Konzert: Alela Diane
Ort: Le Silencio, Paris
Datum: 01.02.2018
Zuschauer: etwa 80
Fotos: stammen von Laurence Buisson, merci beaucoup Laurence
Die Nachfrage nach dem neuen Album der Folkeuse Alela Diane sei immens, freute sich eine junge Mitarbeiterin des französischen Labels der Sängerin. Im Moment gäbe es einfach wenige gute Veröffentlichungen auf dem Folksektor, da geniesse Alela fast die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Journalisten so ihre Schlussfolgerung.
Ob das so genau stimmt, lasse ich hier mal offen. Ich selbst bin auch in den letzten Jahren bei Singer-Songwriterinnen immer auf Interessantes gestossen, aber Alela Diane ist zumindest in Frankreich seit 2007 eine der Grossen in dieser Musiksparte, auch wenn Ihr letztes, zusammen mit Ryan Francesconi im Jahre 2015 veröffentlichtes Album, nicht auf allgemeine Gegenliebe stiess. Manche Altfans beschwerten sich über die wenig eingängigen, etwas sperrigen Titel, ich selbst war von dem Werk angetan.
Mit dem demnächst erscheinenden Cusp*, auf dem es thematisch oft um die Mutterschaft der Musikerin geht, kehrt Alela Diane aber wieder stärker zum Songformat zurück, die live präsentierten Stücke frassen sich jedenfalls schnell in die Gehirngänge.
Mit neuem Material begann Diane auch im noblen Pariser Nightclub von David Lynch, Le Silencio, ihre rund 45 minütige Show. Die Amerikanerin war seit dem 22. Januar in Europa gewesen, hatte an jenem Tag im Institut du Monde Arabe in Paris gespielt, am 23. eine live aufgenommene Session der Zeitschrift Gala absolviert, bevor sie Paris vorerst verliess, um in Glasgow, Amsterdam und London ihre neuen Stücke zu testen.
Diane eröffnete im Silencio am Piano, während ihre musikalische Begleiterin Heather Woods Broderick mit verschiedenen Synthies hantierte. Das war natürlich kein Elektro Pop, sondern nur der Einsatz moderner Methoden, um sphärische, verhuschte Klänge zu erzeugen, die nach wie vor organischer Natur waren.
Albatros hiess das erste Stück und war entsprechend luftig, bevor es mit dem wundervoll sentimentalen Never Easy weiterging, bei dem Alela und Heather die Plätze tauschten. Heather also nun am Piano. Wenn ich den Text richtig verstanden habe, ging es um die Beziehung zu ihrer Mutter, die in der Vergangenheit nicht immer einfach war: "I didn't know how much you loved me, I didn't know until I had my own little daughter", sang Diane voller Hingabe und es klang so als hätte sie Frieden mit ihrer Mum geschlossen.
Colorado Blues, welches im Anschluss kam, behandelte die Trennung von Exmann Tom in einem äusserst melancholischen Song.
Age Old Blue stammte dann von zweitem Album. Sie selbst sagte dazu: "It's about my great grandfather, a man who fought in Dunkerque. He was one of those men, rescued by some little bots". Gesänge fast wie ein Echo, eine feine Melodie, Age Old Blue ist bereits jetzt ein Klassiker im Repertoire der Chanteuse und gehört auch quasi immer zur Setlist.
Ether & Wood war erneut eine wundervolle Pianoballade, die sich inhaltlich in ihrem alten amerikanischen Holzhaus abspielt "Es ist von 1870, für Amerika alt, für Frankreich überhaupt nicht", wie sie schmunzelnd erklärte. In einem Musikmagazin hatte sie folgendes dazu erzählt:
“Ether & Wood” is a reflection on the different lives that are lived within a lifetime. The doors along the way that often open and close without notice. I live in a very old house, and love thinking about all the people who lived and died within these walls. We’re all in there: the former selves, the lost loves and the mysterious ones who came before."
Höhepunkt des Sets dann sicherlich Emigré. Ein Stück, das sich mit dem Flüchtlingsdrama im Mittelmeer beschäftigte und insbesondere mit dem kleinen syrischen Jungen Milan Kurdi, der tot an die türkische Küste gespült wurde. Eine dichte Atmosphäre, wundervolle Chöre von Heather und ein nahegehender Text, dieses Lied bot wirklich alles und war ein Beispiel dafür dass man auch mal auf Texte und nicht nur die schöne Stimme von Alela hören sollte.
Wundervoll auch der Song For Sandy, eine Verneigung vor der grossen britischen Songwriterin Sandy Denny die 1978 im Alter von nur 31 Jahren tragisch zu Tode gekommen war. Sie starb an den Folgen eines Treppensturzes auf ihren Hinterkopf und noch heute stellen sich viele Fragen, wie das Ganze passieren konnte. Alela bezog die Thematik auf sich, da Denny ebenfalls eine junge Mutter zum Zeitpunkt ihres Todes war.
Mit dem Wild Ceaseless Song wurde dann perfekt abgeschlossen und hinterher stand Alela Diane auch noch für einen Plausch mit Fans zur Verfügung.
Setlist
1. Albatros
2. Never Easy
3. Colorado Blue
4. Moves Us Blind
5. Dry Grass & Shadows
6. Age Old Blue
7. Ether & Wood (altes Haus von, 18.. ashes ashes
8. Nothing I Can Do
9. Buoyant
10. Émigré
11. Song For Sandy
12. Wild Ceaseless Song
Deutsche Tourdaten:
16. April: Hauskonzerte, München
17. April: Brotfabrik, Frankfurt
18. April: Heimathafen, Neukölln
19. April: Elbphilharmonie, Hamburg