Montag, 31. Mai 2010

Dum Dum Girls, Barcelona, 28.05.10

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Konzert: Dum Dum Girls
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 28.05.2010
Zuschauer: sehr viele vor der zweitgrößten Bühne
Dauer: knackige 34 Minuten


Eine gewagte Ansetzung auf dem Papier: die noch wenig bekannten Dum Dum Girls aus Los Angeles spielten um 0.15 Uhr zwischen den Headlinern Charlatans und Pet Shop Boys und bekamen damit von den Veranstaltern einen äußerst prominenten Platz im Lineup. Ob das so gerechtfertigt wäre, hatte ich mich vorher mehrfach gefragt. Nach gut einer halben Stunde kam ich nicht zu eindeutigen Ergebnissen; wir haben zu viele Hypes, berechtigt oder nicht, kommen und gehen gesehen. Schwer also einzuschätzen, ob in einem Jahr noch jemand von Dee Dee und ihren drei Kolleginnen sprechen wird. Geht man nach dem Applaus der Zuschauer, ist Skepsis nacheliegend, der Beifall war eher höflich-zurückhaltend.

Geht man allerdings nach mir (hmmm...), waren die Amerikanerinnen einer der Top-Acts des Festivals! Natürlich hat man solche Musik (und Attitüde) schon gesehen, aber das macht sie nicht schlechter. "Langweiliger als die Vivian Girls" habe ich irgendwo gelesen. Der Vergleich zu denen - oder auch zu den Long Blondes zum Beispiel - liegt nahe. Aber mir reichte das phänomenale Play with fire als Auftaktsong, um die Dum Dum Girls zu aktuellen Lieblingen zu machen (die Liveversion ist übrigens um Klassen besser als die CD Aufnahme).

Wie der Rest war, kommt sofort!

Setlist Dum Dum Girls, Primavera Festival, Barcelona:

01: Play with fire
02: Hey sis
03: Catholicked
04: I will be
05: Don't talk to me
06: Oh mein M
07: Yours alone
08: Bhang bhang, I'm a burnout
09: Jail la la
10: Everybody's out
11: Rest of our lives

Links:

- Dum Dum Girls, Paris, 20.05.10



The Charlatans, Barcelona, 29.05.10

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Konzert: The Charlatans play Some Friendly
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 29.05.2010
Zuschauer: sehr viele
Dauer: 63 min


Zu seinem 20. Geburtstag sollten die Charlatans um Sänger Tim Burgess ihr Erfolgsalbum Some Friendly auf der großen Bühne des Primavera Festivals spielen. Sie nahmen sich die Freiheit, das Album ein wenig zu variieren, zumindest was Reihenfolge und Songauswahl angeht. Aber das war nebensächlich. Einzig wichtig war an diesem wundervollen Abend, wie zeitlos die Musik der Engländer ist. Die Charlatans haben das vermutlich beste Konzert des Festivals abgelegt und damit alle Erwartungen übererfüllt.

Und Tim Burgess fand sogar noch Zeit, sich zum Geburtstag gratulieren zu lassen und den Kuchen zu essen, den der Tourmanager brachte. Ich schließe mich an: Happy Birthday, Tim und Happy Birthday, Some Friendly!



Setlist The Charlatans, Primavera Festival, Barcelona:

01: 109 pt 2
02: You're not very well
03: White shirt
04: Opportunity
05: Sonic
06: Then
07: You can talk to me
08: Polar bear
09: Believe you me
10: Flower
11: Indian rope
12: The only one I know
13: Sproston green

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Charlatans, Köln, 23.09.08
- The Charlatans, Brüssel, 17.02.08
- The Charlatans, Paris, 12.02.08




Sonntag, 30. Mai 2010

Primavera Sound Festival - Tag 3

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Festival: Primavera Sound 2010
Ort: Barcelona
Datum: 27. - 29.05.2010
Zuschauer: heute mindestens 50.000

Tag 3 - Kurzzusammenfassung
(ausführliche Berichte mit Setlisten folgen!)

Mein Festivaltag begann spät mit dem Plan, das kleine Akustikset der Charlatans zu sehen. Leider hatten zu viele Leute die gleiche Idee, viele Briten, u.a. bis, man bekam also wenig mit - kein guter Auftakt für ein angedachtes Festivalhighlight.

Es folgte ein wenig Florence and The Machine - nett, aber nicht interessant genug, um länger zu bleiben.

Der erste Höhepunkt sollten anschließend Grizzly Bear sein, meine Erwartungen waren sehr hoch. Im Winter hatte mich die Band in Den Haag in einem stilvollen Theater noch begeistert, heute auf einer der großen Bühnen wirkte alles viel weniger mitreißend. Erst stimmte der Sound nicht, es schepperte an allen Ecken. Als das besser wurde, war mir das Konzert bereits egal, weil es so deutlich schlechter als zuletzt war. Grizzly Bears Musik passt einfach nicht auf eine Open Air Bühne. Vermutlich war das das Problem.

Ganz anders die Charlatans. Ich hatte mich auf die Darbietung ihres Albums Some friendly gefreut, gar keine Frage. Ich hatte auch einiges erwartet, da mein einziges bisheriges Konzert dieser Helden großartig war. Bei lauen Temperaturen diese unsterbliche Platte, die eigentlich Musik von gestern enthält, zu hören, überall tanzende Mittdreißiger zu sehen, eine coole aber nicht abgehalfterte Band mit sensationellem Frontmann Tim Burgess... sagenhaft. Ein Konzert mit einigen magischen Momenten. Und das Glanzlicht heute, viel besser als erwartet! Und wirklich nichts klang nach Musik von gestern!

Musik von heute machen die Dum Dum Girls - und wie! 34 handgestoppte Minuten, die es in sich hatten. Ich mache mir keine Illusionen darüber, daß es die Band lange geben wird - leider. Aber die Dum Dum Girls sind wieder eine dieser tollen Gruppen, die einen monotonen und rotzig coolen Sound gefunden haben, der Siouxsie & the Banshees ins 21. Jahrhundert befördert. So wie die frühen Long Blondes oder die kaum existierenden Ipso Facto - nur noch eine Ecke faszinierender und cooler. Ein Knüller!

Zum Abschluß dann noch etwas für die Neugierde. Ein ganzes Pet Shop Boys Konzert wollte ich mir um 1.15 Uhr nicht mehr ansehen, dafür würden zu viele Lieder gespielt werden, die ich nicht mehr kenne (aus den letzten 10+ Jahren). Aber den Anfang wollte ich sehen. Die beiden Bandmitglieder mit orangefarbenen Kartons auf dem Kopf als Roboter haben die halbstündige Verlängerung des Tages gerechtfertigt; Heart als Auftakt war perfekt. Die nächsten drei Lieder unspektakulär - aber um die ging es mir ja auch nicht mehr.

A propos mehr: mehr Montag.



Samstag, 29. Mai 2010

The New Pornographers, Barcelona, 28.05.10

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Konzert: The New Pornographers

Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 28.05.2010
Zuschauer: sehr viele für 18.15 Uhr
Dauer: 60 min


Eines der Konzerte, die alleine die Fahrt nach Barcelona gerechtfertigt hätten! Was für eine zauberhafte Band!

Ein ausführlicher Bericht folgt!

Setlist The New Pornographers, Primavera Sound Festival, Barcelona:

01: Sing me Spanish techno
02: Up in the dark
03: Use it
04: The laws have changed
05: The crash years
06: All the old showstoppers
07: Sweet talk, sweet talk
08: Challengers
09: Testament to youth in verse
10: Your hands (together)
11: My rights versus yours
12: A bite out of my head
13: The slow descent into alcoholism
14: Moves
15: Mass romantic
16: The bleeding heart show

Links:

- The New Pornographers, Köln, 25.11.07
- The New Pornographers, Paris, 30.09.07




The xx, Barcelona, 27.05.10

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Konzert: The xx
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 27.05.2010
Zuschauer: viele Tausend
Dauer: 48 min


The xx begannen mit Sonnenuntergang auf der Ray Ban Bühne, unmittelbar hinter der das Meer begann. Eine perfekte Inszenierung!

