Konzert: Fleet Foxes, Yeasayer
Ort: Spiegelzelt, Haldern-Pop Festival, Haldern
Datum: 07.08.2008
Zuschauer: gut gefülltes Spiegelzelt
Konzertdauer: beide Bands jeweils knapp 45 Minuten
Ach, Mist, dieser nervige Stau!
Auf der A 3, Richtung Oberhausen wollte es nicht so richtig vorwärtsgehen, schon bei Siegburg gab es zum ersten Mal lästiges Stop and Go und auch später wurde es nicht viel besser...
Also nix mit den tollen Engländern Noah & The Whale, denn um 17 Uhr 30 als die Burschen beginnen sollten, um das wunderbare Festival in seinem Jubiläumsjahr zu eröffnen, waren wir noch auf einer niederrheinischen Landstraße unterwegs.
Aber wir hatten Glück im Unglück (oder so etwas ähnliches), denn Noah & The Whale hatten kurzfristig abgesagt und für sie rückte Finn nach, den ich nicht kannte und somit auch nicht vermisste. Auch den zweiten Act des Tages, Norman Palm, mussten wir streichen, da ausgerechnet die Bändchenausgabe für die Leute mit Presseakkreditierung ziemlich langsam von statten ging, während meine Frau, die ein "normales" Ticket hatte, im Nu versorgt wurde.
Aber zu den sensationellen amerikanischen Newcomern, den Fleet Foxes, war ich zum Glück dann genau pünktlich! Diesmal half mir mein Foto- und Pressepass, ich konnte sofort durch, während die anderen - darunter auch meine Frau- warten mussten. Und die Schlange war wirklich lang, man war schliesslich neugierig auf die spannenden neuen Bands Fleet Foxes und Yeasayer.
Zunächst war aber Geduld gefragt, selbst wenn man das Glück hatte, zügig in das unglaublich stickige Zelt reinzukommen. Die Fleet Foxes liessen sich zwar schon auf der Bühne blicken und probten ein wenig ihre herrlichen Chorgesänge, bis es aber richtig los ging, sollten weitere zwanzig Minuten ins Land gehen. Es gab wohl Probleme mit dem Sound und leider, leider, sollten diese auch das Set der Amerikaner immer wieder verzögern, weil zwischen den einzelnen Songs noch eifrig gestimmt und gerichtet wurde. Dadurch ging natürlich ein wenig von der Intensität und Spannung verloren, aber auch so wurde jedem klar, dass die Band mit nur einer EP und einem Album im Gepäck, schon hervorragendes Songmaterial zu bieten hat. Und die Stimme des bärtigen Waldschrates Robin Pecknold war ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Wunderschön, glasklar und fest hallte sie durch das hübsche Spiegelzelt und wenn nicht seltsamerweise Jim James von My Morning Jacket und Ben Bridwell von der Band of Horses ähnliche Goldkelchen ihr Eigen nennen könnten, würde auch die Bezeichnung "einzigartig" recht gut passen.
Bloggerpartner Christoph hatte aber einen wesentlich kurioseren Vergleich, für ihn klang Pecknold nach Bruce Springsteen! Recht verwundert fragte ich mich, ob mein Freund schon etwas getrunken hatte, aber er war eigentlich wie immer stocknüchtern!
Anstatt Christoph sofort zum Ohrenarzt zu schicken, konzentrierte ich mich also wieder auf das Konzert. Und das bot natürlich etliche Leckerbissen, z.B. den vorzüglichen Opener "Sun Giant" von der gleichnamigen vielgelobten EP, desweiteren die mitreissende "White Winter Hymnal" und natürlich das schwungvolle und euphorisierende Stück "Your Protector", das kürzlich in einer großen deutschen Musikzeitschrift allen Ernstes mit dem recht kitschigen "To France" von Mike Oldfield verglichen wurde. Welche Postille war das überhaupt, die das geschrieben hatte? Etwa der Rolling Stone, der überall im Zelt auslag und mit seinem Titelbild - Präsidentschaftsfavorit Barack Obama- für Schmunzler und Kommentare vor allem bei den beiden amerikanischen Bands Fleet Foxes ( " a handsome man", "he has the right cheekbones to be a good president") und Yeasayer sorgte. Wie auch immer, "Your Protector" klingt jedenfalls besser als der olle Mike Oldfield und wird mir mit Sicherheit auch in zwanzig Jahren noch gefallen, was ich von "To France" wahrlich nicht behaupten kann!
