Konzert: Fleet Foxes (Blitzen Trapper)
Ort: Le Grand Rex, Paris
Datum: 16.09.2009
Zuschauer: wahrscheinlich ausverkauft, also 2.500
Konzertdauer: etwa 85 Minuten
Da Christoph mit seinem Bericht über das vorangegangene Konzert der Fleet Foxes noch um die Ecke gebogen ist, muß ich unhöflicherweise schon einmal vorgreifen. Ja, die Füchse waren gut, aber grandios wie sie unser Kommentator Michael in Luxemburg erlebt habt, fand ich sie nicht! Und Euphorie kam auch nicht wirklich auf, sieht man mal davon ab, daß sich das trantütige Publikum beim abschließenden Blue Ridge Mountains zum ersten und einzigen Mal von den überbequemen Kinosesseln erhob und endlich einmal so richtig mitging. Es hatte also fast 80 Minuten gedauert, bis Stimmung in die Bude kam. Die "Bude" war in diesem Falle das Grand Rex, ein ziemlich großer Saal, der an anderen Tagen auch als Kino dient. Zu gemütlich hatten es sich die gestressten Großstädter während des Konzertes gemacht und bräsig in den caramellbraunen Ledersesseln gelümmelt. Dabei wäre gerade heute die Gelegenheit gewesen, sich zu bewegen, denn nie zuvor waren die Fleet Foxes lauter, druckvoller und schmissiger! Vorgenannte Adjektive beziehen sich allerdings auf die musikalische Performance, was den körperlichen Einsatz, die Kommunikation- sowohl mit dem Publikum als auch untereinander - und die Leidenschaft betrifft, müssen, Bandchef Robin Pecknold mal ausgenommen, leider schon wieder Abzüge gemacht werden. Zu schüchtern und in sich gekehrt wirkte erneut der unglaublich jung aussehende Gitarrist Skye Skjelset, zu statisch, ja fast hölzern Bassist Christian Wargo und die andern beiden, also Orgler und Mandolinspieler Casey Wescott und Drummer Josh Tillman (der davon berichtete, daß er während einer französischen TV Show vor ein paar Wochen von (Schweine?) Grippe geschwächt spielen musste) sah man mangels hinreichender Beleuchtung fast gar nicht.
Eingespieltheit konnte man ihnen allerdings nicht vorwerfen, ihr Set flutschte nach den unendlich vielen Konzerten der vergangenen 12 Monate wie geschmiert. Songs wie White Winter Hymnal und Your Protector können sie wohlmöglich nun im Schlaf runterbeten und ich frage mich, ob ihnen die Stücke nicht schon langsam zum Halse heraushängen. An ihrer zeitlosen Schönheit ändert das freilich nichts und die herrlichen Chorgesänge sind einfach einmalig. Dennoch: die besten Stellen hatte das Konzert dann, wenn noch nicht totgenudelte, vielversprechende Neuheiten wie Bedouin Dress und Blue Spotted Tail ( ein wunderschönes Lied!) angestimmt wurden und - wie schon in der Cigale vor ein paar Monaten - wenn Bandleader Robin Pecknold ganz alleine agierte. So war der Tiger Mountain Peasant Song nach wie vor ein unglaublich betörendes Kleinod, das als Zugabe spendierte Traditional Katie Cruel sehr nahegehend und das mit herzzereissender Inbrunst intonierte Oliver James ein Hammer sondersgleichen.
Fazit: Musikalisch war die Band glänzend aufgelegt, der Kontakt zu dem Publikum und der körperliche Einsatz hätte aber höher sein können. Die Stimme von Pecknold, der ab und zu einmal Unverständliches in seinen Bart murmelte, ist und bleibt eine Sensation!
So, jetzt bist Du am Zug, Christoph.
Die Setlist im Grand Rex entsprach ziemlich (höchstwahrscheinlich ganz) genau derjenigen von Luxemburg.
Pour nos lecteurs français: Une chronique de ce concert va venir très bientot!
Links:
Hier ein feines Video von dem Konzert der Fleet Foxes im Pariser Grand Rex von Uschi aus Dortmund. Gemeinsam mit Blitzen Trapper spielt man Blue Ridge Mountains.
Hier ein Livevideo vom Amsterdamer Paradiso. Die Fleet Foxes spielen den neuen Song Bedouine Dress. Bassist Christian Wargo agiert hauptsächlich am Keyboard.
- Blue Spotted Tail ebenfalls live in Amsterdam. Pecknold spielt solo und singt schöner als ein Chorknabe. Eine Wonne!
2 Kommentare :
Eigentlich muß ich nichts mehr schreiben, ich habe es ähnlich erlebt. Gut (nach sehr dürftigem Start) - aber weit von überragend entfernt.
Ihr seid ja schon total entfoxyisiert! das liest sich ja für jemanden wie mich, dem die fleeter noch gar nicht untergekommen sind, abtörnend und entmutigend. und himmel, 2500 menschen!
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