Neben Pavement lockten die blutjungen Engländer die meisten Zuschauer am ersten Abend, obwohl sie nicht die Hauptbühne bespielten.

Ein ausführlicher Bericht des sehr guten Konzerts folgt. Vielleicht weiß ich dann auch den Grund dafür, warum düstere Musik Spanier zum rhythmischen Mitklatschen verleitet...

Setlist The xx, Primavera Sound Festival, Barcelona:

01: Intro
02: Crystalised
03: Islands
04: Heart skipped a beat
05: Fantasy
06: Shelter
07:
VCR
08: Do you mind (Kyla Cover)
09: Basic space
10: Night time
11: Infinity

Links:

Aus unserem Archiv:
- The xx, Paris, 18.02.2010
- The xx, Frankfurt, 03.11.2009
- The xx, Köln 15.10.2009



Owen Pallett, Barcelona, 28.05.10

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Konzert: Owen Pallett
Ort: Edificio Fòrum, Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 28.05.2010
Zuschauer: 3.200 (voller Konzertsaal)
Dauer: 50 min


Außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes des Primavera liegt ein dreieckiges Tagungs- und Veranstaltungsgebäude, das Edificio Fòrum, in dem sich ein großer, klassischer Konzertsaal befindet. Diesen Saal nutzen zu können, ist ein Prunkstück des Festivals, weil er die Möglichkeit bietet, besonderen Künstlern einen außergewöhnlichen Rahmen zu bieten.

Als ich mit reichlich Zeitreserve am Edificio ankam, war da schon eine lange Schlange, die ums komplette Gebäude führte. Das machte mich zunächst noch nicht nervös. Es ging dann aber so schleppend voran, daß ich immer mehr Panik bekam, überhaupt noch ins Gebäude zu kommen. Der Frust stieg Minute um Minute. Zum angekündigten Konzertbeginn stand ich immer noch endlos weit von der Einlaßkontrolle entfernt. Na toll, also dann kein Owen Pallett für mich. Weil aber bisher kaum jemand drinnen sein konnte, blieb ich stehen und hoffte, vielleicht doch noch etwas mitzubekommen (wobei angebrochene Konzerte ja extrem übel sind). Irgendwann war ich drinnen, rannte in den stockdunklen Saal und fand einen freien Sitz vorne. Owen Pallett hatte noch nicht angefangen, der Konzertbeginn war verschoben worden, puh!

Zwei Minuten später begann der Auftritt des loopenden und geigenden Kanadiers. Ich hatte ihn bereits dreimal vorher gesehen, dabei wusste ich, was mich erwartet. Owen spielt Geige und Keyboard, wird ab und zu von einer Gitarre begleitet, und erzeugt mit seiner Looptechnik aus wenigen Takten komplexe Melodien, die durch das Wiederholen einzelner Teile schichtweise aufgebaut werden. Quasi eine Art musikalisches Töpfern vor Publikum.

Auch Owens Lieder kenne ich mittlerweile sehr gut - aber auch in Barcelona gab es wieder das Spiel, das ich so liebe. Der Kanadier coverte nämlich etwas, das mir bekannt vorkam, das ich aber partout nicht erkannte. Es dauerte, bis ich in dem Cover in seiner speziellem Art Odessa von Caribou heraushörte. Owen Palletts Version des Stücks war natürlich fabelhaft, der Rest seines viel zu kurzen Sets war es aber auch. Und die Entscheidung der Veranstalter, den Künstler in diesem Saal auftreten zu lassen, war perfekt. Dieser dunkle Saal mit seiner ausgezeichneten Akustik ließ vergessen, daß es ein sonniger Mittag in Barcelona war. Man konzentrierte sich ausschließlich auf die Musik - welch tolle 50 Minuten! Dafür stelle ich mich immer wieder gerne ewig an!

Setlist Owen Pallett, Auditori, Primavera Sound Festival, Barcelona:

01: E is for estranged
02: This is the dream of Win and Régine
03: Scandal at the parkade
04: That's when the audience died
05: Keep the dog quiet
06: The great elsewhere
07: Lewis takes action
08: Odessa (Caribou Cover)
09: He poos clouds
10: Many lives 45p
11: Lewis takes off his shirt

12: The CN Tower belongs to the dead (Z)

Links:

- Owen Pallett, Frankfurt, 15.03.10
- Owen Pallett beim Haldern Festival 2009




The Clean, Paris, 28.05.10

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Konzert: The Clean,

Ort: Bus Palladium, Paris
Datum: 28.05.10
Zuschauer: hab' sie nicht gezählt, 250 vielleicht?
Konzertdauer: The Clean leider nur etwa 35-40 Minuten, Les Shades eine Stunde


Kult im Doppelpack! Sowohl die Location, der 1965 eröffnete Night Club Le Bus Palladium (angeblich haben hier schon die Beatles gespielt), als auch die Band, die 1978 gegründete Formation The Clean aus Neuseeland (Stephen Malkmus zitiert sie als Haupteinfluß für Pavement und konsequenterweise haben The Clean dann auch Pavement im Mai 2010 in der O2 Academy in Brixtopn supportet), verdienten dieses Prädikat! Und die Kürbisse der Gebrüder Kilgour und des Bassisten Robert Scott sind nach wie vor saftig! Echte Rock'n Roller verlernen ihr Handwerk nie. Aber wie war das Publikum? Nur alte Säcke wie ich? Zu einem kleinen Teil ja, aber die überwiegende Mehrheit der Zuschauer war blutjung, bildhübsch, weiblich und flippig. Wie das? Nun, die Zuckerschnecken kamen für die im Anschluß an The Clean spielende Pariser Nachwuchsband Les Shades, in der vier stylishe Jungs auf französisch abrocken. Ich fühlte mich wie eine Made im Speck!

Zur musikalischen Seite muss ich noch einmal ausführlicher ausholen, aber weil es so interessant war, ziehe ich sogleich die Aftershow vor:

Aftershow: Nach nur gut 35 Minuten hatten The Clean ihr Set abgespult. Grotesk, aber den Tatsachen entsprechend: die Kulthelden aus Neuseeland waren nur Vorgruppe der Shades! Mir und ein paar anderen reiferen Semestern verschaffte dies aber die Gelegenheit, mit den 3 netten Herren hinterher ein wenig zu plaudern. Bassist Robert Scott kümmerte sich um den Merchandising Stand, wo er nicht nur das letzte Album von The Clean (Mister Pop) verkaufte, sondern auch seine kleinen Gemälde und CDs mit selbstentworfenen Covern seiner zahlreichen Nebenprojekte feilbot. Man fand dort hübsch gemachte CDs von The Bats, The Magick Heads, Harmonic Deluxe und noch ein paar andere Perlen.* Ganz nebenbei kritzelte mir Robert auch noch die Setlist auf einen Zettel. Sehr nett von ihm. Etwa eine viertel Stunde später zog es uns nach draußen vor die Tür, wo ich mit David Kilgour, dem Gitarristen von The Clean, ins Gespräch kam. Auch er sehr aufgeschlossen und kommunikativ. In Berlin seien sie kürzlich gewesen ("really good audience"), aber auch in Leipzig ("we preferred Berlin") hätten sie gespielt. An den Auftritt im Grünen Jäger in Hamburg konnte er sich aber gar nicht mehr erinnern, da musste der Tourmanager (?) nachhelfen. Ansonsten berichete David von gemeinsamen Konzerten mit Indie-Helden wie Yo La Tengo und Built To Spill. Ich war schwer beeindruckt. Wow, mit Yo La Tengo haben die Jungs schon gespielt, alle Achtung! Dann fragte er mir Löcher in den Bauch und wollte wissen, was ich in Paris so treibe. Ich erzählte ihm auch von unserem Blog und ganz interessiert notierte er sich den Namen "Konzerttagebuch" ("How do you spell it?") auf einen Zettel. Ich erwähnte auch, daß ich das Berliner Label Morr Music, auf dem The Clean ihren letzten Longplayer veröffentlicht hatten, sehr möge. Ich warf den Namen Masha Qrella in die Runde, weil ich sie sehr schätze und prompt erfuhr ich, daß The Clean kürzlich mit Masha aufgetreten waren.

