Donnerstag, 20. Juli 2017

Anne Pe, Karlsruhe, 01.07.17

0 Kommentare

Konzert mit Anne Pe in Karlsruhe-Kirchfeld
Datum: 1. Juli 2017
Dauer: 70 min
Zuschauer: 23


Ein Gastbericht von Johannes mit Fotos von Gabriele. 
Vielen Dank!!

Ein weiteres Konzert in Gabrieles schönem Wohnzimmmer. Diesmal füllte Anne Pe diesen Raum und es kamen rund 23 Leute. Die aus Offenburg kommende Künstlerin spielte aus ihrem erst kürzlich veröffentlichten Debut-Album Glowing Seas. Für Hauskonzerte eher schon unüblich spielte sie ohne jegliche Technik wie Verstärker, nur mit ihrer schönen Gitarre. Bei anderen Konzerten ist sie in Begleitung eines Basses zu hören - sein Fehlen tut ihren künstlerischen Qualitäten aber keinen Abbruch.
 


Sie spielte schöne, ein wenig melancholische Lieder, wenn auch manche Texte durch das Fehlen einer Verstärkung ihrer Stimme schwer verständlich waren. Interessant war die Mischung von deutschen und englischen Texten.
 


Das Konzert selbst war in zwei Teile geteilt, mit einer längeren Pause dazwischen. Am Ende gab es dann noch zwei schöne Cover Stücke als Zugabe zum Mitsingen. Alles in allem war es ein gelungener Abend mit schönem Indie-Folk.


Montag, 17. Juli 2017

Les concerts de la semaine à Paris du 17 au 23 juillet 2017

0 Kommentare

Les concerts de la semaine à Paris du 17 au 23 juillet 2017


C'est les vacances et traditionnellement il y a peu de concerts en juillet/aout à Paris. Par contre il y a deux festivals cette semaine, un festival underground et un festival mainstream. Tu as donc le choix entre le Garage Mu Festival à la Station Gar des Mines et le Lollapalooza Paris à Longchamp avec entre autres Pixies (photo archive par Christoph! sur flickr) et Lana Del Rey.



17: Piscine, Terrasse, Dormir, Télé
18: Pierce Brothers, June And The Jones, Dead Turtle, Supersonic
18: Nouvelle Frontière à la terrasse de Petit Bain, gratuit
19: Devandra Banhart, Bataclan, 
19: Feist, Olympia, complet
19-23: Festival Garage Mu, La Station Gare des Mines
(https://www.facebook.com/events/1394269673985588)



19: Born Idiot, Fooljoy, Denver, Supersonic
20: Drugdealer, Point Ephémère, annulé
20: Gutxi Bibang, Purple Iceberg, DBMA, Supersonic
20: Showcase Superbravo à La Fabrique Balades Sonores
20: Snow Coats, Pop In
21: Xarah Dion, Satellite, Espace B
21: Rémi Parson, Belle Vie, Victor Mechanick, Supersonic
22 et 23: Festival Lollapalooza Paris, Longchamps
22: Kumisolo et Karaocake, Point Ephémère, 6 Euro
23: Parlor Snakes et Shoefity, Batofar



Mittwoch, 12. Juli 2017

Gudruns Sommerfestival-Tipps

0 Kommentare

Konzerttipps gefällig? Ich höre ein lautes JA! Neben den Konzerten in kleinen Indie-Clubs und großen Opernhäusern kommt in den wärmeren Monaten noch die Freiluftsaison mit bezaubernden Orten zum Angebot hinzu. Zum Glück für uns Musikfreunde in großer Vielfalt und übers Land verteilt. Ganz subjektiv ausgewählt möchte hier die drei Festivals vorstellen, die ich mir diesen Sommer nicht entgehen lassen werde. Das liegt zum einen natürlich an der Musik aber auch an der Ausstrahlung und dem Wohlfühlfaktor für mich als Publikum.


Burning Eagle 
4./5. August in Reutlingen (bei Stuttgart)
Tickets

Das Festival findet nun schon einige Jahre an zwei Tagen in Fahrradentfernung zur Innenstadt von Reutlingen auf dem Listhof statt - zwischen mittelgroßen Bäumen und auf einer idyllischen Wiese bleibt alles ganz entspannt auch wenn sich für den Headliner auf den Abend das Gelände gut gefüllt hat. Ich freue mich ganz besonders auf die sieben hier aufgeführten Bands:
Freitag
16:00 - 16:45  Emma Gatrill   
18:00 - 18:45  Hello Piedpiper   
20:30 - 21:30  Sons of Noel and Adrian
22:15 - 23:15  Lambchop


Samstag
15:30 - 16:15  Josin         
19:00 - 19:45  Hannah Epperson
23:15 - 00:00  Me And Oceans


Aus unserem Archiv:
Alle Berichte seit 2013
Emma Gatrill, Karlsruhe, 23.09.11
Hannah Epperson, Paris, 17.09.14 
Hello Piedpiper, Pforzheim, 05.02.16
Lambchop, Karlsruhe, 28.03.12
Me And Oceans, Dresden, 07.09.14
Sons Of Noel And Adrian, Dresden, 01.09.12 
 


alínæ lumr 
25.-27. August in Storkow (bei Berlin)
Tickets

Es wird dieses Jahr zum dritten Mal meinen Sommer abrunden. Die Liebe zu den kleinen Städten rings um Berlin kombiniert mit einem Programm, das immer neu von einer Gudrun-wünscht-sich-Liste abgeschrieben scheint, ist ein zu starker Magnet. Gespielt wird im Burghof, der Kirche, der Burg, dem Marktplatz und an der Mühle. Manchmal spontan auch noch anderswo. Alles erscheint leicht und unbeschwert. Schöner geht nicht. Ich freue mich dieses Jahr ganz besonders auf Dear Reader, Martin Kohlstedt, Hannah Epperson und The Notwist.

