Mittwoch, 22. Februar 2012

Trailer Trash Tracys, Paris, 21.02.12


Konzert: Trailer Trash Tracys
Ort: Le Point Ephémère, Paris
Datum: 21.02.2012

Zuschauer: ausverkauft, also mindestens 300


Nachdem mich meine neue Hausärztin kürzlich als massiv zu fett eingestuft hat, habe ich sofort das Heft des Handelns in die Hand genommen, einen Stepper gekauft und meine Ernährung konsequent umgestellt. Schluß jetzt mit Nutella und fetten Kebabs nach Konzerten! Ran an den Speck, rauf auf den Stepper!

Ich strampel also bis in die lichten Haarspitzen motiviert 40 Minuten lang auf der Foltermaschine auf unserer herrlichen Terrasse und fühle mich eigentlich ziemlich gut. Am Abend gegen 19 Uhr beutelt mich dann aber die Müdigkeit. Ich kann nicht anders, als auf dem Sofa etwas zu ruhen. Die Katze gesellt sich zu mir, legt sich auf meinen Bauch und wir pennen ein bißchen. Ein bißchen viel! Als ich aufwache, ist es fast 21 Uhr! Ich frage mich, ob es noch lohnt, zum Konzert aufzubrechen, gebe mir dann aber einen Ruck und renne los Richtung U-Bahn. Auf meinen Kopfhörern läuft Pulp, His 'n' Hers. Ein tolles Album, das ich irgndwie gar nicht oft genug gehört habe, hintenraus entdecke ich noch versteckte Perlen. Als ich über die Brücke des Canal Saint Martin laufe, ertönt gerade Happy Endings. Hoffentlich das Motto für den Rest des Abends?!


Ich erreiche den Club und treffe eine Bekannte, die zwar keine Karte hat, aber dennoch in das ausverkaufte Konzert reinkommt, weil sie hübsch und charmant ist und der gorillahafte Türsteher Mitleid mit ihr hat. Wir Männer haben es in solchen Situationen wesentlich schwerer...

Drinnen ist es eklig voll. Überall Menschen in dicken Winterjagen, die aneinander kleben und so noch mehr Wärme enstehen lassen. Wir kommen kaum durch, schaffen es gerade einmal drei Meter seitlich durchzurücken. Plötzlich vermisse ich meinen i-pod. Ich suche alle Taschen zehnmal durch, kann aber nichts finden. Er muss auf den Boden gefallen sein, oder jemand hat ihn mir aus der Tasche stibitzt. Wie auch immer, er taucht den ganzen Abend nicht mehr auf und ich bin entsprechend frustriert.


Dennoch versuche ich etwas von dem Konzert von Trailer Trash Tracys mitzubekommen. Auf eine Leinwand werden bunte abstrakte Bilder geworfen und vorne in der Mitte agiert eine männermordende Blondine mit einem feschen Kurzhaarschnitt. Eine richtige Diva! Suzanne Aztoria heißt sie und wird von drei Kerlen musikalisch begleitet.

Ester nennt sich das Debütalbum, das bei den Kritikern alsbald Vergleiche mit der (Alb)traumwelt von David Lynch, Dreampop- und Shoegaze Bands wie den Cocteau Twins, Beach House und My Bloody Valentine hervorrief und insgesamt sehr gut rezensiert wurde. Erfreulicherweise klingt das Ganze live aber nicht nur nach einem faden Aufguß, sondern gefällt durch Druck, massive Halleffekte, perlende Keyboards und die traumversunkene Stimme von Aztoria. Engelhard's Arizona heißt ein Song und an ein brütend heißes Wüstenklima wird man ob des düster schwülen Elektro- Sounds in der Tat erinnert. Wenn man jetzt noch halluzinogene Drogen einwerfen würde (wovon ich abrate), könnte man sich in andere Galaxien beamen.



Leider stehe ich aber immer noch so ungüstig -eingepfercht zwischen Leuten und vor mir ein Betonpfeiler-, daß das Ganze kein wirkliches Vergnügen ist. Erst ganz gegen Ende gelingt es mir, in die Nähe der Bühne vorzurücken und die Band bzw.
vielmehr die ganz klar im Mittelpunkt stehende Sängerin richtig zu erblicken. Sie trägt ein rotes langes Kleid, darüber ein marinefarbenes modisches Jeanshemd und merkwürdige globige gelbe Schuhe. Man glaubt sie fast in Hypnose, sie scheint halbwegs weggetreten zu sein. "Wegtreten" ist dann auch bald das Stichwort, denn die Band verlässt nun die Bühne.

Die erste Zugabe bestreitet Suzanne ganz alleine und trägt ein sehr verhaltenes Lied vor, das auch von Marlene Dietrich hätte stammen können. Dann kommt die gesamte Gruppe noch ein letztes Mal wieder und läßt das funkelnde Dies In 55 erklingen. Das Schlagzeug scheppert mechanisch, die Synthesizer orgeln die immer gleiche Sequenz und der Gesang hallt feierlich durch das Point Ephémère. Dieser Schluß hat etwas Bewegendes, die Sängerin scheint ziemlich gerührt und erleichtert zu sein, den Test Paris bestanden zu haben.


Ich bin jedenfalls neugierig geworden, kann mir aber noch kein stichhaltiges Urteil zu den Trailer Trach Tracys bilden. Vielleicht haben wir längerfristig Spaß an ihnen, vielleicht sind sie aber auch nur ein kurzlebiges Phänomen.

Setlist Trailer Trash Tracys, Point Ephémère, Paris

01: Moroder
02: You Wish You Were Red
03: Los Angered
04: Strangling Good Guys
05: Intro
06: Candy Girl
07: Black Circle
08: Engelhard's Arizona
09: Starlatine
10: Turkish Heights

11: I Love How You Love Me In The Flesh
12: Dies In 55



2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ist der ipod wieder aufgetaucht?

Oliver Peel hat gesagt…

Nein :(

 

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