Kurze Zeit später kam ich mit Davids Bruder ins Gespräch. Ich musste eine Bildungslücke offenbaren, als ich ihn nach seinem Namen fragte. Als Hamish stellte er sich vor, "nice to meet you, Oliver". Wir plauderten angeregt und irgendwie fand er es spannend, daß ich mit einer Französin verheiratet sei. Er wollte mehr wissen über die Musikszene in Frankreich und als ich ihm schilderte, daß es in Paris und Clermont Ferrand eine gute Folkszene gäbe, fragte er mich prompt, ob ich bei Facebook sei. Er wolle gerne mit mir kommunizieren. Ich musste ihn hinsichtlich Facebook enttäuschen, notierte ihm aber meine E-mail Adresse. "You look much younger than 38", machte er mir ein tolles Kompliment. Ich wollte ihn auch für seine Jugendlichkeit loben, aber wusste sein Alter überhaupt nicht, also ließ ich es bleiben. Unsere Gesprächsthemen gingen nun quer durch den Garten, besonders interessant fand ich aber, daß er recht heftige Kritik an seiner Wahlheimat Brooklyn, NY ,übte. Alle würden hier irgendwie gleich denken, sich gleich kleiden, einen bestimmten konformistischen Stil pflegen. Das sei alles nicht mehr wie früher, es herrsche kein Punk Spirit mehr und das CBGB habe ja auch geschlossen. Ich glaube, ich hätte ihn in meinem Enthusiasmus für Paris begeistern können. Als Werbetexter für die Stadt der Liebe mache ich mich sicherlich nicht schlecht, wobei man nicht zu tief graben dürfte, sonst müsste ich auch die abstoßenden Seiten der Metropole erwähnen. Aber dazu kam es gar nicht mehr, denn er entschwand mit seinem Bruder und Robert Scott in einem Reisebuss. Goodbye The Clean, hoffentlich sieht man sich bald mal wieder!

* bei Discogs.com findet man eine brauchbare Zusammenstellung der verschiedenen Bandaktivitäten von Robert Scott

Fotos in Kürze!

Setlist The Clean, Le Bus Palladium, Paris (nicht in dieser Reihenfolge)

- Getting Older
- Flowers
- Fish
- Anything Could Happen
- Point That Thing Somwewhere Else
- Odditty

- At The Bottom



Freitag, 28. Mai 2010

Primavera Sound Festival - Tag 1

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Festival: Primavera Sound 2010
Ort: Barcelona
Datum: 27. - 29.05.2010
Zuschauer: sicher 40.000


Tag 1 - Kurzzusammenfassung
(ausführliche Berichte mit Setlisten folgen!)

Der Tag begann mit den Glasgower Indiepop Helden bis. Eine ähnlich lautende spanische Band namens Biscuit hatte zehn Minuten Zeit, sich für unsere Ohren interessant zu machen, scheiterte aber in fiesem Rock, der uns noch in einiger Entfernung störte.

bis (ohne cuit) eröffneten die Hauptbühne (auf der später The Fall, Superchunk und Pavement folgen sollten). Die Schotten um Steven und John Clark und Manda Rin (Amanda MacKinnon) hatten sagenhaften Spaß bei ihrem ersten Festivalauftritt nach vielen Jahren und sorgten nicht nur bei den vielen Glasgower Kumpels für Stimmung und große Freude. Ein perfekter Auftakt!

Geplant waren dann The Books, die aber ausfielen. So konnte ich The Wave Pictures komplett sehen. Das englische Trio gefiel mir trotz des blöden Hangs zu elenden Gitarrensoli sehr gut. Der Melodienreichtum und der bandinterne Wettbewerb, welcher Musiker wo beliebter ist ("the Germans didn't like Jonny but they loved Franic") machten die Bluesmomente aber wett und hinterließen einen guten Eindruck.

Im Gegenteil zu Mark E. Smith. Zu einem Konzerterlebnis gehören mehr Sinne als nur das Hören. Held und Legende hin oder her. Nach ein paar Liedern konnte ich der Mischung aus altgewordenen Volker Lechtenbrink und Kölner Taxifahrer nicht mehr zusehen. Um über das Konzert richtig schreiben zu können, hätte ich mich mit den 150 Alben von The Fall ohnehin mehr beschäftigen müssen. Gesehen, abgehakt.

Ob die Karriere von The xx ähnlich lange wie die von The Fall dauern wird, mag guten Gewissens angezweifelt werden. Die Engländer stehen zweifelsfrei spätestens jetzt auf ihrem Zenit. Dazu passend begann ihr Konzert mit Sonnenuntergang, eine wundervolle Ansetzung. Der sehr große Platz vor der meernahen Bühne war so voll, daß The xx sicher damit Co-Headliner neben Pavement waren. The xx spielten Lieder ihres Albums und das Cover Do you mind von Kyla.

Eine weitere Band, mit der ich mich nich genug beschäftigt hatte, ist Superchunk. Die Indierocker aus dem schönen Chapel Hill (da begann die Karriere von Michael Jordan) spielten ein sehr lautes und flottes Set, zu dem ich aber leider nicht viel mehr sagen kann, da Unwissen und Müdigkeit mich unaufmerksam machten.

Es folgte ein leider nur halbes Broken Social Scene Konzert, das bis dahin einen Auftritt von Pavements Spiral Stairs und jede Menge toller Lieder zu bieten hatte. Schade, das hätte ich gerne bis zum Ende gesehen!

Und dann Pavement. Gegen eins traten die Headliner des Festivals auf. Sie hinterließen bei mir zahlreiche Erkenntnisse: Pavement sind toll, toll, toll! Und ihr Comeback macht jeden Sinn der Welt. Allerdings sind Massen-Openair-Auftritte Teufelswerk und nichts für mich.

Mehr später.




Dr. Dog & Wallis Bird & Eldia, Paris, 27.05.10

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Konzert: Dr. Dog & Wallis Bird & Eldia

Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 27.05.10
Zuschauer: gut besuchte Veranstaltung



Zusammenfassung:

Eldia: Die fünfköpfige Band Elida kommt aus Paris, klingt aber sehr englisch. Ein bißchen wie die Kinks oder XTC, aber auch nach Franz Ferdinand. Problemlos könnte man zudem amerikanische Formationen wie Spoon oder die Strokes als Referenzen ranziehen. Lediglich der (im Verhältnis zu anderen auf englisch singenden französischen Formationen) leichte Akzent verrät bei genauerem Hinhören ihre Herkunft. In Paris wußte natürlich jeder, daß da vorne auf der Bühne des Nouveau Casino Franzosen stehen, schließlich haben Eldia in den letzten Jahren etliche Konzerte in kleinen und mittelgroßen Locations der Kapitale gegeben. Die Jungs sind tight, dynamisch und ziemlich erfrischend. Sicherlich gehören sie nicht zu den fünf besten französischen Bands, aber man verbringt mit ihnen eine gute Zeit. Als Vorgruppe waren sie heute ideal. Anspieltipp: Favorite Murderer, das Stück macht Laune!