Aus unserem Archiv:
Alle Berichte seit 2015
Dear Reader, Stuttgart, 26.03.17
Hannah Epperson, Paris, 17.09.14 
Martin Kohlstedt, Storkow, 22.08.15
The Notwist, Köln, 20.03.14
Timber Timbre, Berlin, 27.03.12 
 

Sound of Bronkow Musikfestival 
1.-3. September in Dresden
Tickets

Das SOB war 2011 das erste Festival zu dem ich mich zu fahren traute. Kein Zelten und Rückzugsmöglichkeit in die Stadt wenn es mit uns nichts wird waren große Pluspunkte. Inzwischen mag ich mir die ersten Septembertage nicht mehr ohne die drei tollen Tage im Schatten der Dreikönigskirche vorstellen. Hier freue ich mich diesmal ganz besonders auf:

Laura Gibson, Torpus & The Art Directors und Black Oak (in der Dreikönigskirche wird das bestimmt grandios!)

Aus unserem Archiv:
Alle Berichte seit 2012
Black Oak, Karlsruhe, 19.09.15
Laura Gibson, Leipzig, 03.05.16
Torpus & The Art Directors, Karlsruhe, 06.02.13 




Dienstag, 11. Juli 2017

The Courtneys, Offenbach, 14.06.17

0 Kommentare

Konzert: The Courtneys
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 14.06.2017
Dauer: 45 min
Zuschauer: ca. 40



Am Abend vor Fronleichnam war der Offenbacher Hafen der Ort, an dem man sein musste. Der westliche Teil des Nordrings war abgesperrt von Wachleuten, die Parkplätze rund um Hafen 2 und Ruderclub Hellas vollgestopft. Überall Menschenmassen. "Oh, die Courtneys sind riesig in Offenbach! Gut, daß wir Tickets gekauft haben!" Nicht nur die Menge, auch die Art des Publikums überraschte mich. Hätte ich es nicht besser gewußt, hätte ich die kanadische Indieband im Rap angesiedelt, sie lockte definitiv hessisches Hiphop-Volk an. Ich stellte mir vor, wir würden die einzigen ohne schwere Goldketten beim Konzert sein.


Yo, yo, yo! Es kam natürlich anders, die Leute waren wegen Haftbefehl da. Der Offenbacher Rapper hatte ein paar Wochen vorher in einem Video (mit Huhn) angekündigt, er eröffne die erste deutsche Los Pollos Hermanos-Filiale. Zur Eröffnung am 14.06. gebe es Chicken Wings für alle. Natürlich war das Quatsch, es ging um Promotion der neuen Better Call Saul Staffel, die bei Netflix aber schon ein paar Wochen lief. Jedenfalls schien ganz Offenbach auf den Beinen zu sein - und der Großteil der örtlichen Security-Branche. 

Im Konzertsaal des Hafen 2 war dagegen genau die Menge Menschen, die man erwarten konnte: rund 40. Auch wenn die Band aus Vancouver ihr zweites Album bei Flying Nun Records veröffentlicht hat und bei ihrer Europa-Tour auch in der Brixton Academy gespielt hat, ist 40 leider das Zuschauerpotential. Ob in Schorndorf beim anderen deutschen Clubkonzert mehr Leute waren, weiß ich nicht (ein dritter Deutschland-Termin war das Torstraßen Festival in Berlin).

Die Coutneys sind zu dritt: Sängerin und Schlagzeugerin Jen Twynn Payne (laut Facebook Classic Courtney), Bassistin Sydney Koke (Crazy Courtney) und Gitarristin Courtney Loove (Cute Courtney). Hmmm, die echteren Namen klingen auch ausgedacht.


Jens Schlagzeug stand in der Mitte der Bühne, allerdings vorne am Rand. Jen-Classic ist die Hauptsängerin, alle drei Frauen teilen sich aber den Gesang.

Musikalisch liegen die Courtneys irgendwo zwischen Best Coast, Pavement, den Pastels, Teenage Fanclub, Veronica Falls und irgendwas, auf das ich nicht komme. Die Teenage Fanclub-Assoziation wurde mir vom TFC-Shirt von Gitarristin Courtney eingeredet, sie ist aber gar nicht so abwegig. 



Das Konzert war im Prinzip toll. Die Lieder fast ausnahmslos (der Country song fiel etwas ab) hervorragend. Allerdings störte mich, daß bei einigen der Stücken hintendran noch lange Instrumentalparts kamen, die ganz offensichtlich dafür da waren, Zeit zu gewinnen. Also Zeit von der Uhr zu nehmen. Das wirkte ein wenig absurd. Die Songs waren wirklich toll, endeten aber in draufmontierten monotonen Instrumentals. Mit einem weiteren Album und mehr Auswahl an Stücken wird das sicher wegfallen. 


Bestes Lied des Abends war Lost boys - nicht nur wegen des popkulturellen Werts. Das Lied ist herrlich bestcoastish und es handelt von Vampiren! Überhaupt die Songthemen... Tour handelt davon, auf Tour zu sein, Mars attacks davon, von Aliens mißbraucht zu werden. Oh, mich haben die Courtneys spätestens damit bekommen! Andere tolle Stücke waren Minnesota und Frankie.

In der Zwischenzeit ist mir auch eingefallen, an wen mich die Band noch erinnert. Mein Hirn hat dabei einen kleinen Umweg genommen. Ich war auch vor ein paar Monaten in der Situation, von einer Band erklärt zu bekommen, daß sie eigentlich nur 25 Minuten spielen könne. Glücklicherweise hatten sie das schon beim ersten Deutschland-Auftritt am Abend vorher erklärt, der Promoter hatte entgegnet, hier spiele eine Band aber 40 bis 45 Minuten. Also streckten sie ihr Programm, spielten ein Cover, ein Lied zweimal, wie man das eben macht. Bei meinem Konzert probten sie am Nachmittag noch ein Stück, das sie nie spielen. Der Gig war dann super - die Band die Witching Waves aus England. Und genau an die erinnern mich die Courtneys musikalisch auch. 


Wären die monotonen Enden vieler Lieder nicht gewesen, hätte mich das Konzert viel mehr begeistert. Etwas schade war aber auch, daß - obwohl die Band immer wieder ansetzte - kein Dialog mit dem Publikum entstand (ja, habe auch nicht reagiert...). Die Courtneys fragten nach Fronleichnam, nach dem Popcorn, das es im Hafen 2 gibt, danach, wo man nachts noch schwimmen könne. Wir reagierten eher nicht. "You're so polite!" war die höfliche Interpretation der Sängerin.

