Dienstag, 31. Juli 2012

Caravan Palace, Karlsruhe, 30.07.12

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Konzert: Caravan Palace (Paris)
Ort: Tollhaus Karlsruhe (im Rahmen des Zeltivals)
Datum: 30.07.2012
Dauer: 80 min (20:40-22:00 Uhr)
Zuhörer: vielleicht 500



Von Gudrun aus KarlsruheWenn mich nicht ein Kollege noch einmal ins Gebet genommen hätte, wäre mir der Abend mit Caravan Palace entgangen...

Das Zeltival ist in seine letzte Woche eingetreten. Es ist musikalisch wieder sehr auf meiner Wellenlänge. Drei Abende habe ich spontan in meinen persönlichen Kalender übernommen. Es hätten noch mehr sein können, denn der Samstag mit Sharon Corr, der Dienstag mit Calle13 und der Montag mit Caravan Palace wären normalerweise Termine, die ich mir nicht entgehen lassen würde. Aber so konzentriert wird es mir etwas viel.

Es bleibt außerdem ein bisschen spannend, weil es sich um lauter Acts handelt, die ich noch nicht kenne. Aber: eigentlich ist das Risiko sehr gering, wenn man in Fahrradentfernung und im unglaublich einladenden Ambiente des Zeltival Gartens einen Abend mit Musik verbringt, die vielleicht nicht 100prozentig einschlägt.

Zum Montag hatte ich mich also überreden lassen. Und ich denke, ich muss mich sehr bei meinem Kollegen bedanken!

Selten habe ich einen so wahnwitzigen Abend verbracht. Ich finde ja Swing zur Abwechslung ganz nett - Nicht um zu Hause eine ganze CD davon zu hören, aber als live-Erlebnis wird da doch meist einiges geboten und man kann so schön mitwippen und geht anschließend bes(ch)wingt heim. Die Band spricht von ihrer Musik als Elektroswing. Nach den Kostproben im Netz hatte ich mir Caravan Palace in etwa so vorgestellt: stark rhythmus-betonter Swing mit einer Mischung von akustischen und elektronischen Instrumenten.

Das war nicht ganz falsch, aber die Realität war aber wie oben angedeutet IRRWITZIG. Z.B. der aufgepumpte Rhythmus.

Das überraschende für mich dabei war, dass der Swing das als Musik überlebt (überraschend z.B. im Vergleich zum tötenden ''Stars on 45'' und dergleichen Ableger) und sozusagen ein Postpunkswing herauskommt, den ich ernst nehmen konnte und dessen Einladung zum Tanz sich an diesem Abend niemand verschließen konnte.

Die Einrichtung war wohl überlegt so, dass die potentiellen Tänzer vor der Bühne sehr viel Platz hatten und diejenigen die lieber schauen und ausruhen wollten nach hinten aufsteigend genug Sitzplätze hatten. Am Ende saß wirklich fast niemand mehr. Der Saal tobte und schrie und die Band, die so eine Reaktion sicher häufiger erlebt, war darüber doch einigermaßen fassungslos. Ich habe das eigentlich bisher in dieser Form nur mit den 17 Hippies erlebt und da waren sicher 1000 Leute im Tollhaus und auf der Bühne längst nicht so eine Show zu sehen.

Es waren 5 Männer an 3 Keyboard-Stationen, Schlagzeug, Gitarre, Klarinette, Geige und Kontrabass und eine Sängerin aufgeboten. Man teilt sich die Arbeit etwa so auf (en Française)

Arnaud Vial: guitare, programmation

Charles Delaporte: contrebasse, programmation
Hugues Payen: violon, programmation, scat
Toustou: machines, trombone, programmation
Colotis Zoé: chant
Chapi: clarinette
Paul-Marie Barbier: vibraphone, brushes

Die Herren wechselten zwischen den modernisierten Varianten des klassischen Swing und Keyboards bzw. Synthesizern inkl. einigen Macs, die vorproduzierte Drumsamples lieferten. Nebenher tanzten und hüpften sie sich durch das Set, dass es auch für das Auge eine Freude war (auf einem Foto sieht man dem Geiger einen komplett nassen Oberkörper aber auch durchgeschwitzte Hosen an!)

Die Dame war das blanke Energiebündel. Sie hatte vier verschiedene Outfits für den Abend - ich hatte den Verdacht, dass dies vor allem verhindern sollte, dass sie am Ende ähnlich durchgeschwitzt wie ihre männlichen Kollegen vor dem Publikum stehen würde. Es wurde aber zelebriert als Show für das Publikum. Sie war damit ein ziemlicher Hingucker und übernahm auch einen großen Teil der Interaktion mit dem Publikum. Zwischendurch musste auch die Mikrofonschnur ''mittanzen'' oder als Hüpfeseil dienen... Und singen kann sie tatsächlich auch noch und sich selbst dabei nicht so wichtig nehmen. Es ist professionell aber doch auch einfach ein Heidenspaß für alle.

Caravan Palace touren fleißig. Wer einen Abend komplett abschalten möchte, dem sei ein Konzertbesuch hiermit wärmstens empfohlen, z.B.

5. August Würzburg
4. Oktober Esch (Luxemburg)
30. Oktober Hamburg
31. Oktober Köln
2. November Stuttgart
3. November Frankfurt
4. November München
5. November Mannheim
7. November Bremen
8. November Berlin (Astra)

(dazwischen liegen viele Termine in Frankreich).

Wer das nicht schafft, kann es wenigstens zu Hause nachfühlen z.B. mit der Aufzeichnung eines Konzertes in Heidelberg.


Montag, 30. Juli 2012

Sea Of Love, Offenbach, 28.07.12

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Konzert: Sea of Love
Ort: Hafen 2 in Offenbach
Datum: 28.07.2012
Dauer: 20 von ??min
Zuhörer: vielleicht 100


Nach Christophs Maxime zählen nur halb erlebte Konzerte nicht. Deshalb musste ich erst ein bisschen mit mir selbst beratschlagen, was ich mit dem fast verpassten Konzert von Sea of Love im Offenbacher Hafen 2 nun mache. Aber schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass

1) das Erlebnis an und für sich berichtenswert ist
2) der Offenbacher Hafen 2 hier eine positive Erwähnung finden sollte
3) Sea of Love ans Herz gelegt gehören.

Somit schreibe ich nun einen Beitrag für das Konzerttagebuch, der kein Bericht über ein Konzert im eigentlichen Sinn ist (Warnung!).

Marie-Sophie Kanske aus Dresden ist musikalisch schon länger in mehreren Projekten unterwegs. Im Sommer 2011 war ich der CD ''Grey'' ihres Projektes ''Sea of Love'' im Internet begegnet und die hatte mich verzaubert. Es passiert äußerlich wenig auf diese Platte. Es gibt die sehr charakteristische Stimme und eine Gitarre und alle Zeit der Welt und ganz am Schluss muss man sich irgendwie die Augen reiben um wieder im Alltag anzukommen. Dabei ist nichts süßlich oder zart, eher ein bisschen kantig und zerbrechlich und vage. Hier kann sich jeder selbst ein Bild machen!
Es fügte sich dann auch noch, dass ich sie live in Dresden beim bezaubernden Sound of Bronkow Festival im Garten des Societätstheaters erleben konnte (und die CD erwerben und ein paar Worte wechseln)(*)

Es gibt nur sehr selten die Möglichkeit, dieses Erlebnis zu wiederholen und sie im Konzert zu erleben. Deshalb war ich ein bisschen traurig, dass ich die Möglichkeit in Heidelberg am 21. Juli vorbeigehen lassen musste (ich hatte freilich auch ein schönes Programm an dem Tag beim Phono Pop).