Wallis Bird: Den Namen der irischen Singer/Songwriterin habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder aufgeschnappt, aber ihre Musik kannte ich eigentlich nicht. Ich erwartete akustischen Folkpop bekam aber zu meiner Überraschung saftigen Bluesrock geboten, den die unglaublich sympathische und natürliche Blondine zusammen mit einer mehrköpfigen Band vortrug. Sie war wild und überdreht, wie ein Stier, den man in die Arena schickt und schrie sich die Seele aus dem Leib. Wahnsinn wie sie über das Parkett fetzte! Ein kleines Energiebündel, das kaum zu bremsen war. Tolle Ausstrahlung, Power im Überfluß, aber leider gab es einen Schönheitsfehler: ihre Songs gefielen mir nicht. Nicht sonderlich prickelnde Assoziationen zu Melissa Etheridge wurden wach, aber im Netz las ich fast immer von Janis Joplin. Nun, nicht weiter verwunderlich, denn Etheridge wurde auch immer mit Janis Joplin verglichen. Diese bluesig-jazzig angehauchten Sängerinnen, die stimmlich immer aufs Ganze gehen, sind eher nix für mich. Schade, Wallis scheint wirklich eine sehr Nette zu sein!

Dr. Dog: Die amerikanische Band hatte ich genau an dem Tag gesehen, an dem Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden war. Damals gefielen sie mir durch ihre verrückte und durchgeknallte Art und ihr Rumgehopse, heute konnten sie mich damit weniger beeindrucken. Ihr Songmaterial ist unterschiedlich gut. Es gab ein paar ziemliche Kracher (z.B. Shadow People, super!), dann aber auch wieder recht durchschnittliche Lieder. Die Stimmung war allerdings durchgängig prima, denn es waren viele textsichere Amerikaner (Amerikanerinnen vor allem) im Publikum, die lauthals mitsangen. Dr. Dog haben eigentlich zwei Sänger. Den in der Mitte postierten Bassisten (Toby "Tables" Leaman), der eine krächzende, an Caleb "Kings Of Leon" Followill erinnernde Stimme hat und den Mütze und Sonnenbrille tragenden Gitarristen (Scott "Taxi" McMicken), der etwas weniger reibeisenhaft singt. Man kann mit dem psychelisch rockenden/poppenden Fünfer jede Menge Spaß haben, aber ich war heute zu platt und hungrig, um das Ganze wirklich würdigen zu können. Deshalb verdrückte ich mich auch mit einem Freund vor dem Ende des Konzertes, um in die gegenüberliegende Crêperie einzukehren, die die leckersten Crêpes der ganzen Satdt feilbietet. Zum Niederknien das Angebot! Dr. Dog spielen auch beim Primavera Sound Festival. Christoph, hast Du sie gesehen?

Setlist Wallis Bird, Le Nouveau Casino, Paris:

01: Blossomes In The Street
02: LaLaLand
03: Travelling Bird
04: Measuring Cities
05: ?
06: To My Bones


Setlist Dr. Dog, Le Nouveau Casino, Paris:
01: Hang On
02: Shadow People
03: Someday
04: Unbearable Why
05: ?
06: The Breeze
...



Ausgewählte Konzerttermine von Wallis Bird (ohne Gewähr):

18.06.2010: Ulmer Zelt, Ulm
15.07.2010: Montreux Jazz Festival: Montreux
24.07.2010: Rheinufer Open Air, Worms
25.07.2010: Eier mit Speck Festival, Viersen
31.07.2010: Juicy Beats Festival, Dortmund
02.08.2010: Kulturufer Friedrichshafen, Friedrichshafen
15.08.2010: Theatron Festival, München
19.08.2010: Pooolbar Festival, Feldkirch
20.08.2010: Frequency Festival, St. Pölten


Donnerstag, 27. Mai 2010

Los Campesinos! & First Aid Kit, Barcelona, 26.05.10

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Konzert: Los Campesinos! & First Aid Kit (Wichita Showcase beim Primavera Sound Festival)
Ort: Apolo, Barcelona
Datum: 26.05.2010
Zuschauer: gut 800 (voll)
Dauer: Los Campesinos! 73 min, First Aid Kit 30 min (verm.)


Ein neues Festival in unserem Programm. Das Primavera Sound Festival 2010 startet zwar erst morgen offiziell, ein Showcase des Wichita Labels mit unseren Lieblingen Los Campesinos! war allerdings ein guter Grund, schon am Vorabend etwas zu üben.

Die Geschichte des Showcases hatte mir LC! Sänger beim Stalken nach dem letzten Kölner Konzert verraten. Wegen des ausgezeichneten Lineups wollten die Waliser schrecklich gerne im Programm des Primavera Sound Festivals sein, um dann eine ganze Menge ihrer Lieblingsbands umsonst sehen zu können. Der Veranstalter tat der Band mit dem spanischen Namen allerdings diesen Gefallen nicht, sodaß Los Campesinos! ihr Label bitten mussten, einen Showcase mit ihnen zu veranstalten, um wenigstens durch die Hintertür Pavement und Konsorten sehen zu können. Das funktionierte, und so standen Gareth, Schwester Kim, Harriet, Ellen, Neil, Tom, Ollie und Live-Mädchen-für alles Sparky Deathcap Campesinos! am Abend als Headliner auf der Bühne des vollen Apolo Theaters.

Dahin zu kommen, war alles andere als einfach, denn vor dem Theater hatten sich irre lange Schlangen gebildet. Man konnte offenbar Karten an der Abendkasse kaufen aber auch jeder, der ein Ticket für das Festival hatte, durfte rein. Also theoretisch Tausende. Weil gleichzeitig Tickets in Bändchen umgetauscht wurden, dauerte es ewig. Gut eine Stunde brauchte ich, bis ich in Schrittgeschwindigkeit zum Umtausch zu kommen. Bis dahin hatten Peggy Sue bereits gespielt und First Aid Kit angefangen.

Zuletzt hatte ich nichts Gutes über die Auftritte der schwedischen Söderberg-Schwestern gelesen (& geschrieben). Sie wirkten lustlos und arrogant bei ihren Konzerten. Das war heute eine Ecke besser; das kurze Konzert machte eine Ecke mehr Spaß als zuletzt. Bei der Ansprache des Publikums merkt man Klara und Johanna aber ihr junges Alter an. Ihre Witzchen über "diese reiche Band Fleet Foxes, deren okayes aber nicht gutes Lied
Tiger Mountain peasant song sie coverten", waren nicht die gewünschten Lacher und nervten.

Musikalisch konnte man nicht meckern. First Aid Kit werden jetzt von einem Schlagzeuger begleitet, den ich nicht gebraucht hätte, der aber nicht weh tut. Die Lieder leben weiterhin ausschließlich vom abwechselnden oder gemeinsamen Gesang der Schwestern.

Neben dem "okayen" Fleet Foxes Cover spielten First Aid Kit Stücke, die live gesetzt sind,
You're not coming home tonight oder Heavy storm. Das schönste Lied war allerdings Ghost town, vor dem Klara Söderberg die vielen Leute hinten im Saal, die sich laut gegen die Musik unterhielten, kurz ruhig zu sein, weil sie das Stück unverstärkt singen wollten. Ich hätte nie gedacht, daß das funktioniert, der Saal wurde aber irgendwann ruhig. Vielleicht hatten die Leute Angst vor Klaras Reaktion (nicht ganz von der Hand zu weisen). Jedenfalls war Ghost town voll akustisch und wundervoll. Damit und mit dem restlichen okayen Auftritt versöhnte ich mich auch wieder mit First Aid Kit. Heute blieb kein fader Beigeschmack. Allerdings ist die Begeisterung von vor einem Jahr auch weg.

Das werde ich von Los Campesinos! wohl nie schreiben. Ich weiß nicht was passieren müsste, damit ich eines deren Konzerte schlecht finden müsste. Heute war ich nach anstrengendem Anreisetag gestern (mit drei verschiedenen Fluglinien - German Wings gebucht, Hapag Lloyd sprang für die ein und nutzte eine Tui fly Maschine) und vollem Touristenprogramm müde und stand an einer Stelle, an der der Sound schrecklich schlecht war - aber es war trotzdem toll!

Neues im Vergleich zum letzten Konzert in Köln im März gibt es nicht zu berichten. Es scheint jetzt Standard zu sein, daß LC! live vom "achten Campesino!" begleitet werden, von Sparky Deathcap Campesino!, der zwar im Hintergrund zwischen Verstärkern und Boxen versteckt steht; allerdings so viel arbeitet, als sei er fünf zusätzliche Bandmitglieder.

