Konzert: Explosions In The Sky & Papier Tigre
Ort: Le Casino de Paris
Datum: 30.01.12
Zuschauer: fast ausverkauft, geschätzte 1200
Konzertdauer. Explosions In The Sky etwa 85 Minuten, Papier Tigre etwa 40 Minuten
Neulich habe ich mein erstes Radioninterview gegeben. Eine der Frage lautete: "Wo geht denn das Publikum besser mit, in Paris oder in Berlin?" Ich antwortete, daß das in etwa gleich sei und in beiden Ländern nicht unbedingt die euphorischsten Zuschauer anzutreffen seien. Ich ergänzte, daß wohl in England am meisten abgeht.
Nach dem Pariser Konzert von Explosion In The Sky (Foto) ist mir noch einmal deutlich geworden, daß ich recht hatte und die Franzosen wirklich oft sehr lahmarschig und hüftsteif sind. Es herrschte nämlich fast durchgängig eine maue, träge Stimmung und dies obwohl die Band aus Texas vorne ihr Allerletztes gab und die Leute mit epischen Gitarren und Schlagzeugsalven geradezu beschoss.
Ein anderer Nachteil bei Pariser Konzerten: sie fangen viel zu früh an! Die Vorgruppe wurde heute wieder deutlich vor 20 Uhr in den Ring geschickt und da verpasste ich fast zwansgsläufig die Hälfte des Sets. Was ich aber noch von Papier Tigre aus Nantes mitbekam, war atemberaubend. Eine beinhart agierende Band, tight wie sau, motiviert bis in die Haarspitzen und angriffslustig wie ein gereizter Bulle. Die drei Heißsporne ließen es wirklich krachen, kredenzten eine groovige Mischung aus Mathrock, Post-Hardcore und Indierock und versohlten mir damit gehörig den verpoppten Hintern. Sie schossen durchgängig aus allen Rohren, beeindruckten aber auch mit vielen Ideen und abrupten Brüchen, so daß das Ganze nie zu vorhersehbar war. Und hinter der rauhen Schale konnte man durchaus eine sanften Kern in Form von schönen Melodiebögen finden.
Die meisten Stücke stammten vom letzten Album The Beginning And End Of Now, aber es gab auch Songs von einem neuen, im April erscheinden Opus. Auf Bandcamp kann man in zahlreiche Werke von Papier Tigre reinhören:
Setlist Papier Tigre, Casino de Paris, Paris
01: Restless Empire
02: Office Hours
03: Afternoons
04: Demand
05: Intelligent Horses
06: Wandering Cage
07: Pricing
08: A Killer Gets Ready
09: I'm Someone Who Dies
10: Home Truth
Nach dem Pariser Konzert von Explosion In The Sky (Foto) ist mir noch einmal deutlich geworden, daß ich recht hatte und die Franzosen wirklich oft sehr lahmarschig und hüftsteif sind. Es herrschte nämlich fast durchgängig eine maue, träge Stimmung und dies obwohl die Band aus Texas vorne ihr Allerletztes gab und die Leute mit epischen Gitarren und Schlagzeugsalven geradezu beschoss.
Ein anderer Nachteil bei Pariser Konzerten: sie fangen viel zu früh an! Die Vorgruppe wurde heute wieder deutlich vor 20 Uhr in den Ring geschickt und da verpasste ich fast zwansgsläufig die Hälfte des Sets. Was ich aber noch von Papier Tigre aus Nantes mitbekam, war atemberaubend. Eine beinhart agierende Band, tight wie sau, motiviert bis in die Haarspitzen und angriffslustig wie ein gereizter Bulle. Die drei Heißsporne ließen es wirklich krachen, kredenzten eine groovige Mischung aus Mathrock, Post-Hardcore und Indierock und versohlten mir damit gehörig den verpoppten Hintern. Sie schossen durchgängig aus allen Rohren, beeindruckten aber auch mit vielen Ideen und abrupten Brüchen, so daß das Ganze nie zu vorhersehbar war. Und hinter der rauhen Schale konnte man durchaus eine sanften Kern in Form von schönen Melodiebögen finden.
Die meisten Stücke stammten vom letzten Album The Beginning And End Of Now, aber es gab auch Songs von einem neuen, im April erscheinden Opus. Auf Bandcamp kann man in zahlreiche Werke von Papier Tigre reinhören:
Setlist Papier Tigre, Casino de Paris, Paris
01: Restless Empire
02: Office Hours
03: Afternoons
04: Demand
05: Intelligent Horses
06: Wandering Cage
07: Pricing
08: A Killer Gets Ready
09: I'm Someone Who Dies
10: Home Truth
Um kurz vor neun standen dann die Texaner Explosions In The Sky auf der Bühne. Zur Überraschung Vieler ergriff der äußerst rechts stehende Gitarrist (der hübsche, der mit den braunen Haaren) das Mikro und sagte in einem sehr odentlichen Akzent auf französisch: "Bonsoir Paris, nous sommes Explosions dans le Ciel, enjoy the show."
Explosions dans le Ciel das klang in der Tat noch eine Ecke poetischer als der eigentliche englische Bandname, der aber im Übrigen perfekt gewählt ist, weil er so treffend beschreibt, was man als Hörer empfindet, wenn man dem Funken sprühenden, bunt perlenden instrumentalen Gitarrensound der Amerikaner zuhört.
Und es dauerte auch nicht allzu lange, bis - bildlich gesprochen- die ersten Feuerwerkskörper explodierten- und die Zuschauer in die Galaxie beförderten. Wie erwähnt genossen die Pariser eher still und andächtig und selbst das bei Postrockkonzerten so häufig gesehene energische Kopfschütteln in den wilden Passagen blieb fast komplett aus. Im positiven Falle waren die Leute in eine Art hypnotische Trance verfallen, im negativen langweilten sie sich zu Tode. Letztere Variante war aber eher unwahrscheinlich und selten, obwohl es ein paar Leute gab, die in weniger dichten Phasen anfingen, Mails über ihre Smartphones zu verschicken und ihre Facebook Seite zu checken. Womit wir bereits bei zwei Kritikpunkten wären. Es gab sie in der Tat, die etwas langatmigen, unspektakulären Passagen und ein guter Bekannter äußerte hinterher noch eine andere Beschwerde. Er fand die Stücke nicht hinreichend überraschend konstruiert, meinte, die jeweilige Exlosion der Gitarren sei oft absehbar und einer bestimmten Logik folgend.
Beide Kritikpunkte waren nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, vermochten jedoch nichts an der Tatsache zu ändern, daß die positiven, die packenden, die berauschenden Momente deutlich überwogen. Es war erneut beeindruckend, wie leidenschaftlich die Amis zu Werke gingen, Gitarren über Gitarren türmten, dann mal wieder innehielten, nur um kurz später wieder loszupoltern und mit 300 Sachen und einer unbeschreiblich epischen Wucht nach vorne zu galoppieren. Allein das bildschöne, ästhetische und heroisch- kraftvolle Catastrophe and The Cure hätte mir ausgereicht, um von einem guten Abend zu sprechen. Aber es kamen ja noch so viele andere Perlen. Das nachfolgende The Only Moment We Were Alone klang ungemein feierlich und wahnsinnig tröstlich und Be Comfortable, Creature belegte, daß auch das aktuelle album Take Care Take Care Take Care so schlecht nicht sein kann. Greet Death im Anschluß war dann sicherlich das metallischste, aggressivste Stück, das mich ein wenig an Glasgow Mega Snake von Mogwai erinnerte.
Die Hymne überhaupt war aber natürlich The Birth And Death Of Day und wer Phantasie und Vorstellungskraft besaß, konnte sich das wundervolle Naturspektakel der auf- und untergehenden Sonne vor seinem geistigen Auge ins Leben rufen.
Als zehntes und letztes Lied dann noch einmal neues Material und zwar Let Me Back In, das über 10 Minuten lang wohlig prickelte, wunderbar Tempo und Stimmungen wechselte und klar machte, daß es nicht nötig ist, Texte zu singen, um starke Emotionen beim Hörer zu wecken. Ein himmlisches Stück und ein sehr guter Abschluss unter ein gelungenes Konzert. Wären doch bloß die Leute etwas enthousiastischer gewesen! Seltsamerweise wurden sie erst so richtig lebhaft, als es zu spät war. Nicht wissend (Blödmänner!), daß Explosions In The Sky nie Zugaben geben, klatschten sie noch 10 Minuten lang vergeblich rum, um die Gruppe noch einmal auf die Bühne zu bewegen.
Setlist Explosions In The Sky, Casino de Paris, Paris
01: Postcard From 1952
02: Catastrophe And The Cure
03: The Only Moment We Were Alone
04: Be Comfortable Creature
05: Greet Death
06: Six Days At The Bottom Of The Ocean
07: The Birth And Death Of The Day
08: Your Hand In Mine
09: Let Me Back In
Aus unserem Archiv:
Explosions In The Sky, Haldern, 13.08.11
Explosions In The Sky, Barcelona, 27.05.11
Explosions In The Sky, Paris, 20.05.11
Papier Tigre, Paris, 20.11.07
Explosions dans le Ciel das klang in der Tat noch eine Ecke poetischer als der eigentliche englische Bandname, der aber im Übrigen perfekt gewählt ist, weil er so treffend beschreibt, was man als Hörer empfindet, wenn man dem Funken sprühenden, bunt perlenden instrumentalen Gitarrensound der Amerikaner zuhört.