Auch wenn ich etwas nörgele, für mich war Offenbach an dem Abend auch genau der richtige Ort. Ich bin heilfroh, die Courtneys nicht verpasst zu haben.


Setlist The Courtneys, Hafen 2, Offenbach:

01: Silver velvet
02: Country song
03: Minnesota
04: Lost boys
05: Virgo
06: Nu sundae
07: Mars attacks
08: Manion
09: Tour
10: Frankie

11: 25 (Z)


Montag, 10. Juli 2017

Slowdive, Mannheim, 18.06.17

0 Kommentare

Konzert: Slowdive
Ort: Maifeld Derby, Mannheim
Datum: 18.06.2017
Dauer: knapp 85 min
Zuschauer: volles Zelt



Als ich 2014 endlich Slowdive zum ersten Mal live sehen durfte, schloß sich eine wichtige Lücke meiner Musikgeschichte. Ich hatte die Engländer wie viele andere Lieblinge in den 90er Jahren verpasst. Slowdive waren ganz wundervoll bei ihrem Reunion-Konzert* im Village Underground. Und beim Primavera, beim Best Kept Secret, in Genf und noch zweimal in London. Obwohl die Konzerte immer besser wurden, war ich ziemlich sicher, daß nach diesem Jahr wieder Schluß sein würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß es eine neue Platte, neue Konzerte und größere Säle geben könnte. Mein nächstes Mal Slowdive fand gut zwei Jahre später statt, dabei spielte die Band drei neue Lieder, die Platte erschien wenige Wochen später. Als immer mehr Festivals bestätigt wurden und schließlich das Maifeld Derby Slowdive als Headliner aufbot, waren meine Theorien futsch. Gottseidank.



Nach der Veröffentlichung der Platte saßen wir mit ein paar Leuten bei einem Konzert der Bats im King Georg in Köln zusammen und unterhielten uns über Musik. Natürlich kamen wir auf Slowdive, das Gespräche mündete in der Diskussion, ob Slowdive (das Album) die zweit- oder die beste Platte der Band ist. 



Manchmal ist diese Musibranche also doch gerecht. Nach dem unschönen Ende der ersten Karriere (1995 schmissen Creation Records Slowdive eine Woche nach Erscheinen der dritten Platte raus, der musikalische Zeitgeist mochte gröbere Musik) sind Slowdive endlich nicht mehr nur Kritikerlieblinge auf Abruf! Sondern Festival-Headliner!

Der Maifeld-Sonntag war brillant besetzt. Vor Slowdive hatten u.a. schon Spoon, Amanda Palmer mit Edward Ka-Spel oder Thurston Moore gespielt. Eigentlich war bei dem Programm kein fieses Party-Publikum zu erwarten gewesen, was mir das Konzert am Ende sicher versaut hätte, befürchtet hatte ich es aber trotzdem. Rund um Mannheim ist viel Land. Neben mir stand zwar ein Typ, der eine beleuchtete Weihnachtsbaumbeleuchtung trug, es unterhielt sich aber niemand laut und betrunken, es nervte niemand, die Leute waren wegen Slowdive geblieben, ob als Fan oder neugierig.

Als wir mittags auf dem Parkplatz angekommen waren, lief gerade der Slowdive Soundcheck. Slomo spielten sie, das erste Lied der neuen Platte. Slomo erinnert mich an Kate Bush und ist erst auf den zweiten Blick eine Schönheit. In Den Haag hatten sie es nicht gespielt. Richtig viel Überraschungen stecken sonst nicht in den Setlisten der Band. Das mag man kritisieren, aber warum? Was sollte denn aus dem Set rausfliegen? Slowdive spielen ja nur Hits. Riesenhits. 

Und so war es dann auch, Slowdive, Avalyn, Catch the breeze, Crazy for you, Star roving, Machine gun, Souvlaki Space Station, When the sun hits, Sugar for the pill, Alison, No longer making time, She calls, Golden hair und 40 days. Auf was soll man da verzichten? Um Slomo oder beispielsweise Dagger oder das grandiose (und neue) Falling ashes aufzunehmen? Das geht nur, wenn die Band viel Zeit bekommt, beim Maifeld Derby waren es schon einmal festivaluntypische anderthalb Stunden (die sie leider nicht ganz nutzten). 

Als ich nach dem Konzert überlegte, was wohl die besten Lieder waren, kamen mit Avalyn, When the sun hits, Golden hair, vor allem aber No longer making time, Sugar for the pill und Star roving in den Sinn. Meist ist es ja so, daß neue Lieder lästige Pflicht sind, bei Slowdive sind sie Höhepunkte des Konzerts.


Vor allem bei Golden hair, dem Syd Barrett-Cover, bei dem Rachel Goswell am Anfang haucht, die anderen vier anschließend shoegazen bis zum Anschlag (manchmal geht die Sängerin dabei von der Bühne), war mir das Schlagzeug zu laut, ansonsten klangen Slowdive wie immer gut. Ihr Soundmann, der der gleiche wie damals ist, wenn ich richtig informiert bin, ist wohl einer der besten seiner Art.


Ich habe gar nicht so viel zu sagen, ich stand auch slowdiveüblich anderthalb Stunden mit offenem Mund vor der Bühne und dachte höchstens drüber nach, wann ich Rachel, Christian, Nick, Simon und Neil wiedersehe.

Dortmund...




Slomo spielten sie dann am Ende nicht mehr. Zeit wäre noch gewesen, es blieb aber bei der einen Zugabe 40 days. Aber natürlich wäre das Konzert auch überragend gewesen, hätten Slowdive nur 40 days gespielt.

