Teil 2 mit Lavinia Meijer und José González
Ort: Muziekgebouw Eindhoven
Datum: 7. Februar 2014
Dauer: knapp 40 min und 60 min
Zuschauer: etwa 400 und etwa 1000
You left a lovestain on my heart
Im zweiten Teil des Abends in Eindhoven stand für mich zunächst die Harfenistin Lavinia Meijer im kleinen Saal auf dem Programm. War es bei Douglas Dare noch nur locker gefüllt gewesen, war nun anscheinend das Publikum des Abends beisammen und der kleine Saal so gefüllt, dass auch Leute stehen blieben. Was aber in dem Saal rein gar nichts machte. Man konnte sich auch gut auf Treppen und Brüstungen setzen und hatte die Bühne trotzdem gut im Blick. Es war durchgängig eine aufmerksame Stille im Saal.
Lavinia stammt aus Korea und ist in einer niederländischen Familie aufgewachsen. Sie ist in der klassischen Musik eine preisgekrönte Künstlerin, aber mit ihrem randständigen Instrument immer auch am Rande der Genres. An diesem Abend hatte sie ein sehr interessantes Programm für uns vorbereitet. Als Verbeugung vor dem Künstlerkollegen hatte sie zwei Stücke von Ólafur Arnalds adaptiert - sie passen natürlich auch hervorragend in die romantische Harfenfarbe. Anschließend wurde es aber sehr schräg. Bei Cities change the songs of birds wurden Verwünschungen und andere verstörende Texte von am Rande der Gesellschaft lebenden eingespielt und mit der Harfenmusik beantwortet. Sehr packend und auch bedrückend.
Mit Metamorphosis durfte es dann wieder etwas versöhnlicher weitergehen und für Karma Police gab es ganz besonders viel Beifall. Ich fand die etwa 40 min sehr interessant und die Künstlerin machte einen sehr, sehr sympatischen Eindruck. Einige Male fiel ihr das Mikro nach einer 270 Grad Umlaufbahn von hinten in den Rücken und es gab ordentlich Gelächter von ihr selbst über ihre Ungeschicklichkeit.
Setlist:
1. Tomorrow's Song (Ólafur Arnalds)
2. Erla's Waltz (Ólafur Arnalds)
3. Cities change the songs of birds (Jacob ter Veldhuis, 3 parts)
Lying Piece of Shit,
From the time she was a baby,
That's it, your honour
4. Metamorphosis II & IV (Philip Glass)
5. Karma Police (Radiohead)
Anschließend war José González im großen Saal "dran". Der Saal war jetzt tatsächlich auch in den oberen Tribünen ziemlich auf die letzten Plätze gefüllt. Im Vorfeld hatte ich mich nicht sehr stark mit der Musik von José González auseinandergesetzt. Er hat eine gut wiedererkennbare Stimme mit einem ganz eigentümlichen Timbre und einer beruhigenden und warmen Ausstrahlung. Aber eigentlich erschien es mir in Summe zu einförmig und nicht interessant genug. Aber in einem so schönen Saal kann man ja einfach auch die Augen zumachen und sich überraschen lassen.
Und überrascht wurde ich auf mehreren Ebenen. Zunächst damit, dass er allein mit Gitarre die Bühne betrat (ich hatte orchestrale Begleitung erwartet) und dann damit, dass ich tatsächlich anschließend eine berauschende Konzertstunde erlebte. Ich lehnte mich innerlich zurück um mich ein bisschen auszuruhen und wurde von seiner Musik an die Hand genommen und war einfach nur restlos glücklich und entspannt. Nach einiger Zeit kamen zwei weitere Musiker auf die Bühne und klatschten erst vom Rand her den Takt zu Lovestain. Anschließend nahmen sie Plätze am Flügel und am Schlagzeug ein und begleiteten José González für den Rest des Programms (außer der Zugabe).
Für die zweite Hälfte kamen schließlich auch Orchestermusiker auf die Bühne und bestätigten meine anfängliche Erwartungshaltung. Natürlich fügte das auch neue Farben zur Musik. In Stay alive könnte man schon fast Angst bekommen, nun sei es zu glatt und pop-affin, aber die Geigen machten keinen klebrigen Überzug, sondern setzten emotionale Glanzpunkte: Don't let the darkness eat you up. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch Teardrops. Angeregt sicher durch den Fakt, dass ich das Original von Massive Attack seit Jahren kenne und liebe, aber die Version hier auf der Bühne war auch ganz besonders packend.
Als Belege dafür gibt es auch einige Videoaufzeichnungen, von denen ich zwei hier einfügen möchte. Aber sehr, sehr eindrücklich in Erinnerung ist mir geblieben, wie dieser Mann nur mit seiner Gitarre in der Lage war, mich so zu verzaubern und einen Abdruck auf meinem Herzen zu hinterlassen ... und seine ganz eigene Technik, die Gitarre zu stimmen während perlende Akkorde erklingen.
Ein dritter Bericht wird sich noch meinem privaten Höhepunkt My brightest Diamond widmen!
Setlist José Gonzalez
(alle Titel vom Album Veneer, 2003, wenn nicht anders bezeichnet)
1: Deadweight on Velveteen
2: Hints
3: Crosses
4: Lovestain
5: neuer Song
6: Line of Fire (Junip)
7: Down the Line (*)
8: Stay Alive (Album: The Secret Life Of Walter Mitty)
9: Hand on Your Heart (Kylie Minogue cover)
10: Cycling Trivialities (*)
11: Teardrop (Massive Attack cover)
12: Heartbeats (The Knife cover)
13: Broken Arrows (Z)
(*) vom Album: In our nature
Konzertvorschau:
26. Februar 2014 Lavinia Meijer in Berlin @ Passionskirche
13. Mai 2014 Junip in Hamburg @ Elbphilharmonie
Aus unserem Archiv:
Junip, Paris, 05.06.10
Einladung zum Cross-linx
Teil 1 mit Ólafur Arnalds und Douglas Dare
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