Glücklicherweise ließ es sich nachholen mit ein bisschen mehr Aufwand: in Offenbach am Samstag, 28. Juli ab 19:30 Uhr. Bei schönem Wetter im Freien, sonst im Café. Damit hatte meine innere Mahnerstimme einen schweren Stand (die sagte: drei Stunden hinfahren, drei Stunden zurück für vielleicht 60 min Konzert ist bescheuert), denn es war eine zweite Chance und vielleicht die letzte für eine ganze Weile und sicher würde es ein wunderbarer Sommerkonzertabend...
Am Samstag selbst sah es mit dem Sommerabend nicht gut aus. Eine Gewitterfront nach der anderen zog durch den Süden der Republik. Aber sicher wäre auch das Café ein netter Ort für das Konzert und ich war schon zufrieden, als ich 17:00 Uhr trocken die 6 km zum Hauptbahnhof in Karlsruhe hinter mir hatte. Es blieb aber freundlich! Die Fahrt am Odenwaldrand hinauf in den Norden war sehr schön und auch in Offenbach fand ich bei schönstem Wetter meinen Weg in den Hafen und schließlich die Band beim Soundcheck im Café. Leider hatte ich da auch schon EIN Schild gesehen, auf dem als Anfangszeit für das Konzert 20:30 Uhr stand (auf allen anderen Plakaten stand 19:30 Uhr) auf Nachfrage wurde mir diese spätere Zeit bestätigt (obwohl kurz nach 19:30 Uhr der Soundcheck abgeschlossen war). Ich verbrachte die Zeit mit einem Bummel über das Gelände, das wirklich wunderschön ist und sehr einladend. 20:15 Uhr kam auch die Band zurück, aber nur, um die Instrumente doch noch nach draußen zu tragen und dort alles aufzubauen. Man begann wohl dem schönen Wetter zu trauen. Damit verzögerte sich aber der Beginn auf etwa 21:00 Uhr. Meine S-Bahn fuhr 21:37 Uhr in etwa 15 min Entfernung.
Daran war nix zu rütteln und ich musste schon froh und zufrieden sein, dass es zwischen dem Konzert und meinem Aufenthalt im Hafen 2 einen nichtleeren Durchschnitt gab. So kann ich aus eigener Anschauung immerhin so viel berichten:

Sea of Love sind jetzt als zwei Musiker unterwegs. Es gibt Unterstützung am Schlagzeug, die mir gut gefallen hat. Die Musik passte wirklich wunderbar in den Sommerabend und die heitere Stimmung.
Aber mit Beginn des Konzertes waren die ersten dunklen Wolken herangezogen und es nieselte ein wenig. Ich weinte innerlich auch ein bisschen. Ich gebe meinem inneren Mahner so ungern recht. Es war wirklich bescheuert, so weit zu fahren...

Aber: Sea of Love sind wirklich sehens- und hörenswert und der Hafen 2 ein toller Ort für Kultur!

Videos mit Frau Kanske und dem Schlagzeuger-Fuchs finden sich hier!

Nächster (bisher einziger weiterer ?) Konzert-Termin von Sea of Love:
28.09.12 Dresden, Schwarzer Salon

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(*) Sehr zu empfehlen auch im Jahr 2012 vom 31. August -2. September! Ich werde vor Ort sein!

Sonntag, 29. Juli 2012

Get Well Soon, Dortmund, 28.07.12

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Konzert: Get Well Soon
Ort: Westfalenpark, Dortmund (Juicy Beats Festival)
Datum: 28.07.2012
Dauer: 45 min


Get Well Soon waren als letzte Band auf der FZW Stage angesetzt und sollten von neun bis zehn spielen. Als ich um kurz nach halb auf der Wiese am Sonnensegel ankam, spielten Two Gallants gerade ihr letztes Lied. Warum der anschließende Umbau von Get Well Soon gegenüber der Ansetzung deutlich länger dauerte, weiß ich nicht, als das wundervolle The end of the world von Skeeter Davis als Intromusik erklang, war es aber bereits 21.15 Uhr. Wer klagewütige deutsche Anwohner kennt (die alle eine Rechtschutzversicherung haben), ahnte bereits, daß die Viertelstunde nicht verschoben sondern weg sein würde. So kam es dann auch, Get Well Soon, die beide Gropper-Geschwister, Maxxi Schenkel, Timo Kumpf, Paul Kenny und Marcus Wuest spielten ein Kurzset, das die fehlende Quantität aber durch große Klasse ausglich. Ein Stück vom Debüt, fünf von der zweiten Platte, eines von einer der EPs, Good friday vom Palermo Shooting Soundtrack und das neue Roland, I feel you, das ich heute zum zweiten Mal live hören konnte, und das mich restlos überzeugte und begeisterte. Es war ein schrecklich kurzer aber auch ein sehr guter Auftritt, über den ich morgen etwas ausführlicher schreibe.

Setlist Get Well Soon, Juicy Beats Festival, Dortmund:

01: I sold my hands for food so please feed me
02: Seneca's silence
03: 5 steps / 7 swords
04: A voice in the Louvre
05: We are ghosts
06: Roland, I feel you (neu)
07: Listen! Those lost at sea sing a song on christmas day
08: Good friday
09: Angry young men

Links:

- aus unserem Gropper-Verzeichnis:
- Get Well Soon, Frankfurt, 22.06.12
- Get Well Soon, Mannheim, 21.05.11
- Get Well Soon, Mannheim, 21.05.11
- Get Well Soon, Wien, 23.11.10
- Get Well Soon, Rüsselsheim, 09.07.10
- Get Well Soon, Dortmund, 05.05.10
- Get Well Soon, Paris, 16.03.10
- Get Well Soon, Heerlen, 07.03.10
- Get Well Soon, Frankfurt, 02.03.10
- Get Well Soon, Paris, 26.01.10
- Get Well Soon, Wiesbaden, 22.08.09
- Get Well Soon, Bonn, 04.07.09
- Get Well Soon, Paris, 06.05.09
- Get Well Soon, Nijmegen, 25.04.09
- Get Well Soon, Paris, 14.10.08
- Get Well Soon, Wiesbaden, 30.08.08
- Get Well Soon, Melt!, 20.07.08
- Get Well Soon, Evreux, 28.06.08
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07

- Fotos folgen!


Dillon, Dortmund, 28.07.12

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Konzert: Dillon
Ort: Westfalenpark Dortmund (Juicy Beats Festival)
Datum: 28.07.2012
Dauer: gut 45 min



Als Dillon sich zwei Stunden vor ihrem Auftritt die "Konzerthaus-Stage" im äußersten südwestlichen Zipfel des Westfalenparks anguckte, schien sie nicht begeistert zu sein. "Das ist es?" klang ernüchtert. Als die Künstlerin um kurz nach halb acht auftrat, schien ihre Laune zunächst auch nicht dolle zu sein, obwohl der kleine Vorplatz der Bühne knallvoll war. Die Sängerin mit der Paillettendeko um die Augen guckte reichlich motzig.

Entweder änderte sich ihre Laune im Laufe des Konzerts, oder ich habe zuviel in ihren Gesichtsausdruck interpretiert, nach einer Weile lachte die gebürtige Brasilianerin und hatte (plötzlich) blendende Laune. Vielleicht lag dies aber auch an der sehr positiven Aufnahme ihres Konzerts.

Es war heute mein drittes Dillon-Konzert, ich habe die Elektrokünstlerin im Zweijahresrhythmus gesehen, zuletzt 2010 als Tocotronic Support. Ihr letztjähriges Album This silence kills habe ich zu selten gehört, dabei mag ich es. Alle Lieder heute stammten von This silence kills, dazu kam Contact us mit dem schönen Refrain If you don't dance I don't sing.

Dillon hat einen zweiten Musiker (Thomas?) mit auf der Bühne, der wie sie ausschließlich elektronische Instrumente bedient. Im Fokus steht aber die Sängerin - nicht nur wegen der umbastelten Augen. Beats und wummernde Rhythmen hin oder her, die brüchige Stimme macht Dillon so leicht erkennbar. Mir geht das manchmal auf die Nerven, die guten Momente waren aber deutlich häufiger als die nervigen. Beste Stücke des Konzerts waren Tip Tapping und Your flesh against mine.


Setlist Dillon, Juicy Beats, Dortmund:

01: _________________
02: Thirteen thirtyfive
03: Frome one to six hundred kilometers
04: You are my winter
05: This silence kills
06: Contact us
07: Your flesh against mine
08: Tip tapping
09: Gumache
10: Abrupt clarity
11: Undying need to scream

Links:

- aus unserem Archiv:
- Dillon, Paris, 24.03.12
- Dillon, Paris, 19.11.11
- Dillon, Wien, 29.03.10
- Dillon, Köln, 04.03.10
- Dillon, Köln, 17.05.08



Donnerstag, 26. Juli 2012

We Invented Paris, Rüsselsheim, 20.07.12

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Konzert: We Invented Paris
Ort: Altes Opelwerk, Rüsselsheim (Phono Pop Festival)
Datum: 20.07.2012
Dauer: 45 min


Obwohl die beiden Bühnen des Phono Pop Festivals nah beieinander liegen, kam Freitagabend Hetze auf. Bréton (meine Band der Saison) hatten ein paar Minuten überzogen, We Invented Paris auf der kleinen Bühne nahe dem Werkstor bereits begonnen. Es lief A view that almost killed, als ich vor der Bühne ankam - einer der Hits der Band um den Schweizer Frontmann Flavian Graber. Weil das Lied kurz danach schon vorbei war, gehe ich davon aus, daß ich nichts anderes verpasst habe.

Der melancholische aber doch in der Grundstimmung fröhliche Pop (fragt nicht, was das heißen soll!) von We Invented Paris, stellte einen schönen Kontrast zum hippen, elektrischen Gefrickel der Briten dar, aber auch eine Herausforderung. Unmittelbar nacheinander zwei recht verschiedene Musiken ohne Pause zu hören - und sich darauf einzulassen - ist nicht ganz einfach. Darunter kann dann eine der Bands gnadenlos scheitern in der eigenen Beurteilung, weil Kontraste besonders deutlich werden. Glücklicherweise kannte ich We Invented Paris schon und wußte, was für Musik auf mich zukam. Ich hatte WIP beim Maifeld Derby gesehen, wo sie mir sehr gut gefallen hatten.

Die Band strahlt trotz der melancholischen Zwischentöne durchgängig gute Laune aus. Man merkt in jedem Moment, wie viel Spaß es ihr macht, auf richtigen Bühnen vor vielen Zuschauern (die ihre Texte mitsingen) angekommen zu sein, nachdem sie ihre erste Tour über Couch-Surf Wohnzimmerkonzerte bestritten hat. Da sie dies aufs Publikum übertragen, bereiten mir ihre Konzerte auch sehr viel Freude. Und damit meine ich nicht nur die bewußt eingesetzten Mittel wie die zig Wasserbälle, die zu Bubbletrees (nicht Bubbleteas, ihr hippen Großstadtkids!) ins Publikum geworfen wurden. Wir sollten sie in der Luft lassen während des Stücks. Auch lange nachdem das Lied vorbei war, flogen die bunten Bälle noch hin und her. Toll war das! Eine der Frauen vor mir hatte besonderen Spaß daran und sammelte jeden, den sie in die Hände bekam, um sie weiterzuschmeißen. Mitmachnummern sind nicht meine Sache, diese hier war sehr nett und gefiel mir gut. Das passte gut! Besonders charmant wurde die Aktion aber durch Flavians wundervolle schweizerische Kommentierung. "Das nenne ich mal Sport am Openair!"

Beste Lieder des kurzen Sets waren The busker und A view that almost killed. Gut gefiel mir aber auch Sleeptalker, zu dem zwei der Musiker sich Holzkisten nahmen und auf deren Böden trommelten. Der eine übertrieb dies ein wenig und schlug den Boden aus der Box!

Setlist We Invented Paris, Phono Pop Festival, Rüsselsheim:

01: A view that almost killed
02: Treeless
03: Mont Blanc
04: Bubbletrees
05: The busker
06: Bohème
07: Iceberg
08: Sleeptalker
09: Nothing to say
10: More

Links:

- aus unserem Archiv:
- We Invented Paris, Mannheim, 19.05.12



Mittwoch, 25. Juli 2012

Other Lives, Köln, 24.07.12

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Konzert: Other Lives
Ort: Luxor, Köln
Datum: 24.07.2012
Zuschauer: vielleicht 300
Dauer: 65 min



"Good music!" brüllte jemand in einer der ersten Liedpausen nach vorne. Auch wenn er nicht zu den originellsten Zwischenrufen* gehört, die ich bei Konzerten erlebt habe, hatte der Brüller natürlich recht. Auf so ein tolles Kompliment schien auch Other Lives Frontmann Jesse nicht vorbereitet zu sein. Sein Gegenkompliment "good people" wirkte ein wenig schüchtern.

Other Lives sind eigentlich keine Band für einen Sommerabend. So wie viele Folk- oder Folkrockgruppen, passen sie besser in eine schwermütigere Zeit. Als ich sie im Mai im strahlenden Sonnenschein auf der Hauptbühne des Primavera Festivals gesehen habe, war das aber so schön und ergreifend, daß solche Überlegungen vollkommen egal wurden. Belle and Sebastian kann man ja schließlich auch im November hören.

Weil es heute richtig sommerlich geworden war, kam uns die kurzfristige Hochverlegung vom Blue Shell ins Luxor sehr recht. Ein ausverkaufter Laden im Hochsommer macht keinen Spaß, da nimmt man eher ein dreiviertelvolles Luxor hin. Ich kann Zuschauerzahlen nicht schätzen, denke aber, daß sich die Entscheidung upzugraden für den Veranstalter gelohnt hat. Weil die Clubs 50 m von einander entfernt sind, hat es wohl auch keine Zuschauer gekostet, daß die Informationspolitik der Verlegung nicht schrecklich doll war. Ich bekam zweienhalb Stunden vor Einlaßbeginn per mail vom Kartenverkäufer mitgeteilt, daß man gerade vom Veranstalter informiert worden sei.

Mein einziges Clubkonzert von Other Lives vorher habe ich im März in Frankfurt gesehen, mit den wundervollen The Magnetic North als Vorgruppe. Damals überforderte mich der Auftritt der Amerikaner etwas, weil ich dicht an der Bühne stand und da so unglaublich viel zu beobachten war, daß ich viel zu unkonzentriert war, der Musik ausreichend zu folgen. Die zig Instrumente, bei einem der Musiker hatte ich acht verschiedene gezählt, die großen Leidensgesten von Jesse beim Singen, all das machte das Konzert so toll - aber auch so schwierig, ihm angemessen zu folgen. Heute stand ich doof - und weit weg - und konnte die Musik so umso besser genießen.

Other Lives spielen live offenbar ein festes Programm. Die Setlist war exakt die gleiche vom März. Bis auf wenige Ausnahmen kommen nur Stücke vom aktuellen Album Tamer animals zum Zuge. Aber was heißt schon "nur"? Die Platte ist schließlich hervorragend, und daß ich dieses Konzert so schon einmal gesehen habe, ist mir auch erst nachher anhand meiner Notizen aufgefallen, als ich die Setlist notiert habe. Der Abend war grandios, ohne Abstriche!

Referenzen zu suchen, nach was die Band aus Oklahoma klingt, ist zwar ein schöner Versuch, deren Musik besser beschreiben zu können, tut ihr aber auch unrecht. Ich hatte heute einige Interpol-Momente. Daß Landforms nach Interpol klingt ist das eine, Jesses Gesang (oder die Stimme, ich bin nicht ganz sicher) erinnerte mich aber auch bei einigen anderen Stücke an Paul Banks. Verrückt, das war mir noch nie aufgefallen! Landforms ging übrigens in Desert über und bildete so ein sicher acht- bis zehnminütiges Lied ohne Bruch, das sehr ergreifend war. Beste Titel des Abends waren aber andere. Ich mache mir als Gedächtnisstütze Ausrufezeichen hinter die Highlights. Mein Büchlein ist heute voll von gekritzelten Markierungen. Das unveröffentlichte Take us alive (mit dem Refrain "keep your eyes open"), Old statues und der Überhit For 12 waren die besonderen Knüller!

