Konzert: Fleet Foxes, Dan Mangan, Okkervil River, Matthew & The Atlas, Golden Kanine, Dry The River, The Low Anthem, The Avett Brothers u.a., Haldern Pop Festival 2011
Orte: Spiegelzelt und Hauptbühne
Datum: 11-13.08.2011 Zuschauer: jeweils viele
Kommen wir zum Vergleich der Folkrockbands beim Haldern Festival 2011. Folk und Folkrock gehören zu meinen bevorzugten Musikstilen, das weiß jeder, der uns regelmäßig liest. Und weil Haldern immer wieder feinste Acts aus diesem Genre an den Niederrhein kommen lässt, gehört das Festival unweit von Holland zu meinen absoluten Lieblingen.
Aber wer hat sich innerhalb der Folkrockbands dieses Jahr am besten geschlagen? Keine leichte Entscheidung, denn es waren mit den Fleet Foxes, Okkervil River (1. Foto oben) und The Low Anthem drei richtige Schwergewichte dabei. Dennoch fällt meine Wahl auf Newcomer, die ich im Januar 2011 vor lediglich 15 Leuten in einem Pariser Wohnzimmer erleben durfte. Die Rede ist von Dry The River, die bei der damaligen Homeshow sehr reduziert, akustisch und melodieseelig zu Werke gingen. Notgedrungen, denn in einem Wohnzimmer darf man nun einmal nicht so viel Krach machen, wie man gerne möchte. Ohne die wundervollen Chorgesänge zu vernachlässigen, besannen sich Dry The River in Haldern auf ihre rockige Seite und ließen es insbesondere beim letzten Lied, dem überragenden Lion's Den, so richtig fetzen. Da konnte man so richtig schön sehen, was das für Heißsporne sind. Ihre langen Haare flogen in alle Richtungen, ihre schlanken Körper zuckten wie unter Strom und irgendwann knieten sie alle auf dem Boden und ließen die Gitarren aufjaulen, bis die Schwarte krachte. Das Publikum johlte, zu Recht!
Das Haldern Pop Label hat also alles richtig gemacht, als sie die Engländer in diesem Jahr signten, denn das Potential erscheint mir enorm. Die würzige Stimme des Sängers ist markant und geht einem durch Mark und Bein, die Refrains sind catchy und mitreißend und die feine Geige verleiht dem Ganzen die besondere Note. Definitiv eine Band, die in die Fußstapfe der auch kommerziell wahnsinnig erfolgreichen Mumford & Sons treten kann. Sie verbinden betörende Schönheit mit jugendlicher Ungestümheit, haben einen ausgeprägten Sinn für herzerwärmende Melodien und bringen eine Frische und Spielfreude mit, die einfach begeistert. Und Hits haben sie noch und nöcher! Besonders gelungen ist das herzblutgetränkte Weights & Measures, das auch textlich neugierig macht: " I was prepared to love you, never expect anything of you." Aber auch das an Arcade Fire (dieser Pomp, dieser an Bombast grenzende Gesang) New Ceremony und die neue Single No Rest sind ausgezeichnet und brachten das Halderner Publikum in Wallung.
Der bereits oben beschriebene Abgang mit Lions Den setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Wie sagte der holländische Moderator später auf der Hauptbühne so treffend:" ich war eben bei Dry The River im Zelt, das war geil, das war supergeil!"
Aber nicht nur Dry The River, sondern auch der Kanadier Dan Mangan und seine Band konnten am Niederrhein auf ganzer Linie begeistern. Der bärtige Mann mit dem in der Folkszene obligatorischen Holzfällerhemd steigerte die Temperatur im ohnehin hin schon sauwarmen Zelt am Nachmittag noch einmal um mindestens 10 Grad. Mit einer ungekünstelt wirkenden Inbrunst und Emphase und seiner verrauchten Reibeisenstimme à la Tom Waits schmetterte er die Hits seines glänzenden Albums Nice, Nice, Very Nice (+ ein paar Neulinge) und hatte im Handumdrehen die Leute auf seine Seite gezogen. Die Zuschauer fraßen ihm förmlich aus der Hand, was Dan wiederum so glücklich machte, daß er sichtlich gerührt kundtat: "you guys in germany are the best crowd in the world, already at the OBs in Beverungen I had a fantastic time."