Ich stand schlecht. Als ich endlich reinkam, war der Theatersaal bereits voll. Nah an der breiten Bühne konnte man nur noch am rechten Rand stehen. Dort hörte man allerdings vor allem Toms Gitarre, die alles andere überdeckte. Dafür, die Feinheiten der Melodien einmal aus Gitarrensicht zu hören, war der Platz ideal. Ausgewogen klang es allerdings nicht.

Sänger Gareth und Schwester Kim erschienen im Partnerlook mit kurzen (Gareth) bzw. sehr kurzen Jeansshorts - für seine entschuldigte sich der Frontmann irgendwann.

Das Set war ähnlich dem vom März, ein komplettes Programm, keine abgespecktes Festivalversion. Sehr gut gefiel mir, daß
This is how you spell, "Hahaha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics" wieder gespielt wird, da der Schwerpunkt der aktuellen Tour deutlich merkbar auf Stücken des letzten Albums liegt. Obwohl das nicht an die allerersten Los Campesinos! Titel heranreicht, sind auf Romance is boring so viele Knüller, daß ausreichend Auswahl für ein gutes Konzert da ist.

Wegen der Liebe der Band für Pavement hatte ich fest damit gerechnet, daß ihren Idolen in irgendeiner Form Tribut gezeugt wird. Insgeheim hatte ich mit dem Frontwards Cover gerechnet, daß LC! früher regelmäßig gespielt haben. Leider kam das nicht, dafür leitete Box Elder wieder You! Me! Dancing! ein. Ich bin also jetzt vorbereitet.

Obwohl nebenher nicht viel Ungewöhnliches passierte (daß bis auf Harriet und Ollie alle Bandmitglieder zur Zugabe ins Publikum springen und da spielen ist mittlerweile Tradition), gab es ein paar erwähnenswerte Szenen. Zum einen war es wieder herrlich, dem achten Bandmitglied zuzusehen. Sparky Deathcap spielt bis auf Bass, Geige und Querflöte alle Instrumente, die auch sonst bei der Band benutzt werden, meist zwei oder drei pro Lied. Sollten Get Well Soon irgendwann einen neuen Musiker suchen, ich könnte den Schotten empfehlen.

Für
We are beautiful, we are doomed bekam Tom ein kleines Keyboard. Weil das im 90° Winkel zu seinen Effektpedalen stand, er aber einen der Effekte brauchte, stand der Gitarrist mit einem Fuß zwischen mitten auf dem Brett - aber das funktionierte!

Ein schöner Auftakt - musikalisch nicht unbedingt wertvoll, da wo ich stand. Aber ein Abend mit Los Campesinos! funktioniert auch so.


Setlist Los Campesinos!, Wichita Showcase, Primavera Sound Festival, Apolo, Barcelona:

00: Intro (Early Whitney - Why?)

01: Heart Swells /100-1
02: Death to Los Campesinos!
03: Miserabilia
04: A heat rash in the shape of the show me state; or, letters from me to Charlotte
05: This is how you spell, "Hahaha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics"
06: There are listed buildings

07: Documented minor emotional breakdown #1
08: My year in lists
09: Straight in at 1o1
10: Romance is boring
11: (Intro Box Elder) You! Me! Dancing!
12: We are beautiful, we are doomed
13: The sea is a good place to think of the future
14: Sweet dreams, sweet cheeks

16: Broken heartbeats sound like breakbeats (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Los Campesinos!, Köln, 13.03.10
- Los Campesinos!, Paris, 18.12.08
- Los Campesinos!, Köln, 10.11.08
- Los Campesinos!, Brüssel, 09.11.08
- Los Campesinos!, Melt!, 20.07.08
- Los Campesinos!, Paris, 04.03.08
- Los Campesinos!, Paris, 03.03.08
- Los Campesinos!, Haldern, 01.03.08
- Los Campesinos!, Köln, 27.02.08
- Los Campesinos!, Paris, 11.11.07
- Los Campesinos!, Brüssel, 04.11.07
- Los Campesinos!, London, 17.06.07
- First Aid Kit, Paris, 07.04.10
- First Aid Kit, Köln, 01.12.09
- First Aid Kit, Wiesbaden, 30.08.09



Mittwoch, 26. Mai 2010

Metric, Paris, 26.05.10

11 Kommentare

Konzert: Metric

Ort: La Cigale, Paris
Datum: 26.05.10
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer. 70 Minuten


Als "accident de voyageur ou de personne" (Personenschaden) wird in der nüchternen Amtssprache der Pariser Verkehrsbetriebe RATP der Umstand bezeichnet, daß sich jemand vor den Zug geworfen hat. Diese menschlische Tragödie passiert leider nicht selten und heute war es wieder soweit: der Verkehr in der Metrolinie 8 sei unterbrochen, meldete eine Frauenstimme per Lautsprecherdurchsage. Zu jucken schien das kaum jemanden der wartenden Passagiere. Gelangweilt schauten die Leute auf ihre Blackberries oder Iphone und warteten einfach drauf, daß es gleich weitergeht. Von Betroffenheit keine Spur. Erst als 10-15 Minuten später immer noch nicht die nächste Metro eingetrudelt kam, wurden einige unruhig und verließen das unterirdische Labyrinth. Auch ich begab mich nach draußen, denn es war inzwischen 20 Uhr 45 und ich wollte zum Konzert von Metric in die Cigale. Ich fühlte mich mies, denn Suizide in der U-Bahn lassen mich nie ganz kalt. Früher dachte ich immer, daß sich Obdachlose in ihrem Elend vor die Züge stürzen, aber in einem Bericht über das Leben der Clochards auf der Straße habe ich neulich erfahren, daß sie sich ganz selten das Leben nehmen. Begründung eines befragten Psychiaters: Obdachlose denken nur an den nächsten Tag und nicht weiter und irgendwie sorgt dies bei ihnen für weniger Zukunftsängste als bei Leuten, die an die nächsten 5 bis 10 Jahre oder noch weiter denken und dementsprechend planen.

Ich musste nun ein Taxi nehmen, um noch rechtzeitig zum Konzert zu kommen. Dies gelang mir auch und als ich in das stickige und übervölkerte Theater im Pigaleviertel eintrat, erklang gerade das erste Lied. Als hätte ein Schiedsrichter bei einem Wettlauf den Startschuss abgegeben, gingen hunderte Leute ab wie ein Zäpfchen. Wie auf Befehl. Alle hüpften und sangen jede einzelne Strophe mit. Ich fühlte mich wie ein nüchterner Mensch, der ins Hofbräuhaus eintritt, wo quasi jeder besoffen wie ein Schwein ist und grundlos auf den Tischen rumtanzt. Grauenvoll. Wo war ich hier gelandet? Im Club Robinson, bzw. Med? Emily Haines war die Animateurin und das Publikum die vergnügunsgeilen Clubgäste. Es war schwül warm, ich stand bedrängt auf einer Treppenstufe in der Nähe der Boxen und der Sound war dumpf, basslastig und scheppernd. Alles andere als ein Vergnügen, diese Veranstaltung! Ich ermahnte mich selbst und sagte mir innerlich: "Hey, Oliver, mach dich locker und amüsier' dich doch auch. Sei kein Spielverderber!" Emily Haines keifte derweil eine von den Beastie Boys entlehnte Songzeile: "We gonna fight for our right to party." Das machte mich fertig. Ich konnte mich einfach nicht amüsieren, weil ich schmerzlich erkennen musste, wie flach die Musik von Metric ist. Indie-Disko für den Ballermann, schoß es mir durch den Kopf. Dümmliche Refrains, die jeder Heini mitgrölen kann ("Beating like a hammer, beating like a hammer") und Gitarrenriffs, die wie auf Bestellug kamen. Dabei waren die Gitarren letztlich nur Staffage um cool zu wirken, denn seien wir ehrlich: Metric machen Pop und nichts anderes. Klar, Emily Haines sah prima aus wie immer, stylische goldene Stiefelchen, ein kurzes Glitzerkleidchen und makellos schöne Beine. Aber deshalb gleich pausenlos ausrasten? Nö! Ich jedenfalls nicht. Die (meist männlichen) Fans hingen ihr aber an den Lippen und wenn sie nach vorne an den Bühnenrand kam, grapschte jeder nach ihren Händen. Ich fand das affig. Dennoch war es ratsam, immer nur auf Emily zu glotzen, denn den Anblick des Bassisten und des Gitarristen konnte ich nicht ertragen. Zwei überaus eitle, permanent posende Schönlinge, die die abgedroschensten Rockstargesten darboten und sich dabei obercool vorkamen. Hilfe!

