Donnerstag, 16. Februar 2012

The Maccabees, Köln, 15.02.12


Konzert: The Maccabees (& We Are Augustines)
Ort: Gebäude 9, Köln

Datum: 15.02.2012

Zuschauer: schon lange ausverkauft
Dauer: The Maccabees knapp 70 min, We Are Augustines 30 min



Beim besten Willen - ich kann mir die neuen Maccabees nicht schönreden. Das Konzert im Gebäude 9, das vor einer guten Stunden zu Ende gegangen ist, war besser als befürchtet. Allerdings lag das nicht daran, daß mir die Stücke der kürzlich erschienenen dritten Platte der Engländer live plötzlich gefielen. Es lag an den vielen alten Liedern, die gespielt wurden. Die ersten beiden Alben der Maccabees enthalten keinerlei Ausfälle, auf Given to the wild, dem dritten, ist es leider umgekehrt.

Vor den Maccabees spielten We Are Augustines aus New York, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Das Trio, das aus der mir vollkommen unbekannten Band Pela hervorgegangen ist, spielte sechs Stücke, nur eines kürzer als fünf Minuten. "Bloß Rock'n'roll", wie Sänger Billy McCarthy feststellte. Es war wundervoll! Das Debüt der Amerikaner ist wohl schon 2011 erschienen, der deutsche iTunes-Store kündigt es für März an. Ich kenne daher nur eine Single - vollkommen egal aber, da es bald mehr sein wird. We Are Augustines waren den Eintritt schon einmal locker wert!

Setlist We Are Augustines, Gebäude 9, Köln:

01: Rise
02: Barrel of leaves (?)
03: Juarez
04: Headlong into the abyss
05: Chapel song
06: Book of James

Daß die Maccabees, die ich zuletzt beim 2010er Latitude Festival gesehen hatte, wieder eine Nummer größer geworden sind, zeigte schon ein kleines Detail. Zwei der Roadies trugen sandfarbene Bandjacken bzw. -hemden.

Ob das zweite Mikro bei Sänger Orlando Weeks neu war, weiß ich nicht genau. Es sollte jedenfalls bei den neuen Liedern eine große Rolle spielen. Sicher verändert hatten sich manche Frisuren: Gitarrist Hugo (der Linkshänder) hat mittlerweile lange Locken und sieht weit weniger nach Rock'n'roll aus. Gitarrist Felix White dagegen scheint entdeckt zu haben, daß er eigentlich zu den Ramones gehörte. Wäre es einen Tag später gewesen, hätte ich sein Outfit für eine Verkleidung gehalten - für eine gute!

Das Konzert begann mit zwei Stücken vom neuen
Album. Child, der Opener, hat kaum etwas mit den aufregenden Stücken der frühen Maccabees zu tun, es fehlt die Dynamik, das Abgehackte, die Brüche. Orlandos hoher Gesang ist eine Gratwanderung, das ist mir erst heute aufgefallen. Hohe Stimmen können mich schnell nerven, wenn sie ins Jaulende abrutschen. Dieser brüchig-hohe Gesang der vielen Hits ist wirklich toll, aber ein Schritt weiter zur Seite und es wird fies. Bei Child war er fies. Glücklicherweise war ganz vorne an meinem Platz der Gesang viel zu leise, bei den schlechten Stücken war das ein Vorteil (ich weiß nicht, ob es insgesamt so schlecht abgemischt war, ganz vorne blieb es während des ganzen Konzerts so).

Das folgende Feel to follow war ein schönes Beispiel dafür, was mich an den neuen Sachen nervt. Die langsamen Passagen des Lieds sind schrecklich. Sobald es schnell wird, gefällt mir das Stück gar nicht mehr so schlecht. Wenn die flotten Gitarren einsetzen, gewinnt es ungemein! Dramaturgisch nicht schlecht, denn
anschließend folgten die ersten beiden Hits (Wall of arms und No kind words), bei denen ich plötzlich sehr bedauerte, daß Orlando Weeks so schlecht zu verstehen war.

Die nächsten beiden neuen Sachen danach (Glimmer und Went away) waren ganz ok, sie gehörten zu den besten neuen Titeln, die gespielt wurden. Bei Went away gefielen mir zum Beispiel die Gitarren ganz gut.
Glimmer und Went away leiteten in die mit Abstand beste Phase des Konzerts über, die aus zwei ganz alten und zwei mittelalten Stücken bestand. Damit kann man nichts falsch machen; ich wüsste wirklich kein Lied auf Wall of arms oder Colour it in, das mir nicht gefiele.