Am Ende ging es zum Schunkelsong Robots sogar zur Triumphrunde mitten durchs Publikum und wem das zu eng und heiß war, der tanzte einfach draußen vor dem Bildschirm, wie das eine Gruppe junger Mädchen tat. Mit dem Elliott Smith Cover (ich liebe Elliott, Dan hat Geschmack!) Waltz # 2 ging dann ein Konzert zu Ende, das die Geschichte des 2011 er Haldern Festivals entscheidend mitprägte.
Die großen Folkrockacts wiederum schlugen sich ebenfalls gut, wenngleich Okkervil River bei mir nicht die gleichen Glücksgefühle auslösten wie noch 2008, vielleicht weil ich mit den Lieder von dem neuen Album I Am Very Far noch nicht so vertraut bin. Und zu Low Anthem kann ich nicht viel sagen, weil ich da leider nur 3 bis vier Lieder hörte, die freilich wunderbarst waren.
Deutlich mehr bekam ich von den Fleet Foxes mit. Die besannen sich glücklicherweise auf ihre Stärken, sprich die bildhübschen Harmoniegesänge und konnten auch mit den neuen Liedern von Helplesness Blues punkten. Inzwischen sind sie so gut eingespielt, daß es kaum noch qualitative Unterschiede zwischen dem alten und dem aktuellen Material gibt und auch Morgan Henderson, das neue Bandmitglied an der Flöte, dem Saxophon und den Percussions ist in die Truppe integriert. Mein Ärger über die zwei für meine Begriffe viel zu rockigen und lauten Clubkonzerte ist verraucht, bei den Festiavls gingen die Fleet Foxes wieder deutlich filigraner und gefühlvoller zu Werke. Ein sehr ansprechendes Konzert.
Setlist Fleet Foxes, Haldern Pop Festival 2011:
01: The Cascades
02: Grown Ocean
03: Drops In The River
04: Battery Kinzie
05: Sim Sala Bim
06: Mykonos
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: He Doesn't Know Why
11: Lorelai
12: Tiger Mountain Peasant Song
13: The Shrine/An Argument
14; Blue Ridge Mountain
15: Helplessness Blues
Datum: 11-13.08.2011 Zuschauer: jeweils viele
Kommen wir zum Vergleich der Folkrockbands beim Haldern Festival 2011. Folk und Folkrock gehören zu meinen bevorzugten Musikstilen, das weiß jeder, der uns regelmäßig liest. Und weil Haldern immer wieder feinste Acts aus diesem Genre an den Niederrhein kommen lässt, gehört das Festival unweit von Holland zu meinen absoluten Lieblingen.
Aber wer hat sich innerhalb der Folkrockbands dieses Jahr am besten geschlagen? Keine leichte Entscheidung, denn es waren mit den Fleet Foxes, Okkervil River (1. Foto oben) und The Low Anthem drei richtige Schwergewichte dabei. Dennoch fällt meine Wahl auf Newcomer, die ich im Januar 2011 vor lediglich 15 Leuten in einem Pariser Wohnzimmer erleben durfte. Die Rede ist von Dry The River, die bei der damaligen Homeshow sehr reduziert, akustisch und melodieseelig zu Werke gingen. Notgedrungen, denn in einem Wohnzimmer darf man nun einmal nicht so viel Krach machen, wie man gerne möchte. Ohne die wundervollen Chorgesänge zu vernachlässigen, besannen sich Dry The River in Haldern auf ihre rockige Seite und ließen es insbesondere beim letzten Lied, dem überragenden Lion's Den, so richtig fetzen. Da konnte man so richtig schön sehen, was das für Heißsporne sind. Ihre langen Haare flogen in alle Richtungen, ihre schlanken Körper zuckten wie unter Strom und irgendwann knieten sie alle auf dem Boden und ließen die Gitarren aufjaulen, bis die Schwarte krachte. Das Publikum johlte, zu Recht!
Das Haldern Pop Label hat also alles richtig gemacht, als sie die Engländer in diesem Jahr signten, denn das Potential erscheint mir enorm. Die würzige Stimme des Sängers ist markant und geht einem durch Mark und Bein, die Refrains sind catchy und mitreißend und die feine Geige verleiht dem Ganzen die besondere Note. Definitiv eine Band, die in die Fußstapfe der auch kommerziell wahnsinnig erfolgreichen Mumford & Sons treten kann. Sie verbinden betörende Schönheit mit jugendlicher Ungestümheit, haben einen ausgeprägten Sinn für herzerwärmende Melodien und bringen eine Frische und Spielfreude mit, die einfach begeistert. Und Hits haben sie noch und nöcher! Besonders gelungen ist das herzblutgetränkte Weights & Measures, das auch textlich neugierig macht: " I was prepared to love you, never expect anything of you." Aber auch das an Arcade Fire (dieser Pomp, dieser an Bombast grenzende Gesang) New Ceremony und die neue Single No Rest sind ausgezeichnet und brachten das Halderner Publikum in Wallung.
