Dienstag, 25. Februar 2014

The Notwist, Wiesbaden, 24.02.14


Konzert: The Notwist
Ort: Schlachthof Wiesbaden
Datum: 24.02.2014
Dauer: The Notwist 110 min, Aloa Input gut 40 min
Zuschauer: rund 1.300


 
"Am Anfang einer Tour brauchen die immer etwas, um richtig gut zu sein," sagte mir ein Freund, der seit 25 Jahren The Notwist Konzerte sieht. "Lass uns trotzdem nach Wiesbaden fahren!"

Im Schlachthof in Wiesbaden fand das Auftakt-Konzert der Notwist-Tour statt, die die bayerische Band quer durch Europa und anschließend Nordamerika führen wird. 


Meine Erfahrung mit Konzerten der Weilheimer ist weitaus geringer. Aber auch mir ist bewußt, aus wie vielen kleinen Elementen jedes einzelne Stück der Band besteht und wie schwierig es sein muß, diese in der Qualität, die The Notwist an jedes einzelne Fitzelchen ihrer Kunst anlegen, wiederzugeben. Mein kleinstes The Notwist Konzert bisher fand 2012 in Nijmegen statt (naja, beim Lüften-Festival waren auch nicht sehr viel mehr Menschen). Wir standen in dem winzigen Saal so nah an den Musikern, daß wir die immense Arbeit beobachten konnten, die notwendig ist, um die vielen kleinen Geräusche zu erzeugen, aus denen sich die Lieder zusammensetzen.

Als die ersten drei Lieder gespielt waren - They follow me, Close to the glass und Kong vom neuen Album - waren meine Bedenken weg. Die Notwist-Masterminds müssen mit sich zufrieden gewesen sein, alles klang perfekt! Von fehlender Routine mit dem neuen Material war nichts zu spüren. Der Abend würde also toll werden!

Und das wurde er, oh ja!


Die neue Platte, an der die Band 18 Monate gearbeitet habe, ist wieder einmal ein großer Wurf. Ein paar der Stücke sind seit einer Weile Teil des Liveprogramms (Casino z.B. und wahrscheinlich auch They follow me). Der Rest - vier weitere Stücke - überzeugten genauso. Ganz fantastisch ist Kong, mir gefiel aber Into another tune mit seinem unwiderstehlich treibenden Rhythmus und dem nochmal toller treibenden anderen Rhythmus am Ende am besten. Nicht unbedingt ein Stück aus der ersten Reihe aber eine sagenhafte Perle!


Nach dem Dreierblock zu Beginn kamen viele der großen Songs der neueren Band-Phase. Besonders auffällig dabei waren die ineinander gespielten Neon golden (dessen Liveversion mir nicht so gut wie ältere gefiel) und Pilot. Aber herausragend in dieser Konzertphase war das wunderschöne Gloomy planets.

Daß das alles schon ein solch großes Vergnügen war, liegt natürlich in allererster Linie an der Band. Der perfekte Sound und das tolle Licht sorgten aber dafür, daß deren Kunst nicht verpuffte. Ich war noch nie in der (nicht mehr ganz so) neuen Halle des Schlachthofs und sie begeisterte mich sofort. Das Rhein-Main-Gebiet ist nicht bekannt für gute mittelgroße Konzertsäle (die Stadthallen des Umlands sind gruselig!), die Wiesbadener Schlachthofhalle ist ein echter Qualitätssprung! Weil die Halle schön breit ist, staute es sich auch nicht so fies wie beispielsweise in der Live Music Hall oder schlimmer in der Essigfabrik in Köln.

Mit Gravity endete nach gut 65 min der erste Teil. Daß es Zugaben geben würde, war klar. Wie viel Spaß The Notwist dieser Abend offenbar bereitete, erst nach und nach. 

Es ging weiter mit One with the freaks, bevor mit Run run run das letzte neue Stück gespielt wurde. Run run run hat einen tollen Vibraphon-Beginn, überzeugte aber auch danach voll und ganz...! Danach noch Consequence und niemand wäre auch nur ansatzweise unzufrieden gewesen, wenn die Saalmusik angegangen wäre.


Aber die Bayern kamen zurück, wussten aber nicht recht, was sie spielen sollten. "Wir könnten ein älteres Stück spielen, das wir lange nicht gespeilt haben. Wenn ich den Text nicht mehr weiß, müßt ihr laut mitsingen," warf Sänger Markus Acher ein. Bruder Michael entgegnete "das ist doch wie Fahrrad fahren!" Das Lied - One dark love poem von Nook - funktionierte ausgezeichnet! Das ließ sie offenbar verwegen werden, es ging nämlich noch weiter. Mit Puzzle von 12 mit genauso vielen lauten Gitarren und Chemicals von Shrink. Und dann war Schluß. Jedenfalls für viele, die den Saal verließen. Da aber weder Licht noch fremde Lieder angingen, blieben wir und bekamen als siebte Zugabe das wundervolle Gone gone gone

Nein, The Notwist können auf dieser Tour nicht mehr besser werden. Aber jedes Konzert, bei dem sie halbwegs so gut wie beim Auftakt sein werden, ist ein grandioses!

Daß das extrem empfehlenswerte Phono Pop Festival in Rüsselsheim The Notwist am frühen Abend als Headliner bekanntgegeben hatte, war dann noch das Sahnehäubchen auf einem sagenhaften Eisbecher!

Setlist The Notwist, Schlachthof, Wiesbaden:

01: They follow me
02: Close to the glass
03: Kong
04: Boneless
05: Pick up the phone
06: Into another tune
07: This room
08: Gloomy planets
09: Neon golden
10: Pilot
11: Casino
12: Gravity

13: One with the freaks (Z)
14: Run run run (Z)
15: Consequence (Z)


16: One dark love poem (Z)
17: Puzzle (Z)
18: Chemicals (Z)

19: Gone gone gone (Z)

Vergessen habe ich noch die ausgezeichnete Vorgruppe Aloa Input, die mir viel Spaß gamecht haben und die hier besser beschrieben werden, als ich es könnte!

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Notwist, Düsseldorf, 03.10.12
- The Notwist, Düsseldorf, 03.10.12
- The Notwist, Frankfurt, 22.06.12
- The Notwist, Nijmegen, 22.01.12
- The Notwist, Paris, 20.01.12
- The Notwist, Köln, 14.04.09
- The Notwist, Hamburg, 23.08.08
- The Notwist, Melt!, 19.07.08



 

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