Konzert: Get Well Soon
Ort: Evreux, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats
Datum: 28.06.2008
Zuschauer: ein paar hundert
Konzertdauer: ca. 50 Minuten
Konzertbühne: Papa Mobil
"Bonjour mon ami, je voudrais manger quelque chose" - Guten Tag, mein Freund, ich würde gerne etwas essen...
Also zumindest den guten Willen, etwas auf französisch zu sagen, kann man der deutschen Band Get Well Soon nicht absprechen, wenngleich der Akzent verbesserungsfähig war.
Der Satz stammte von dem bärtigen Trompeter der Band, der während des etwas langwierigen Soundchecks etwas Unterhaltsames beisteuern wollte und dann unvermittelt und zusammenhanglos auf die Idee kam, vom Essen zu reden. Er hatte ein paar Schmunzler im Publikum auf seiner Seite.
Aber der richtige Härtetest sollte erst noch kommen, denn die Band um den Häuptling Konstantin Gropper musste beweisen, dass ihr Stilmix aus Beirut, Nick Cave und Arcade Fire auch ausserhalb von Deutschland gut ankommen kann. In Frankreich haben sie zumindest von der Zeitschrift "Les Inrockuptibles" schon einmal eine hervorragende und höchst positive Rezension eingeheimst und auch in Paris haben sie erst kürzlich gespielt.
Den Auftritt in der Flèche d'or hatte ich eigentlich in meinem Kalender rot angestrichen,
ging aber trotzdem nicht hin, weil ich zugegebenermassen davon enttäuscht war, dass die Band auf mein ausführliches Mail und meine Interviewanfrage via MySpace nicht eingegangen ist. Wir hatten bereits mehrfach sehr umfassend und lobend über Get Well Soon berichtet, da empfand ich es schon als schade, dass nie eine kurze Antwort kam. Aber nun gut, manche Künstler kommunizieren grundsätzlich nicht gerne über MySpace, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen...
Volle Konzentration galt jetzt aber diesem Festivalkonzert der deutschen Senkrechtstarter,
die ich 2007 in Haldern zum ersten mal gesehen hatte.
Schon damals wurde deutlich, dass da ein hochinteressantes Projekt am Start ist, das auch das Potential hat, weit über deutsche Landesgrenzen hinaus für Furore zu sorgen. Die Wucht und gleichzeitige Eleganz der Aufführung war einfach beeindruckend.
Heute ging es los mit "Prelude" und schon nach ein paar Minuten hatten die Deutschen sicherlich einige französische Zuschauer auf ihre Seite gezogen. Wer kann schon den hübschen Glöckchen,
dem wehmütigen Gesang von Konstantin Gropper und den herrlichen Klängen der einfühlsam gespielten Geige widerstehen? Spätestens wenn das Lied seine schleppende Anfangsphase hinter sich hat und stürmisch losgaloppiert, ist man in den Bann gezogen und kann nicht anders als energisch mit dem Kopf auf-und ab zu wippen. Ein Auftakt nach Mass!
Auch "You/Aurora/You/Seaside" war ein Zungenschnalzer erster Güteklasse. Wie bei Beirut oder Calexico dominieren hier hochmelodische Trompeten und auch der Bass und das wuchtige Schlagzeug sind nicht zu überhören.
Klasse!
Danach stellte Konstantin erst einmal sich und seine Band vor: "Bonjour. Welcome, Willkommen, Bienvenue, We are Get Well Soon. My French is not very good, so I talk to you in english, if this is fine". Soweit so gut, eine höfliche Standardphrase.
Viel lustiger war aber der Satz, den er der Vorstellung folgen liess: "I hope you are drunk, because we are!" Dann räusperte er sich kurz und schob hinterher: "At least I am"!
Wer den ziemlich roten Kopf des Sängers und Gitarristen sah, hatte daran keine grossen Zweifel. Auf die Performance hatte der angeheiterte Zustand aber keinerlei negative Auswirkungen. Im Gegenteil, der Alkohol schien Hern Gropper zu beflügeln, er spielte und sang mit starkem Engagement. Vielleicht wollte er einfach nur ausnutzen, dass seine Schwester Verena nicht da war, sondern stattdessen eine andere junge Dame ersatzweise die Fidel schwang. 
Die "Neue" machte ihre Sache prima, es gab an ihrer Geigerei nichts auszusetzen.