Setlist Slowdive, Maifeld Derby, Mannheim:

01: Slowdive
02: Avalyn
03: Catch the breeze
04: Crazy for you
05: Star roving
06: Machine gun
07: Souvlaki Space Station
08: When the sun hits
09: Sugar for the pill
10: Alison
11: No longer making time
12: She calls
13: Golden hair (Syd Barrett Cover)

14: 40 days (Z)

Links:

- aus unserem Slowdive-Archiv:
- Slowdive, Mannheim, 18.06.17
- Slowdive, Den Haag, 31.03.17
- Slowdive, London, 20.12.14 
- Slowdive, London, 19.12.14
- Slowdive, Genf, 09.09.14
- Slowdive, Saint-Malo, 15.08.14
- Slowdive, Hilvarenbeek, 21.06.14
- Slowdive, Barcelona, 30.05.14
- Slowdive, London, 19.05.14


* am Abend vorher gab es ein kurzfristig angesetztes Konzert bei der Geburtstagsparty von Sonic Cathedral.



Radiohead, Best Kept Secret Festival 2017, Tilburg

2 Kommentare

Konzert: Radiohead
Ort: Ferienpark Beekse Bergen, Tilburg
Datum: 18.06.2017
Dauer: 130min
Zuschauer: 25.000 ausverkauft


Thom Yorke tanzt. Er windet sich in seiner Rumpelstilzchen-Art über die Bühne. Fast sieht es so aus, als würde er sich mit seinem Mikrofonkabel selber fesseln, so wild dreht er sich im Kreis, bis er sich plötzlich spontan das Haargummi vom Kopf reißt und nun endgültig wie ein wilder Indianer ausschaut. 

Selten waren die Erwartungen an ein Konzert höher. Radiohead spielten beim Best Kept Secret ihre erste Festivalshow in den Niederlanden seit 2001. Am Morgen wurde noch, nach Öffnung des Geländes, drei Stunden an der Bühne gefeilt. 

Unzählige, riesige Variospots und Leinwände wurden an die Bühnendecke montiert. Die Spielzeit im Programm war mit 150 Minuten nach hinten komplett offen, alles war vorbereitet. 

Aber bevor es auf der Hauptbühne losgeht war noch ein andere Höhepunkt zu bestaunen. Jonny Greenwood begleitete sein Projekt "Junun" aus indischen Musikern eine volle Stunde an der Gitarre. 


Und was war das bereits für ein Konzert. Die Musiker marschieren gleich zu Beginn durch das komplette Zelt, mit Pauken und Trompeten. Ein wahnsinniges Orchester bot sich da, gewandelt in traditionellen Gewändern, entfachten sie einen Rausch an Rhythmus und Leidenschaft.

Greenwoods Beiträge hielten sich, anders als bei Radiohead, dezent im Hintergrund. Viel toller war sein Lächeln auf der Bühne zu beobachten. Die meiste Zeit saß er, enspannt mit den Haaren wedelnd, auf einem der Teppiche am Boden und genoss das wilde Treiben auf der Bühne. 

Junun - Trailer Funkhaus Berlin 2016

Die letzte Umbaupause vor dem Headliner. Hier im Sand neben dem See lässt sie sich prima bei einem netten Plausch mit zwei extra angereisten Schotten verkürzen. Dann glüht die Leinwand vor, erlischt wieder und Radiohead betreten die Bühne, bewaffnet mit diversen Xylophon-Klöppeln.

Daydreaming eröffnet den Abend, und welche andere Band könnte ein so lang ersehntes Konzert mit einem so traumhaft ruhigen Stück beginnen ?


Es perlt aus den Boxen, ganz leise und soviel schöner als auf CD ist das Arrangement. Überhaupt wird es an diesem Abend eine Vielzahl von Songs geben, die so perfekt umgebaut wurden, wie man es von der Band bisher nicht kannte.

Alle Balladen wirken ruhiger und klingen runder und vollendeter als je zuvor. Natürlich haben Radiohead ihr Werk bei jeder Tour einer Bearbeitung unterzogen, aber irgendwas ist heute anders.

Natürlich gibt es den gewohnten Mix aus Songs die die Band spielen möchte und denen, die das Publikum am liebsten hört. Aber auf der Bühne ist eine Veränderung erkennbar. 

Yorke scheint auf dieser Tournee zum ersten Mal wirklich Spaß zu haben, hat sich mit alten Klassikern anscheinend versöhnt, singt sie nicht mehr abfällig oder extra schludrig, nur um sein Ego zu beruhigen.

Vielleicht waren es die Schicksalsschläge der letzten Jahre, seine Ex-Frau verstarb nach einer Krebserkrankung, oder auch die Mílde des Alters. Den Fans soll es egal sein, hier erlebt man Radiohead endlich wieder als traumhaftes Gesamtkunstwerk.


Jedes Detail sitzt und trotzdem ist die Band in der Lage die Setlist jeden Tag fast komplett umzubauen. Alles klingt wirklich live, nicht wie bei "Arcade Fire" am Abend zuvor, wo die Show wichtiger schien als der Song.

Dabei ist die Show auch hier bombastisch. Alles glüht und leuchtet im tollstem Ornat. Besonders eine Art Rostfarbe verwandelt die Bühne in eine Art Marslandschaft, die fantastisch aussieht. 

Was muss das für ein Gefühl auf der Bühne sein, wenn ein Festivalpublikum bei den leisesten Passagen und Songs ohne einen Zwischenruf lauscht. Die wohl höchste Anerkennung, die einem als Festivalband zuteilwerden kann. 

"Street Spirit" beendet den ersten Teil und neben mir liegen sich die zwei Schotten in den Armen, mit nassen Augen. Wer jetzt noch Zugaben benötigte wurde nicht enttäuscht. Das unzerstörbare "Paranoid Android" knallt aus den Boxen, Greenwood gibt den alten Derwisch und mit "There There" endet der Set, diesmal nicht mit einer Ballade.

Danach sinkt man benommen in den Sand. So etwas kommt so schnell nicht wieder. Wahrscheinlich in circa 20 Jahren, denn das war mein bestes Radiohead Konzert seit 1997 in der Bonner Biskuithalle. 


Les concerts de la semaine à Paris du 10 au 16 juillet 2017

0 Kommentare

Les concerts de la semaine à Paris du 10 au 16 juillet 2017


Le mois de juillet est traditionnellement calme, en ce qui concerne les concerts, mais ce soir il y a le sublime projet Planetarium (avec Sufjan Stevens au chant, photo archive par Christoph Konzerttagebuch ©)) dans le cadre des Days Off, puis demain le talentueux Kevin Morby au Trabendo. La fin de semaine nous est embellie par les Balades Sonores et leur traditionnel festival Bitter Sweet Paradise !




