Mittwoch, 5. Februar 2014

Moonface, Köln, 04.02.14


Konzert: Moonface
Ort: Theater der Wohngemeinschaft, Köln
Datum: 04.02.2014
Dauer: knapp 70 min
Zuschauer: ca. 60 (fast ausverkauft) 



Spencer Krug aus Kanada war bei einigen der besten Konzerte meines Lebens beteiligt. Nie werde ich zum Beispiel den Auftritt von Wolf Parade (der bekanntesten der zahlreichen Bands, in denen Spencer gespielt hat) im Luxor vergessen, bei der der Musiker mit einem Weckmann*, den er nicht essen mochte, Keyboard gespielt hat. Aber vor allem meine beiden Sunset Rubdown Konzerte gehören musikalisch zu den Höhepunkten der letzten Jahre. Sunset Rubdown ist eine der besten unbekannten Bands, ihre Liveauftritte waren selten, an merkwürdigen Orten (Wetzlar!) und herausragend.

Ich hatte vor dem heutigen Moonface-Konzert nicht den Fehler gemacht Spencers Solo-Klavier-Show mit diesen Vorbildern zu vergleichen. Allerdings lag es sicher nicht an diesem Trick, daß das Konzert, in dem vor allem Lieder seiner 2013er Platte gespielt wurden, hervorragend war. "I'll play piano for about an hour." Mehr passiere nicht, wir könnten zwischendurch gerne rausgehen und rauchen.

Und dann goß sich der Musiker einen Drink ein, setzte sich auf den Klavierhocker, auf dem drei dicke Kissen lagen und begann das erste Lied seiner aktuellen Platte. Love the house you're in hatte zwar noch nicht die typische Spencer-Krug-Struktur, also zig Melodie- und Tonartwechsel, bestach aber durch etwas anderes. Am Ende des Stücks spielte Spencers linke Hand die Melodie, während die rechte wie ein Vibraphon die immer gleichen Töne schnell hintereinander anschlug. "I'll play piano" war schon hier gnadenlos untertrieben!

Etwas später kam die erste Rock-Oper - mein Kosename für die verschachtelten Sunset Rubdown Lieder, die dazu noch großartige Namen wie Apollo and the buffalo and Anna Anna Anna oh! oder Snakes got a leg I bis III haben - die beiden Lieder Barbarian und Barbarian II als eines gespielt mit aufgestampftem Fuß, mit repetetiver drei-Noten-Melodie in der Mitte, eindrucksvoll!


Noch vor den wirren Melodien ist natürlich Spencers Stimme das wichtigste Element seiner Musik. Daher macht es auch nicht viel aus, mit welchen Instrumenten er sich begleitet, ob mit Keyboard und Gitarren wie bei Wolf Parade und Sunset Rubdown oder eben nur mit Klavier wie heute, die Lieder klingen nach ihm. Inhaltlich handeln die meisten Titel von glücklichen oder ehemaligen Lieben, das neue City wrecker, das der Sänger am Ende vortrug, handelte von einer Jenny Lee, das Album ist einer Julia gewidmet, vielleicht der Frau, die der Grund seines Umzugs von Montreal nach Helsinki war.

"There are a lot of love songs on this album, this is the cheesiest one," kündigte Spencer Krug November 2011 an, das am Ende herrlich laut wurde! 

Mein Liebling des Abends war das Doppel Everyone is Noah, everyone is the Ark / Your chariot awaits, dessen erste Hälfte mich (wieso auch immer) an Mercury Rev erinnerte, während Your chariot awaits einen wundervollen Refrain hat. Großartig!

Nach neun Liedern vom Julia-Album und dem Jenny-Lee-Stück City wrecker folgte ein zweites unveröffentlichtes Stück (Helsinki, winter 2013) als Zugabe, das sich nahtlos in den Rest einpasste. 

Natürlich ersetzte diese Solo-Piano-Show mir kein Sunset Rubdown Konzert, es war aber eine fabelhafte Ersatzdroge! Vermutlich würde ich auch zu einem Spencer Krug Konzert gehen, wenn er eine Blockflötenband gründet. Denn auch das würde toll!

Setlist Moonface, Die Wohngemeinschaft, Köln:

01: Love the house you're in
02: Black is back in style
03: Barbarian
04: Barbarian II
05: November 2011
06: Dreamy summer
07: Everyone is Noah, everyone is the Ark
08: Your chariot awaits
09: City wrecker (neu)
10: Julia with blue jeans on

11: Helsinki, winter 2013 (neu) (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Sunset Rubdown, Brüssel, 19.09.09
- Sunset Rubdown, Wetzlar, 21.04.09
- Wolf Parade, Wien, 22.09.10
- Wolf Parade, Paris, 18.09.10
- Wolf Parade, Brüssel, 16.05.10
- Wolf Parade, Köln, 03.12.08


* ein Hefegebäck-Mann




1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Was ich grandios fand:

das ganze Konzert

sehr sympathischer Spencer

Tolle Location, da komme ich gerne wieder

Was ich schade fand:

kein Flügel

die Akkustik war nicht die Beste und das Klavier fand ich vom Klang her auch nicht so berrauschend

(keine Umsetzung auf Klavier von einem der Songs aus Heartbreaking Bravery)


Was in dem Bericht fehlt:

Spencer als Prinzessin auf der Erbse

Hat der sich da Sprite + Whiskey zusammen gemixt?

Mitteilungsbedürfnis von dem Herrn aus der ersten Reihe bzgl auf Bühne sitzen dürfen oder der gute süße Senf aus Helsinki

 

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