Montag, 31. Januar 2011

Jae & General Bye Bye, Paris, 30.01.11

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Konzert: Jae & General Bye Bye

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 34
Datum: 30.01.11
Zuschauer: 28


Nach der letzte Session, bei der 58 Leute unser Wohnzimmer bevölkerten, hat mich meine Frau (auf dem Foto, die Katze streichelnd) bezüglich der Zuschauerzahl hart an die Leine genommen. "Wenn das nächste Mal wieder so viele kommen, wird es nie wieder ein Konzert bei uns geben!", ließ sie durchblicken und ihrem strengen Gesichtsausdruck entnahm ich, daß sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. Ohnehin hat sie bei uns das Sagen, sie ist neben unserem Kater der uneingeschränkte Boss im Hause. Ihr sardisches Temperament hat sie von ihrem Vater in die Wiege gelegt bekommen und wenn die Sarden wütend werden, dann gnade dir Gott! Habe ich Bock, ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen? Nö.

Konsequenz: wir fanden uns an diesem bitterkalten, aber sonnigem Wintertag in Paris in recht kleiner Runde wieder. Meine Frau hatte in der Einladungs E-mail unmissverständlich klargemacht, daß Leute die sich zu spät schriftlich melden, draußen bleiben müssen. So tröpfelten schließlich 25-30 Musikfans ein (darunter die bildhübsche Alice-Anne, Foto) und lümmelten sich auf dem von den Sessions völlig versifften Teppichboden. Rotweinflecke mustern das häßliche, ursprünglich hellbraune Teil und hinterlassen eine Art Kunstwerk im Stile des Art Brut. Vielleicht sollten wir die Teppichteile rausschneiden, von den jeweiligen Übeltätern unterschreiben lassen und bei ebay versteigern? Aber wer würde so was kaufen? Keine Sau. Na, gut, es gibt hirnverbrannte Leute, die den doofen Spickzettel von Jens Lehmann käuflich erworben haben, aber ein Stück Teppich von Oliver Peel? Dann doch lieber Katzenhaare von d'Artagan?!

Aber lassen wir diese absurden Gedankenspiele und kommen zur Musik, denn die war erneut hochklassig. Wie schon am letzten Wochenende wurde wieder holländisch gesprochen, zumindest vor und nach dem Konzert. Unsere gute Stube ist im Moment Anlaufstelle für Talente aus Amsterdam, nach den famosen Bird On The Wire nun die nicht minder talentierte Jessica Sligter alias Jae. Eigentlich dachte ich, daß die Folkeuse in Oslo leben würde, aber das stimmt so nicht mehr. Ihr Aufenthalt in Norwegen ist zu Ende und sie ist zur Zeit wieder in Holland. Dort scheint die Luft besonders inspirierend zu sein, jeder der sie heute abend erleben durfte, wird dies bezeugen können. Aber sie war nicht alleine auf der improvisierten Bühne, sondern spielte zusammen mit einem Gitarristen names Viljam. Ich glaube er ist Finne und er sprach auch gut deutsch. Die beiden schüttelten ein herrliches Set aus dem Ärmel. Ganz relaxt, ohne zu forcieren, ließ Jae ihre liebliche, naturreine Stimme erklingen (man höre Red Around The Eyes bei Myspace!) und erwärmte die Herzen der bedächtig zuhörenden Gäste. Diese waren zwar nicht so zahlreich wie sonst, dafür aber in Applaudierlaune. Selten gab es nach einem Konzert solch donnernden Beifall. Auch die Debüt CD Balles And Kittens, Draught And Strangling Rain fand reißenden Absatz und so kam es, daß ich selbst leer ausging und mir den Tonträger im Geschäft besorgen muss. Er ist übrigens bei dem norwegischen Label Hubro erschienen.

Vor Jae hatten die drei Pariser von General Bye Bye ein äußerst abwechslungsreiches, spannungsgeladenes und ungewöhnliches Konzert abgeliefert. Highlight war der Einsatz einer roten finnischen Harfe, dessen Name mir schon wieder entfallen ist. Ab und zu gab es aber auch pluckernde Diskobeats, melodramatische Songs im Stile von Blonde Redhead und eine Melancholie, die an Serge Gainsbourg und französiche Spielfilme der 1970er Jahre denken ließ.



Anmerkung zu dem Video von General Bye Bye: die Sängerin (eine Deutsche) mit der sensationellen Jane Birkin Stimme, die man im Clip sehen und hören kann, ist nicht mehr in der Band.



The Vaselines, Offenbach, 30.01.11

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Konzert: The Vaselines
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 30.01.2011
Zuschauer: 70
Dauer: knapp 75 min


Vor sechs Wochen beim von Belle und Sebastian veranstalteten Bowlie Weekender konnte ich endlich erstmals meine langjährigen Lieblinge Vaselines live sehen bzw. erleben. Vor 5.000 Zuschauern spielten Eugene Kelly und Fran McKee in dem englischen Ferientraum Butlins Minehead groß auf und begeisterten mich deutlich mehr, als ich es erwartet hatte. Neben der Musik waren vor allem die Pausen zwischen den Liedern einzigartig, weil Sängerin Frances, die vermutlich lange zur See gefahren ist, unglaublich derbe Sprüche losgeschossen hatte, die den ganzen Saal kollektiv erröten ließen. Aber nicht nur deshalb werde ich mich lange an den Abend mit den Vaselines erinnern, er war eben auch musikalisch gut und kurzweilig, obwohl sie für eine Band mit zwei Platten (1990, 2010), also quasi Newcomer, sehr lange spielten.

Zur Zeit findet die erste (sehr kurze) Deutschlandtour der live zu fünft auftretenden Band statt. Stationen sind morgen Berlin und heute Offenbach. Ich hatte die Zugkraft des Duos Fran/Eugene deutlich höher eingeschätzt und war kräftig ernüchtert, als ich ankam und in dem kleinen aber schönen Club vielleicht 50 Zuschauer waren. Die Vorgruppe Schwervon! aus New York hatte bereits angefangen, der Großteil des Publikums war also schon da. Puh... Sonntagabend und Offenbach waren wohl nicht die richtige Kombination für ein größeres Deutschlanddebüt.

Den Beginn machten also Schwervon!, Nan Turner am Schlagzeug und Matt Roth an der Gitarre. Solche Konstellationen sind ja gerne einmal laut und rockig, die Musik von Schwervon! ist allerdings wundervoller Indiepop mit tollem zweistimmigem Gesang, wobei mich besonders begeisterte, daß die Texte der beiden ab und zu zeilenweise von einander abwichen. Mich erinnerten Schwervon! sehr an Zoey Van Goey, kein Wunder also, daß ich das Duo mochte.