10: Bombino, Canalon de Timbiqui, Bania, Garage
10: Ry X, Cité de la Musique
10: Festival Days Off avec Sufjan Stevens, Bryce Dessner, Nico Muhly et premiè ere partie This Is The Kit, Philharmonie de Paris, complet
11: Foster The People, Elyséé Montmartre
11: Kevin Morby, Le Trabendo
11: Showcase Peter Harper, La Surferie, 69, rue Pierre Timbaud, 75011 Paris
12: Marc Desse, La Mano
12: Thérapie Taxi, Point Ephémère
12: Deal Valley + Kaviar Special
12: Zaza Fournier, l'Etoile du Nord, gratuit
13: Mustang, Supersonic
14: Festival Bitter Sweet Paradise avec Pokett, This Is The Kit, Weinf, 14-21 @ Sergeantpaper
14: Todd Terje, La Clairière
14 Mary J. Blige, Olympia
15: Festival Bitter Sweet Paradise avec Barbarie Boxon, Clémentine March, Kevin Lartig, Les Lignes Droites, Marc Desse et Maud Octallinn, 14-20h, Square d'Anvers
15: Arat Kilo & Mamani Keita, Jupiter & Okwess, Arènes de Montmartre
16: Festival Bitter Sweet Paradise avec Kassett, Monolithe Noir, Princesse et Tropical Horses, La Station-Gare des Mines



Les concerts en juillet à Paris

0 Kommentare

Les concerts en juillet à Paris


C'est la saison des vacances, mais il reste néanmoins quelques concerts à Paris, notamment dans les petites salles de la capitale ! ne ratez pas le Festival Bitter Sweet Paradise des Balades Sonores et les soirées au Supersonic. Puis aller voir Feist (photo archive Christoph! ©) si vous avez des places ! Bel été à toutes et tous !




13: Adieu Gary Cooper, Marc Desse, Gabriel Auguste, Mustang, Petosaure, Avenue Z, Supersonic
14: Festival Bitter Sweet Paradise avec Pokett, This Is The Kit, Weinf, 14-21 @ Sergeantpaper
14: Todd Terje, La Clairière
14 Mary J. Blige, Olympia
14: Scorpion Violente, Strasbourg, Les Hôpitaux, Harshlove, Casse Gueule, Enfance de Merde, Ex Fulgur, Monsieur Crane, Supersonic
15: Festival Bitter Sweet Paradise avec Barbarie Boxon, Clémentine March, Kevin Lartig, Les Lignes Droites, Marc Desse et Maud Octallinn, 14-20h, Square d'Anvers
15: Jan Wie, Postcoïtum, The Sandcherries, Pigalle New Wave Party, Supersonic
15: Arat Kilo & Mamani Keita, Jupiter & Okwess, Arènes de Montmartre
16: Festival Bitter Sweet Paradise avec Kassett, Monolithe Noir, Princesse et Tropical Horses, La Station-Gare des Mines
18: Pierce Brothers, June And The Jones, Dead Turtle, Supersonic
19: Devandra Banhart, Bataclan
19: Feist, Olympia
19: Born Idiot, Fooljoy, Denver, Supersonic
20: Drugdealer, Point Ephémère
20: Gutxi Bibang, Purple Iceberg, DBMA, Supersonic
20: Louise Roam + Irène Drésel, FGO-Barbara
21: Xarah Dion, Satellite, Espace B
21: Rémi Parson, Belle Vie, Victor Mechanick, Supersonic
22 et 23: Festival Lollapalooza Paris, Longchamps
22: Kumisolo et Karaocake, Point Ephémère, 6 Euro
23: Parlor Snakes et Shoefity, Batofar
25: Midnight Oil, Olympia
25: Sheer Mag, Holy Gray, Police Control, PCP Manor, Olympic Café
25: Tempers, Dear Deer, L'An 2000, Supersonic
26: La Route du Rock Tour avec Frankie Cosmos et Trust Fund, La Maroquinerie
26: Dune Messiah + Spike Fuck, Espace B
26: Boytoy, The Blind Mind, Wild Child Charlie, Supersonic
26: Fishbach, La croisière
27: Niki Niki, Bercy Village
27: Big Mountain County, The Wave Chargers, Au Contraire, Supersonic
28: Tristesse Contemporaine, Traditional Monsters, Supersonic
29: La Passerelle.2 a un ans


Sonntag, 9. Juli 2017

Open Source Festival, Düsseldorf, 08.07.2017

0 Kommentare

Konzert: Open Source Festival
Ort: Düsseldorf, Galopprennbahn Grafenberg
Datum: 08.07.2017
Dauer: 1 Tag
Zuschauer: 7.000 ausverkauft



Einmal im Jahr pilgern auch die nicht am Pferdesport interessierten, zur ehrwürdigen Galopprennbahn im feinen Düsseldorfer Stadtteil Grafenberg. 

Wer die Vision hatte, hier ein Festival, ohne stilistische Grenzen stattfinden zu lassen, musste sich zumindest um die fehlende Wirkung eines Sonnenuntergangs keine Sorgen machen. 

Wer zu später Stunde den Blick von der Tribüne über die unverbauten, bewaldeten Hügel neben und hinter der Hauptbühne schweifen lässt, vergisst für Minuten den Trubel und die laute Musik, für die er eigentlich angereist ist.



Bei gutem Wetter, und am Samstag war das Wetter perfekt, gibt es also eigentlich gar keine Ausreden, den Tag nicht mit netten Menschen in Grafenberg zu verbringen. Das Line-Up ist wie immer buntgemischt. 

Entscheiden kann man sich zwischen Newcomern auf der kleinsten Bühne, aufstrebenden (meist elektronischen Künstlern) auf der "Carhartt-Stage" oder den bekannteren Acts auf der Hauptbühne, während man lässig auf der Wiese oder Tribüne Platz nimmt. 

