Donnerstag, 23. Februar 2012

Anna Ternheim, Freiburg, 21.02.12


Konzert: Anna Ternheim
Ort: Jazzhaus Freiburg i. Breisgau

Datum: 21. 02. 2012

Zuschauer: voll aber wohl nicht ganz ausverkauft, etwa 400

Dauer: 95 min

Bericht von Gudrun Thäter


Eins vorneweg, ich finde Anna Ternheims Musik schon gut. Vor allem ihre Stimme kriegt mich, ich habe die Separation Road CD im Regal und die darf auch bleiben (ich bin eine radikale CD-Regal Ausräumerin). Mehr aber auch nicht.

Anders gesagt: Ohne die Berichte über die Konzerte in Köln und Frankfurt hier im Konzerttagebuch hätte ich mir den Weg nach Freiburg gespart.


Ja ich weiß, ich bin hier unter Konzertverrückten und fühle mich deshalb schon fast verpflichtet, dies zu begründen, aber diese Woche stehen noch zwei Konzerte an, ich habe einen anstrengenden Job und so richtig günstig war der Abend gestern dann auch nicht zu haben. Ich habe mich erst im Laufe des Nachmittags vom schönen Wetter verführt endgültig entschieden.


Die Frage nach dem Konzert war folglich: Haben sich die kurze Nacht und die Fahrt gelohnt?


Christoph weiß die Antwort schon - sie lautet JA, unbedingt!


Aber der Reihe nach. Ich war pünktlich 19:00 Uhr zum Einlaß da. Die Eintrittskarte sprach davon, dass kein Sitzplatz garantiert wird. Bisher kannte ich das Jazzhaus bestuhlt und ich dachte mir, frühes Kommen sichert einen Sitzplatz vorn, hinten können dann die Spätkommer dicht an dicht stehen, damit alle hineinkommen, die Anna Ternheim hören wollen. Das hatte ich mir so gedacht: es war aber überhaupt kein Sitzplatz da. Ein Indiz dafür, dass wohl viele Karten verkauft worden waren und wir uns alle ein bißchen drängeln sollten.


Ich war nicht die einzige, die sich darüber verwundert den Kopf kratzte. Das frühe Publikum war nämlich deutlich fortgeschrittenen Alters und die Aussicht darauf,
drei Stunden zu stehen, nicht so verlockend.

Auf der Bühne war das gemütliche Wohnzimmer aufgebaut, von dem ich hätte wissen können, wenn ich mir die ausführliche Fassung des Konzertberichtes aus Frankfurt angesehen hätte (die mir irgendwie durch die Lappen gegangen ist). Witzig besonders ein ausgestopfter Schäferhund. Humor müssen sie ja haben... Ich habe mich tapfer am Bühnenrand platziert und mir einen Sitzplatz für die Zeit bis zum Konzertbeginn improvisiert. Gegen 20:10 Uhr ging es recht pünktlich los.




Der Ablauf des Abends entsprach dem in Frankfurt geschilderten. Frau Ternheim betrat die dunkle Bühne, knipste eine Glühlampe an und bot uns zwei leise und traurige Lieder an einer charaktervollen alten Gitarre (inzwischen habe ich nachgelesen, was es mit der Gitarre auf sich hat). Es gab von Anfang an begeisterten Beifall - im Publikum waren viele Fans. Der Herr aus Nashville kam beim dritten Lied dazu und lauschte zunächst,
nahm später den Bass, die Gitarre oder die Mandoline zur Hand während Anna Ternheim an verschiedenen Gitarren und dem Klavier spielte. Wäre nicht immer mal ein Techniker mit der nächsten Gitarre "durchs Bild gelaufen", hätte man sich der Illusion hingeben können, dass wir wirklich einem Abend der beiden im Wohnzimmer beiwohnen. Die Choreographie des Abends gefiel mir deshalb sehr gut. Alles wirkte so natürlich. Auch die Stimmen ergänzten sich aufs schönste. Zwischendurch gab es Wortgeplänkel und Ansagen, die den Eindruck erweckten, dass es den beiden mit ihrem Publikum auch gut ging und es wurde viel gelacht.

Das besondere im Jazzhaus ist, dass der Raum deutlich breiter als tief ist. Es können also viele am
Bühnenrand stehen und die Entfernung zur Bühne ist nie mehr als 10m . Die beiden nutzten das ganz witzig, indem an insgesamt drei verschiedenen Orten auf der Bühne musiziert wurde und so jeder Teil des Publikums mal näher dran war. Für mich wurde es mit der Zeit künstlerisch immer spannender und Höhepunkte waren "Let it rain" und "Bow your head" als letzte Stücke vor den beiden Zugabenblöcken. Als Dankeschön bekamen wir am Ende des ersten Zugabeblock sogar eine Premiere geboten. Diese wurde von Dave Ferguson durch die aufmunternden Worte eingeleitet: heute wäre doch noch nix schief gegangen, man könnte also etwas Waghalsiges probieren.

Gegen 21:50 Uhr war dann auch der zweite Zugabenteil vorbei und auch das wildeste Klatschen lockte die beiden nicht mehr auf die Bühne.


Wie andere den gleichen Abend erlebt haben, kann man hier nachlesen:


http://www.badische-zeitung.de/wie-war-s-bei-anna-ternheim-im-jazzhaus


http://fudder.de/artikel/2012/02/22/anna-ternheim-im-jazzhaus-ein-abend-mit-der-stockholm-nashville-kooperation/

Fotos: By Oliver Peel, Paris, 22.02.2012, Café de la Danse



1 Kommentare :

Guido hat gesagt…

Ich war sogar schon um 18:30 Uhr dort, obwohl ich nicht auf ein bestuhltes Konzert gehofft hatte.
Ich fand es auch durchgängig ein sehr schönes Konzert, bei dem sich die Beiden auch auch zwischen den Songs ausgezeichnet zu verstehen schienen. Hätte ich beim Ticketkauf mehr Elan gezeigt, dann hätte ich sie mir gerne öfter als einmal angesehen. Damit war ich jetzt schon zeitgleich mit 3 Schreibern hier auf einem Konzert. Da muss ich dann wohl bald mal nach Wien.

 

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