Während Schlagzeugerin Nan durchaus wie ein Popstar aussah, wirkte ihr Kollege Matt mit seinem orangefarbenen Pullover nicht unbedingt so. Er hatte aber eine sehr einleuchtende Erklärung für sein Outfit. "Ich ziehe mich passend zum jeweiligen Verstärker an," und der war nun
einmal orange.

Die Ansage eines ihrer beiden bisher unveröffentlichten Stücke (Cougar pride) führte zu einem herrlichen Dialog. Nan fragte Matt, ob er während der Highschool Cheerleader gewesen sei. "Nein, nicht auf der Highschool. - Vorher." "I peaked early." Musikalisch gilt das sicher nicht, denn von Schwervon! werden wir ganz sicher noch hören. Die wären etwas für Haldern zum Beispiel.

Setlist Schwervon!, Hafen 2, Offenbach:

01: Turn it around (neu)
02: Bad music
03: Lucky rocks
04: Wake and bomb
05: Pretty slow
06: Cougar pride (neu)
07: Poseur
08: Balloon
09: Swamp thing

Die Vaselines begannen kurz vor halb zehn mit ihrem Programm. Neben dem beiden Hauptdarstellern Frances und Eugene bestand die Band heute aus drei weiteren Musikern, u.a. Bobby Kildea von Belle & Sebastian am Bass. Stevie Jackson, der wohl auch mit den Vaselines spielt, war nicht dabei, dafür ein mir unbekannter dritter Gitarrist.

Beim Bowlie hatten sich Fran und Eugene noch besonders chic gemacht: sie trug erst ein Pelzjäckchen, später nur noch ein Kleid, er über seiner Hose kniehohe Reiterstiefel. Auch heute sahen
beide gut aus, allerdings ein wenig weniger extrovertiert. Die Sängerin hatte Blümchenbluse , knielange Jeans, schwarze Wollstrumpfhosen und Slipper an, Eugene Jeans und Truckerstiefel (diesmal unter der Hose), T-Shirt und Weste. Ich beschreibe das so ausführlich, weil das schummrige Licht (oder sagt man: "das gemütliche Licht?") meine Fotokünste überforderte.

Musikalisch boten die folgenden 75 Minuten nicht
viel neues. Die Vaselines spielten einige Stücke ihres im Sommer erschienenen Albums Sex with an x und viele aus der ersten Schaffensperiode vor gut 20 Jahren. In meinen Ohren passen die Lieder aus beiden Phasen aber so gut zusammen, daß man kaum wirkliche Brüche feststellt. Der Titelsong der neuen Platte (ein echter Hit!) könnte gut und gerne auch damals entstanden sein. Man kann das gerne als "die haben sich nicht weiter entwickelt" deuten, ich bevorzuge aber die "sie sind sich treu geblieben" Variante. Zwei Musiker, die sich in 20 Jahren nicht weiterentwickelt hätten, träten wohl auch eher beim lustigen Bratwurstfest der Volksmusik vor 20.000 Menschen in der Stadthalle von Riesa auf.

Leider funktionierte das zweite Standbein der Vaselines zumindest am Anfang gar nicht; das Publikum war nämlich so ruhig und zurückhaltend, daß Frances erst
langsamer sprach (weil sie aus den fehlenden Reaktionen auf ihre Ansagen schloss, daß wir kein Englisch verstünden) und dann sehr ruhig wurde (ihr seid so still, also rede ich auch leise). Ein absurder Dialog zwischen ihr und jemanden im Publikum, nachdem sie Schwervon! gelobt hatte ("they played too short" - "they are too short? Ihr seid groß, aber die sind doch nicht zu klein!?" und so weiter), und extreme Passivität führten sicher auch nicht dazu, daß wir in den Augen der Schotten das tollste Publikum ihrer Karriere waren. "It's our first time in Germany. And perhaps the last time." Aber sie waren nicht verbittert, jedenfalls wirkte das nicht so. Vor einem 5.000er Bowlie Publikum zu spielen entspricht ja leider auch weniger der Lebensrealität als die heutige Zuschauermenge.

Irgendwann brach es dann aber doch noch etwas aus Fran heraus. Sie erzählte, daß es backstage ein Doppelbett gebe und spekulierte dann, daß Eugene und der neue Gitarrist (Michael) benutzt hätten. Vorher habe ihre Tour den Namen Masturbation Tour gehabt, das müsse man dann wohl ändern. Aber außer einer kurzen sehr
komischen Diskussion mit jemanden im Saal, nachdem sie erklärt hatte, daß Eugene und sie gerne miteinander stritten, daß mit einem liebevollen "fucker" endete, lief Frances auf Sparflamme. Es war also mehr das FSK 16 Konzert, nachdem das Bowlie keine Freigabe für unter 30-Jährige bekommen hätte.

Trotzdem ein sehr schöner Abend mit zwei sehr guten Bands! Und ohne es gesehen zu haben sicher das sinnvollere Comeback als das von Schimanski.

Setlist The Vaselines, Hafen 2, Offenbach:

01: Oliver twisted
02: Monsterpussy
03: Sex with an x
04: The day I was a horse
05: The devil's inside me
06: Lovecraft
07: Turning it on
08: Jesus wants me for a sunbeam
09: I hate the 80's
10: Molly's lips
11: Whitechapel
12: Let's get ugly
13: No hope
14: Poison pen
15: Son of a gun
16: Slushy
17: Ruined
18: Rory rides me raw
19: Dying for it

20: Sex suy (amen) (Z)
21: Dum-dum (Z)

Links:

- The Vaselines, Bowlie 2, 12.12.10



Sonntag, 30. Januar 2011

Tender Trap & Betty And The Werewolves, Paris, 29.01.11

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Konzert: Tender Trap & Betty And The Werewolves, Paris, 29.01.11

Ort: International, Paris
Datum: 29.01.11
Zuschauer: sehr viele


Der Sternekoch Antony Bourdain hat in seinem amüsanten Besteller "Geständnisse eines Küchenchefs" herrlich zynisch über das Samstagspublikum gelästert. "Unkultivierte Banausen, Deppen aus der Vorstadt, unerträgliche Gutdurchesser", so oder so ähnlich nannte er die Leute, die am Samstag sein Restaurant frequentierten. Er hasste diesen Menschenschlag, hätte ihn am liebsten auf den Mond geschossen, wußte aber andererseits genau, daß diese tölpelhaften Typen für den Umsatz sorgen, von dem sein Laden unter der Woche zehrte.

Beim Konzert von Tender Trap im International musste ich das ein oder andere mal an Bourdins Worte denken. Selten bin ich so oft von ahnunglosen Mitbürgern gefragt worden, wie denn der Name der Band sei, die dort oben auf der Bühne stehe, wo die her kämen und ob man die kennen müsse. Samstagsabendgesindel halt eben. Feiste Gutdurchesser. Leute ohne Kultur. Der elitäre Musiknerd rümpft über den Anblick dieser Blödmänner angewidert die Nase. Auch mein langjähriger Konzertgängerfreund Philippe, Musikexperte par excellence, hatte hinterher nur abschätzige Worte für diese Typen übrig. Die Barkeeper und die Location "International" werden da anders gedacht haben. Gutdurchesser saufen nun einmal gerne und viel und lassen die Kassen klingeln. Zu dumm nur, daß die Kerle im Suff auch auf die Idee kamen, die Refrains und Singalongs von Tender Trap nachzugröhlen, selbst als die schon bei einem ganz anderen Lied waren.

Aber wie war das Konzert in musikalischer Hisicht? Und wie haben sich Betty And The Werevolves geschlagen?

Zu Betty And The Werevolves kann ich leider nicht sehr viel sagen, außer vielleicht, daß die Sängerin einen wunderschönen Pagenschnitt hatte, wie ich ihn liebe. Der Zugang zum Bereich vor der Bühne war von hunderten Mitbürgern versperrt und mir blieb nur der räudige Platz auf der Treppe. Von hier aus konnte ich durch die Glasscheibe beobachten, was auf der Bühne passiert, viel hören konnte ich allerdings nicht. Passend zum Headliner Tender Trap ging es bei Betty und ihren Werwölfen aber natürlich auch um Sixties Pop/Garagenrock.
Die niedlich lächelnde Gitarristin der Band konnte ich zwanzig Minuten später genauer beäugen, denn sie wirbelte auch bei Tender Trap, obwohl sie nicht zum regulären Line Up zählt. Der Rest der Truppe, vor allem John Stanley, Rob Pursey an Bass und Gitarre und natürlich die kurzhaarige Sängerin Amelia Fletcher, gehörten aber zur Gründungsformation. Auch die im Stehen spielende Schlagzeugerin Katrina Dixon ist fester Bestandteil von Tender Trap. Elizabeth Morris fehlte hingegen.

Die fünf Musiker fackelten nicht lange und hauten ihre garagigen Twee Pop Stücke mit den Bababa-, Sha-La-La und Wahoohoos- Singalongs raus.
Das Allermeiste stammte von ihrem letzten Output Dansette Dansette, mit Talking backwards gab es aber auch was vom 2006er Output & Billion People und die Zugabe Oh Katrina kam von Film Molecules (2002). Das Set war durchgängig catchy, charmant und kurzweilig und gefiel mir außerordentlich gut. Ich war sogar dermaßen angetan, daß ich hinterher drei CDs und eine Single zum absolut fairen Preis von 30 Euro erstand. Bandleaderin Amelia Fletscher höchstpersönlich erledigte den Merch von der Bühne aus, verzauberte durch ihr strahlendes Lächeln und ihr angenhemes Wesen und wünschte mir noch einen schönen abend. Dieser wurde übrigens von den aufgeweckten Mädels (und dem einen Jungen) von Another Sunny Night veranstaltet. Allesamt Indiepop Fans, die hier und heute ihr drittes Konzert im International organisierten und bereits am 19 März erneut mit einem Leckerbissen aufwarten können. Dann kommen nämlich die Felt Tips! Schön! Und es wird wieder voll werden, denn es ist erneut ein Samstag. Der Ausgeh- Tag für Gutdurchesser schlechthin.

Link:

Bloggerorakel Eike vom Klienicum prophezeit, daß Tender Trap eine große Zeit bevorsteht. Klick!!

Setlist Tender Trap, Another Sunny Night # 3, Paris:

01: Counting The Hours
02: 2 to the n
03: Talking Backwards
04: Could This Be?
05: Dansette Dansette
06: Grand National
07: Bye Bye Xmas Day
08: Girls With Guns
09: Suddenly
10: Fireworks
11: Do you Want A Boyfriend?

12: Oh Katrina



Freitag, 28. Januar 2011

Bird On The Wire & SuperBravo, Paris, 25.01.11

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Konzert: Bird On The Wire & SuperBravo

Ort: L'International, Paris
Datum: 25.01.11

Zuschauer: etwa 150





Die Kratzer, die mein Selbstvertrauen als (relativ) frischgebackener Konzertpromoter durch den sehr mäßig besuchten Gig am Vortage im Espace B bekommen hatte, wurden am heutigen 25. Januar postwendend mit Balsam zugepudert.

"Oliver Peel is a hero, a legend, he makes bands", oder "Oliver is the best booker in the world", solche (natürlich völlig übertriebenen) Sätze, gingen runter wie Öl. Schon schmeichelhaft, daß Leute so etwas von mir behaupten, aber die unverhältnismäßigen Komplimente nahm ich natürlich trotzdem gerne an, da die letzten Tage psychisch und physisch enorm fordernd waren und ich Aufmunterung gut gebrauchen konnte. Dennoch werde ich energisch dagegen angehen, die Bodenhaftung zu verlieren und mir auf Lob allzuviel einzubilden. Zumal ich selbst einigen anderen engagierten Leuten zum Dank verpflichtet bin. Da wäre zunächst Vincent zu nennen, mein Partner von Mon Petit Club, mit dem ich zusammen den insgesamt vierten Konzertabend im International auf die Beine gestellt habe.* Wie er in der Vorbereitung gewuselt und gewirkt hat, das war schon große Klasse. In seiner kargen Freizeit hat er die schmucken Flyer drucken lassen, permanent für das Konzert getrommelt und bis zum letzten Tag Handzettel verteilt. Am meisten beindruckt hat er mich mit einer Szene, die sich mittags beim Soundcheck ereignete. Armelle Pioline aka Superbravo stand bereits auf der Bühne, um den Sound zu testen, da sah Vincent das plötzlich direkt vor der Tür des International ein Parkplatz frei wurde. Er sprintete die Treppenstufen zu Armelle runter, ließ sich die Autoschlüssel geben und parkte den Wagen der Sängerin um. Vincent, der voiturier. Was für ein Service! Mensch, der Junge kann anpacken! Und wie er nach dem Konzert als DJ die Leute zum Tanzen und Feiern brachte, war beeindruckend. Er hatte genau das Feeling dafür, was die Leute brauchten, um in Stimmung zu kommen und servierte es ihnen punktgenau. Alle johlten und lagen sich in den Armen. Freundschaften (und Liebschaften?) wurden im Handumdrehen geschlossen. Selbst der in Paris lebende britische Sänger Thos Henley (sein erstes Album wird demnächst erscheinen, berichtete er mir freudstrahlend) ließ sich blicken und hatte seine Fans mitgebracht, die im Laufe des Abends ordentlich becherten.

Desweiteren muss auch unbedingt Clô alias Onewomanpictures geannt werden, die Bird On The Wire an drei nachfolgedne Tagen auf äußerst charmante und gekonnte Weise filmte und so ein wunderbares Tourdokument schuf, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann.

Und schließlich meine Freunde von den Oliverpeelsessions, die sich heute zu meiner großen Freude zahlreich im International eingefunden hatten.

Aber kommen wir zu den Konzerten, schließlich sind wir hier ja nicht bei einer Oscarverleihung. Absolutes Highlight nach der gelungenen Einleitung durch Armelle Pioline aka SuperBravo war natürlich der Auftritt der jungen Holländer Bird On The Wire. Rosa (Gesang, Akustikgitarre Orgel, Melodica), Thijs (E-Gitarre, Gesang) und Nina (Schlagzeug, Percussions, Glockenspiel, Melodica) sind meine Helden dieser tristen Spätjanuartage. Sie brachten Licht und Farbe ins Dunkel, haben mit ihren drei Konzerten meine kühnsten Erwartungen übertroffen und im Handumdrehen einige neue Fans hinzugewonnen. Wenn man alle 25 Demo CDs absetzt, dann muss man so einiges richtig gemacht haben. Dabei biedern sie sich keineswegs an, sondern spielen scheinbar simple, aber dennoch so bewegende Folkpopsongs mit Wildwestnote. Die drei Amsterdamer haben definitiv das gewisse Etwas. Trotz ihres jungen Alters machen sie allein bühnentechnisch schon was her. Bandleaderin Rosa Ronsdorf beispielsweise hat ein unglaubliches Charisma. Sie ist eine Mischung aus Pipi Langstrumpf und Stilikonen von Alfred Hitchock Filmen. Ihr Augenaufschlag ist betörend und ihre Austrahlung kühl, aber sinnlich, sexy aber nicht verrucht. Sie umgibt eine mysteriöse Aura, die vollkommen faszinierend ist. Sie ist gleichzeitig nett und natürlich, aber dennoch ein wenig unnahbar und distanziert. Ihre Blicke sind schwer zu deuten. Erkennt man in ihren wundervollen blauen Augen Trauer und Melancholie oder Verträumtheit und Sanftheit?

Die zweite Frau in der Band ist ebenfalls auffällig. Nina ist 1,80 groß und hat unglaublich schöne Hände mit langen, feinen Fingern, mit denen sie auf äußerst gelungene Weise das Glockenspiel erklingen lässt, oder filigran und perkussiv trommelt. Ihr Haupt wird von schweren Rastazöpfen geschmückt, die sie sich vor 5 Jahren in Amsterdam hat flechten lassen. Ein auf den ersten Blick eher schüchternes und stilles Mädchen, das aber an einigen schelmischen Schmunzlern erkennen ließ, daß sie keineswegs stoisch ist.

Und dann gibt es noch Thijs, den einzigen jungen Mann in der Band, der gerade einmal 19 Jahre auf dem schmalen Buckel hat und schon so ausgebufft spielt wie ein Alter. Er ist für das feine Artwork der Band verantwortlich, gestaltet die Webseite und die Cover der Demo CDs und kann auch prima zeichnen. Ein Sympath, der als letzter zu der Girlgroup gestoßen ist.

Heute gab es sogar noch einen vierten Musiker auf der Bühne. Den amerikanischen Trompeter Zach hatten Bird On The Wire lediglich zwei Tage zuvor bei der Oliver Peel Session kennengelernt. Der ungemein attraktiv aussehende junge Mann war keineswegs nur Zierrat, sondern sorgte mit seinem Trompetensolo bei dem abschließenden Song Words für ein furioses Finale.

Überhaupt die Songs von Bird On The Wire. Alle toll. Mal beschwingt und tanzbar (Strange Days) mal kontemplativ und melancholisch (No Man's Land), mal sanft und träumerisch (Choose Now), immer herzerwärmend. Hier passt einfach alles zusammen. Die sehnsüchtige Melodica, das liebliche Glockenspiel, die alte Vintage Orgel, die melodische Gitarre und vor allem die Stimmen von Rosa und Thijs. Der Applaus im Publikum wurde logischerweise von Lied zu Lied größer. Ein farbiger Mitbürger war gar so angetan (oder war er einfach nur besoffen?), daß er vorne am Bühnerand zu jedem Lied mit ausschweifender Gestik tanzte, was die Band verschmitzt grinsend aus den Augenwinkeln beobachtete.

Am Ende hatten alle ein Lächeln auf den Lippen, die Band, die Besucher und sogar Konzertfotografenzar Robert Gil, der hier völlig überraschend aufgekreuzt war.

Bei der Aftershow erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Bird On The Wire wünschten sich etwas von Gainsbourg (Vincent ließ draufhin prompt die Stöhnnumer Je t'aime moi non plus laufen), dann auch Love Will Tear Us Apart von Joy Division und um ihnen heimatliche Gefühle zu bereiten, ließ ich mit Northern Territory von Alamo Race Track, einen Titel einer anderen fabelhaften holländischen Band laufen. An der Bar lernte ich dann noch eine hübsche Münchnerin kennen und lud sie prompt zur nächsten Oliver Peel Session ein ("ich lüsterner alter Mann" wird Eike jetzt vermutlich wieder ausrufen). Alles war perfekt gelaufen. Nur ein Taxi für die Band zu bekommen, daß den ganzen Instrumentenkram auflädt, gestaltete sich um 2 Uhr nachts als ziemlich schwierg und langwierig. Dann aber kam es und lud die jungen Menschen ein. Draußen regnete es und Wasser lief meine Wangen runter. In den Regen hatten sich Tränen gemischt. Freudentränen, weil das Konzert so gut gelaufen war und Tränen der Wehmut, weil ich mich von meinen liebgewonnenen Musikern schon wieder verabschieden musste. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Die Zukunft gehört ihnen.

*Camille, unser dritter Mann fehlte krankheitsbedingt. Gute Besserung!





Mittwoch, 26. Januar 2011

Milk & Fruit Juice & Bird On The Wire, Paris, 24.01.11

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Konzert: Milk & Fruit Juice & Bird On The Wire

Ort: L'Espace B Paris

Datum: 24.01.11

Zuschauer: etwa 35



Mein erstes Konzert, das ich im Pariser Espace B promotet habe und gleichzeitig das letzte Mal, daß ich in diesen Laden einen Fuß gesetzt habe. Unsere Wege trennen sich hiermit.