Obwohl der "richtig große" Name dieses Jahr fehlte,  ist das Festival mit fast 7.000 Besuchern ausverkauft. Geboten wird für ein Tagesfestival viel, Kunststudenten präsentieren ihre Arbeiten in kleinen Zelten, diverse Foodtrucks bereichern das normale Festivalessen. Selten auch sieht man so viele Familien im Verbund anreisen.



"Die Sterne" beginnen zu früher Stunde, leider mit mäßigem Sound, auf der Hauptbühne. Sänger "Frank Spilker" schwitzt in der gleißenden Sonne und versucht alles, die Zuschauer schon zu etwas Bewegung zu animieren. 

Das gelingt naturgemäß eher bei den älteren Mitsingklassikern wie "Universal Tellerwäscher" und "Was hat die bloß so ruiniert". Viele fragten, ob das eine Comeback-Tour sei, aber die Sterne waren nie ganz weg in den letzten 25 Jahren. 

Auch das neue Material ist gewohnt anspruchsvoll und voller guter Lyrik und tanzbaren Elementen. 

Danach hatten es "Austra" aus Kanada ebenfalls nicht leicht. Auch ihr, eigentlich sehr tanzbarer Elektropop, fiel der chilligen Atmosphäre des Nachmittags zum Opfer. 



Beim Heimspiel der "Antilopen Gang" hatte ich eigentlich fest mit einem späteren Slot im Ablauf gerechnet, so mussten auch die sprachbegabtesten Düsseldorfer noch im Sonnenschein antreten.

Zunächst klassisch mit drei Mann am Mikro und einem DJ, im zweiten Teil dann mit heruntergerissenem Vorhang, hinter dem sich eine "Punkband" verbarg. 

So wurden alle Fixpunkte des Antilopen-Kosmos abgedeckt. Schon immer stand hinter dem festen HipHop-Konzept ein Spiel mit Gitarren und Schlagzeug, dass die Wurzeln des Düsseldorfer Punk nicht verbergen konnte und wollte.



Der Legende nach (davon gibt es allerdings viele), stammt ja der Name aus einer negativen Abwandlung des ersten Hosen-Albums "Opel Gang" als "Anti-(l)open Gang". 

Eigentlich zu logisch, um nicht wahr zu sein. 2011 hatten die Antilopen bereits einen besonderen Auftritt beim "Open-Source". Damals mieteten Sie auf eigene Faust, einen der beschriebenen Pavillions und rappten von früh bis spät für kleines Geld auf Zuruf. 

Schon damals war der erfrischende Humor der Truppe einzigartig. Mein unscharfes Handy-Video von damals zeigt eine frühe Version von "F... die Uni". Leider ist die ebenfalls erworbene Live-Beschimpfung ("Dissen für Kleingeld nach Vornamen") nicht mehr auffindbar. 



Zum Glück ist nichts von dem kindlichen, aber perfekten Witz verloren gegangen. Völlig zurecht ist die "Gang" in den letzten Jahren einen riesigen Schritt nach vorne gestürmt.

Unpeinlicher HipHop, der stilistisch aber immer das Genre ernstnimmt, ist leider selten anzutreffen. 

Zeilen wie "Ich bin perfekt, guck mich an, ich trink Sekt, der nach Himbeer schmeckt", gepaart mit offenen, politischen Aussagen machen das Konzert zu einem Genuss, den man auch verstehen kann, wenn einem ansonsten Sprechgesang wenig bedeutet.

Am 23.12.2017 geben die "Antilopen" ein Klubkonzert im Düsseldorfer "Stahlwerk", ein "Fest der Liebe".



Passend zur Musik von "The Temper Trap" ging dann die Sonne langsam unter. Leider hat es die Band nicht leicht. Zu gut war ihr erstes Album "Conditions", das zweite viel zu perfekt produzierter Pop und beim dritten wollte dann keiner mehr so richtig hinhören. So ist das im schnelllebigen Popgeschäft. 



Der charismatische, indonesische Sänger "Dougy Mandagi" bietet immer noch alles, was man von einer tollen Indierockband erwartet, nur leider erwarten die Zuschauer nur die alten Hits.

So bleibt der Zuspruch vor der Hauptbühne geringer als zuvor und erst am Ende mit den Klassikern "Drum Song" und "Sweet Desposition" lebt das Publikum wieder auf. 




"Trentemoller" aus Dänemark machen danach dann noch den Deckel drauf. Eine perfekt inszenierte Live-Show beendet das Festival gegen Mitternacht.

Alles in allem wieder einmal ein gelungener Tag in Düsseldorf. Das Konzept ,viel Musik zu einem wirklich überschaubaren Eintrittspreis (36,00 EUR) auf einem tollen Gelände zu präsentieren, ging wieder einmal perfekt auf. 

Kleinere Kritikpunkte, wie die langen Wartezeiten am Ausschank (gefühlte drei Zapfhähne reichen einfach nicht) und den Toiletten, sollten im nächsten Jahr schon der Vergangenheit angehören. Auf ein neues, beim "Ascot" der Festivals, in Düsseldorf. 

Fotos: Michael Graef


Arcade Fire, Esch-sur-Alzette, 08.07.17

1 Kommentare

Konzert: Arcade Fire
Ort: Rockhal, Esch-sur-Alzette, Luxemburg
Datum: 08.07.2017
Dauer: 95 min
Zuschauer: vielleicht 4.000 (bei weitem nicht ausverkauft)



Es kommt immer mal wieder vor, daß ich nicht unbedingt wegen der Band sondern wegen des Ortes zu einem Konzert fahre. Als wir 2014 mit einigen Leuten zu Kraftwerk nach Wien gereist sind, hatte ich die Band eigentlich wirklich zu oft gesehen, um dafür extra nach Österreich zu fahren, sie spielte aber im Burgtheater, und darum ging es mir. The National auf einer Festung in Kroatien, The Cure und Suede in der Royal Albert Hall, Beispiele dafür gibt es immer wieder. Häufig gehe ich auch wegen einer Vorgruppe zu Konzerten. Wenn es eben nicht anders geht, muß ich halt mit zweitausend anderen zu alt-j fahren, wenn ich Wolf Alice nun mal nicht anders sehen kann.