Der bereits oben beschriebene Abgang mit Lions Den setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Wie sagte der holländische Moderator später auf der Hauptbühne so treffend:" ich war eben bei Dry The River im Zelt, das war geil, das war supergeil!"
Aber nicht nur Dry The River, sondern auch der Kanadier Dan Mangan und seine Band konnten am Niederrhein auf ganzer Linie begeistern. Der bärtige Mann mit dem in der Folkszene obligatorischen Holzfällerhemd steigerte die Temperatur im ohnehin hin schon sauwarmen Zelt am Nachmittag noch einmal um mindestens 10 Grad. Mit einer ungekünstelt wirkenden Inbrunst und Emphase und seiner verrauchten Reibeisenstimme à la Tom Waits schmetterte er die Hits seines glänzenden Albums Nice, Nice, Very Nice (+ ein paar Neulinge) und hatte im Handumdrehen die Leute auf seine Seite gezogen. Die Zuschauer fraßen ihm förmlich aus der Hand, was Dan wiederum so glücklich machte, daß er sichtlich gerührt kundtat: "you guys in germany are the best crowd in the world, already at the OBs in Beverungen I had a fantastic time."
Am Ende ging es zum Schunkelsong Robots sogar zur Triumphrunde mitten durchs Publikum und wem das zu eng und heiß war, der tanzte einfach draußen vor dem Bildschirm, wie das eine Gruppe junger Mädchen tat. Mit dem Elliott Smith Cover (ich liebe Elliott, Dan hat Geschmack!) Waltz # 2 ging dann ein Konzert zu Ende, das die Geschichte des 2011 er Haldern Festivals entscheidend mitprägte.
Die großen Folkrockacts wiederum schlugen sich ebenfalls gut, wenngleich Okkervil River bei mir nicht die gleichen Glücksgefühle auslösten wie noch 2008, vielleicht weil ich mit den Lieder von dem neuen Album I Am Very Far noch nicht so vertraut bin. Und zu Low Anthem kann ich nicht viel sagen, weil ich da leider nur 3 bis vier Lieder hörte, die freilich wunderbarst waren.
Deutlich mehr bekam ich von den Fleet Foxes mit. Die besannen sich glücklicherweise auf ihre Stärken, sprich die bildhübschen Harmoniegesänge und konnten auch mit den neuen Liedern von Helplesness Blues punkten. Inzwischen sind sie so gut eingespielt, daß es kaum noch qualitative Unterschiede zwischen dem alten und dem aktuellen Material gibt und auch Morgan Henderson, das neue Bandmitglied an der Flöte, dem Saxophon und den Percussions ist in die Truppe integriert. Mein Ärger über die zwei für meine Begriffe viel zu rockigen und lauten Clubkonzerte ist verraucht, bei den Festiavls gingen die Fleet Foxes wieder deutlich filigraner und gefühlvoller zu Werke. Ein sehr ansprechendes Konzert.
Setlist Fleet Foxes, Haldern Pop Festival 2011:
01: The Cascades
02: Grown Ocean
03: Drops In The River
04: Battery Kinzie
05: Sim Sala Bim
06: Mykonos
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: He Doesn't Know Why
11: Lorelai
12: Tiger Mountain Peasant Song
13: The Shrine/An Argument
14; Blue Ridge Mountain
15: Helplessness Blues
2 Kommentare :
schöne idee die aufteilung nach genres. in der folksparte hätte ich mich auch sehr wohl gefühlt. mal sehen, vielleicht nehme ich haldern nächstes jahr mit.
Zu Okkervil River bist Du zu nett (daß gerade ich das mal sagen darf!)
Es lag sicher nicht an der fehlenden Vertrautheit mit den neuen Liedern, daß die Band blaß im Vergleich zum glänzenden Auftritt vor ein paar Jahren in Haldern blieb.
Die anderen Highlights habe ich ja zielsicher verpasst oder nur teilweise mitbekommen.
Kommentar veröffentlichen