Und es dauerte auch nicht allzu lange, bis - bildlich gesprochen- die ersten Feuerwerkskörper explodierten- und die Zuschauer in die Galaxie beförderten. Wie erwähnt genossen die Pariser eher still und andächtig und selbst das bei Postrockkonzerten so häufig gesehene energische Kopfschütteln in den wilden Passagen blieb fast komplett aus. Im positiven Falle waren die Leute in eine Art hypnotische Trance verfallen, im negativen langweilten sie sich zu Tode. Letztere Variante war aber eher unwahrscheinlich und selten, obwohl es ein paar Leute gab, die in weniger dichten Phasen anfingen, Mails über ihre Smartphones zu verschicken und ihre Facebook Seite zu checken. Womit wir bereits bei zwei Kritikpunkten wären. Es gab sie in der Tat, die etwas langatmigen, unspektakulären Passagen und ein guter Bekannter äußerte hinterher noch eine andere Beschwerde. Er fand die Stücke nicht hinreichend überraschend konstruiert, meinte, die jeweilige Exlosion der Gitarren sei oft absehbar und einer bestimmten Logik folgend.
Beide Kritikpunkte waren nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, vermochten jedoch nichts an der Tatsache zu ändern, daß die positiven, die packenden, die berauschenden Momente deutlich überwogen. Es war erneut beeindruckend, wie leidenschaftlich die Amis zu Werke gingen, Gitarren über Gitarren türmten, dann mal wieder innehielten, nur um kurz später wieder loszupoltern und mit 300 Sachen und einer unbeschreiblich epischen Wucht nach vorne zu galoppieren. Allein das bildschöne, ästhetische und heroisch- kraftvolle Catastrophe and The Cure hätte mir ausgereicht, um von einem guten Abend zu sprechen. Aber es kamen ja noch so viele andere Perlen. Das nachfolgende The Only Moment We Were Alone klang ungemein feierlich und wahnsinnig tröstlich und Be Comfortable, Creature belegte, daß auch das aktuelle album Take Care Take Care Take Care so schlecht nicht sein kann. Greet Death im Anschluß war dann sicherlich das metallischste, aggressivste Stück, das mich ein wenig an Glasgow Mega Snake von Mogwai erinnerte.
Die Hymne überhaupt war aber natürlich The Birth And Death Of Day und wer Phantasie und Vorstellungskraft besaß, konnte sich das wundervolle Naturspektakel der auf- und untergehenden Sonne vor seinem geistigen Auge ins Leben rufen.
Als zehntes und letztes Lied dann noch einmal neues Material und zwar Let Me Back In, das über 10 Minuten lang wohlig prickelte, wunderbar Tempo und Stimmungen wechselte und klar machte, daß es nicht nötig ist, Texte zu singen, um starke Emotionen beim Hörer zu wecken. Ein himmlisches Stück und ein sehr guter Abschluss unter ein gelungenes Konzert. Wären doch bloß die Leute etwas enthousiastischer gewesen! Seltsamerweise wurden sie erst so richtig lebhaft, als es zu spät war. Nicht wissend (Blödmänner!), daß Explosions In The Sky nie Zugaben geben, klatschten sie noch 10 Minuten lang vergeblich rum, um die Gruppe noch einmal auf die Bühne zu bewegen.
Setlist Explosions In The Sky, Casino de Paris, Paris
01: Postcard From 1952
02: Catastrophe And The Cure
03: The Only Moment We Were Alone
04: Be Comfortable Creature
05: Greet Death
06: Six Days At The Bottom Of The Ocean
07: The Birth And Death Of The Day
08: Your Hand In Mine
09: Let Me Back In
Aus unserem Archiv:
Explosions In The Sky, Haldern, 13.08.11
Explosions In The Sky, Barcelona, 27.05.11
Explosions In The Sky, Paris, 20.05.11
Papier Tigre, Paris, 20.11.07
1 Kommentare :
schöner bericht über explosions in the sky. die geäußerten kritikpunkte finde ich ebenso nachvollziehbar. oft ergeht es mir ähnlich, wenn ich ihre scheiben höre. manchmal zu konstruiert und zu sehr auf überraschung gebürstet, so dass man am ende eben nicht mehr überrascht ist. dennoch, live hätte ich sie gern einmal gesehen.
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