Gestern war ich zum ersten Mal wegen einer Bühne bei einem Konzert.

Und ein wenig deshalb, weil mich Arcade Fire vor zwei Wochen in Köln sehr kalt gelassen hatten, das Konzert war kurz, zu weit weg (meine Doofheit) und so himmelweit entfernt von dem Standard, den mein erster Arcade Fire Auftritt elf Jahre vorher und ein paar Straßen weiter im Gebäude 9 gesetzt hatte.

Esch-sur-Alzette sollte also wieder das Liveerleben der Kanadier zurechtrücken, vor allem aber meine Neugierde auf die 360°-Bühne stillen.


Arcade Fire hatten diese Bühne vor ein paar Tagen in London bei einem Mini-Auftritt erstmals vorgestellt. Die Bilder des Abends waren fantastisch. Die 40 Bandmitglieder (etwa) standen über die quadratische Bühne verteilt, das Publikum vor allen Seiten, jeweils mit Musikern, die die Zuschauern anspielten. Das erste Mal auf einer 360°-Stage hatten sie aber als Support von U2 gestanden.


Als wir vor der Halle ankamen, 30 min vor dem Einlaß, überlegten wir, welcher Platz wohl der beste wäre. Wenn es eine Bühne gibt, kein Problem. Rechts oder links vorne, je nach Saal. Aber bei vier Bühnen? Schwierig. Wir entschieden uns für die Ecke vorne links. Da würde wohl Win Butler stehen und mit etwas Glück auch Bruder William und Richard Reed Parry. Merkwürdigerweise hatte sich wohl nicht rumgesprochen, daß die Bühne mitten im Saal stehen würde. Frontal standen sehr viele Leute, auf der anderen Seite kaum jemand, da wäre man kurz vor Beginn noch in die dritte Reihe gekommen. 


Wir standen perfekt, schlechte Plätze gab es aber eh nicht, die Musiker wanderten und änderten ihre Positionen immer wieder. An der vom Eingang aus gesehen unteren Seite standen Win & Régine. Links Bassist Tim Kingsbury und William Butler, oben Violinistin Sarah Neufeld und Richard Reed Parry, rechts Percussionist Tiwill Duprate, in der Mitte Schlagzeuger Jeremy Gara und irgendwo noch Saxophonist Stuart Bogie, den wir nur einmal zu Gesicht bekamen. Wie gesagt, wir standen perfekt.


Spektakulär war so vieles an diesem Abend. Rund um die Bühne ging ein Fotograben, durch den aber nur ein offenbar zur Band gehörender Fotograf lief. Denn der Graben war gleichzeitig Backstage. Nach einem Lied eilten Roadies von allen Seiten auf die Bühne, um Instrumente auszutauschen oder aufzuräumen. Überall standen Gitarren und Bässe. Als Arcade Fire auf die Bühne kamen, griff sich Win seine Gitarre von einem Ständer. Bruder William lief ihm hinterher und wies ihn darauf hin, daß er eine Gitarre von der falschen Seite genommen habe, das sei seine.

Das Konzert fing fantastisch an, Wake up, der Ohrwurm Everything now, Here comes the night time (Haïti gefällt mir in der aktuellen Version nicht), dazu die vielen Dinge, die auf der Bühne passierten, die Lautstärke, das Gefühl, überall in der ersten Reihe zu stehen, das war der Kehrwert meines Köln-Konzerts neulich. 




Danach folgten Chemistry und Signs of life, zwei der Lieder vom neuen Album. Chemistry ist ganz frisch und hatte seine Live-Premiere neulich in London (ist also wohl ein 360°-Song). Mir gefallen beide nicht sonderlich. Weil danach aber nur noch gute Lieder kamen, waren diese Minuten nicht dramatisch. Nur noch gute Lieder... jein. Creature Comfort, das letzte neue Lied, ist deutlich besser als Chemistry und Signs of life, es gefiel mir auch schon mehr als beim ersten Hören. Aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, daß ich mich mal bei kommenden Konzerten super drüber freuen werde. Wie über Ready to start, Power out, No cars go oder auch Sprawl II und Reflektor. Die kamen alle in der zweiten Konzerthälfte. Sprawl II beendete nach Rebellion (Lies) das Konzert. Das kam ziemlich unvermittelt, weil Sprawl II eher so ein Mittelteil-Stück ist.



Die Zugabe Neon bible, entstanden während der zweiten Amtszeit von George W. Bush, zeigte dann noch einmal die Stärken der Bühne. Die Band stand unbeleuchtet in der Mitte des Publikums, angestrahlt von Handylampen, die wir anschalten sollten. Die Kanadier traten danach ab, strickten noch etwas Wake up in Neon bible und waren weg.

Daß das Konzert kürzer als der Festival-Auftritt beim Best Kept Secret (20 Lieder) aber auch als der in Köln war, der um 22 Uhr beendet sein musste (17 Lieder), war vorsichtig formuliert merkwürdig. 

Die Mitmach-Animationen, für die zum guten Teil Tiwill zuständig war, gehören bei Arcade Fire dazu. Mit der Bühne wirken einige von ihnen auch sehr toll, die hin- und hergeschwenkten Arme, die drei Seiten des Publikums minutenlang machten, sahen sehr hübsch aus. Wenn die Musik dazu so gut ist wie in der zweiten Konzerthälfte, kann ich damit auch leben, mich wie im Kirmeszelt zu fühlen. Wenn die Lieder aber nachlassen, gehe ich besser nicht mehr zu Arcade Fire Konzerten. Das in Luxemburg war wegen der Bühne, wegen der vielen Sachen, die man noch nicht kannte, einer laufenden Régine, die eine Runde gedreht hatte, dann aber gerade kein Mikro in der Nähe hatte und rennen musste z.B. noch einmal gut, gerade glaube ich aber nicht, daß ich im nächsten Jahr noch mal dabei sein werde.