Aber reden wir nicht über die ärgerlichen Begleitumstände, die auf einem Konzertblog nicht unbedingt in aller Länge ausgebreitet werden müssen, sondern kommen sofort zum musikalischen Teil. Denn der war höchst erfreulich! Die Pariser Tweepop Formation Milk & Fruit Juice bot genau wie schon im Pop In vor ein paar Tagen ein höchst erfrischendes, charmantes und Laune machendes Konzert. Die Ukulele von Bandleader Michel perlte frohlockend, das Glockenspiel von Cococerise und Sabine ertönte hell und schön, die Gitarre von Orouni dingeldengelte hochmelodisch und sogar der Schlagzeuger L'Homme Mystère agierte heute an einem richtigen Drumset. Die fünf Sympathen feuerten ihre Indiepop-Perlen wie mit einem Machinengewehr ab und eine Dreiergruppe niedlicher Mädels wippte wie in den 1960er Jahren im Takt mit. Ansonsten blieb es aber leider sehr ruhig, weil trotz meiner unermüdlichen Promobemühungen nur sehr wenige Zuschauer den Weg ins Espace B gefunden hatten. Man muss sich fragen, was hier falsch läuft, wenn man bedenkt, daß hier zuvor schon ganz feine Acts wie Woodpigeon vor 15 Leuten und eine Granate wie Nina Nastasia vor 30 Leuten ihre Kunst zum Besten gaben.

Aber das soll nicht mein Problem sein, sollen sich die Betreiber und die Programmgestalter des Ladens ihren Schädel darüber zerbrechen. Ich halte meinen nicht dafür hin!



Kommen wir zu Bird On The Wire, meiner ganz großen Entdeckungen im Bereich Indiepop/Folk. Am Sonntag hatten sie eine ganz tolle Oliver Peel Session abgeliefert, die unseren Gästen unglaublich gut gefallen hatte. Die Resonanz war geradezu überwältigend, einige Stammgäste sprachen gar von der besten Session, die sie je bei uns gesehen hatten. Und auch in der elektrischen Variante mit E-Gitarre und richtigem Schlagzeug enttäuschten sie nicht, im Gegenteil. Selbst meine Freundin Uschi, die die Oliver Peel Session sträflicherweise geschwänzt hatte (warum eigentlich?), hatte ein Lächeln auf den Lippen, das soviel bedeutete wie: "Mensch, diese jungen Hollander sind in der Tat eine Wucht!" Ungemein nonchalant und selbstsicher performten sie die Songs ihrer ersten Demo CD und zeigten, wie viel Potential in ihnen steckt. Auf Grund ihrer zahlreichen Auftritte in Holland 2010 sind sie handwerklich verblüffend schnell besser geworden und spielten ihrer Lieder mit wesentlich mehr Dampf, Präzision und Intensität. Besonders beeindruckend war, daß sie innerhalb von einem Tag (!) einen Trompeter, den sie auf unserem Fest am Vortag kennengelernt hatten, aktiv in das Geschehen mit einbezogen. Der Amerikaner Zach spielte mit, als sei er schon seit einem Jahr Mitglied der Band und gab mit seinem Getröte dem folkpoppigen Wildwest eine spezielle Note.



Gäbe es in der Konzertstadt Paris noch andere Blogger oder Konzertfotografen, die wirklich auf Zack sind, hätte man am nächsten Tag zahlreiche euphorische Berichte und ein Festival an Hochglanzfotos erleben können. So aber bleiben wir unter uns und die anderen schnarchnasigen Musikjorunalisten der Seine-Metropole werden halt eben deutlich später auf einen Rohdiamanten wie Bird On The Wire aufmerksam werden. Denkt bitte daran, wo ihr zuerst von den Holländern gelesen habt, wenn sie 2012 oder 2013 auf dem Haldern Pop Festival auftreten.

Links:

- English Review of this show by Rockerparis, click!

Aus unserem Archiv:

Bird On The Wire at Oliver Peel Session, Paris, 23.01.11
Bird On The Wire, Paris, 21.06.10
Milk & Fruit Juice, Paris, 17.01.11
Milk & Fruit Juice, Paris, 25.06.09




Montag, 24. Januar 2011

Bird On The Wire & Sister Fay & Agathe, Paris, 23.01.11

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Konzert: Bird On The Wire & Sister Fay & Agathe

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 33
Datum: 23.01.11
Zuschauer: 55 oder so, wahrscheinlich wieder ein neuer Rekord

Konzertdauer: Bird On The Wire etwa 40 Minuten, die beiden anderen Mädels je 4 Lieder



"Encore une session pleine", würde der Franzose sagen - erneut eine mit guter Musik vollgepackte Session.



Bird On The Wire aus Amsterdam waren meine Gäste und begeisterten die Zuschauer mit ihrem sehr charmanten und intimen Folkpop. Eine Band mit einer guten Frauenquote - zwei Mädchen ein Junge- und der liebreizenden Rosa Ronsdorf an der Spitze. Ganz junge Leute noch, diese netten Holländer. Gitarrist Thijs ist gerade einmal 19, Drummerin und Glockenspielerin Nina 22 und Sängerin Rosa 23. Dafür, daß sie erst seit 2010 zusammen spielen, harmonisieren sie bereits erstaunlich gut. Die Demo-Cd mit dem schönen Artwork fand reißenden Absatz.



Ebenfalls sehr jung die Schwedin Frida Andersson aka Sister Fay. die 21jährige hatte ich gebeten, ein paar Lieder zu Einstimmung zu spielen und diese Aufgabe meisterte sie mit Bravour. Mit ihrer jazzigen Kleinmädchenstimme und ihren wundervollen blauen Augen bezirzte die Blondine so manchen unserer Gäste und durfte sich über Applaus und einige CD Verkäufe freuen.



Als special guest für die Aftershow hatte ich zudem die junge Pariserin Agathe gewinnen können.



Ich hatte sie erst kürzlich auf der Homeshow von Valerie kennengelernt und war auf ihre überaus entzückenden Videos auf youtube auferksam geworden. Zusammen mit ihrer Freundin Josephine spielt sie dort exzellente Coverversionen von Beirut, Radiohead, Alela Diane und anderen. Heute brachte sie zwei Eigenkompositionen zum Vortrage, bevor sie mit einem Lied der französischen Chansonsängerin Barbara aufwarten konnte. Die Gäste, die geblieben waren, tobten vor Begeisterung.
Was für eine Stimme!



Demnächst mehr Details, dann auch Videos von dieser Session # 33.

Bei Rockerparis gibt es bereits hübsche Fotos von Bird On The Wire, Sister Fay, Agathe und dem Publikum zu bewundern, klick!



