Donnerstag, 2. Juni 2011

Explosions in the sky, Barcelona, 27.05.11

Konzerte: Explosions in the sky
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 27.05.2011
Zuschauer: zwei Drittel voll?
Dauer: 50 Minuten

Deerhunter vs. Explosions in the sky - das nenn ich Brutalität (frei nach Helmut Qualtinger)! Was tun, wenn zwei tolle Bands gegeneinander spielen, man beide noch nie gesehen hat? Eine gute Frage, die ich mir im Vorfeld des Festivals einige Tage lang gestellt hatte, am Ende entschied ich mich für das Post-Rock-Quartett aus Texas. Nicht, weil der Weg von Belle & Sebastian zu Deerhunter ungleich weiter gewesen wäre, sondern einfach weil ich schon gefühlte Ewigkeiten auf Explosions in the sky gewartet habe und vor allem weil ich endlich mal Your hand in mine live hören wollte.

Nachdem auch Kollege Christoph sich das nicht entgehen lassen wollte, war die steil ansteigende Stufentribüne vor der Ray Ban-Stage hochkarätig besetzt, der Zuschauerraum zwischen Tribüne und Bühne zu etwa zwei Drittel gefüllt. Ziemlich schade übrigens, dass dieses Jahr so wenig Interessantes auf der Ray Ban zu finden war, letztes Jahr war auf dieser schönen Bühne wesentlich mehr zu sehen gewesen.

Wenn mans genau nimmt waren Explosions in the sky sogar die einzige Band, die ich dort sah, und ausgezahlt hat sich das auf jeden Fall, wenn auch mehr drinnen gewesen wäre. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, denn nach etwa 50 Minuten war Schluss (der Sänger sagte irgendwas auf Spanisch, vermutlich, dass man früher aufhöre, damit alle die Chance auf
Pulp hätten).

Bis dahin aber entsprach das Konzert meinen Erwartungen, träumerische Ambientmelodien und krachend-noisiger Post-Rock trafen hier aufeinander, alles mit unglaublicher Präzision vorgetragen und bei einem für Festivalverhältnisse Spitzensound (vermutlich sind Instrumental-Bands aber eh dankbare Aufgaben für Tontechniker?).

Den Anfang machte ein Klassiker,
The only moment we were alone und irgendwie hatte dieses Konzert wirklich etwas Heimeliges, Wärmendes. Zugegeben verfalle ich Ambient-Musik und schwelgerischem Instrumental-Sound sehr leicht, dieses bewusste Raumlassen für die eigenen Gedanken kommt mir einfach sehr entgegen. Dennoch bzw. gerade deshalb war das überdurchschnittlich stark, was die Texaner da in den lauen Barcelonaer Himmel schickten.

Ein neuer Song folgte, abwechselnd wurden jetzt Neuheiten und Klassiker gespielt. Dass man dabei wenig Unterschied im qualitativen Format ausmachen kann, zeichnet Explosions in the sky nun mal aus, wenn auch
Catastrophe and the cure ganz zweifellos das Highlight darstellte.

Hier wurde es auch richtig laut, ganz wie Oliver fordert: "Die Ohren müssen schmerzen wie von einem geistesgestörten Blauwal vergewaltigt!" Allerdings brauche ich Lärm nicht über die gesamte Länge, gerade das entscheidende Spiel zwischen Laut und Leise ginge dabei verloren. Wäre aber immer noch besser als das eierlose Geflüster, das die Soundmenschen am Tag darauf Mogwai angedeihen ließen. Bitte, gehts noch? Analog zu Oliver: Wer nach Mogwai nicht mit dem Tinnitus seines Lebens heimgeht, war wohl am Klo. Oder am Primavera! Aber Genaueres dazu folgt an anderer Stelle.

Mit
Let me back in, dem Schlusssong des neuen Albums, endete auch das Set am Mittelmeer, ein phasenweise wirklich sehr starkes Konzert mit tollen und auch das Publikum verzaubernden Momenten (auch wenn auf den Stufen einige ihr wohlverdientes Mitternachtsschläfchen hielten), aber leider zu kurz (Deerhunter haben parallel dazu eineinhalb Stunden gespielt!) und ohne Your hand in mine. Großer, großer Kritikpunkt! Aber auch ein Grund mehr, sich beim nächsten Mal wieder für den Krach im Himmel zu entscheiden. Leider in nächster Zeit nur mehr in the US of A zu sehen, dafür mit den großartigen Antlers...

Setlist Explosion in the sky, Primavera Sound Festival, Barcelona:

01: The only moment we were alone
02: Last known surroundings
03: Catastrophe and the cure
04: Postcard from 1952
05: The Birth and the day
06: Let me back in

Aus unserem Archiv:
Explosions in the sky, Paris, 20.05.11

Die Bilder stammen von Tiago Macedo. ¡Muchas gracias!

2 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Haha, das ist lustig, hier noch einmal seine aus der Hüfte geschossenen Sprüche zitiert zu bekommen!

Ich hatte da kürzlich drüber nachgedacht und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es besser heißen müßte: "... von einem triebgestörten Blauwal..."

Triebgestört passt besser als geistesgestört, oder? Nun ja, egal...

Julius hat gesagt…

Ja, das passt besser. Schmerzhaft ist vermutlich beides :)

 

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