Donnerstag, 5. Mai 2011

Tahiti 80, Köln, 04.05.11


Konzert: Tahiti 80 (& Cloud Control)

Ort: Studio 672, Köln
Datum: 04.05.2011
Zuschauer: 50-60
Dauer: Tahiti 80 gut 75 min, Cloud Control 40 min


In letzter Zeit verstehe ich Konzerte immer weniger. Warum was genau jetzt ausverkauft ist, andere Abende aber kaum besucht werden, erscheint mir immer weniger nachvollziehbar. Bodi Bill sind toll, aber ein ausverkaufter Mousonturm und ein Zusatzkonzert? Asobi Seksu sind auch toll, da geht aber niemand hin? Hmmm. Mich wunderte daher auch nicht weiter, daß Tahiti 80, die ich bisher nicht aktiv wahrgenommen habe, vom Studio 672 in den Stadtgarten, also auf die große Bühne hochverlegt wurden. Sind die Franzosen also doch größer als angenommen.

Als wir vor dem Stadtgarten standen, hing dann an der Tür aber eine erneute Änderung. Das Konzert war in den ursprünglich angesetzten kleinen Club zurückverlegt. Also würde es sicher knallvoll werden.

Unten angekommen blieb es aber gemütlich. Gut 50 Zuschauer fanden schließlich den Weg in den kleinen Kellerraum. Rein passen vielleicht 200, es war also wirklich alles andere als ausverkauft.

Ich war vor allem der Vorgruppe wegen da. Cloud Control aus Australien klangen spannend, Grund genug, zum Konzert zu fahren.

Cloud Control begannen gegen neun. Die Band aus der Nähe von Sydney besteht aus vier Musikern, Sänger Alister Wright, Keyboarderin und Sängerin Heidi Lenffer, Bassist Jeremy Kelshaw und Heidis Bruder Ulrich (Schlagzeug).

Die Vorfreude war durchaus berechtigt, stellte ich schnell fest. Die zweistimmigen, ziemlich schrägen, folkigen Lieder erinnerten unverkennbar an Bands wie Beach House. Kann man so machen. Besonders This is what I said und Deathcloud, das zweite und dritte Lied, gefielen mir blendend!

Leider verpuffte das Interesse dann aber sehr schnell, schon ab der Mitte wurde der Auftritt zäh. Mit There's Nothing in the Water We Can't Fight spielten die Australier am Ende zwar noch einmal einen Hit, wenn 40 minütige Konzerte aber zäh werden, fehlt der Musik irgendetwas.

Keine schlechte Band, diese Cloud Control, allerdings sicher nicht das nächste große Ding, als das sie hier und da verkauft werden.

Eines ist aber noch bemerkenswert: bei australischen Bands habe ich grundsätzlich Angst, daß ich irgendwann mal ein scheußliches Percussion-Instrument erlebe. Cloud Control hatten kein schlimmes, aber ein sehr spektakuläres! Bassist Jeremy trommelte nämlich gegen Ende mit einem Holzkleiderbügel auf einer Kiste den Takt. Das gefiel mir gut!

Setlist Cloud Control, Studio 672, Köln:

01: Meditation Song #2 (Why, oh why)
02: This is what I said
03: Deathcloud
04: My fear #2
05: The Rolling Stones
06: Into the line
07: Gold canary
08: There's Nothing in the Water We Can't Fight
09: Ghost story

Tahiti 80 folgten. Ich habe mich bisher überhaupt nicht mir den Franzosen beschäftigt, mir war der Name höchstens irgendwo mal begegnet. Die nach der Insel in Französisch Polynesien benannten Tahiti 80 stammen ursprünglich aus dem schönen Rouen, in dem 1431 Johanna von Orléans verbrannt wurde. Die Band besteht bereits seit 1993 und veröffentlicht in Kürze ihr sechstes Album. Ich hatte im Vorfeld viel von den Beach Boys als Referenz gelesen. Mir kam im Laufe des Konzerts stattdessen immer wieder Pierre Cosso in den Sinn, dem Sänger Xavier Boyer glich. Zumindest fühlte ich mich an die La Boum Filme und deren Musik erinnert. Was der Schauspieler Cosso eigentlich so macht, fragte ich mich, während Tahiti 80 ihren Surferpop spielten, wusste aber keine Antwort. Wikipedia half vorhin weiter. Der Sänger und Schauspieler lebt heute in... Polynesien!

Ich hatte Zeit, über französische Teenyfilme nachzudenken, das Konzert war nämlich sehr lang und leider musikalisch gar nicht meine Sache. Und vermutlich wäre ich auch frühzeitig gegangen, wenn die fünf Franzosen nicht so schrecklich sympathisch gewesen wären! Xavier redete viel, setzte ab und zu sein offenbar sehr gutes Deutsch ein (sehr akzentfrei), Bassist Pedro Resende, der Geburtstag hatte, war einer der bestgelautesten Musiker, die ich je gesehen habe, er lachte ununterbrochen, es schien aber auch seinen Kollegen viel Spaß zu machen, obwohl so wenige Zuschauer gekommen waren.

Auch das Publikum schien viel Spaß zu haben, es wurde viel getanzt. Für jeden, der wegen Tahiti 80 da war, war es ein sehr gutes Konzert. Meine Musik war es aber wirklich nicht. Am wenigsten gefiel mir (bei aller Sympathie) Big day, das mich an fiese bluesige Engtanz Dorfdisko-Stücke erinnerte, puh! Bestes Lied dagegen war die erste Zugabe Unpredictable, für das ich mich durchaus erwärmen konnte.

Köstlich war eine Szene am Ende des regulären Programms! Da spielten die fünf Franzosen nämlich Crack up. Allerdings schien Pedro, der dabei Keyboard spielte, keine Lust zu haben, das Stück normal zu beenden, er spielte seine elektronischen Klänge einfach weiter. Xavier und die beiden Schlagzeuger stiegen wieder ein und jammten das Lied weiter. Nur Gitarrist Médéric fand keinen Zugang mehr, guckte erst verwirrt, versuchte einzusteigen, gab dann aber auf und kletterte von der Bühne, wundervoll!

Daß ihre Musik nichts für mich ist, mag ich Tahiti 80 natürlich nicht ankreiden, selbst schuld, wenn ich zu Band gehe, mit denen ich mich vorher nicht beschäftigt habe.

Setlist Tahiti 80, Studio 672, Köln:

01: Solitary bizness
02: Isaac
03: Gate 33
04: Better days will come
05: Easy
06: Nightmares
07: Antonelli (instr.)
08: Big day
09: 1,000 times
10: Defender
11: Me and the princess
12: Changes
13: Soul deep*
14: Darlin'
15: Crack up

16: Unpredictable (Z)
17: Heartbeat (Z)


* wurde an 12. Stelle gespielt, ich weiß allerdings nicht, mit welchem Stück es den Platz getauscht hatte



 

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