Und auch bei den Background Vocals zeigte sie keine Schwächen. "Shoot baby, shoot baby, pull the trigger..." schrien sie und die anderen im Chor und erreichten dabei ähnliche Dynamik und Bühnenpräsenz wie Arcade Fire. Wer die Texte der Band kennt, weiss, dass sie von dem starken Song "If This Hat Is Missing I've Gone Hunting" stammen, der als Titel angekündigt wurde, der gleichzeitig ein "sunny"- und ein "suicide song" sei, bei dem man sich aber heute auf die sonnige Seite fokussieren solle.
Bei dem anschliessenden originell betitelten "I sold my hand so please feed me" ging es dann behutsam los, bevor die Nummer eine rasante Fahrt aufnahm und gegen Ende irre beschleunigte.
Nach so viel Tempo war dann eine Ballade fällig, die in der Gestalt von "We Are Safe While They Burn Down Our House" kam und zu der Konstantin fast wie Thom "Radiohead" Yorke greinte.
Noch besser fand ich aber das treibende und begeisternde "Listen Those At Sea, Sing A Song On Christmas Day" das man fast als das "Laïka" von Get Well Soon bezeichnen könnte und das dem Hit der genialen Kanadier fast in nichts nachsteht.
Dann schaute ich aber trotz der sehr guten Show ungeduldig auf meine Uhr, denn meine Lieblinge Blood Red Shoes hatten auf der Hauptbühne B bereits begonnen. Ich nahm noch "Born Slippy (Nuxx)" einen Coversong nach Underworld mit und eilte dann auf die grosse Wiese, um wenigstens noch das Ende des Duos aus Brighton mitzubekommen.
Get Well Soon verliess ich aber extrem ungern, sie hatten nämlich bewiesen, dass sie auch im Ausland Triumphe feiern können, zumindest bei einem neugierigen Insider- Publikum.
Von weitem hörte ich übrigens noch den Anfang der Ballade "My Automatic Heart"...
Setlist Get Well Soon, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux:
01: Prelude
02: You/Aurora/ You/Seaside
03: People Magazin Front Cover
04: If This Hat Is Missing I've Gone Hunting
05: I sold my hand so plese feed me
06: We Are Safe While They Burn Down Our House
07: Listen Those At Sea, Sing A Song On Christmas Day
08: Born Slippy (Nuxx)
09: My Automatic Heart
...
Links:
- aus unsere Archiv:
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07
- mehr Fotos von Get Well Soon
Ort: Evreux, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats
Datum: 28.06.2008
Zuschauer: ein paar hundert
Konzertdauer: ca. 50 Minuten
Konzertbühne: Papa Mobil
"Bonjour mon ami, je voudrais manger quelque chose" - Guten Tag, mein Freund, ich würde gerne etwas essen...
Also zumindest den guten Willen, etwas auf französisch zu sagen, kann man der deutschen Band Get Well Soon nicht absprechen, wenngleich der Akzent verbesserungsfähig war.Der Satz stammte von dem bärtigen Trompeter der Band, der während des etwas langwierigen Soundchecks etwas Unterhaltsames beisteuern wollte und dann unvermittelt und zusammenhanglos auf die Idee kam, vom Essen zu reden. Er hatte ein paar Schmunzler im Publikum auf seiner Seite.
Aber der richtige Härtetest sollte erst noch kommen, denn die Band um den Häuptling Konstantin Gropper musste beweisen, dass ihr Stilmix aus Beirut, Nick Cave und Arcade Fire auch ausserhalb von Deutschland gut ankommen kann. In Frankreich haben sie zumindest von der Zeitschrift "Les Inrockuptibles" schon einmal eine hervorragende und höchst positive Rezension eingeheimst und auch in Paris haben sie erst kürzlich gespielt.Den Auftritt in der Flèche d'or hatte ich eigentlich in meinem Kalender rot angestrichen,
ging aber trotzdem nicht hin, weil ich zugegebenermassen davon enttäuscht war, dass die Band auf mein ausführliches Mail und meine Interviewanfrage via MySpace nicht eingegangen ist. Wir hatten bereits mehrfach sehr umfassend und lobend über Get Well Soon berichtet, da empfand ich es schon als schade, dass nie eine kurze Antwort kam. Aber nun gut, manche Künstler kommunizieren grundsätzlich nicht gerne über MySpace, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen...Volle Konzentration galt jetzt aber diesem Festivalkonzert der deutschen Senkrechtstarter,
die ich 2007 in Haldern zum ersten mal gesehen hatte.Schon damals wurde deutlich, dass da ein hochinteressantes Projekt am Start ist, das auch das Potential hat, weit über deutsche Landesgrenzen hinaus für Furore zu sorgen. Die Wucht und gleichzeitige Eleganz der Aufführung war einfach beeindruckend.