Am schlimmsten war aber, das jeder Song gleich klang. Ein ungenießbarer Brei aus garagigen Bässen und wummernden Synthiebeats, der eklige Assoziationen zu Placebo, den verfluchten Killers oder anderen ätzenden Bands bei mir hervorrief. Egal ob Help I'm Alive, Gimme Sympathy, Dead Disco oder den oberfeisten Abschlußsong Stadium Love, ich fand jeden dieser Hits kacke, die Gestik von Haines einstudiert, die Euphorie künstlich. Gut, daß das Trauerspiel nur eine Stunde dauerte. Zwei doofe Zugaben (Monster Hospital und das schnulzige Combat Baby) und zehn Minuten später und ich war erlöst. Das Publikum jubelte, als ob Frankreich die WM gewonnen hätte, aber ich spielte die Spaßbremse, zog eine schlechtgelaunte Fluppe und suchte das Weite. Musikalisch hatte ich trotz überbordender Energie der Frontlady eines der schlechtesten Konzertes des Jahres gesehen. Möglicherweise hat mir der eingangs geschilderte "Personenschaden" den Abend versaut (ich Sensibelchen!), ich denke aber, daß ich auch mit besserer Laune nicht den gleichen Spaß wie die meisten Zuschauer gehabt hätte. Mir drängt sich immer mehr der Verdacht auf, daß ich durch meine Wohnzimmersessions und die kleinen Clubkonzerte verwöhnt bin und Massenveranstaltungen wie der heutigen kaum noch etwas abgewinnen kann. Aber ich bin es auch selbst Schuld. In der Flèche d'or spielten heute Micah P Hinson und The Leisure Society, im Scopitone Gemma Ray und in der Maroquinerie The New Pornographers und Here We Go Magic. Die Auswahl an guten Indiekonzerten war also groß und der Besuch des Konzertes von Metric nicht zwingend nötig.

Pour nos lecteurs français:

Par moment je me sentais comme au Club Med ce soir à la Cigale. Emily Haines de Metric était la Go et le public surchauffé les GM. Dès le premier morceau la foule se déchaîna comme s'il fallait faire la fête de l'année. Un public conquis d' avance donc qui se foutait un peu des chansons, qui, pour moi, sonnaient toutes plus au moins pareilles. Refrains catchy ("beating like a hammer, beating like a hammer") melodies entêtantes et un beat dansant, melangé avec des riffs sanglants, voila la recette qui faisait danser de joie tout le monde. Sauf moi. Certes, Emily faisait preuve d'une énergie remarquable, se donnait à fond et justifiait complètement son statut de bête de scène, mais musicalement le tout restait étrangement plat. Les riffs venaient comme sur commande, les morceaux allaient toujours droit au but et le son était pourri, au moins dans mon coin. Pas étonnant donc que le public n'était pas composé des personnes qui vont regulièrement au petits concerts indés. Ici reignait une ambiance quasi festivaliaire, dominé par des gens qui tapaient sur le moindre rythme dans la main. J'ai trouvé cela plutot génant. Pourtant Emily etait sublime comme d'habitude. Petites bottines (des low boots plus précisement) dorées très chic, jambes impeccables et mini jube paillettée. Jolie ca! A ces côtés deux mecs qui posaient comme des clowns en faisant sans cesse des gestes des rock stars. Ridicule. Finalement j'étais content que le concert ne dure pas plus que 70 petites minutes, rappels inclus. Le public hurlait de joie comme si la France avait gagné la coupe du monde, mais moi j'étais plutôt deçu que je n'avais pas opté pour les concerts de Micah P Hinson à la Flèche d'or où de The New Pornographers à la Maro. Des concerts grand public comme ce soir à la Cigale me passionnent de moins en moins. Mais bon, c'est mon goût personnel, c'est compréhensible que la très grande majorité du public avait passé une excellente soirée avec une Emily Haines survoltée et sexy en diable.

Setlist Metric, La Cigale, Paris:

01: Twilight Galaxy
02: Satellite Mind
03: Front Row
04: Help I'm Alive
05: Empty
06: Gold Gun Girls
07: Gimme Sympathy
08: Sick Muse
09: Dead Disco
10: Stadium Love

11: Monster Hospital
12: Combat Baby

Aus unserem Archiv:

Metric, Paris, 31.08.09
Metric, Paris, 30.08.09
Metric, Köln, 05.05.09



Dienstag, 25. Mai 2010

The Hand & Ichi & Andy Skellam, Paris, 24.05.2010

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Konzert: The Hand & Ichi & Andy Skellam

Ort: Le 7 ième Ciel, eine Terrasse über den Dächern von Paris mit Blick auf Sacré Coeur
Datum: 24.05.2010
Zuschauer: etwa 25 (18 Frauen und 7 Männer oder so, was für eine Quote!)
Konzertdauer: Ingesamt über 2 Stunden


Was für ein herrlicher Frühsommerabend in Paris! Perfekt, wenn man ihn wie ich und ein paar andere Glückliche auf einer spektakulären Dachterrasse verbringen kann und frei Sicht auf Sacré Coeur hat. Aber nicht nur die Aussicht war atemberaubend, sondern auch das musikalische Programm! Le 7ième Ciel, eine private Veranstaltung, die ähnlich wie die Oliver Peel Sessions funktioniert, hatte Musiker aus dem englischen Bristol und den Japaner Ichi zu Gast. Bei sensationell gutem Wetter und einer leichten Brise, die für angenehme Abkühlung sorgte, saß man bei Laternenlicht draußen und lauschte feierlich den sanften Klängen der erlesenen Musiker. Eine unglaublich heimelige Atmosphäre machte sich breit und man war in der Tat dem siebten Himmel (7ième Ciel) sehr nahe. Die Gastgeber, ein sehr nettes Pariser Pärchen mit einer riesigen und bestens bestückten CD- und Plattensammlung (besonders toll fand ich die alten Singles von Barbara und Jaques Brel), hatten sich große Mühe gegeben und Salate, Quiches und Kuchen vorbereitet.

Andy Skellam, den jeder einzelne unserer Leser schon von einer Oliver Peel Session her kennt (wie, nein??), machte den Anfang und bestach erneut durch sein feines Fingerpicking und seine sanfte Stimme, die wohlig an Nick Drake erinnerte. Gecovert hat er den früh verstorbenen Engländer allerdings nicht, sondern auf Wunsch von Kate "This Is The Kit" Stables, Bob Dylan, der heute Geburtstag hatte. Lag ihm aber nicht so ganz, er brach den Song vorzeitig ab, weil er meinte, daß die Lieder von Dylan alle zu viel Text hätten. Ansonsten performte er eigenes Material mit dem Highlight Chase Your Tales, ein Duo mit der famosen Rachael Dadd. Ich kann die Musik von Andy Skellam wirklich jedem nur empfehlen, der Kerl hat was!