Setlist Arcade Fire, Rockhal, Esch-sur-Alzette:

01: Wake up
02: Everything now (neu)
03: Haïti
04: Here comes the night time
05: Chemistry (neu)
06: Signs of life (neu)
07: No cars go
08: Ready to start
09: Neighborhood #1 (Tunnels)
10: Reflektor
11: Afterlife
12: Creature comfort (neu)
13: Neighborhood #3 (Power out)
14: Rebellion (Lies)
15: Sprawl II (Mountains beyond mountains)

16: Neon bible (mit Wake up) (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Arcade Fire, Hilvarenbeek, 17.06.15
- Arcade Fire, Dresden, 17.06.14
- Arcade Fire, Barcelona, 29.05.14
- Arcade Fire, Luxemburg, 26.06.11
- Arcade Fire, Wiesen, 22.06.11
- Arcade Fire, Düsseldorf, 29.11.10
- Arcade Fire, Paris, 29.08.10
- Arcade Fire, Paris, 05.07.10
- Arcade Fire, Paris, 24.08.07
- Arcade Fire, Köln, 22.08.07
- Arcade Fire, Nimes, 22.07.07
- Arcade Fire, Paris, 20.03.07


 


Samstag, 8. Juli 2017

Kesselhaus Acoustics, Berlin, 04.07.17

0 Kommentare

Konzert: Kesselhaus Acoustics mit 
      Joel Havea (35 min)
      Bender & Schillinger (30 min)
      AVEC (35 min)
Ort: (ausnahmsweise, da von der Fashion week vertrieben im) Biergarten des Frannz in Berlin (Kulturbrauerei Prenzlauer Berg)
Datum: 4. Juli 2017
Zuschauer: 100 - 200


Als Karlsruherin singe ich oft freiwillig wie gezwungenermaßen das Loblied auf die Kultur in der Provinz. Nun könnte ich noch eine Strophe anhängen, dass die Berliner echt die Klappe halten können, wenn an zwei Juliabenden in ganz Berlin nicht mehr als eine Veranstaltung stattfindet, die so einigermaßen in mein musikalisches Beuteschema passt.... Aber das ist natürlich nur unwichtiges Geplänkel und verblasst neben der Erinnerung an einen sehr gelungenen Abend mit einem mich absolut überzeugenden Konzept - den Kesselhaus Acoustics jeden 2. Dienstag im Hof der Kulturbrauerei in Berlin (die Idee ist aus Hamburg geborgt).
 

Diverse nicht primär musikalische Pluspunkte wären dabei zu nennen: Ein sehr einladender Ort (mit Bonuspunkt: Nur sieben Gehminuten von meinem Quartier entfernt), eine Uhrzeit zu der ich sehr gut aufnahmefähig bin, Bekanntmachung der Abendplanung und auf 15 min genaues einhalten des Planes. Passendes Wetter: Freundlich, trocken und nicht zu warm. Darüber hinaus hatte ich eine Verabredung für den Abend und schließlich statt einem sogar zwei sehr nette Begleiter (auch wenn ich meine Fotos diesmal selbst machen musste). Als Sahne obenauf gab es noch ein unverhofftes Treffen und viel zu lachen mit einem Musikliebhaber-Quintett eine Generation jünger als ich, das ich die letzten Jahre auf dem Alinae lumr Festival traf...


Dieser Gemütlichkeitsbonus war gleichzeitig auch ein gewisser Nachteil, weil die Musik darin zum großen Teil Background-Berieselung wurde und von vorne bis hinten durchgequatscht wurde. Normalerweise hätte mir das alles verleidet, aber was soll's das ist halt ein Teil des Konzeptes, zu dem auch gehört, sich auf die angebotene Musik einzulassen oder eben auch nicht. Der erste Künstler des Abends - Joel Havea - war zum Beispiel eher kein Kandidat mit dessen Musik ich mich weiter intensiv beschäftigen werde. Er war aber für so einen Sommerabend auch ganz passend und ertrotzte sich sogar eine Zugabe.


Die flapsige Bemerkung, ich sei wohl auf der Suche nach Neuentdeckungen traf für mich am ehesten auf das Mainzer Duo Bender & Schillinger zu, die mich bezauberten in der musikalischen Vielgestaltigkeit und mit den beiden Stimmen von Linda Bender und Chris Schillinger. Das war mal Liedermachermäßig mit den zwei akustischen Gitarren, aber es gab auch Rhythmus und eine Saite blieb gar auf der Strecke, als die zweite Akustikgitarre als Schlagwerk diente. Sanfte Klavierklänge schmiegten sich bei Rendevous an mein Ohr. Das war so recht meins und hat mir viel Spaß gemacht.
 

Die österreichischen Gäste AVEC setzten dann den Schlußpunkt für den frühen Abend. Sie reizten den akustischen Rahmen aus und spielten in voller Bandformation: Miriam Hufnagl (Gitarre und Gesang), Andi Häuserer (Gitarre und Tasten),  Lukas Klement (Schlagzeug), Ross Stanciu (Bass) ordentlich druckvoll auf. Da wippten die Zehen. Wir hatten einigen Spaß dabei, dass häufig der Bass das letzte Wort hatte und warteten auf ein Solo von ihm (das es aber dann doch nicht gab...). Bestimmend war dabei die markante Stimme von AVEC. Bei dem wohl bekanntesten Song Granny ging schließlich im Publikum richtig die Post ab, obwohl es ja eher melancholisch ist.

Kesselhaus Acoustics Pläne 2017
18.07. Serafyn (SUI), Nosoyo (NL), Klan
01.08. Phela, Lasse Matthiessen (DK), Hanna Leess
15.08. A Tale Of Golden Keys, Sarah Lesch, Lukas Meister
29.08. Lilly Among Clouds, Meadows (S), Lukas Droese & Band


Tourdaten Joel Havea
08.07. Lübeck Kultur-Sommer-Festival    
15.07. Stein Tatort Hawaii    
17.07. Kiel Forstbaumschule    
22.07. Hamburg Bistro Tati – Zweierabend mit Andy Fite!    
29.07. Hemer Sauerland Park    
30.07. Hamburg Altes Mädchen    
05.08. Gifhorn Open Air KultBahnhof    
02.09. Kiel Frock Summer Festival 




Bender & Schillinger am 26./27.08. in Trier Überall und hier

AVEC on the road



 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates