Konzert: Austra
Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 20.01.11
Zuschauer: voll
Konzertdauer: etwa 45 Minuten
Austra heißt der neuste "heiße Scheiß" des renommierten Labels Domino (Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, u.v.a.), der dem unschuldigen Publikum im Pariser Divan Du Monde am 20. Januar auf den Hals gehetzt wurde. Ganz berauscht von dem großen Medieninteresse für Anna Calvi, legt das Londoner Label nach und versucht uns eine neue Frau anzudrehen. Austra ist Kandierin und ihr Projekt wohl eine Band, aber eigentlich steckt dahinter in allererster Linie die klassisch ausgebildete Opernsängerin Katie Stelamanis, die nun nicht mehr unter ihrem Namen, sondern dem neuen Moniker operiert. Früher hatte sie mal ne Band namens Galaxy und zudem sang sie auch ein wenig bei Fucked Up (Christoph, deine Lieblingsgruppe!) mit.
Austra will nun 2011 die Welt erobern und von dem Kuchen, den Fever Ray angeschnitten hat, ein großes Stück abbekommen. 2010 hatte Zola Jesus versucht, die Fever Ray- Jünger für ihre gothisch angehauchte Tanzmusik zu begeistern, nun also Austra. Wer gelesen hat, wie schauderhaft ich das Konzert von Zola Jesus im Olympia 2010 fand, wird wohl stark vermuten, daß ich auch mit Katie Stelamanis neuem Projekt nicht viel anfangen konnte.
Aber erstaunlicherwiese fühlte ich mich im Divan Du Monde von Austra gut unterhalten! Die Blondine (echte? unechte?) erschien mit zwei äußerst niedlichen Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen und hatte zudem einen Bassisten, einen Keyboarder und eine Drummerin dabei. Zu siebt schmetterten die jungen Leute ihren düsteren, stark 1980er Jahre angehauchten tribalischen Diskosound und ließen gut 40 Minuten lang keine Langweile aufkommen. Mit ihrer saumäßig festen, powervollen und durchdringenden Stimme nagelte Katie einen regelrecht an die Wand. So klingen Frauen also, die eine klassiche Stimmausbildung genossen haben! Eigentlich überhaupt nicht meine Tasse Tee, aber bei Austra störte mich das seltsamerweise nicht die Bohne, im Gegenteil. Ihr Gesang faszinierte mich, törnte mich an und brachte mich in Stimmung. Als sei ich nochmal 20, hüpfte ich im bollernden Takt mit und glotze mit Stielaugen auf die beiden brünetten Tänzerinnen. Süße Dinger! Und als die eine der beiden ihr Bolero- Jäckchen fallen ließ und mit kurzem Röckchen rumtanzte, wäre ich am liebsten zu ihr auf die Bühne geklettert.
Aber ich beherrschte mich und hörte den Liedern zu, die vom Debüt Beat and The Pulse stammten. Allesamt catchy und eingängig, potentielle Ohrwürmer. Herauragend der Titeltrack Beat and The Pulse. Donnernde, wuchtige Beats, fetzige Samples, gruselige Synthielinien und darüber der morbide Gesang von Katie. Ein Hit!
Die Zeit verging deshalb auch wie im Fluge und am Ende musste ich überrascht feststellen, daß mir die Show richtig gut gefallen hatte. Austra entspricht eigentlich nicht meinem Beuteschema, aber man kann ja nicht den gazen Tag depressive Folksängerinnen mit fragiler Stimme hören, oder? Eine gute Abwechslung.
Nach dem Auftritt von Austra verließ ich den Divan Du Monde, weil ich noch ins International zu Kim Novak wollte und sah deshalb auch nicht die eigentlichen Headliner des Abends, Robots in Disguise.
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