Das Gleiche kann man natürlich auch von dem Japaner Ichi behaupten. Wobei es bei ihm deutlich weniger klassisch zugeht als bei Skellam. Ach ich untertreibe: Ichi ist der verbüffendste Künstler, den ich je gesehen habe! Er spielt (oft gleichzeitig) Steel Drum, Mundharmonika, Xylophon, Tischtennis (kein Scheiß!), Trompete (und dann singt er wie Satchmo), bläst Luftballons auf, blöckt wie eine Ziege zu seiner Kuhglocke, benutzt einen alten Taperecorder, eine selbstgebastelte Harfe und ein ungewöhnliches Akkordeon. Und er singt auch. Auf japanisch, mit einer krassen Stimme. Sein Schnäuzer ist nur angeklebt, zum Glück. Ansonsten ist bei ihm alles echt, oft improvisiert und so eigenständig wie bei keinem zweiten Musiker. Gab es so etwas vorher schon einmal? Hmm? Was überhaupt? Wie könnte man den Stil beschreiben? Free Jazz? Freak Folk auf japanisch? Ambientmusik? Hier passt keine vorgefertigte Schublade, also ist es besser, wenn sich jeder einmal seine Stücke bei MySpace in Ruhe anhört oder, noch besser, die Livevideos guckt. Die Zuschauer hatten jedenfalls einen Heidenspaß im 7 ième Ciel!

Dann kamen The Hand, bestehend aus der Folksängerin Rachael Dadd und dem Barden Wig Smith (eigentlich heißt er Will Smith, ohne Witz, aber mit dem will er nicht verwechselt werden, obwohl Leute spaßeshalber um ein Cover von Men In Black baten), der genau wie Toumani Diabaté auf einer afrikanischen Kora rumzupft. Die Stimmen von Rachel und Wig passen perfekt zueinander und auch ihr Banjospiel und seine Performance auf der Kora gehen eine wunderbare Symbiose ein. Ich mag die beiden unglaublich gerne, sowohl musikalisch, als auch menschlich. Selten so nette, aufgeschlossene und natürliche Menschen getroffen. Anspieltipps, die auch heute dargeboten wurden: Maroosia und On We Skip.

The Hand sind zusammen mit Ichi auf ausgedehnter Tour durch Europa* und kamen heute aus der Schweiz. Entsprechend müde waren sie (und erwähnten ganz neidisch, daß Ichi wie eine Katze sei und als Einziger überall pennen könne) und gaben trotzdem ihr Bestes.

Insgesamt eine super Veranstaltung und so Gott will bin ich schon am Freitag wieder auf der schönen Dachterrasse zu Gast.

*Ihr Weg wird sie sogar bis zum Glastonbury Festival führen!

Link:

- Oliver Peel Session mit Rachael Dadd, This Is The Kit, Andy Skellam und Whalebone Polly, klick!

Aus unserem Archiv:

The Hand, Paris, 09.06.09
The Hand, Paris, 11.03.09
Rachael Dadd, Paris, 11.03.09
Rachael Dadd, Paris, 06.03.09
Ichi, Paris, 09.06.09



Montag, 24. Mai 2010

Lali Puna, Frankfurt, 22.05.10

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Konzert: Lali Puna
Ort: Mousonturm, Frankfurt
Datum: 22.05.2010


Neulich als der Fußball auch bei Lali Puna regierte

- von Ursula von Neulich als ich dachte -


Gestern war bekanntlich das Champions League-Finale. Nicht-Fußballinteressierte konnten als Alternativprogramm das Konzert von Lali Puna im Mousonturm besuchen – und vielleicht deshalb war der Frauenanteil an diesem Abend besonders groß. Oder aber, Lali Puna appellieren als quasi weibliche Version von The Notwist eben auch eher an Frauen.

Die Begrüßung von Sängerin Valerie erwähnte dann auch, dass sie froh sei, dass so viele gekommen seien, trotz „Champions League oder so“. Dann ging es los mit der eher nüchternen Musik, durchaus schön, aber ohne große Nähe zum Publikum. Das Set beschränkte sich hauptsächlich auf die letzten beiden Alben Our Inventions und Faking the Books, wobei die Lieder live druckvoller klangen, was sich insbesondere bei Everywhere & Allover und Fast Forward zeigte.

Die Mannschaftsaufstellung bei Lali Puna bestand wie immer aus einer Viererkette, von links nach rechts: Christian Heiß (Keyboard), Valerie Trebeljahr (Gesang und Keyboard), Markus Acher (Bass) und Christoph Brandner (Schlagzeug). Die Band war am Vorabend mit Seabear aufgetreten und Markus Acher hatte offensichtlich mit den Labelpartnern einen Trikottausch vollzogen.

Wir selbst hatten uns leider bei der Platzwahl falsch entschieden, denn das Publikum hatte in unserer Nachbarschaft auch einen engagierten Ausdruckstänzer zu bieten (den viele sicher lieber auf die Ersatzbank verbannt hätten).

Das Publikum wurde nicht von La Ola-Wellen durchzogen, begrüßte aber Remember? mit begeistertem Szenenapplaus. Die Sängerin ließ sich dadurch zumindest zu einem Lächeln hinreißen, grundsätzlich blieb die Atmosphäre von Bandseite aus aber recht unterkühlt. Dennoch ging der Abend mit lang anhaltendem Applaus nach dem Abpfiff in die Verlängerung: Drei Titel wurden als Zugaben gespielt.

Wie viele Konzerthallen bietet das Studio im Mousonturm den Künstlern keine echte Möglichkeit, vor einer sowieso einkalkulierten Zugabe den Saal zu verlassen, und so ging der Schlagzeuger rechts ab und gut sichtbar in eine Ecke neben der Bühne, während die Kollegen dasselbe am linken Bühnenrand taten. Nur hatte der Schlagzeuger offenbar die Pausenansprache verpasst, denn während sich die restliche Band nach der Zugabe in die Kabine verdrückte und auch das Licht anging, stand der Schlagzeuger einsam und verlassen wieder in seinem Eckchen.

Nachdem die zweite Verlängerung aber ausblieb, begaben wir uns zum Fanshop, wo leider ein Foul durch andere Konzertgäste erfolgte: Mein fußballinteressierter Freund erfuhr, ohne es zu wollen, das Fußballergebnis, so dass sich ein Ansehen des zuhause aufgenommenen Spiels erübrigte. So kehrten wir ohne Autocorso zurück in meine Wohnung, wo ich später beim Einschlafen noch hörte, wie er leise in sein Bayern-Trikot schluchzte.

Setlist Lali Puna, Mousonturm, Frankfurt:

01: Future Tense
02: Move On
03: Everything Is Always
04: Micronomic
05: Safe Tomorrow
06: See the Wood for Trees
07: Call 1-800-Fear
08: Small Things
09: Everywhere & Allover
10: Scary World Theory
11: That Day
12: Our Inventions
13: Remember?
14: Grin and Bear

15: Faking the Books (Z)
16: (?) (Z)
17: Fast Forward (Z)

Fotos: Dirk von Platten vor Gericht





Dinosaur Jr. & Built To Spill, Paris, 23.05.10

2 Kommentare

Konzert: Dinosaur Jr. & Built To Spill

Ort: La Machine du Moulin Rouge, Paris,
Datum: 23.05.2010
Zuschauer: hmm? 1000 vielleicht
Konzertdauer: Built To Spill eine Stunde, Dinosaur Jr. 75-80 Minuten


Was für ein Line-Up! Built To Spill und Dinosaur Jr. im Doppelpack! Ähnlich spektakulär wie kürzlich Pavement & The National. Aber wo waren die Frauen?? 80 % des Publikums bestand aus bärtigen, mittelmäßig attraktiven Männer zwischen 30 und 40. Typen wie ich also. Wäre toll gewesen, wenn mehr Mädchen den Weg in die Machine du Moulin Rouge gefunden hätten, aber das war zu erwarten. Built To Spill & Dinosaur Jr. sind den Weibern zu hart und Doug und Joseph (J) nicht sexy genug. Wenn Peter, Luke oder Johnny (Borrell nicht Hallyday) spielen, stehen sie hingegen Schlange. Oberflächliche Weibsbilder! Keine Ahnung von guter Musik! Immer nur kommen, wenn Typen mit einem knackigen Hintern die Gitarren schwingen! Pfff! Dabei sind Douggie und J echte Guitar Heroes und zudem unfassbar lässig und nonchalant. Also ich steh' auf die Beiden! Und sie haben meine hohen Erwartungen auch nicht enttäuscht, wenngleich man das ein oder andere Haar in der Suppe finden konnte. Built To Spill haben als Vorgruppe naturgemäß nicht lange genug gespielt und deshalb zahlreiche Lieblingslieder (I Woud Hurt A Fly, Liar, Car, Strange, etc...) ausgelassen, waren aber soundtechnisch gut abgemischt, während man bei Dinosaur Jr. vor lauter höllisch lärmenden Gitarren bisweilen die wunderbar brüchige Stimme von J Mascis nicht mehr raushören konnte. Bei Feel The Pain ging aber urplötzlich ganz heftig der Pogo im Publikum ab.

