Konzert: Glasvegas
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 26.01.2014
Dauer:Glasvegas 105min, Charter 35min
Zuschauer: max. 400, nicht ausverkauft
Glasvegas.
Einer der wohlklingendsten Bandnamen überhaupt. Banalerweise nur die
Mischung aus dem Tribut an die bodenständige schottische Heimat und dem klassischen
Hauch Amerika mit seinen glitzernden verheißungsvollen Metropolen. Wenn der Name im negativen Sinne zum Programm wird...
Ich
persönlich ließ mich von meiner Liebe zum schweren schottischen
Akzent, dem stark von Van Gogh inspirierten Plattencover ihres
Debütalbums und der schmerzhaften Melancholie des Nachfolgewerks EUPHORIC///HEARTBREAK\\\ sehr schnell um den Finger wickeln.
Ende 2013 folgte dann Album Nummer drei der Alternative-Rock-Band aus
Glasgow namens Later...When The TV Turns To Static, das wohl in
etwa dem Mittelweg zwischen Stadionatmosphäre von Album Nummer eins
und alles überlagerndem vor Pathos triefendem Herzschmerz von Album
Nummer zwei entspricht.
Als
freudige Überraschung an einem sonst mäßig euphoriebeladenen Abend
fand meine erste Live-Begegnung mit Glasvegas im letzten Herbst im
Vorprogramm von Hurts statt. Wenige schrammelnde Songs, kaum
verständliche Vocals, Stroboskoplichtgewitter und ein Frontmann der
wahlweise mit Lederjacke oder knappgeschnittenem Oberteil wortkarg
aber doch irgendwie sympathisch den Rockstar markiert. Weite Teile
der Hurts-Fanmeute zeigten sich schockiert, doch für mich war es
seltsamerweise haargenau das, was ich mir ausgemalt hatte. Also
einige Monate später dann mit einer gefährlichen Mischung aus
Skepsis und Neugier trotz Kälte, Dunkelheit, Regenwetter und
ausgeprägter Sonntagslethargie ab zum Tourauftakt ins Kölner
Gebäude 9 – perfekte Voraussetzungen also für einen Abend, der
hinter den Erwartungen zurückbleiben wird.
Während
der Vorgruppe Charter ist
das recht kleine Gebäude 9 maximal halb gefüllt.
Interessanterweise, aber trotzdem sehr unangenehmerweise, fast schon
verärgerte Stille seitens des Publikums, als bei der Vorstellung der
Band erwähnt wird, dass sie aus Berlin kommen. Tja, dafür gibt’s
wohl mittlerweile aus Prinzip keinen Applaus mehr. Viel mehr Worte
kann ich leider über die Vorband auch nicht verlieren, um keine
schlechten Worte verlieren zu müssen. Zu unausgegoren und zugleich
deutlich repetitiv gestaltet sich das dargebotene Set. Über weite
Strecken leider nur höflicher Applaus, statt ehrlicher Begeisterung.
So
sehr es mir das Herz bricht, wird die mittelmäßige Stimmung, die
sich während der Vorgruppe bereits angekündigt hatte, den Abend
maßgeblich bestimmen und vielleicht wären die Menschen, die sich
während der Vorgruppe noch einfanden, besser wahlweise auf ihrer
Couch oder gleich im warmen Bett liegen geblieben. Das Set beginnt
mit dem Titelsong des aktuellen Albums, der leider nicht besonders zu
überzeugen weiß. Zu leiernd, zu wenig Inhalt. Man könnte die
mangelnde Stimmung natürlich auf den Sonntagabend schieben, man
könnte anmerken, dass es sich um den ersten Abend der Tour handelt,
dennoch wären das alles nur Ausflüchte, da eine wirklich gute Band
genau diese Stimmung zu vertreiben weiß bzw. sich davon bestenfalls
nicht beeinträchtigen lässt.
Vor
allem bei Songs von EUPHORIC///HEARTBREAK\\\ jedoch macht sich
bemerkbar, dass Glasvegas auch anders können. Euphoria, Take My
Hand, The World Is Yours und auch Lots Sometimes, das
den Abend überzeugend beschließt, retten in Ergänzung mit It
Is My Own Cheating Heart That Makes Me Cry und Geraldine des
Debütalbums den Abend halbwegs.
Diesen zu wenigen Glanzpunkten sind
aber zu viele Schwachpunkte gegenübergesetzt, die sich vor allem in
den ruhigen Momenten bemerkbar machen, in denen die Stimme des
Sängers James Allan nicht alleine zu tragen vermag. Irgendwo
zwischen verschiedenen Stilen, großen Gefühlen und Fußballgesängen
scheinen Glasvegas sich verloren zu haben. Die Songs des neuen Albums
wissen halbwegs zu überzeugen; das zutiefst dunkle I'd Rather Be
Dead (Than Be With You) beispielsweise sehr schön mit
mehrstimmigem und mehrhändigem Klavierspiel in Szene gesetzt. Auch
das Zusammenspiel mit dem Publikum spiegelt den Abend adäquat wider
– höflich, charmant und in manchen Momenten sichtlich bemüht, aber
irgendwie fehlt im großen Ganzen das gewisse Etwas.
Objektiv
betrachtet eine solide Leistung, mehr aber, trotz aller Sympathie für
die nette Band von Nebenan, leider nicht. Definitiv lässt sich hier
keine bedingungslose Empfehlung aussprechen, aber für Freunde
heiserer Krächzvocals und breiter von schwerem schottischen Dialekt
plattgewalzter Lyrics trotzdem mal ganz nett. In den Momenten in
denen sich Glasvegas merklich in ihrer Musik fallen lassen können
blitzt glücklicherweise aber durch, was an diesem Abend wohl noch
möglich gewesen wäre. Schade, maybe next time.
Setlist:
Glasvegas. 26.01.2014. Gebäude 9 Köln
01
Later... When The TV Turns To Static
02
Youngblood
03
It Is My Own Cheating Heart That Makes Me Cry
04
Euphoria, Take My Hand
05
I Feel Wrong (Homosexuality, Part One)
06
If
07
Secret Truth
08
The World Is Yours
09
Dream Dream Dreaming
10
Geraldine
11
Ice Cream Van
12
Go Square Go
13
Flowers & Football Tops (Z)
14
I'd Rather Be Dead (Than Be With You) (Z)
15
Daddy's Gone (Z)
16
Lots Sometimes (Z)
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1 Kommentare :
Hmm. Meine Berichte aus Paris wurden unten nicht verlinkt. Die gehören aber auch zum Archiv, gell? :)
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