Konzert: Wild Flag & Peggy Sue (und andere), Inrocks Indie Club
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 04.02.2012
Zuschauer: viele, etwa 400
Im Nordwesten der USA leben die krassen, die wilden Weibsbilder. Das absolute Kontrastprogramm zu Kalifornien und den intergralgebräunten blondierten Tussies mit den aufgeklebten Fingernägeln. In Olympia, Washington, oder in Portland, Oregan geben sich die Frauen natürlich, sind kaum geschminkt, oft tätowiert und haben teilweise Haare unter den Achseln (echt jetzt, kein Witz). Hier oben an der Grenze zu Kanada ist das Klima rauer als im sonnigen Los Angeles, es regnet oft, Kurt Cobain ist hier (in Aberdeen, einer grauen Küstenstadt) groß und depressiv geworden, die rebellische Riott grrrl Bewegung nahm hier ihren Ursprung und zahlreiche kultige Top-Label (K-Records, Kill Rockstars, Hush, Sub Pop) sind ortsansässig.
Die vier wilden Weibsbilder von White Flag veröffentlichen zwar auf Merge Records aus North Carolina, kommen aber aus dem Nordwesten der USA und können der Riot grrrl- Bewegung zugerechnet werden, obwohl man ja heute diesen Begriff nur noch als Referenz verwendet. Sie bilden eine sogenannte Supergroup, wenngleich mir persönlich nur Sleater-Kinney und somit Carrie Brownstein und Janet Weiss ein Begriff waren. Wer kennt schon Helium, die Band von Mary Timony? Wer The Minders, die Gruppe der Orglerin Rebecca Cole? Ich nicht.
Egal, nun kenne ich zumindest alle Gesichter und weiß auch wie die Mädels musikalisch so drauf sind. Gut nämlich! Zwar war das wohl kein Top Ten Konzert des Jahres und der Sound der präsentiert wurde, war auch alles ander als neu und innovativ, aber die vier Spätdreißigerinnen (erstaunlich, meine Frau ist so alt wie Carrie Brownstein sieht aber 10 Jahre jünger aus) gingen mit so viel Spielfreude und Enthousiasmus zur Sache, daß man überhaupt nicht meckern konnte. Man merkte ihnen an, daß sie sich gut untereinander verstehen, daß sie richtig Bock haben zu touren und die Titel ihres Albums zu spielen und daß sie dankbar für jede Unterstützung waren. Wieselflink und leichtfüßig huschten sie über die Bühne und feuerten die Titel ihres Debüts ab. Durch ihre Einsatzfeude kaschierten sie auch, daß sie keinen ordentlichen Soundcheck absolviert hatten und dadurch auch nicht perfekt eingestimmt waren. Aber die Songs waren mitunter sehr catchy, mit dem besonderen Reiz des Kontrastes zwischen süßlichen Stimmen und rotzigen Gitarren.
Sehr cool fand ich im ersten Drittel die sehr ramoneslastige Punknummer Winter Pair, die wahnsinnig rasant und herrlich agressiv rüberkam und ordentlich Staub aufwirbelte. Carrie und Mary lieferten sich hierbei fetzige und hochunterhaltsame Gitarrenduelle. Später dann gefiel auch Nothing mit einem 60ies poppigen Mittelteil.
Besondere Erwähnung muss die Orglerin Rebecca Cole finden, die mit ihrem Geklimper eine schöne Abwechslung in den schroffen Sound brachte und der Sache eine Seventies-Note verlieh. Stark auch die Drummerin Janet Weiss, die mich nicht nur mit ihren Trommelkünsten verblüffte, sondern auch meiner Mutter ziemlich ähnlich sah (Mama, seit wann spielst du in einer Girlgroup?).
Aber am energischsten und auffälligsten waren natürlich die beiden Frontladies. Mary Timony und Carrie Brownstein teilten sich den Gesangespart und den Mittelteil der Bühne und hatten alle Rockstargesten (die Signifikanteste? Das Gitarrehochreißen) drauf, brachten das aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern und somit sehr sympathisch rüber.
Fulminant der Schlußteil, in dem der durchaus radiotaugliche Hit Romance und zwei absolut gelungene Zugaben der Punklegenden Televison und Ramones (bzw. Bobby Freeman im Original) geschmettert wurden. Da wurde man noch einmal drauf gestoßen, aus welcher Zeit neben den 90ern Wild Flag ihre Hauptinspiration gezogen haben, klar aus der Hochzeit des Punk Ende der 1970 er Jahre! Hey ho, let's go!
Bericht Peggy Sue etwas später.