Achso, Murph saß heute nicht hinter der Schießbude bei den Dinosauriern, sondern ein Kerl namens Kyle. Er war aber nur Ersatz, Murph ist also nicht gefeuert worden, sondern lediglich früher in die USA zurückgeflogen. Lou Barlow zupfte wie gewohnt den Bass, hatte deutlich längere Locken als zuvor und auch ein paar Kilo zugelegt. J Mascis sah aus wie immer und seine dünnen weißen Haaren flogen ihm, vom Ventilator befächert, ständig in die Fresse. Weiß nicht, wie er so (Beweisfoto bei Robert Gil, klick!) überhaupt singen konnte.

Wer es ausführlicher wünscht:

Wenn sich Fans fragen, wer denn dieser Ben sei, dessen Namen man auf Doug Martsch's Gitarre lesen kann, dem sei veraten, daß es sich um den Sohn des Built To Spill Frontmannes handelt. Er ist inzwischen ein Teenager, konnte es als kleines Kind (also in den 90ern) aber nicht ertragen, wenn sein Dad ihn verließ, um auf Tour zu gehen. Gerüchteweise habe ich gehört, daß Ben krank sei. Ich glaube er leidet unter Autismus. Meine Bekannte Dorothé, die unter dem Projektnamen The Rodeo in Frankreich große Erfolge feiert, hatte mir einmal erzählt, daß sie Doug Martsch damals einen Brief geschrieben hatte, indem sie fragte, warum denn Built To Spill nie nach Europa auf Tour kämen. Martsch antwortete persönlich und ausführlich und erklärte, daß er seinen Sohn nicht lange alleine lassen könne. Diese Geschichte fand ich sehr rührend und verstärkte meine ohnehin schon vorhandene Sympathie für Doug noch einmal. Ein überaus talentierter Musiker, der nicht bereit ist, für den Erfolg alles zu opfern. Jemand, der bescheiden, menschlich und natürlich bleibt, kein Aufhebens um seine Person macht. Ein dufter Typ einfach. Mit Geld nicht zu bezahlen, wieviel Freude, Trost und Euphorie er mir mit seiner Musik bereitet hat. Perfect From Now On, Ancient Melodies Of The Future, You In Reverse, alles Alben, die bei mir rauf und runter liefen. "I listened the shit out of these records", so würde es wohl der Engländer sagen , wenn er beschreibt will, daß er wie ich die CDs unzählige Mals gehört hat. Insofern schon sehr seltsam, daß ich das neue Album There Is No Enemy noch nicht besaß, als ich mich zur Machine du Moulin Rouge begab, wo das Konzert von Built To Spill und Dinosaur Jr. stattfand. Es gibt einfach zu viele Veröffentlichungen jede Woche, da fällt es noch dem ehrgeizigsten Konzertbloger schwer, zu folgen. Außerdem habe ich bei Lieblingsbands immer Angst vor Enttäuschungen, wenn sie neue Alben veröffentlichen.

Um 20 Uhr 25 hatte ich den Eingang zur ehemaligen Locomotive erreicht. Die Location befindet sich in der von Touristen überlaufenen Mühle Le Moulin Rouge. Der Einlass verlief äußerst schleppend und noch schlimmer: Built To Spill hatten bereits angefangen! Im Flur in der Schlange stehend hörte ich von weitem In The Morning einen alten Klassiker von There Is Nothing Wrong With Love. Andere Fans, die mit mir anstanden, witzelten rum und riefen: "Diejenigen, die nur für Dinosaur Jr. gekommen sind, lassen bitte einmal die Fans von Built To Spill vor. Merci!" Ich fragte mich, ob das auf mich zutraf. War ich auch in erster Linie für Built To Spill gekommen? Jein! Wenn ich mich zwischen Built To Spill und Dinosaur Jr entscheiden müsste, würde ich vermutlich die Truppe um Doug Martsch bevorzugen, aber J Mascis und seine Bande mag ich auch sehr gern. Ich war für beide Acts gekommen.

Gegen 20 Uhr 35 war ich endlich nach vorne durchgedrungen und sah das Quintett Built To Spill gewohnt stoisch agierend. Allesamt Burschen, die sich nur auf ihren musikalischen Part konzentrieren und nichts so sehr hassen, wie Show oder Entertainment. "Just play your fucking riff, that's all", sagen sie sich vermutlich vorher. Entsprechend knapp sind dann auch jeweils die Statements von Doug. Mehr als ein knappes "thanks" entfährt ihm so gut wie nie. Lediglich einmal holte er etwas weiter aus und erklärte mit hämischem Unterton: "Thanks for standing there and watching us play", so als wolle er sagen: "Hey, cool von Euch, daß ihr nicht abhaut, sondern uns geduldig zuhört...

Ich persönlich kam mit Stop The Show so richtig in Fahrt. Ein alter Klassiker vom brillanten Album Perfect From Now On, der zunächst ein paar Minuten instrumental vor sich hin treibt, bevor Dog greinend ins Geschehen eingreift: "You don't tell me anything that's not a dream that's not a big lie"... Wie oft ich dieses Lied wohl auf meinem Ipod gehört habe? 50 mal? 100 mal? Nie zuvör gehört, hatte ich allerdings Hindsight vom neuen Longplayer. Ein Versäumnis, denn dieser Song ist richtig gut. Ziemlich lieblich, fast heiter, zumindest für Built To Spill Verhältnisse und schnell ins Ohr gehend. Das nachfolgende Wherever You Go kannte ich dan wieder, es stammt vom 2006 er Release You In Reverse, den Built To Spill wohl im Nachhinein ziemlich gerne mögen, denn auch der abschließende Song Conventional Wisdom mit seinen Endlos- Gitarrenschleifen am Ende stammte davon. Spannender für mich aber Nowhere Nothin' Fuckup, ein Uraltsong von Ultimate Alternative Wavers (1992), den ich vorher nicht kannte. Eine aggressive Nummer mit viel Biss und Power, die nicht zu Unrecht zur Setlist gehörte. "In America every puddle gasoline rainbow" hieß es da textlich am Ende, was immer damit auch gemeint ist...

Ausführlicher Bericht Dinosaur Jr. etwas später...


Setlist Built To Spill, La Machine Du Moulin Rouge, Paris:

01: Oh Yeah
02: In The Morning
03: Virgina Reel Around The Fountain (Halo Benders)
04: Distopian Dream Girl
05: Stop The Show
06: Hindsight
07: Wherever You Go
08: Nowhere Nothin' Fuckup (abgekürzt NNFU)
09: Coventional Wisdom

Setlist Dinosaur Jr., La Machine Du Moulin Rouge, Paris:

01: Thumb
02: Budge
03: No Bones
04: Imagination Blind
05: Repulsion
06: Pieces
07: Out There
08: Feel The Pain
09: Over It
10: Raisans
11: Freak Scene
12: Gargoyle

+ 2 Zugaben

Aus unserem Archiv:

Built To Spill, Paris, 03.11.08
Built To Spill, Paris, 30.05.07
Built To Spill, Köln, 18.05.07

Dinosaur Jr., München, 23.05.08
Dinosaur Jr., Paris, 24.08.07
Dinosaur Jr., Hohenfelden, 18.08.07



 

Konzerttagebuch © 2010

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