Nachdem die fünf Musiker nach Dusk bowl III (nach einer knappen Stunde) von der Bühne gingen, kam Jesse kurz danach alleine zurück. Er nutzte den gleichen Weg wie am Anfang, er kam nicht durch die Tür am Bühnenrücken, er kam von vorne aus dem Toiletten. Black tables spielte er alleine am Klavier, es war das einzige Lied vom 2009er Debütalbum. Das war sehr schön, fiel aber wie die zweite Zugabe Dusk bowl II ("it's an Oklahoma song") gegenüber den hymnischen Hits vorher ein wenig ab.

Der Zwischenrufer hatte also mit seinem euphorischen Kommentar natürlich vollkommen recht. Gute Musik! Ich verzeihe Other Lives daher auch gerne, daß sie mir eine andere Band weggenommen haben. Seit ich ihre Musik so liebe, habe ich nämlich gar kein Interesse mehr an den Fleet Foxes.

Setlist Other Lives, Luxor, Köln:

01: As I lay my head down
02: Dark horse
03: Old statues
04: Landforms
05: Desert
06: Great sky
07: Take us alive
08: For 12
09: Tamer animals
10: Weather
11: Dust bowl III

12: Black tables (Jesse solo) (Z)
13: Dusk bowl II (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Other Lives, Frankfurt, 27.03.12
- Other Lives, Paris, 23.03.12
- Other Lives, Paris, 02.11.11
- Other Lives, Paris, 01.09.11


* das "Lach doch mal" am Samstag zur Talking To Turtles Bassistin mit dem grimmigen Gesichtsausdruck fällt mir da ein. Oder mein Liebling, der Zwischenruf an eine schlimme Bluesrock-Vorgruppe im Gebäude 9, als es jemand mit "viel schneller!" perfekt traf. In Frankreich gibt es laut Oliver drei regelmäßige Zwischenrufe: "Rock'n'roll", "ausziehen" und "David Bowie". Wenn man französische Konzertmitschnitte sieht, wird man oft einen davon erleben


- die Fotos sind alt. Ich stand zu weit weg, und das Licht war zu mies. Die Frisuren sind aber unverändert!




Dienstag, 24. Juli 2012

Festival Fnac live, Paris 20, 21, 22.07.12

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Konzert: Festival Fnac live, mit Liz Green, Liza Manili, Alt-J, Balthazar, Mina Tindle u.v.a.

Ort: Parvis de l'Hôtel de Ville, Paris
Daten: 20, 21, 22.07.12
Zuschauer: ingesamt 75.000


Ich erzähle sicherlich nichts Überraschendes, wenn ich sage, daß große Massenfestivals wie das Gratis-Festival Fnac live in Paris eigentlich nichts für mich sind.

Allerdings hatten die Veranstalter zumindest auch ein wenig an uns Indienerds gedacht und uns ein paar schöne Namen beschert. Da ließen sich auch einige regelmäßige Klubkonzertbesucher nicht lange bitten und mischten sich unter das musikunwissende Volk.


Vier Tage lang steppte bei endlich gutem Wetter vor dem herrlichen Rathaus von Paris der Bär, gaben sich französische und internationale Künstler die Klinke, nein, die Mikros in die Hand.


Den ersten Tag am Donnerstag hatte ich komplett gestrichen, interessiert hätten mich da eh nur François and The Atlas Mountains. Am zweiten Tag, sah ich als Erstes Mina Tindle, die unseren Lesern hier schon seit Jahren wohlbekannt ist. Ihr Siegeszug in Frankreich setzt sich fort und im November wird sie die 1000 er Location Le Trianon bespielen, was wirklich famos ist. Aber auch deutsche Fans können sie in diesem Jahr noch sehen und zwar am 8. August im Hafensommer in Würzburg und 10. August auf der Sommerbühne in Detmold. Beim Fnac live spielten Mina und ihre beiden Mitstreiter Olivier und Guillaume ein stark verkürztes Set in dem so hübsche Stücke wie Sister (sehr beschwingt) Pan (melancholisch und auf französisch gesungen), To Carry Many Small Things (der Hit!) Lovely Day (der samtweiche Closer) ihren Platz hatten. Trotz unzähliger Konzerttermine in den letzten Wochen und Monaten wirkten die drei Musiker frisch und spielfreudig, lachten viel und spielten wie aus einem Guß. Das viele Training hat dazu geführt, daß allles prima flutschte und inzwischen sind sie auch in der Lage, ein solch großes Geläde wie hier zu beschallen, in dem sie das Songmaterial druckvoller spielen.


Ich bin jedenfalls sicher, daß der rasante Aufstieg der Mina Tindle noch nicht zu Ende ist. Bereits vor vier Jahren hatte ich ihr eine rosige Zukunft attestiert und recht behalten (freu' dich Oliver!).


Nach den Franzosen dann Belgier auf der Bühne. Balthazar nennen sie sich und spielen frischen, melodieverliebten und druckvollen Indierock/Pop. Das klang zwar nicht weltbewegend neu, war aber so tight, daß viele voll mitgingen. Im Grunde genommen hätte das jetzt auch eine amerikanische (z.B. Eels oder Beck) oder englische Band (z.B. Franz Ferdinand oder die Arctic Monkeys) sein können, ihre belgische Herkunft merkte man ihnen jedenfalls nicht an. Die vier Jungs und das eine fesche Mädel (Patricia) an der Geige spielten sich schnell in die Herzen der Pariser und jagten nur so durch ihr knackiges Set. Am Besten gefiel mir, daß die Geigerin ihr Instrument am Ende wie eine Gitarre behandelte und ohne Geigenbogen einfach mit den Fingern durch die Saiten strich. Aber nicht nur das, die Songs an sich waren auch sehr ansprechend. Ein Aufmerker!


Am nächsten Festivaltag interessierten mich zwei Namen. Alt-J (∆) und Dominique A. Letztgenannten habe ich aber verpasst, weil ich in einem Straßencafé in netter Begleitung Bier trinken war und in diesem Moment an ganz andere Dinge als ein Festival dachte. Alt-J ∆ hatte ich aber komplett gesehen. Wobei komplett heißt: dreißig Minuten, länger war ihr Set leider nicht. Musikalisch irgendwo zwischen der Beta Band, Django Django und Tunng angesiedelt, spulten die Jungs aus Leeds ihren rhythmischen Elektro-Folk mit düsterer Note ab und wussten mich vor allem mit dem wundervollen Stück Mathilda auf ihre Seite zu ziehen. Insgesamt gefiel vor allem die Unaufgeregtheit, das angenehm Unaffektierte der Songs, die aus vielen Puzzelteilen zusammengestellt waren und ihre wahre Größe sicherlich in einem Indie-Club entfalten. Cleverer Indie Pop mit vielen kleinen schönen Melodien und einem Sänger mit markanter Stimme, die mich mit ihrem leicht bluesigen Einschlag an Timber Timbre erinnerte. Ob Alt-J nun wirklich eine Sensation sind, mag ich freilich nach diesem kurzen Auftritt noch nicht zu sagen. Dranbleiben, abwarten und Tee trinken (und vielleicht ihr Album An Awesome Wave, von dem natürlich die meisten Stücke stammten, öfter mal hören).

Blieb der Sonntag, der letzte Tag des Fnac live Festivals. Es war heiß geworden in Paris, die Fahrer der Tour de France waren heute durch die Ziellinie an den Champs- Elysées geschossen und mit der Britin Liz Green stammte auch eine Künstlerin aus dem Land des Tour de France Siegers Bradley Wiggins, dem Green (wohl zu Scherzen aufgelegt) ein Lied widmete. Vor Liz ging aber noch Liza an den Start und zwar genauer gesagt Liza Manili aus Frankreich. Die hübsche Schauspielerin und Sängerin sorgte auch heute wieder für gute Laune mit ihrem Retro-Pop der teilweise in Richtung New Wave geht. Neben ihrem auffällig gemusterten Kleid und den grasgrünen Pumps sorgte der Überhit Le Petit Train für die größte Aufmerksamkeit, aber darüber hab ich mich ja schon in der Vergangenheit detailliert ausgelassen, insofern verweise ich auf meine alten Berichte.


Und dann endlich Liz Green und ihre Band. Ich hatte mir nach dem nur 20 minütigen Auftritt von Liza Manili Sorgen gemacht, daß auch der Gig von Miss Green verdammt kurz werden würde, wurde aber mit einem 40-45 minütigen Set positiv überrascht. Liz erschien mit grünem Tirolerhütchen und einem strahlenden Lächeln, das wohl auch dem sonnigen Wetter in Paris geschuldet war. In England habe es 6 Monate in Folge geregnet, berichtete die Britin und meinte schulterzuckend, daß sie jetzt dummerweise keinen sonnigen Song im Programm habe, der zu den Pariser Temperaturen passe. Aber egal. Denn schließlich entpuppten sich die tragisch- komischen Melancholienummern der Liz Green zu einer spannenden Sommermusik. Anstatt die Stück wie am Anfang ihrer Karriere üblich, in dunklen Spelunken oder Jazzcafés geboten zu bekommen, entwickelten Klassiker wie Bad Medecine und der Displacement Song auf dem sonnenüberfluteten Festivalgelände ihren ganz besonderen Reiz. Zwei Lieder schossen mir an diesem Tag die Lampen aus. Das war zum einen Louis. Hierbei dreht es sich um eine Mann in Mexiko, der seit 20 Jahren keine einzige Beerdigung in seiner Heimstastadt verpasst hat. Ist doch verrückt, oder? Ein Lied mit einem bedrohlichen Gitarrenintro, aber einer Passage mit einem lieblicheren Refrain: "I think we are better off here." Die Band spielte hierbei ihren Part perfekt, Saxofon und Kontrabass unterstrichen immer mal wieder die von der Akustikgitarre getragenen Erzählstränge und sorgten für noch mehr Dramatik und Gänsehaut.

Und zum anderen mein schon oft zitierter Liebling The Quiet, bei dem mich Liz Green an Antony and The Johnsons und seine herzergreifenden Ballade Hope There Is Someone erinnerte. Das Lied war wie immer wahnsinnig emotional und erstaunlicherweise blieb selbst das feierfreudige Festivalvolk, das Liz Green zum Großteil nicht kannte, bei ein paar stillen und sehr bewegenden Momenten ruhig und hörte gespannt zu. Mein Herz pochte wie verrückt und ich merkte wie eine kleine Träne höher und höher stieg. Dann aber war das Lied vorbei und Liz und ihre Band lachten in den Pausen immer so laut, daß man plötzlich von traurig zu heiter überging, nur um kurze Zeit später den Schalter wieder auf traurig zu stellen.

Auch zwei neue Lieder gab es, darunter das herrvorragende Penelope und ein Lied, das einen engen Zusammenhang zu der Beerdigung ihres Onkels hatte, der riesiger Fan von Tina Turner und Kylie Minogue war, wie Liz augenzwinkernd erzählte.


Nach diesem erneut hervorragenden Konzert von Green ging es mit Ewert and The Two Dragons aus Estland weiter. Eine ganz erstaunliche Band, die mit einem flotten Glockenspielpart das erste Lied In The End There's Only Love begann. Die Stimme des Sängers gefiel mir auf Anhieb, sie erinnerte mich an Paul McCartney, den Badly Drawn Boy, aber auch The Tallest Man On Earth, hatte ein warmes und melancholisches Timbre. Der Sound klang erfreulich fein, sehr rhythmisch und temporeich, war aber immer mit der typisch slawischen Schwermut überzogen. Eine Schwermut, die aber nie deprimierend war, sondern immer wieder die Sonne durchs Fenster blicken ließ und teilweise auch weitestgehend aufgehoben wurde, um in einen schwungvollen Schunkelrhtyhmus zu driften, der einen fast euphorisch stimmte. Genau wie Loney Dear verstanden es die Esten, Freude und Leid quasi zeitgelich in ihren absolut wundervollen Liedern zu vertonen. Und dann immer wieder diese feinperlende Melodien, hach Mensch wie großartig! Von Lied zu Lied verliebte ich mich mehr in dieser Gruppe, die obendrein noch wahnsinnig sympatisch rüberkam.

Eine spekatukläre Szne gab es, als bei einem Lied gleich drei Bandmitglieder trommelten, aber das war keine Effektheischerei, sondern lediglich eine schöne Abwechslung, die auch optisch was hermachte.


Noch besser war aber, daß ich hinter mir drei semmelblonde Lettinen bemerkte, die stolz die Landesfahne im Wind wedeln ließen und zu Sailor Man aus voller Kehle mitsangen

Ich könnte jetzt noch stundenlang weiterschwärmen, hebe mir aber noch ein paar Komplimente für die Haldern-Berichterstattung auf. Da werden Ewert and The Two Dragons in der kleinen Haldern Pop Bar spielen und da bin ich definitiv dabei!

Setlist Liz Green, Festival Fnac live, Paris

01: Midnight Blues
02: Louis
03: Displacement Song
04: neu
05: The Quiet
06: Penelope
07: Bad Medecine



Montag, 23. Juli 2012

PTTRNS, Rüsselsheim, 21.07.12

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Konzert: PTTRNS
Ort: Alte Opelfabrik, Rüsselsheim (Phono Pop Festival)
Datum: 21.07.2012
Dauer: 40 min


PTTRNS sind nun wirklich nichts für mich. Tanzmusik mit hohen Bee Gees Stimmen, Afrobeats und keine Vokale im Namen, da bin ich raus.

Dummerweise ist es nicht so einfach, das Konzert faszinierte mich nämlich von Beginn an so sehr, daß ich nicht nach ein, zwei Lieder wieder gegangen bin. So hatte ich das ursprünglich geplant. Das übliche "ich habe denen ja eine Chance gegeben, das war aber einfach nichts für mich" funktionierte nicht. Auch wenn ich mit We Were Promised Jetpacks vorher einen tollen Auftritt gesehen hatte, konnte PTTRNS aus Köln als komplettes Kontrastprogramm die Spannungskurve hoch halten, es wurde ein vierzigminütiges Konzert, das verflucht viel Spaß gemacht hat.

PTTRNS sind Daniel Mertens, Benjamin Riedl, Hendrik Frese und Patrick Hohlweck. Neben Bass und Schlagzeug kommen vor allem elektronische Klänge zum Einsatz.

Das Konzert begann damit, daß einer der Musiker im Halbdunkel auf die Bühne kam, sich auf den Boden hockte und da die ersten Klänge erzeugte. Dann kamen seine Kollegen dazu und stiegen ein. Der hohe Gesang von Keyboarder Patrick (dem vom Boden) erinnerte wirklich sehr an Robin Gibb. Der tiefere Gegenpart kam vom Bassisten (Daniel, denke ich). Ab und zu sang auch Schlagzeuger Benjamin; auch er mit Kopfstimme - Barry Gibb...

Die treibenden Rhythmen, vor allem der großartige Bass machten die Musik ungemein spannend. Ich war mir während des Konzerts zwar noch sicher, daß ich mir PTTRNS nie auf Platte anhören würde, obwohl es mir live so viel Spaß machte, bin da jetzt aber gar nicht mehr sicher.

Ich kann leider wieder nicht mit einer Setlist dienen, obwohl ich zu jedem Lied Textfetzen notiert habe. Powder Structures habe ich wiedererkannt. Und so war es dann auch in Rüsselsheim. Nur ohne die Wohnzimmerlampe. Tolles Konzert, alle Achtung!





Yesterday Shop, Rüsselsheim, 21.07.12

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Konzert: Yesterday Shop
Ort: Altes Opelwerk, Rüsselsheim (Phono Pop Festival)
Datum: 21.07.2012
Dauer: gut 35 min


Fast hätte ich Yesterday Shop, die den zweiten Festival-Tag eröffnet haben, verpasst. Am Vorabend hatte ich sehr viele Konzerte gesehen und war froh, eine vermeintlich unwichtige Band am Anfang des Samstags entdeckt zu haben, die mir eine spätere Anreise ermöglichen würde. Unwichtig deshalb, weil ich zwar wusste, daß ich eine Gruppe namens Yesterday Shop dieses Jahr schon gesehen hatte, ich meinte aber, die nicht gemocht zu haben. Ganz sicher war ich aber nicht mehr, also habe ich nachgelesen, wie ich den Auftritt damals (im Januar) fand. Reichlich peinlich, aber für irgendwas muß so ein Tagebuch ja gut sein. Verdammt, ich mochte die ja doch. Und ich hatte mir sogar gewünscht, Yesterday Shop bald wieder zu sehen. Die längere Pause wurde also gestrichen, ich stand pünktlich um vier vor der Hauptbühne, natürlich abgehetzt, die Band ließ sich aber noch etwas Zeit und erschien erst mit zehnminütiger Verspätung.

Warum ich Yesterday Shop als Vorgruppe von Cymbals Eat Guitars in Köln so mochte, erlebte ich schnell wieder. Diese hochmelodiösen Gitarren, die mal ruhig-verträumt sind, um dann auszubrechen, sind wundervoll. Der hohe Gesang, der mich immer wieder an Coldplay erinnerte - und in Köln zunächst gestört hatte, passt hervorragend zu den schnellen Gitarren.

Yesterday Shop sind zu fünft, Schlagzeug, Bass und zwei bis drei Gitarren, ab und zu ein Keyboard. Ich habe leider blöderweise ihre EP verpasst und kenne nur die drei Stücke, die auf ihrer Website veröffentlicht sind. Ich kann daher leider nichts zu den Liedern sagen, die die aus Hamburg/Berliner Band gespielt hat. Das ärgert mich sehr, weil einige der Titel ganz hervorragend waren.

Besonders gut gefiel mir das letzte Stück. Dabei wurde am Ende der Refrain geloopt, und die Band verließ nach und nach die Bühne.

Yesterday Shop waren ein verdammt guter Auftakt in den zweiten Festivaltag. Daß man selbst die Konzerte um vier Uhr nicht verpassen durfte, macht so ein Wochenende in Rüsselsheim zwar zu einer noch größeren Herausforderung für die Kondition, spricht aber vor allem für des famose Lineup des Festivals. Wie Yesterday Shop so sind, werde ich nicht noch einmal vergessen. Die werde ich ganz sicher wiedersehen.

Setlist Yesterday Shop, Phono Pop, Rüsselsheim:

01: Fat Man & Little Boy
02: Winter Act I.
03: Paris Syndrom
04: Execution
05: Goodbye my Friend
06: Modern Philosophy
07: Paralyzing
08: We like Chopin

Links:

- Yesterday Shop, Köln, 12.01.12



Les concerts de la semaine à Paris du 16 au 22 juillet 2012

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Les concerts de la semaine à Paris du 16 au 22 juillet 2012


Bon, plus trop de concerts fin juillet, c'est normal pour la saison. Par contre il y a Sealight (photo), Hold Your Horses et The Dove and The Wolf, donc il ne faut pas se plaindre, ce sont de chouettes groupes!

23.07.2012: Black Lips, Trabendo
24.07.2012: Black Lips, Trabendo, annulé
24.07.2012: Sealight, International
25.07.2012: Neonbirds & Sydney Valette & Mike Theis & THTH, La Plage de Glaz'Art, gratuit
26.07.2012: Showcase @ La Fabrique des Balades Sonores, A Singer Must Die, gratuit
26.07.2012: Carte Blanche à la Mangouste: Unsion, Janski, La Plage de Glaz'Art, gratuit
26.07.2012: Polder & Sealight, Espace B
28.07.2012: Hold Your Horses & The Dove and The Wolf, Espace B
29.07.2012: Joan As Police Woman (solo), Nouveau Casino



Melt! Festival 2012, Ferropolis, 13.07-15.07.12

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Festival Melt! 2012
Ort: Ferropolis, Sachsen-Anhalt
Datum: 13.07.-15.07.2012
Zuschauer: 20.000


Kurze Anmerkung (von Oliver Peel): Zur Zeit sind wir mittendrin in der Berichterstattung über das tolle Phono-Pop Festival. Glücklicherweise haben wir aber auch eine ausführliche Zusammenfassung über das diesjährige Melt! bekommen und die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten, selbst wenn das Festival seit einer Woche schon wieder Geschichte ist.


Text und Fotos* von Martin K, vielen Dank! Ein Dank für die Übermittlung und Kontaktaufnahme geht auch an Gudrun!

Das Melt! gehört ohne Frage zu den ganz besonderen Festivals in Deutschland. Das liegt nicht nur an der ausgewogenen Mischung von über 130 Acts aus dem Spektrum Elektro, Indie und Alternative, sondern vor allem auch an dem bunten Publikum und der sagenhaften Location im sachsen-anhaltinischen Ferropolis.

Bereits bei der Ankunft wird man von der Faszination dieses Ortes hingerissen. Mitten in den Dübener Heide eines ehemaligen Braunkohletagebaus erhebt sich die Szenerie eines sonst als Freiluftmuseum genutztes Areals mit Maschinen der Superlative. Vier große Abraumbagger bis zu 140 Meter groß säumen das Gelände und bilden eine einzigartige Kulisse, die als „Stadt aus Eisen“ bezeichnet wird. Aber auch das Publikum trägt zu der Einzigartigkeit bei. Ich habe selten so viele bunte, originell-kreativ gekleidete Besucher gesehen, bei denen der „Assianteil“ auf ein Minimum reduziert zu sein scheint. Dafür sprechen auch die Zahlen: Trotz des großen Andrangs – die Tickets waren bereits im April ausverkauft – ist die Besucherzahl auf 20.000 limitiert, von denen 40% aus dem Ausland, vor allem Skandinavien, den Niederlanden und Großbritannien, kommen. Wer solche Anfahrtswege und Planungszeiträume in Kauf nimmt, hat auch genug Energie, sich angemessen darauf vorzubereiten. Wir sind bereits am Donnerstag aus Berlin angereist, was sich als guter Schachzug herausgestellt hat. Zum einen hatte wir dadurch mehr als genug Zeit, um unseren selbstkonstruierten Pavillon bestehend aus vor Ort gekauften Holzlatten und einer 4x8m-Plane windsicher aufzubauen (Dauer: 3 h). Zum anderen konnte wir dadurch noch genügend Platz reservieren, um die erwarteten sieben Zelte unserer Gruppe unterzukriegen. Gegen Mitternacht waren wir mit dem Aufbau fertig und brachen zu einer ersten Erkundungstour in Richtung Festivalgelände auf. Rein kamen wir allerdings noch nicht, da wir vergessen hatten, Extratickets für die Pre-Party (u.a. mit WhoMadeWho) zu besorgen. Uns blieb also nur ein kurzer Blick und der 2-Kilometer Fußmarsch zurück zum Zeltlager.


Am nächsten Tag ging es aber endlich los. Nach mehr als einer Stunde Anstehen haben wir zwar den Auftritt von The Vaccines verpasst, sind dafür zufällig zum Auftritt der Band The Cast of Cheers im Introzelt gestolpert. Die vier Iren haben mit ihren harten Post Rock/Indie-Klängen ordentlich eingeheizt, was nach der langen Warterei eine willkommene Abwechslung war. In einem noch mäßig gefüllten Zelt hatte man allen Platz der Welt, um in guter Indierock-Manier einen gebührenden Einstand ins Festival zu feiern. Nach dem Auftritt ging es weiter zur Main Stage, wo The Rapture (Foto by Oliver Peel)) ihren neuen, zarteren Indie/Elekto-Sound zum Besten gaben. Stücke, wie „In the Grace of Your Love“ oder „Sail Away“ kamen beim Publikum und bei uns sehr gut an, so dass die Stunde wieder viel zu schnell zu Ende war. Das Gelände füllte sich währenddessen immer weiter und so mussten wir zusehen, dass wir zu dem nächsten Act kommen, den wir unter keinen Umständen verpassen wollten: Brandt Brauer Frick auf der Melt! Selektor Stage. Das Line-Up dieser Bühne wurde in diesem Jahr von Modeselektor ausgewählt und mit dem Trio aus Berlin haben sie auf jeden Fall eine erstklassige Wahl getroffen. Obwohl sie auf dem Melt! „nur“ ein DJ-Set spielten, entstammen alle Sounds selbstaufgenommenen instrumentalen und akustischen Klängen, die sich durch geschicktes Loopen zu einem harten, aber noch gut tanzbaren Elektro-Sound verbinden. Sieben große Subwoofer-Würfel halfen dabei, den Bass in Richtung Publikum am Strand vom Gremminer See zu blasen. Nach dieser sportlichen Höchstleistung brauchten wir erstmal eine Verschnaufpause, die uns sogleich bei dem Sing- and Songwriter Duo Boy (Foto by Oliver Peel) im Introzelt erwartete. In erwartet ruhiger Manier präsentierten sie bekannte Lieder, wie „Skin“ oder „Little Numbers“ und erlaubten uns somit, mal ein Bier komplett ohne „Tanzverluste“ zu trinken. Nach diesen fröhlich-ruhigen Klängen ging es wieder Richtung Main Stage, nicht aber vorher ohne bei den zahlreichen Fressbuden vorbeizuschauen. Dabei lauschten wir erst von fern, dann von nah dem Elektrokünstler Caribou, der seine psychedelischen Elektroklänge zum Besten gab. Der Doktor der Mathematik (!) sampelt und mixte in sich gekehrt und zusammen mit einer Rhythmuskombo Werke, wie „Odessa“ oder „Sun“ und gehört damit zu einem meiner persönlichen Highlights des Abends.

In der Pause nach dem Konzert konnten wir unseren Stehplatz dann noch etwas verbessern, so dass wir nur wenige Meter vor der Bühne standen als gegen 00:30 Uhr Bloc Party (Foto by Oliver Peel) heraustrat. Sie waren wahrscheinlich der rockigste Act des gesamten Festivals und so ließen wir uns leicht zum ausgiebigem Pogen in der Masse hinreißen. Die Auswahl der Lieder war dabei sehr gemixt. Eingangshit war die offizielle Melt!-Hymne „Octopus“, die bereits dem neuen Album entspringt und dessen gesetztes Erscheinungsdatum der Sänger gefühlte 10-mal erwähnte. Werke vom ersten Album (e.g. „This Modern Love“) waren aber ebenso dabei, wie das Rihanna-Cover „We found love“. Als zum Schluss noch das Stück „Helicopter“ anklang, hielt es auch den letzten nicht mehr auf seinem Platz und der einsetzende Regen spielte nur noch eine Nebenrolle. Nach diesem, eher rockigen Teil des Festivals zog es uns auf die zweitgrößte Gemini-Stage, wo uns allerdings Frittenbude statt Knife Party erwartete. Es hatte wohl ein Slottausch gegeben. Da die Stimmung recht gut war, sind wir geblieben. Allerdings sagte mir die politische Grundstimmung der Band durch Parolen, wie „Scheiß Deutschland“ überhaupt nicht zu. Damit klang der erste Tag des Festivals aus.


Am Samstagmorgen wurden wir um 10 Uhr früh jäh durch einen Sturm jäh aus dem Schlaf gerissen. Als wir heraustraten waren fast alle Pavillons auf dem Zeltplatz eingestürzt oder flogen auf das offene Feld. Unsere Konstruktion Marke Eigenbau hielt erstaunlicherweise, was uns zu einem Sammelpunkt im Schutz vor dem Regen machte. Wir mussten lediglich die Spanngurte nachziehen. Nachmittags klarte es dann wieder auf und so brachen wir zu ähnlicher Zeit wir tags zuvor auf, was ein großer Fehler war, denn wieder hieß es eine Stunde warten. Blood Red Shoes waren damit schon durch. Nach dem Einlass gingen wir direkt zur Main Stage, wo wir den letzten Liedern von Citizens lauschten. Den nächsten Auftritt von Casper haben wir nur aus der Ferne verfolgt. Er gehörte nicht zu meinen Favoriten. Ich muss jedoch anerkennend zugeben, dass er mit seiner enormen Energie und dem Mix aus Indie und Rapgesängen das anfangs skeptische Publikum erfolgreich zum Tanzen gebracht. Dass seine gesamte Combo in der selben „T-Shirt-Uniform“ auftraten, mutete zwar etwas amüsant an, hat aber auf die Performance keinen großen Einfluss gehabt. Dass wir gegen Ende des Konzerts dann doch noch in die Menschenmassen gingen, hatte aber eine anderen Grund: Wir wollten uns gut positionieren für den nächsten Act: Two Door Cinema Club (Foto by Oliver Peel). Die Iren sind ja in letzter Zeit sehr gehyped worden, habe aber trotzdem ihr Versprechen gehalten. Die wohlklingende Kombination aus melodiösen Gitarrenriffs im Indierhythmus und der klaren Stimme des Sängers haben jeden von vorn bis hinten mitgerissen. Die Stimmung war ausgelassen und heiter. Dies übertrug sich scheinbar auch auf das Publikum. Ich habe selten so wenig Schubser und Durchdrängler erlebt wie auf diesem Konzert. Nach dieser ausgelassenen Stimmung haben wir erstmal eine musikalische Pause eingelegt. Jemanden aus unserer Gruppe ging es nicht so gut und so zog es uns in das Shisha-Zelt, wo wir erstmal gepflegt chillen waren. Erst nach Mitternach ging es weiter, als eine der Main Acts des Festivals, Modeselektor, auf die Main Stage traten. Mit einer phänomenalen Lichtshow im Dauerbass-Elektro heizten sie dem Publikum und legten mit Champagnerdusche und Kissenschlacht showtechnisch sogar noch einen drauf. Allerdings war ich froh, meine Ohrstöpsel mitgebracht zu haben, da Bass und Lautstärke einfach hammerhart waren. Einige aus unsere Gruppe sind bereits während des ersten Stückes nach hinten gegangen. Wer nach dem Konzerts noch mit seines ursprünglichen Gruppe zusammen war, hat auch meiner Meinung nach nicht richtig abgetanzt! Wer Modeselektor kennt, hatte sicher seinen großen Spaß. Wer aber eher Stücke aus der Zeit mit Apparat (erschienen unter dem Namen Moderat) erwartete, wurde hier definitiv eines besseren belehrt. Modeselektor ist und bleibt ein Elektro-Duo, bei dem man nach Elektro-Slang gut „eins auf die Fresse“ kriegen kann. Nach dem 1,5-Stunden Auftritt hatte man den Workout für die nächste Woche absolviert. Auf dem Weg nach draußen schauten wir noch im Introzelt vorbei. Was dort jedoch ablief, ist mit schockierend noch vorsichtig ausgedrückt. Ein Bodybuilder namens Rummelsnuff präsentierte dort mit offenem Oberkörper und roboterhaften Armbewegung seine Musik, die stark an Rammstein mit Elektoelementen erinnerte. Nach nur wenigen Minuten mussten wir diese Bühne wieder verlassen. Ausklang haben wir auf dem Sleepless Floor gefunden, wo wir noch ein paar Stunden zu den (Remix)-Klängen von Oliver Koletzki abtanzten – ein perfekter Ausklang nach einem durchmischten Tag!

Der Sonntag war dann wieder ruhiger und kürzer, da wir bereits in der Nacht wieder zurück nach Berlin mussten. Los ging es mit Lana del Rey (Foto by Oliver Peel), die sich mit ihrer künstlich, divenhaften Art und nicht immer tonsicher einige Lacher im Publikum abholen musste. Trotzdem war das Gemini-Zelt rappelvoll und viele konnten die Lieder mitsingen. Es war für uns übrigens das erste Mal, das wir pünktlich zu einem geplanten Konzert auf dem Gelände waren. Yay! Danach haben wir uns eher langsam angehen lassen und den Indie-Klängen von The Jezabels und dem Elektrohammer von Riton gelauscht. Ersteres war auf jeden Fall hörenswert, aber nicht unbedingt weltbewegend. Bei Riton hat mir das Publikum nicht wirklich zugesagt: Zu viele Poser, die sicher eher stumpf zu immer gleichmäßigen Beats bewegten. Ich bin bei beiden nicht bis zu Ende geblieben.

Die Durststrecke hatte aber ein Ende, als The Whitest Boys Alive auf die Main Stage kamen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die „alten Herren“ so eine klasse Stimmung bei dem eher jungen Publikum erzeugen konnten, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Der angenehm leichte Offbeat und die wohldosierten Synthesizerklänge machen den Sound zu einem individuellen Klang. Hits, wie „Burning“ oder „Intentions“, versetzten jeden in Bewegung und animierten scheinbar viele, sich das ein oder andere Tütchen Gras anzustecken. Passivrauchen war angesagt! Als letzten Höhepunkt des dreitägigen Musikmarathons kam dann das französische Elektroduo Justice auf die Bühne. In ähnlich imposanter Manier wie Modeselektor an selber Stelle tags zuvor, nur etwas sympathischer, präsentierten sie ihre Hits „Dance“ oder „Genesis“ und man hatte den Eindruck, dass das Publikum einer der letzten Gelegenheit zum Abtanzen nicht einfach so verstreichen lassen wollte. Mit ungefähr 5 Meter vor der Bühne standen wir fast im Zentrum des Geschehens und ich kam aus dem Schwitzen und Hüpfen gar nicht mehr heraus. Im Gegensatz zu Modeselektor, wo fast die ganze Zeit ein konstant harter Beat vorherrschte, gab es bei Justice immer abwechselnd ruhige Phasen, wo sich das Lied aufbaute, und intensive, energiegeladene Refrains, so dass sich musikalischer Genuss und sportliche Betätigung in optimaler Weise miteinander verbanden. Als dann der letzte Ton verklungen war, machten wir uns zügig auf in Richtung Auto, da einige von uns aufgrund verschiedener Termine am Morgen wieder in Berlin sein mussten.


Damit ging das Melt!-Festival schon wieder zu Ende. Es war eine schöne Zeit mit vielen neuen musikalischen Eindrücken. Die Kulisse und die Leute mit ihren kreativen Kostümen werde ich nicht vergessen. Ich komme im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder. Dann hoffentlich mit besserem Wetter!


* wenn im Text nicht anders gekennzeichnet



Sonntag, 22. Juli 2012

Talking To Turtles, Rüsselsheim, 21.07.12

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Konzert: Talking To Turtles
Ort: Altes Opelwerk (Phono Pop Festival)
Datum: 21.07.2012
Dauer: 40 min



Am Morgen des Festival-Samstags ist mir etwas Blödes passiert: ich musste nachlesen, wie ich ein Konzert fand, das vor gerade mal sechs Monaten stattgefunden hatte. Die Idee hinter diesem Konzerttagebuch war zwar usprünglich genau dies, sich an Auftritte zu erinnern, die man irgendwann gesehen hat. Nötig ist das aber eigentlich nicht. Denn wie bei Fuschzetteln ist es auch bei Konzertberichten so, daß mit dem Schreiben der eigentliche Zweck hinfällig wird, weil das den Gig schon fest im Gedächtnis verankert. Ich weiß bei den meisten Konzerten noch, wo ich stand oder saß (und nicht nur deshalb, weil ich im Gebäude 9 gerne an immer der gleichen Stelle stehe). Nach einem halben Jahr nicht mehr zu wissen, wie ich eine Band fand, erschreckt mich. Fast hätte ich dadurch Yesterday Shop verpasst, dazu aber da mehr.

Damit ich mich an ein Konzert lange gut erinnere, reicht eigentlich schon eine Kleinigkeit. I Like Trains und ihre Setlist auf einem Brötchen (!) in der Frankfurter (na?) Brotfabrik, das Konzert werde ich nie vergessen. Bei Talking To Turtles war es ein Zwischenruf, der den besonderen Moment darstellte. "Lach doch mal!" zur grimmig guckenden Bassistin und ihr verweifelter Kampf anschließend, den großen Lachanfall zu verhindern, waren großartig!

Talking To Turtles sind eigentlich Claudia Göhler und Florian Sievers. Als ich sie im Dezember in Wiesbaden bei einem wundervollen Adventskonzert gesehen habe, standen sie mit Björn Kleinhenz und Sir Simon auf der Bühne, heute begleitete sie die innerlich lachende Bassistin, deren Namen ich leider nicht weiß.

Mit der Musik der Band geht es mir ähnlich wie mit Me And My Drummer. Im Prinzip finde ich sie toll, ich möchte das auch, die ganz tiefe Begeisterung hat sich leider aber noch nicht eingestellt. Auch Talking To Turtles sind mir manchmal zu brav. Daher hatte ich mich zwar auf den Auftritt am Samstagnachmittag gefreut, furchtbar viel hatte ich aber nicht erwartet.

Ob es an der fröhlichen Bassistin oder dem plötzlichen Sonnenschein lag, daß mich das Konzert viel mehr begeisterte, bezweifele ich. Das Konzert war einfach gut, die Musik passend, der fehlende Biss hier und da (zum Beispiel beim wunderbaren Beam me up Scotty) egal. Also höchste Zeit, über das Tolle an Talking To Turtles zu sprechen, davon gibt es reichlich. Die beiden festen Bandmitglieder passen in jeder Hinsicht perfekt zu einander. Während Florian meist mit geschlossenen Augen sang und in sich gekehrt wirkte, strahlte Claudia übers ganze Gesicht. Daß ihr großartiges gelbes Akkordeon dann auch noch von einer Firma Fröhlich stammte, war nur konsequent.

Auch die Stimmen der beiden harmonieren toll. Der etwas quäkende Gesang von Florian wird von Claudias klarem aber nicht unähnlichen perfekt ergänzt. Dazu kommen Keyboard, Gitarre, Glockenspiel, Mundharmonika und eine einzelne Bassdrum.

Talking To Turtles spielten Lieder von beiden Platten. Neben der fabelhaften Single Grizzly hugging gefielen mir bsonders Stones through thin glass vom Debüt Monologue und Wonky cradle.

Auch wenn das hier alles überkritisch klingt, hatte ich eine sehr gute Zeit mit Talking To Turtles. Ich will die Band schon lange richtig gut finden, und genau das habe ich Samstag in der Herbstsonne von Rüsselsheim erlebt! An das Konzert werde ich mich also nicht nur wegen des Lachaufrufs erinnern! Der war trotzdem großartig...

Setlist Talking To Turtles, Phono Pop Festival, Rüsselsheim:

01: In the future
02: Stones through thin glass
03: Wonky cradle
04: Grizzly hugging
05: Too rough
06: Short stories long
07: Crumbs
08: Beam me up Scotty
09: Monster's teeth
10: Fingers crossed

Links:

- Talking To Turtles, Wiesbaden, 13.12.11



 

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