Sonntag, 23. Januar 2011

Kim Novak, Paris, 20.01.11

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Kim Novak

Ort: L'International, Paris
Datum: 20.01.11
Zuschauer: 200 in etwa
Konzertdauer: circa 50 Minuten


Die bisher schönste Neuigkeit des noch jungen Musikjahres erreichte mich am Donnerstag. Die aus der Normandie stammende Indierockband Kim Novak hat leise still und heimlich eine neue EP herausgebracht, die sie auch löblicherweise im International zum Verkaufe feilboten. Als langjähriger Fan schlug ich natürlich sofort beherzt zu und trollte mich grinsend wie ein Honigkuchenpferd mit gleich zwei Exemplaren aus dem Laden. Zu Hause angekommen, saß aber nach den ersten zwei bis drei Hördurchgängen der Schock tief. Was war denn das jetzt für ein Stil? Galten Kim Novak nicht bis dato als die französische Antwort auf Interpol? Waren sie nicht die coolste New Wave Revival Band Frankreichs? Und liebte ich sie nicht gerade dafür? Von diesem Genre scheinen sie nun recht weit entfernt zu sein. Schluß mit dem grollendem Bass à la Peter Hook, vorbei die Gitarrenriffs à la Daniel Kessler. Und auch so düster wie vorher klingen sie nun zumindest auf dieser EP nicht mehr. Wir wollten mal was ganz Neues machen, verkündete Sänger und Gitarrist Jeremie mir gegenüber hinterher ganz laipdar. Und siehe da: wenn man das neue Machwerk oft genug gehört hat, offenbart sich einem die ganze Tiefe und Komplexität der neuen Stücke. Alles klingt unaufgeregter, relaxter, reifer. Keine schnell nervenden Ohrwürmer für die Indiedisco, sondern durchdachter Indiepoprock, der auf Effektheischerei verzichtet, dafür aber lange auf der Zunge perlt. Die Oberknaller der Ep sind Montego Bay und Love and Saved, die auch heute im International gespielt wurden.



Aber es gab noch eine weitere Neuigkeit zu vermelden und zwar keine geringfügige: Kim Novak sind nun wieder ein Quartett! Mit dem erst 20 jährigen Augustin spielt nun neben dem 21 Jährigen Bassisten Hugo ein weiterer Jungspund und verjüngt das Durchschnittsalter auf lediglich 25. Eine Teenieband, sieht man mal von dem Leader Jéremie ab, der Anfang 30 ist. Und wie stylish sie nun sind! Na gut, Jéremie, der einzige der von der damaligen Gründungsformation übrig geblieben ist, war das ja schon immer, aber nun laufen sie eben alle geschlossen in Skinny Jeans auf, die sie über ihren abgelederten Boots tragen. Cool as fuck, diese Band, man könnte fast meinen, es optisch mit den frühen Libertines zu tun zu haben. Folge dieser Verjüngungskur und des personellen Faceliftings: Ich fand mich von zuckersüßen, trendigen Frauen umgeben. Herrlich, ich fühlte mich wie ein Fisch im Wasser! Neben mir tanzte eine solch niedliche Blondine ab, daß ich meine Blicke nicht von ihr lassen konnte. Kurzhaarfrisur wie Madonna in "Susan verzweifelt gesucht", mandelförmige blaue Augen, hohe Wangenknochen, perfekte Zähne und kleine feste Brüste, die im Takt der Musik mitwippten. Am liebsten wäre ich rübergegangen und hätte ihr einen 10 minütigen Zungenkuss verpasst, aber ihr Macker stand gleich hinter ihr und außerdem bin ich ja verheiratet und treu. Oliver Peel ist schließlich nicht Bill Clinton oder Tiger Woods.

Achso, das Konzert. Gut wie immer natürlich und gespickt mit Liedern, die ich noch nicht kannte.
Keinen einzigen Song der EP hatte sie in meiner Anwesenheit zuvor schon einmal live gespielt und mit Best C und Falling Apart waren zusätzlich zwei mir unbekannte Stücke Teil des tollen Sets. Altbekannt hingegen hell funkelnde Juwelen wie Love Affair, New York, Cold Laws und der psychedelisch angehauchte Closer Somedboy New, mit dessen fulminanten Finale sie mich erneut ungespitzt in den Boden rammten.

Bei soviel Neuigkeiten wird es mir auch nach dem elften Konzert von Kim Novak nicht langweilig. Great!

Setlist Kim Novak, International, Paris, 20.01.2011:
01: Love Affair
02: Not So Sure
03: Montego Bay
04: Best C
05: Glory
06: Falling Apart
07: New York
07: Cold Laws
08: Loved & Saved
09: Somebody New

Aus unserem Archiv:

Kim Novak, Paris, 23.10.10
Kim Novak, Paris, 08.01.10
Kim Novak, Paris, 06.01.10
Kim Novak, Paris, 19.09.08
Kim Novak, Paris, 18.06.08
Kim Novak, Paris, 02.11.07
Kim Novak, Paris, 22.09.07
Kim Novak, Paris, 17.07.07
Kim Novak, Paris, 02.05.07
Kim Novak, Paris, 12.10.06




Samstag, 22. Januar 2011

Konzertankündigung Bird On The Wire & Milk & Fruit Juice

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Konzertankündigung: Bird On The Wire & Milk & Fruit Juice

Ort: L'Espace B, Paris
Datum: 24.01.2011


So, Zeit ein wenig für ein vielversprechendes Konzert zu trommeln, daß ich präsentieren werde. Am Montag, dem 24. Januar ist im Pariser Espace B charmantester Twee-Pop angesagt. Die Pariser Milk & Fruit Juice und die Amsterdamer Bird On The Wire spielen auf und das Ganze für läppische 5 Euro. Um das Konzert zu promoten, habe ich extra auf eigene Kosten Flyer zum Preis von 45 Euro drucken lassen, schließlich muss ein solches Ereignis entsprechend kommuniziert werden. Ich war mir auch nicht zu schade, in den letzten Tagen durch die Pariser Bars, Kenipen und Musicclubs zu tingeln, um die blöden (nein, tollen natürlich!) Flyer auszulegen. Das Problem ist bloß, daß man in den einschlägigen Läden die Wände mit diesen verfluchten Flugzetteln tapezieren kann, so viele wie da rumliegen! Ein räudiger Job, keine Frage! Ob sich der Einsatz überhaupt gelohnt hat? Wohlgemerkt: ich kämpfe ausschließlich für die beiden programmierten Bands, ich selbst arbeite für Gotteslohn, sprich umsonst (Oliver Peel, die Mutter Theresa der bloggenden Konzertveranstalter, jawohl).

Also bitte, alle die das jetzt hier lesen und in Paris weilen: am Montag müsst ihr im Espace B auf der Matte stehen! Wird ein toller Abend versprochen. Und erzählt euren Freunden von diesem Fest, "spread the word" wie man heutzutage so wunderbar beknackt sagt. Verbreitet es auf diesem dämlichen Facebook, twittert wie die Gestörten, sprüht es auf Häuserwände und Studententoiletten und rückt geschlossen an, ich begrüße auch jede Dame mit einem Küßchen und die Herren mit einem Arschtritt, äh ich meine mit einem feuchten Händedruck. Danke! Ende der Durchsage!

Pour les lecteurs français:

Ne rater pas le concert de l'année, venez tous à L'Espace B, le lundi 24 janvier! Pour la modique somme de 5 Euro il y aura deux groupes pop charmantissime et en plus des massages gratos, des gogo danseuses et des animaux sauvages. Je m'emballe un peu là? Bon, c'est vrai, j'ai un peu menti, pas de massages, pas de table dance, mais deux groupes symper sympa, ok? Cliquez sur le flyer pour lire le texte. Merci!







Freitag, 21. Januar 2011

Austra, Paris, 20.01.11

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Konzert: Austra

Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 20.01.11
Zuschauer: voll
Konzertdauer: etwa 45 Minuten


Austra heißt der neuste "heiße Scheiß" des renommierten Labels Domino (Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, u.v.a.), der dem unschuldigen Publikum im Pariser Divan Du Monde am 20. Januar auf den Hals gehetzt wurde. Ganz berauscht von dem großen Medieninteresse für Anna Calvi, legt das Londoner Label nach und versucht uns eine neue Frau anzudrehen. Austra ist Kandierin und ihr Projekt wohl eine Band, aber eigentlich steckt dahinter in allererster Linie die klassisch ausgebildete Opernsängerin Katie Stelamanis, die nun nicht mehr unter ihrem Namen, sondern dem neuen Moniker operiert. Früher hatte sie mal ne Band namens Galaxy und zudem sang sie auch ein wenig bei Fucked Up (Christoph, deine Lieblingsgruppe!) mit.

Austra will nun 2011 die Welt erobern und von dem Kuchen, den Fever Ray angeschnitten hat, ein großes Stück abbekommen. 2010 hatte Zola Jesus versucht, die Fever Ray- Jünger für ihre gothisch angehauchte Tanzmusik zu begeistern, nun also Austra. Wer gelesen hat, wie schauderhaft ich das Konzert von Zola Jesus im Olympia 2010 fand, wird wohl stark vermuten, daß ich auch mit Katie Stelamanis neuem Projekt nicht viel anfangen konnte.

Aber erstaunlicherwiese fühlte ich mich im Divan Du Monde von Austra gut unterhalten! Die Blondine (echte? unechte?) erschien mit zwei äußerst niedlichen Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen und hatte zudem einen Bassisten, einen Keyboarder und eine Drummerin dabei. Zu siebt schmetterten die jungen Leute ihren düsteren, stark 1980er Jahre angehauchten tribalischen Diskosound und ließen gut 40 Minuten lang keine Langweile aufkommen. Mit ihrer saumäßig festen, powervollen und durchdringenden Stimme nagelte Katie einen regelrecht an die Wand. So klingen Frauen also, die eine klassiche Stimmausbildung genossen haben! Eigentlich überhaupt nicht meine Tasse Tee, aber bei Austra störte mich das seltsamerweise nicht die Bohne, im Gegenteil. Ihr Gesang faszinierte mich, törnte mich an und brachte mich in Stimmung. Als sei ich nochmal 20, hüpfte ich im bollernden Takt mit und glotze mit Stielaugen auf die beiden brünetten Tänzerinnen. Süße Dinger! Und als die eine der beiden ihr Bolero- Jäckchen fallen ließ und mit kurzem Röckchen rumtanzte, wäre ich am liebsten zu ihr auf die Bühne geklettert.

Aber ich beherrschte mich und hörte den Liedern zu, die vom Debüt Beat and The Pulse stammten. Allesamt catchy und eingängig, potentielle Ohrwürmer. Herauragend der Titeltrack Beat and The Pulse. Donnernde, wuchtige Beats, fetzige Samples, gruselige Synthielinien und darüber der morbide Gesang von Katie. Ein Hit!

Die Zeit verging deshalb auch wie im Fluge und am Ende musste ich überrascht feststellen, daß mir die Show richtig gut gefallen hatte. Austra entspricht eigentlich nicht meinem Beuteschema, aber man kann ja nicht den gazen Tag depressive Folksängerinnen mit fragiler Stimme hören, oder? Eine gute Abwechslung.

Nach dem Auftritt von Austra verließ ich den Divan Du Monde, weil ich noch ins International zu Kim Novak wollte und sah deshalb auch nicht die eigentlichen Headliner des Abends, Robots in Disguise.



Konzertankündigung Peter Doherty

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Konzertankündigung: Peter Doherty

Orte & Daten
:

Deutsche Konzerttermine:

11.04.11 Berlin, Postbahnhof
12.04.11 Hamburg, Uebel & Gefährlich
13.04.11 Köln, Essigfabrik
15.04.11 München Backstage Werk


Den Axl Roose der 2000er Jahre haben unsere bloggenden Kollegen von Rote Raupe Peter Doherty gestern genannt. Die Rote Raupe ist eine tolle Seite, aber der Vergleich ist doch ziemlich eklig. Axl Roose und seinen doofen Guns n' Roses waren immer schon scheußlich, Peter hingegen ist großartig und einer unserer Favoriten hier auf dem Konzerttagebuch. Schließlich wissen wir wovon wir sprechen, denn in unseren Archiven findet ihr dreizehn mal Doherty solo und zusätzlich sechs mal die Babyshambles. Die allermeisten dieser Shows fanden in Paris statt, hier an der Seine fühlt sich der Hutträger am wohlsten. Aber es passieren noch Wunder, der Engländer beehrt endlich mal wieder Deutschland! Und er wird kommen und zwar pünktlich. Die Zeiten in denen er Konzerte versäumte oder vier Stunden zu spät kam sind längst vorbei!

Aus unserem Archiv:

Peter Doherty, Paris, 07.07.10
Peter Doherty, Paris, 09.05.10
Peter Doherty, Paris, 23.03.10
Peter Doherty, Paris, 08.03.10
Peter Doherty, Paris, 18.01.10
Peter Doherty, Paris, 10.11.09
Peter Doherty, Paris, 05.10.09
Pete Doherty, Berlin, 07.08.09
Pete Doherty, Paris, 10.03.09
Pete Doherty, Paris, 09.03.09 (ausführlicher)
Pete Doherty
, Paris, 09.03.09
Pete Doherty, Paris, 28.11.08
Pete Doherty, Paris, 05.06.08
Babyshambles, Montreux, 15.07.08
Babyshambles, Paris, 04.02.08
Babyshambles, Köln, 22.01.08
Babyshambles, Paris, 14.01.08
Babyshambles, Paris, 18.10.07
Babyshambles, Paris, 14.11.06



Donnerstag, 20. Januar 2011

My Year in Lists - Konzerte des Jahres (Mary Jones)

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Das Konzertjahr 2010 hatten wir hier längst abgearbeitet, aber gestern ist nachträglich eine e-mail von Mary Jones mit ihrer Bestenliste in meinen Briefkasten geflattert. Die amerikanische Musikmanagerin aus Chicago kümmert sich um viele tolle Künstler, die unbedingt Erwähnung finden müssen: Arborea, Shelley Short, Scotland Yard Gospel Choir und einige andere. Bis vor kurzem hat sie auch für den innovativen deutschen Pianisten Hauschka gerbeitet und was der Mann aus Düsseldorft macht ist wirklich hochspannend. Erst kürzlich wurde sein Album Foreign Landscapes in der renommierten Musikzeitschrift Uncut mit vier Sternen bedacht.*
Ansonsten widmet sich Mary Jones aber in erster Linie der Vermarktung ihres Schützlings Tom Brosseau und seines anderen Projekts Les Shelleys. Cool, die Oliver Peel Session mit den Shelleys war Konzert des Jahres für Mary!



Konzerte des Jahres 2010 (Mary Jones Management)

1) Les Shelleys at Oliver Peel Session, Paris FR
2) Les Shelleys at The Social, London UK
3) La Roux at Schubas, Chicago IL
4) Fever Ray at Metro, Chicago IL
5) LCD Soundsystem at Metro, Chicago IL
6) Wolf Parade, Big Boi, LCD Soundsystem and Major Lazer at Pitchfork Music Festival, Chicago IL

* Deutsche Konzerttermine Hauschka:

04.02.2011: HBC, Berlin
07.02.2011: Club Transmediale @ HBC, Berlin



I Like Trains, Köln, 19.01.11

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Konzert: I Like Trains
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 19.01.11
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft aber sehr gut gefüllt
Dauer: I Like Trains gut 80 min, Delay Trees 45 min


Ich hasse solche Sprüche, aber I Like Trains waren früher wirklich besser. Ach, das stimmt so eigentlich auch nicht, die Band ist immer noch fabelhaft, nur das Songmaterial im Schnitt etwas schlechter geworden. Obwohl ich die zweite Platte der Nordengländer mitfinanziert habe (wie lange wollte ich diesen Satz schon schreiben!), ist es mir bisher nicht gelungen, sie so schön zu reden, daß sie in meiner Gunst ans Debüt Elegies to lessons learnt oder die fantastische EP Progress reform heranreicht. He who saw the deep enthält einige wundervolle Titel und wäre ohne die Bürde der ersten Veröffentlichungen ein herausragendes Album. Im Vergleich zu den Vorgängern ist es aber eben blasser. Wer am Anfang der Karriere gleich Meisterwerke präsentiert, muß sich danach eben daran messen und von hergelaufenen Bloggern kritisieren lassen.

Änliches galt auch für die finnische Vorgruppe Delay Trees.* Denn auch die begann furios, spielte einen grandiosen ersten Song, der sehr an I Like Trains erinnerte, um denn aber immer mehr in popige Belanglosigkeit zu gleiten. Dazu trug der Bassist einen Dutt! Einen Dutt! Trotzdem waren Delay Trees die mit Abstand beste finnische Band, von der ich jemals gehört habe.

Nachdem sie den Aufbau noch zivil gekleidet vorgenommen hatten, erschienen I Like Trains um 21.15 Uhr dann wieder in den gewohnten englischen Bahnuniformen. Zuletzt hatte ich I Like Trains in Haldern 2009 gesehen. Seitdem hat die Band aus Leeds ihr zweites Album veröffentlicht, mit dem sie - wie zur Zeit viele Künstler - neue Wege gegangen ist. Zur Finanzierung des Projekts nahmen I Like Trains Hilfe des Webdienstes Pledge Music in Anspruch; sie verkauften die Platte (digital) und viele lustige Andenken und sammelten damit im Vorfeld die Gelder, die sie fürs Veröffentlichung auf einem eigenen Label und eine Tour benötigten. Ein weiterer Teil der "erpledgten" Erlöse geht an eine wohltätige Organisation, ein Konzept also, bei dem weder die Band noch der Fan irgendetwas falsch machen kann.

Neben den vier mir bekannten Mitgliedern stand ein fünfter Musiker auf der Bühne. Ian, wenn ich das richtig verstanden habe, unterstützte die Band auf der Deutschland-Tour an Keyboards und dritter Gitarre. Ian (das behaupte ich jetzt so) verschwand in der Regel bei den alten Stücken, er hatte wohl nur die Lieder von He who saw the deep geübt, die allerdings gut, er fiel nicht negativ aus, also spielte er alles richtig.

Von den neuen Liedern gefielen mir
Sea of regrets, We saw the deep, These feet of clay besonders gut. Auch wenn ich sie als viel fröhlicher als ihre älteren Geschwister empfinde, sind das I Like Trains Lieder. Für die anderen Stücke brauche ich wohl noch etwas, sie sind mir zu fröhlich für I Like Trains, auch wenn das - wie in langen Diskussionen erlebt - wohl eine einsame Meinung ist.

Herrlich, wie düster es dann nämlich auch werden kann... I Like Trains spielten nämlich drei Lieder von ihrer ersten EP, das wundervolle Terra Nova über den Wettlauf zum Südpol, A rook house for Bobby, dem Schachgenie (und ein wenig
extrovertierten) Bobby Fisher gewidmet und Stainless Steel, meinen Liebling mit der finsteren Zeile über die Messer, die in der Küche liegen. Toll!

Toll war auch das Konzert insgesamt. Es kommt nicht
an die ersten Auftritte ran, die ich von den Nordengländern gesehen habe, aber das sind auch Messlatten, die verflucht hoch liegen.

Und ich habe noch ein neues Wort gelernt. Als Gitarrist Guy nämlich Stromschläge von seinem Mikro bekam, klärte Sänger David das auf: "Guy has been electrocuted."

Setlist I Like Trains, Gebäude 9, Köln:

01: Sirens
02: Terra Nova
03: Progress is a snake
04: When we were kings
05: A rook house for Bobby
06: Hope is not enough
07: Victress
08: A voice of reason
09: We saw the deep
10: A father's son
11: Stainless steel
12: These feet of clay
13: A divorce before marriage
14: Sea of regrets

15: Spencer Perceval (Z)

Links:

- I Like Trains, Haldern, 15.08.09
- I Like Trains, Köln, 06.03.09
- I Like Trains, Düsseldorf, 28.11.08
- iLiKETRAiNS, Frankfurt, 15.04.08
- iLiKETRAiNS, Paris, 08.04.08
- iLiKETRAiNS, Köln, 16.11.07
- iLiKETRAiNS, Paris, 31.10.07
- iLiKETRAiNS, Paris, 12.10.06
- I Like Trains?

* sensationeller Übergang!


 

Konzerttagebuch © 2010

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