Setlist Wild Flag, La Flèche d'or, Paris
01: Black Tiles
02: Future Crimes
03: Electric Band
04: Winter Pair
05: Something Came Over Me
06: neu
07: Glass Tambourine
08: Boom
09: Nothing
10: Short Version
11: neu
12: Racehorse
13: Romance
14: See No Evil (Televison)
15: Do You Wanna Dance (Bobby Freeman/Ramones)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 04.02.2012
Zuschauer: viele, etwa 400
Im Nordwesten der USA leben die krassen, die wilden Weibsbilder. Das absolute Kontrastprogramm zu Kalifornien und den intergralgebräunten blondierten Tussies mit den aufgeklebten Fingernägeln. In Olympia, Washington, oder in Portland, Oregan geben sich die Frauen natürlich, sind kaum geschminkt, oft tätowiert und haben teilweise Haare unter den Achseln (echt jetzt, kein Witz). Hier oben an der Grenze zu Kanada ist das Klima rauer als im sonnigen Los Angeles, es regnet oft, Kurt Cobain ist hier (in Aberdeen, einer grauen Küstenstadt) groß und depressiv geworden, die rebellische Riott grrrl Bewegung nahm hier ihren Ursprung und zahlreiche kultige Top-Label (K-Records, Kill Rockstars, Hush, Sub Pop) sind ortsansässig.
Die vier wilden Weibsbilder von White Flag veröffentlichen zwar auf Merge Records aus North Carolina, kommen aber aus dem Nordwesten der USA und können der Riot grrrl- Bewegung zugerechnet werden, obwohl man ja heute diesen Begriff nur noch als Referenz verwendet. Sie bilden eine sogenannte Supergroup, wenngleich mir persönlich nur Sleater-Kinney und somit Carrie Brownstein und Janet Weiss ein Begriff waren. Wer kennt schon Helium, die Band von Mary Timony? Wer The Minders, die Gruppe der Orglerin Rebecca Cole? Ich nicht.
Egal, nun kenne ich zumindest alle Gesichter und weiß auch wie die Mädels musikalisch so drauf sind. Gut nämlich! Zwar war das wohl kein Top Ten Konzert des Jahres und der Sound der präsentiert wurde, war auch alles ander als neu und innovativ, aber die vier Spätdreißigerinnen (erstaunlich, meine Frau ist so alt wie Carrie Brownstein sieht aber 10 Jahre jünger aus) gingen mit so viel Spielfreude und Enthousiasmus zur Sache, daß man überhaupt nicht meckern konnte. Man merkte ihnen an, daß sie sich gut untereinander verstehen, daß sie richtig Bock haben zu touren und die Titel ihres Albums zu spielen und daß sie dankbar für jede Unterstützung waren. Wieselflink und leichtfüßig huschten sie über die Bühne und feuerten die Titel ihres Debüts ab. Durch ihre Einsatzfeude kaschierten sie auch, daß sie keinen ordentlichen Soundcheck absolviert hatten und dadurch auch nicht perfekt eingestimmt waren. Aber die Songs waren mitunter sehr catchy, mit dem besonderen Reiz des Kontrastes zwischen süßlichen Stimmen und rotzigen Gitarren.
Sehr cool fand ich im ersten Drittel die sehr ramoneslastige Punknummer Winter Pair, die wahnsinnig rasant und herrlich agressiv rüberkam und ordentlich Staub aufwirbelte. Carrie und Mary lieferten sich hierbei fetzige und hochunterhaltsame Gitarrenduelle. Später dann gefiel auch Nothing mit einem 60ies poppigen Mittelteil.
Besondere Erwähnung muss die Orglerin Rebecca Cole finden, die mit ihrem Geklimper eine schöne Abwechslung in den schroffen Sound brachte und der Sache eine Seventies-Note verlieh. Stark auch die Drummerin Janet Weiss, die mich nicht nur mit ihren Trommelkünsten verblüffte, sondern auch meiner Mutter ziemlich ähnlich sah (Mama, seit wann spielst du in einer Girlgroup?).
Aber am energischsten und auffälligsten waren natürlich die beiden Frontladies. Mary Timony und Carrie Brownstein teilten sich den Gesangespart und den Mittelteil der Bühne und hatten alle Rockstargesten (die Signifikanteste? Das Gitarrehochreißen) drauf, brachten das aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern und somit sehr sympathisch rüber.
Fulminant der Schlußteil, in dem der durchaus radiotaugliche Hit Romance und zwei absolut gelungene Zugaben der Punklegenden Televison und Ramones (bzw. Bobby Freeman im Original) geschmettert wurden. Da wurde man noch einmal drauf gestoßen, aus welcher Zeit neben den 90ern Wild Flag ihre Hauptinspiration gezogen haben, klar aus der Hochzeit des Punk Ende der 1970 er Jahre! Hey ho, let's go!
Bericht Peggy Sue etwas später.
Setlist Wild Flag, La Flèche d'or, Paris
01: Black Tiles
02: Future Crimes
03: Electric Band
04: Winter Pair
05: Something Came Over Me
06: neu
07: Glass Tambourine
08: Boom
09: Nothing
10: Short Version
11: neu
12: Racehorse
13: Romance
14: See No Evil (Televison)
15: Do You Wanna Dance (Bobby Freeman/Ramones)
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