Nach jedem Sonnenschein regnet es aber auch wieder - und zwar nasskalt und sehr fies! Ein wenig rettete das bessere Ende Forever I've known, insgesamt war das Stück aber der musikalische Tiefpunkt bis dahin.

Nach gerade mal 50 Minuten war mit der Single Pelican vorerst Schluß. Pelican ist ok, aber nicht mehr (es hätte es sicher nicht auf eine der ersten beiden Platten geschafft).
Ich verstand Orlandos Singen hierbei wieder so gut wie gar nicht.

50 Minuten sind für eine Band mit drei Alben geizig. Auch die drei Zugaben machten
das nicht besser, denn zwei davon hätten sich die Briten besser gespart. Unknown mit seinem fiesen Verzerrgesang versuchte mit anderen Mitteln das, was WU LYF besser hinbekommen. Und warum ausgerechnet das lahme Grew up at midnight den Schlußpunkt bildete, ist mir vollkommen unklar!

Gäbe es die ersten beiden Alben der Maccabees nicht, interessierte mich die Band keinen Deut. Weil sie allerdings so gut sind, kann man sich die Truppe noch ansehen. Den Abend geretten haben neben den No kind words und William Powers aber ganz eindeutig We Are Augustines!

Setlist The Maccabees, Gebäude 9, Köln:

01: Child
02: Feel to follow
03: Wall of arms
04: No kind words
05: Glimmer
06: Went away
07: William Powers
08: First love
09: X-ray
10: Can you give it
11: Forever I've known
12: Love you better
13: Pelican

14: Unknow (Z)
15: Precious time (Z)
16: Grew up at midnight (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Maccabees, Paris, 14.12.09
- The Maccabees, Köln, 12.11.09
- The Maccabees, Haldern, 15.08.09
- The Maccabees, Paris, 10.06.09
- The Maccabees, Haldern, 03.08.07




5 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

ich seh´s genau andersrum, das material des ersten album der maccabees langweilte live mit seinen maximo park- und bloc party allgemeinplätzen. das neue material ist wesentlich nuancierter, die band sollte die songs redoch nicht so runterrocken sondern sich ein wenig mehr zeit zur entfaltung der atmosphäre lassen.

Seb hat gesagt…

Ich seh es wie du, Christoph - das neue Album ist unnötig "muckerhaft". Dass sie gute Musiker sind, weiß man ja auch so. Aber das ist zuviel Breitwand-Gefrickel. Live haben die Songs wenigstens ein bisschen mehr Druck gehabt, aber die älteren Tracks waren die klaren Highlights eines viel zu kurzen Konzerts.

SomeVapourTrails hat gesagt…

Also ich finde nicht, dass die Maccabees mit ihrer neuen Scheibe so einen Absturz hingelegt haben. Ich persönlich hab mir auf der neuen Platte noch kein Love You Better, aber Pelican ist alles nur kein schlechter Titel.

Anfang März erscheint die Platte von We Are Augustines nun auch in Deutschland. Wirklich eine gute Platte mit ein paar ganz starken Highlights (Book Of James, Juarez oder New Drink For The Old Drunk). Es lohnt sich auf der Bandwebseite die Lebensgeschichte von Sänger Bill McCarthy zu lesen, bietet Stoff für 3 Hollywooddramen.

Anna-Clara hat gesagt…

Ich sehe es (leider, leider) ähnlich. Colour it in ist das beste Album einer Band, das ich kenne. Genau deshalb sind die Maccabees meine Lieblingsband. Wall of arms - ebenfalls großartig. Given to the wild leider nicht. Als ich Pelican zum ersten Mal gehört habe, dachte ich: Hey gut. Wenn der Rest noch besser ist, bin ich glücklich. Mir rettete X-Ray den Abend. Der Sound war übrigens überall schlecht. Ebenso das Publikum..

Anonym hat gesagt…

Ich kann mich leider auch nur meinen Vorschreibern anschließen. Das neue Album ist so lala. Ich war am 15.2. da und das Konzert hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. :(

Falls es übrigens jemanden interessiert, auf http://szeneputzen.de/veranstaltungen/koeln/konzerte/ findet ihr noch weitere Konzerte in Köln. Ich geh am 4.4. zu Angels & Airwaves in der LMH

 

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