Ohnehin haben die fünf Männer aus Seattle schon auf ihrem Debütalbum Lieder im Repertoire, die das Zeug zu Klassikern haben. Einen solchen "Instant Classic" gab es dann auch zum Abschluss, nachdem Pecknold zuvor ganz alleine die nahegehende Ballade "Tiger Mountain Pesant Song" intoniert hatte: "Mykonos" war so glänzend, daß das gesamte Spiegelzelt in Wallung kam und begeistert mitging. Trotz lästiger Tonprobleme hatten die Senkrechtstarter des Jahres 2008 bewiesen, dass zu Recht viel Gutes über sie geschrieben wird...
Setlist Fleet Foxes, Haldern Pop:
01: Sun Giant
02: Drops In The River
03: English House
04: White Winter Hymnal
05: Your Protector
06: He Doesn't Know Why
07: Tiger Mountain Peasant Song (solo)
08: Mykonos
Nach den vorzüglichen Fleet Foxes standen die Yeasayer aus Brooklyn auf dem Programm. Obwohl musikalisch nicht wirklich eng beieinander, gibt es doch Merkmale, die die beiden Bands verbindet. Die harmonischen Chorgesänge beispielsweise, die findet man bei beiden. Und auch hinsichtlich des Kritikerlobes kommen sowohl die einen als auch die anderen sehr gut weg. Bei den Yeasayern heißt das beachtliche Debütalbum „All Hour Cymbals" und von jenem Werk stammten auch die beiden ersten Lieder des Abends, „Red Cave" und „Worms". Zwei Stücke, bei denen der hyperaktive Sänger Chris Keating extrem ins Falsett abdriftete (die Bee Gees ließen grüßen!) und seine Band freak-folkige, leicht afrikanisch anmutende Klänge erzeugte. Allerdings gehörten diese beiden Songs nicht zu den besten des Abends. Hierzu würde ich vielmehr „Wait For The Summer" zählen, ein stimmungsvolles, druckvolles und mitreißendes Stück Musik, das gewisse Parallelen zu der ebenfalls aus Brooklyn stammenden Band TV On The Radio aufweist. Man fühlt sich an ein afrikanisches Schlaflied erinnert, aber auch an 60's Pop und Flower Power. Ein interessantes Gemisch also, dass das Quartett da zusammenbraut und gerade bei „Wait For The Summer" schaffen es die vier Burschen die Sache auf den Punkt zu bringen. Ebenfalls hervorragend war „2080", ein Lied, das entfernt an die Beach Boys erinnerte, aber vor allem Ähnlichkeiten mit Stücken der Talking Heads aufwies. Die Yeasayer machten bei diesem Hit auch ihrem Namen alle Ehre, denn es gibt eine Stelle bei der deutlich hörbar „Yeah" ausgerufen wird. Gerade bei diesem Song liegt ein Vergleich mit den enorm erfolgreichen Newcomern MGMT auf der Hand, die ebenfalls eine Art Hippie-Revival ins Leben gerufen haben. So gehypt wie MGMT sind die Yeasayer aber noch nicht, obwohl sie gerade durch ihre Auftritte als Vorgruppe von Beck einem größeren Publikum aufgefallen seien dürften.
Und wenn sie noch ein paar gute Stücke mehr schreiben und in ihr Programm aufnehmen, dann steht dem Aufstieg der New Yorker nicht mehr viel im Wege. Jetzt schon ein Knüller ist jedenfalls ihr Abschlußsong „Sunrise", der auch in Haldern ein insgesamt recht gutes Konzert beendete.
Setlist Yeasayer, Haldern Pop Festival:
01: Red Cave
02: Worms
03: neu
04: Wait For The Summer
05: ?
06: 2080
07: Final path
08: Sunrise
Und wenn sie noch ein paar gute Stücke mehr schreiben und in ihr Programm aufnehmen, dann steht dem Aufstieg der New Yorker nicht mehr viel im Wege. Jetzt schon ein Knüller ist jedenfalls ihr Abschlußsong „Sunrise", der auch in Haldern ein insgesamt recht gutes Konzert beendete.
Setlist Yeasayer, Haldern Pop Festival:
01: Red Cave
02: Worms
03: neu
04: Wait For The Summer
05: ?
06: 2080
07: Final path
08: Sunrise
2 Kommentare :
die band hat den erfolg, den sie verdient. anfang märz begann mein jubel, ich bin stolz (und heiser)!
song 7 (any day now) ist das geniale "Final Path" (liegt auf ihrer myspace als download bereit) - hab sie in zürich gesehen: großartig, meine entdeckung des jahres..
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