Freitag, 21. Februar 2014

Ólafur Arnalds, Eindhoven, 07.02.14


Cross-linx Festival 2014
  Teil 1 mit Douglas Dare und Ólafur Arnalds
Ort: Muziekgebouw Eindhoven
Datum: 7. Februar 2014
Dauer: mehr als 45 min und 60 min
Zuschauer: etwa 200 und etwa 1000

  
Der entscheidende Impuls zum Cross-linx zu fahren war mein Wunsch, My brightest Diamond live zu erleben. Hochwillkommene Draufgabe war, dass es an einem besonderen Ort ein ganz besonderer Abend werden würde. 

In zweiter Linie schaute ich auf das Konzert von Ólafur Arnalds mit gewisser Vorfreude. Wir sind Freunde, seit 2007 Die VISIONS mir seine Eulogy for Evolution empfahl, die sich seitdem noch nicht müde gelaufen hat. Ich weiß, dass mich die Liebe zu seiner Musik mit vielen Menschen verbindet, aber ich stehe doch noch immer etwas schämig in der Ecke, wenn ich darüber sprechen soll, was seine hochemotionalen Klavier- und Streicherklänge so diametral von dem unterscheidet, was als leichte Klassikkost in den Fahrstühlen und Hotellobbies dieser Welt bei mir Brechreiz auslöst. Immer nimmt mich seine Musik mit auf Entdeckungsreise und lässt mich nicht kalt. 


Überdies passierte es über die Zeit, dass der Künstler mir auch als Person sehr nah geworden ist - als Mensch, der mich in seiner Art, in der Welt zu sein, sehr interessiert. Er hat eine so geerdete Präsenz in Interviews oder wenn er seine Hörer in sein eigenes Wohnzimmer holt, um dort Musik zu machen und zu teilen. So typisch für die Künstler, die beim Label Erased Tapes zusammen arbeiten. Dabei ist er die letzten Jahre ständig um die ganze Welt getourt und hat auch mit Filmmusiken (zB. Hunger Games und Broadchurch) einige Aufmerker gesetzt und Preise gewonnen. Er ist im Business angekommen ohne für mich sichtbare Blessuren und Verfremdungen.


Schön, ihn nun endlich auch einmal live zu erleben und das so bequem in einem wunderschönen Raum sitzend, mit Garantie auf ein aufmerksames Publikum und in einer Besetzung, die noch ordentlich eins drauf setzen würde. Zunächst war aber alles ganz unspektakulär. Die Musiker - etwa 20 Streicher und Bläser der Philharmonie Zuidnederland
und seine Mitmusiker Björk Óskarsdóttir, Siun Milne, Karl Pestka and Hallgrímur Jensson kamen auf die Bühne mit dem Dirigenten Clark Rundell und Ólafur Arnalds begrüßte sein Publikum mit dem Wunsch, zwei Töne zu singen. Diese nahm er mit einem iPad auf, loopte und verwendete es für den ersten Song Þú ert sólin (Du bist die Sonne) vom Album ...and they have escaped the weight of darkness


Er selbst saß am Flügel, hatte aber stets das iPad griffbereit obenauf liegen und neben sich noch zwei Computer - einen für die eindrucksvollen Projektionen und einen weiteren für Soundschnipsel. Sehr virtuos setzte er Rhythmen ein, die zum Teil auch mit Lichteffekten gekoppelt waren. Die Dynamik war so, dass in den leisen Teilen sogar die Lüftung störend zu hören war und leider kamen in der ersten halben Stunde noch ständig trappelnd neue Zuhörer dazu. Das war doch sehr störend. Denn was uns von der Bühne her präsentiert wurde war unglaublich packend in den ganz leisen Passagen wie in den Ausbrüchen in Rhythmen und Licht.


Im Verlauf des Konzertes erklang mit Sudden Throw, Brim, This place was a shelter, Hands, be still, Only the winds viele Stücke vom aktuellen Album For now I am winter aber mit  Gleypa Okkur vom Album … and They Have Escaped the Weight of Darkness und 3326 vom Eulogie-Album gab es auch zwei weitere ältere Songs. In dem Moment, wo die Steigerung in 3326 fast nicht mehr zu ertragen war, setzte ein überirdisch schönes Geigensolo ein. Da blieb mir wirklich die Luft weg. Auch die Gewöhnung gerade an dieses so vertraute Stück konnte den Zauber des Momentes nicht dämpfen.



Und auch dies ließ sich noch steigern, indem Arnór Dan Arnarson (Sänger der Band Agent Fresco) den Songs  For now I am winter, A Stutter und Old skin (alle vom aktuellen Album For now I am winter) seine Stimme lieh. Einen kongeniale Ergänzung zu der sonst ja rein orchestralen Musik, die bei mir an dem Abend so ankam wie beim Schlusssatz von Beethovens neunter Symphonie, wo der Chor erklingt, weil die menschliche Stimme das Fass zum überlaufen bringen kann. 

Fast tänzelnd klang das Set mit  Near Light (Living room songs EP) aus und ließ mich mit dem Gefühl zurück, etwas einmaliges miterlebt zu haben. Ein rundum wunderbarer, wuchtiger Abend voller Emotionen und Glück. Und das war erst der Anfang.




Setlist Ólafur Arnalds:
1: Sudden Throw
2: Brim
3: This Place Was a Shelter
4: Hands, Be Still
5: Only the Winds
6: Gleypa Okkur
7: 3326
8: For Now I Am Winter (with Arnór Dan)
9: A Stutter (with Arnór Dan)
10: Words of Amber
11: Old Skin (with Arnór Dan)
12: Near Light 



Mein erstes Konzert des Abends war jedoch Douglas Dare gewesen. In der kleinen Bühne war er am Piano mit einem Mann am Schlagzeug aufgetreten. Über die ersten Stücke stahl ihm meiner Meinung nach sein Schlagzeuger eindeutig die Show (in der zweiten Hälfte des folgenden Videos sieht man wie ich das meine).



Ich fand sein Spiel faszinierend und filigran. Die Stimme von Douglas Dare ist weich und schmeichelnd und mit Caroline hatte er auch einen tollen Hit mitgebracht. Alles in allem war das Set deshalb ein sehr gelungener Auftakt des Abends für mich gewesen. Einzig schade war, dass ich das Konzert vorzeitig verlassen musste, um rechtzeitig bei Ólafur Arnalds sein zu können.



Konzertvorschau:
Ólafur Arnalds im Konzerthaus Dortmund am 23. März 2014



Aus unserem Archiv:
Einladung zum Cross-linx 
Douglas Dare und Ólafur Arnalds, Wiesbaden, 22.05.2013
Ólafur Arnalds, Köln, 11.08.2008




1 Kommentare :

Catweazle hat gesagt…

So so, Gudrun, da beschwerst Du dich also über die Leute, die während des Konzerts zu Ólafur Arnalds kamen, und gehörst selbst zu denen, die uns durch ihr vorzeitiges Gehen bei Douglas Dare gestört haben ;) Nee, im Ernst, war schade, dass man nicht beides komplett haben konnte! (Wir waren übrigens auch in erster Linie wegen My Brightest Diamond da und sind gespannt auf Deinen Bericht!)

 

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