Sonntag, 2. Februar 2014

Glasvegas, Köln, 26.01.2014


Konzert: Glasvegas
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 26.01.2014
Dauer:Glasvegas 105min, Charter 35min
Zuschauer: max. 400, nicht ausverkauft



Glasvegas. Einer der wohlklingendsten Bandnamen überhaupt. Banalerweise nur die Mischung aus dem Tribut an die bodenständige schottische Heimat und dem klassischen Hauch Amerika mit seinen glitzernden verheißungsvollen Metropolen. Wenn der Name im negativen Sinne zum Programm wird...

Ich persönlich ließ mich von meiner Liebe zum schweren schottischen Akzent, dem stark von Van Gogh inspirierten Plattencover ihres Debütalbums und der schmerzhaften Melancholie des Nachfolgewerks EUPHORIC///HEARTBREAK\\\ sehr schnell um den Finger wickeln. Ende 2013 folgte dann Album Nummer drei der Alternative-Rock-Band aus Glasgow namens Later...When The TV Turns To Static, das wohl in etwa dem Mittelweg zwischen Stadionatmosphäre von Album Nummer eins und alles überlagerndem vor Pathos triefendem Herzschmerz von Album Nummer zwei entspricht.

Als freudige Überraschung an einem sonst mäßig euphoriebeladenen Abend fand meine erste Live-Begegnung mit Glasvegas im letzten Herbst im Vorprogramm von Hurts statt. Wenige schrammelnde Songs, kaum verständliche Vocals, Stroboskoplichtgewitter und ein Frontmann der wahlweise mit Lederjacke oder knappgeschnittenem Oberteil wortkarg aber doch irgendwie sympathisch den Rockstar markiert. Weite Teile der Hurts-Fanmeute zeigten sich schockiert, doch für mich war es seltsamerweise haargenau das, was ich mir ausgemalt hatte. Also einige Monate später dann mit einer gefährlichen Mischung aus Skepsis und Neugier trotz Kälte, Dunkelheit, Regenwetter und ausgeprägter Sonntagslethargie ab zum Tourauftakt ins Kölner Gebäude 9 – perfekte Voraussetzungen also für einen Abend, der hinter den Erwartungen zurückbleiben wird.

Während der Vorgruppe Charter ist das recht kleine Gebäude 9 maximal halb gefüllt. Interessanterweise, aber trotzdem sehr unangenehmerweise, fast schon verärgerte Stille seitens des Publikums, als bei der Vorstellung der Band erwähnt wird, dass sie aus Berlin kommen. Tja, dafür gibt’s wohl mittlerweile aus Prinzip keinen Applaus mehr. Viel mehr Worte kann ich leider über die Vorband auch nicht verlieren, um keine schlechten Worte verlieren zu müssen. Zu unausgegoren und zugleich deutlich repetitiv gestaltet sich das dargebotene Set. Über weite Strecken leider nur höflicher Applaus, statt ehrlicher Begeisterung.

So sehr es mir das Herz bricht, wird die mittelmäßige Stimmung, die sich während der Vorgruppe bereits angekündigt hatte, den Abend maßgeblich bestimmen und vielleicht wären die Menschen, die sich während der Vorgruppe noch einfanden, besser wahlweise auf ihrer Couch oder gleich im warmen Bett liegen geblieben. Das Set beginnt mit dem Titelsong des aktuellen Albums, der leider nicht besonders zu überzeugen weiß. Zu leiernd, zu wenig Inhalt. Man könnte die mangelnde Stimmung natürlich auf den Sonntagabend schieben, man könnte anmerken, dass es sich um den ersten Abend der Tour handelt, dennoch wären das alles nur Ausflüchte, da eine wirklich gute Band genau diese Stimmung zu vertreiben weiß bzw. sich davon bestenfalls nicht beeinträchtigen lässt. 

Vor allem bei Songs von EUPHORIC///HEARTBREAK\\\ jedoch macht sich bemerkbar, dass Glasvegas auch anders können. Euphoria, Take My Hand, The World Is Yours und auch Lots Sometimes, das den Abend überzeugend beschließt, retten in Ergänzung mit It Is My Own Cheating Heart That Makes Me Cry und Geraldine des Debütalbums den Abend halbwegs.


Diesen zu wenigen Glanzpunkten sind aber zu viele Schwachpunkte gegenübergesetzt, die sich vor allem in den ruhigen Momenten bemerkbar machen, in denen die Stimme des Sängers James Allan nicht alleine zu tragen vermag. Irgendwo zwischen verschiedenen Stilen, großen Gefühlen und Fußballgesängen scheinen Glasvegas sich verloren zu haben. Die Songs des neuen Albums wissen halbwegs zu überzeugen; das zutiefst dunkle I'd Rather Be Dead (Than Be With You) beispielsweise sehr schön mit mehrstimmigem und mehrhändigem Klavierspiel in Szene gesetzt. Auch das Zusammenspiel mit dem Publikum spiegelt den Abend adäquat wider – höflich, charmant und in manchen Momenten sichtlich bemüht, aber irgendwie fehlt im großen Ganzen das gewisse Etwas.

Objektiv betrachtet eine solide Leistung, mehr aber, trotz aller Sympathie für die nette Band von Nebenan, leider nicht. Definitiv lässt sich hier keine bedingungslose Empfehlung aussprechen, aber für Freunde heiserer Krächzvocals und breiter von schwerem schottischen Dialekt plattgewalzter Lyrics trotzdem mal ganz nett. In den Momenten in denen sich Glasvegas merklich in ihrer Musik fallen lassen können blitzt glücklicherweise aber durch, was an diesem Abend wohl noch möglich gewesen wäre. Schade, maybe next time.


Setlist: Glasvegas. 26.01.2014. Gebäude 9 Köln


01 Later... When The TV Turns To Static
02 Youngblood
03 It Is My Own Cheating Heart That Makes Me Cry
04 Euphoria, Take My Hand
05 I Feel Wrong (Homosexuality, Part One)
06 If
07 Secret Truth
08 The World Is Yours
09 Dream Dream Dreaming
10 Geraldine
11 Ice Cream Van
12 Go Square Go

13 Flowers & Football Tops (Z)
14 I'd Rather Be Dead (Than Be With You) (Z)
15 Daddy's Gone (Z)
16 Lots Sometimes (Z)


Aus dem Archiv:




1 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Hmm. Meine Berichte aus Paris wurden unten nicht verlinkt. Die gehören aber auch zum Archiv, gell? :)

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates