Meine Plätze 20-11 kennt ihr schon, nun sind die Top Ten der besten Konzerte an der Reihe. Jedes einzelne davon war sensationell und unvergesslich, so daß es mir schwer fiel, eine Reihenfolge zu etablieren. Aber wenn man Listen macht, dann muss man sich nun einmal festlegen, um der Sache Kontur zu geben. Hinzufügen will ich noch,
Die besten Konzerte des Jahres, Plätze 10-1 (Oliver Peel)
10: Swans, Festival BBMix, Boulogne-Billancourt bei Paris, 28.11.2010:
"Ein Konzert wie ein Arschfick. Ich fühle mich jetzt noch als seien Panzer über mich drübergerollt, als seien meine Ohren vergewaltigt worden. Ein schamanisches, brutalstmögliches Gewitter an verzerrten Gittaren, Paukenschlägen und gruseligen Tönen. So höllisch laut, daß nach circa einer Stunde der Strom aufiel. Als die Tontechniker eine halbe Stunde später den Schaden behoben hatten, ging es mit unbarmherziger Härte weiter und man hatte fast das Gefühl, als wolle die Band sich rächen und extra noch 500 Dezibel lauter spielen. Am Ende tropfte fast Blut aus meine Ohren."
09: Scout Niblett, Le Point Ephémère, Paris, 07.06.2010
Ach, die Scout! Wie sehr ich sie liebe! Die Engländerin mit Wohnsitz Amerika mochte ich schon seit Jahren,
08: Le Prince Miiaou, La Flèche d'or, Paris, 10.03.2010
07: Joanne Newsom, Festival Villette Sonique, Paris, 31.05.2010
06: Syd Matters, Le Bataclan, Paris, 02.11.2010
05: Emily Jane White, L'Européen, Paris, 16.11.2010
04: The National, Olympia, Paris, 23.11.2010:
Klar, ich könnte hier den elitären Blogger raushängen lassen und The National den verdienten Platz unter den besten 5 verwehren. Weil sie massentauglich geworden sind und sie inzwischen fast jeder kennt. Wäre aber albern, denn Matt Berninger und die beiden Zwillingsbrüder-Paare in der Band gehörten nun einmal zu den besten Gruppen des Jahres 2010. Ihr Auftritt im Pariser Olympia war legendär und unvergesslich. Die Amerikaner hielten dem Druck unter dem sie dieses Jahr plötzlich standen, einwandrei stand, und präsentierten sich locker und in bestechender Verfassung. Die sonore Baritonstimme von Matt funktionierte perfekt und die Gebrüder Dessner entlockten ihren Gitarren so etliche grandiose Riffs. Gegen Ende hin wurde der Gig immer intensiver und berauschender.
Berninger hatte (auch mit Hilfe von ein paar Gläsern Wein) alle Blockaden gelöst und peitschte die Zuschauer förmlich auf. Als er (wie gewohnt) zu Mister November durch Publikum hetzte, gab es kein Halten mehr. Ich bekam mehrfach eine Gänsehaut, fühlte mich an Szenen von Joy Divison Konzerten erinnert. Die Schreiattacken von Matt gingen mir durch Mark und Bein und als die Band akustisch mit der Ballade Vanderlyle Crybaby Geeks abschloß, sah ich Sternchen. Die Trompete, war einfach zu schön. Episch!
03: Interpol, Trabendo, Paris, 17.09.2010
Ein paar Crashpropheten hören bei Interpol schon die Totenglöckchen klingen. Will heißen: es wird auf das baldige Ende der New Yorker Band spekuliert. Und das nur weil der exzentrische Bassist Carlos D Interpol verlassen hat und Leute, die das neue Album nicht oft genug gehört haben, von einem schwachen Werk sprechen.
Im recht intimen Pariser Trabendo (Kapazität höchstens 700) zeigten Paul Banks und co, daß das alles Unsinn ist. Nix Krise, nix schlechtes neues Album, nix personnelle Schwächung auf der Bassistenpostion.
Stattdessen war Paul ungewöhnlich locker, höflich und gesprächig, die Band beeindruckend sicher und spielfreudig und David Pajo (ex Slint) am Bass ohne Fehl und Tadel. Alles flutschte, Hit reihte sich an Hit und die Stmmung war bombig. So fühlt es sich an, wenn wahre Champions auf der Bühne stehen. Sollen die Ratten und Miesmacher doch das angeblich sinkende Schiff verlassen, ich bleibe bei Interpol an Bord. Sie sind nun einmal die weltbesten Joy Divion- Klone und in manchen Phasen übertreffen sie sogar die legendären Engländer um Ian Curtis.
02: Sophie Hunger, Theéatre de L'Atelier, Paris, 06.12.2010
Sophie Hunger macht irgendwie immer mit mir was sie will. Wie sie das schafft, weiß ich gar nicht so genau. Ihre soulige Stimme ist eigentlich nicht unbedingt mein Wetter, ihr neues Album 1983 hatte ich selten gehört und indie oder gar cool ist die Schweizerin auch nicht die Bohne. Sie zieht nicht das typische Bloggerpublikum an, die sich nach neuen innovativen Bands, die von Pitchfork gehypt werden, die Finger abschlecken. Schon klar, Sophie ist nicht so trendy wie Twin Shadow, Sleigh Bells, No Age oder Animal Collective. Aber wißt ihr was? Ist mir wurscht! Viel wichtiger ist, daß ich bei Konzerten der Hunger 2 Stunden lang völlig gebannt zuhören kann und durch die bewegenden Lieder so ungemein viel Trost erfahre. Im Théatre de L'Atelier war die Spannung geradezu knisternd, die Emotionen überwältigend, der Applaus frenetisch. Sophie Hunger hatte die Franzosen (und die vielen Schweizer und Deutschen) zu Tränen gerührt und bei der am Piano vorgetragenen Ballade Rise And Fall merkte ich plötzlich, wie zwei Tropfen meine rechte Faust benetzten.
Plitsch platsch. Der Song hatte mich mit voller emotionaler Wucht getroffen, mir das salzige Wasser aus den Augen getrieben. Ich wagte nicht meine Sitznachbarn anzusehen, schämte mich ein wenig. Dann aber sah ich, daß auch die Frau neben mir zum Taschentuch griff. Schluchz. Kitschig? Mag sein. Aber bei Sophie spürt man einfach, daß sie in ihrer Musik aufgeht, einen fast hypnotischen Zustand erreicht und die Gabe hat, diese Emotionen ungefiltert an das Publikum weiterzugeben. Den Auftritt im Theatre de L'Atelier werde ich nie vergessen und besonders bewegend fand ich , als Sophie nach einem unglaublich heftigen Applaus sich das Mikro griff, kurz innehielt (das macht sie immer) und gerührt in etwas holprigem französisch bekundete: "ce soir je ne vai pas pouvoir dormir, je garde tout cela dedans." - heute nacht werde ich nicht schlafen können, ich bewahre das alles in meinem Inneren.
Achso: Speech, ein Song ihrer alten Band Fischer ist ein unglaublicher Hammer, oder etwa nicht?
01: Alina Orlova, Café de la Danse, Paris, 08.11.2010
Noch so ein Konzert, das schonungslos auf die Tränendrüse drückte. Die litauische Pianistin Alina Orlova sang in ihrer Landessprache, auf russisch und auf englisch und hatte als einziges Instrument ihren Flügel zur Verfügung. Auf dem Album hört man hingegen viele andere Instrumente wie Geigen, etc. Aber gerade in der abgespeckten, reduzierten Variante gefiel mir das Ganze besonders gut. Alina sang und klimperte mich regelrecht in einen Rausch, bestach durch ihre natürlich-charmante Ausstrahlung und ihre vielen glänzenden Lieder und trieb das Publikum zu reißenden Beifallsstürmen. Textlich verstand ich nur Bahnhof, aber das war egal. Was zählte war die übermittelte Melancholie, diese typisch russische Schwermut,
dieses flehentliche Aufbegehren gegen die Gemeinheiten des Lebens. Gegen Ende kapitulierte ich und flennte wie so ein kleiner Schuljunge. Jeglicher Widerstand gegen die Attacken auf das Tränenzentrum war zwecklos. Und dann klimperte sie bei den Zugaben auch noch auf einer Kalimba. Mann war das schön! Alina, diese Herzensbrecherin. Sie hat die Krone absolut verdient!
03: Interpol, Trabendo, Paris, 17.09.2010
Im recht intimen Pariser Trabendo (Kapazität höchstens 700) zeigten Paul Banks und co, daß das alles Unsinn ist. Nix Krise, nix schlechtes neues Album, nix personnelle Schwächung auf der Bassistenpostion.
02: Sophie Hunger, Theéatre de L'Atelier, Paris, 06.12.2010
Achso: Speech, ein Song ihrer alten Band Fischer ist ein unglaublicher Hammer, oder etwa nicht?
01: Alina Orlova, Café de la Danse, Paris, 08.11.2010
1 Kommentare :
Sehr schöne Liste so far. Vieles kann ich unterschreiben, so kam ich auch schon in den Genuss des Damen Niblett, White und Newsom und war von allen ganz ähnlich begeistert.
Kommentar veröffentlichen