Heute ging es los mit "Prelude" und schon nach ein paar Minuten hatten die Deutschen sicherlich einige französische Zuschauer auf ihre Seite gezogen. Wer kann schon den hübschen Glöckchen,
dem wehmütigen Gesang von Konstantin Gropper und den herrlichen Klängen der einfühlsam gespielten Geige widerstehen? Spätestens wenn das Lied seine schleppende Anfangsphase hinter sich hat und stürmisch losgaloppiert, ist man in den Bann gezogen und kann nicht anders als energisch mit dem Kopf auf-und ab zu wippen. Ein Auftakt nach Mass!Auch "You/Aurora/You/Seaside" war ein Zungenschnalzer erster Güteklasse. Wie bei Beirut oder Calexico dominieren hier hochmelodische Trompeten und auch der Bass und das wuchtige Schlagzeug sind nicht zu überhören.
Klasse!Danach stellte Konstantin erst einmal sich und seine Band vor: "Bonjour. Welcome, Willkommen, Bienvenue, We are Get Well Soon. My French is not very good, so I talk to you in english, if this is fine". Soweit so gut, eine höfliche Standardphrase.
Viel lustiger war aber der Satz, den er der Vorstellung folgen liess: "I hope you are drunk, because we are!" Dann räusperte er sich kurz und schob hinterher: "At least I am"!
Wer den ziemlich roten Kopf des Sängers und Gitarristen sah, hatte daran keine grossen Zweifel. Auf die Performance hatte der angeheiterte Zustand aber keinerlei negative Auswirkungen. Im Gegenteil, der Alkohol schien Hern Gropper zu beflügeln, er spielte und sang mit starkem Engagement. Vielleicht wollte er einfach nur ausnutzen, dass seine Schwester Verena nicht da war, sondern stattdessen eine andere junge Dame ersatzweise die Fidel schwang. Die "Neue" machte ihre Sache prima, es gab an ihrer Geigerei nichts auszusetzen.Und auch bei den Background Vocals zeigte sie keine Schwächen. "Shoot baby, shoot baby, pull the trigger..." schrien sie und die anderen im Chor und erreichten dabei ähnliche Dynamik und Bühnenpräsenz wie Arcade Fire. Wer die Texte der Band kennt, weiss, dass sie von dem starken Song "If This Hat Is Missing I've Gone Hunting" stammen, der als Titel angekündigt wurde, der gleichzeitig ein "sunny"- und ein "suicide song" sei, bei dem man sich aber heute auf die sonnige Seite fokussieren solle.
Bei dem anschliessenden originell betitelten "I sold my hand so please feed me" ging es dann behutsam los, bevor die Nummer eine rasante Fahrt aufnahm und gegen Ende irre beschleunigte.Nach so viel Tempo war dann eine Ballade fällig, die in der Gestalt von "We Are Safe While They Burn Down Our House" kam und zu der Konstantin fast wie Thom "Radiohead" Yorke greinte.
Noch besser fand ich aber das treibende und begeisternde "Listen Those At Sea, Sing A Song On Christmas Day" das man fast als das "Laïka" von Get Well Soon bezeichnen könnte und das dem Hit der genialen Kanadier fast in nichts nachsteht.Dann schaute ich aber trotz der sehr guten Show ungeduldig auf meine Uhr, denn meine Lieblinge Blood Red Shoes hatten auf der Hauptbühne B bereits begonnen. Ich nahm noch "Born Slippy (Nuxx)" einen Coversong nach Underworld mit und eilte dann auf die grosse Wiese, um wenigstens noch das Ende des Duos aus Brighton mitzubekommen.Get Well Soon verliess ich aber extrem ungern, sie hatten nämlich bewiesen, dass sie auch im Ausland Triumphe feiern können, zumindest bei einem neugierigen Insider- Publikum.Von weitem hörte ich übrigens noch den Anfang der Ballade "My Automatic Heart"...
Setlist Get Well Soon, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux:
01: Prelude
02: You/Aurora/ You/Seaside
03: People Magazin Front Cover
04: If This Hat Is Missing I've Gone Hunting
05: I sold my hand so plese feed me
06: We Are Safe While They Burn Down Our House
07: Listen Those At Sea, Sing A Song On Christmas Day
08: Born Slippy (Nuxx)
09: My Automatic Heart
...
Links:
- aus unsere Archiv:
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07
- mehr Fotos von Get Well Soon
1 Kommentare :
Und ich habe Dir schon damals gesagt, daß Du auf alle Fälle in die Flèche d'Or gehen solltest. Du hast Dich da ganz sicher um ein hervorragendes Konzert gebracht. Außerdem weißt Du, wie sehr auch mich myspace nervt (bis auf www.myspace.com/theorgan)...
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