nun in seiner besten Phase. Hinten wird die Ente fett! Als nach etwa 75 Minuten die Band dann erneut völlig apathisch und teilnahmslos die Bühne räumte, hatte ich Blut geleckt. Trotz des sehr gemischten Eindrucks, den ich heute gewonnen hatte, wurde zumindest mein Interesse auf die Alben der Band gelenkt. Heute wurden bis auf sehr wenige Ausnahmen lediglich Stücke des neuen Outputs Last Night On Earth gespielt. Altfans zeigten sich diesbezüglich enttäuscht und empfahlen mir die frühen Alben von Elysian Fields zur Einarbeitung.

Aber jetzt mal Hand aufs Herz: wer kennt in Deutschland Elysian Fields? Wer hat sie gar schon einmal auf einer deutschen Konzertbühne erlebt?



Setlist Elysian Fields, Café de la danse, Paris, klick!