Sound of Bronkow Festival - dritter Tag
Ort: Dresden (Societätstheater)
Datum: 2. 9. 2012 12:00 - 18:30 Uhr und 20:00-23:00 Uhr
Zuschauer: 50-300
Der dritte Tag des Festivals hatte zwei Teile: einen Singer Songwriter brunch im Garten und ein abendliches Konzert in der Dreikönigskirche.
Ab 12 Uhr spielte Desiree Klaeukens mit ihrem Gitarristen Florian Glässing locker und sympatisch und länger als geplant, da House of Wolves wegen Zugverspätung erst einen späteren Slot wahrnehmen konnte. Es war gerade richtig, um ruhig in den Tag zu kommen.
The Coloradas sprang dann noch spontan für ein kurzes Set ein und weckte uns doch etwas nachdrücklicher auf, bevor etwa 13:30 Uhr House of Wolves (das ist Rey Villalobos) sein ätherisches Set beginnen konnte. Das Programmheft versprach hier: "Villalobos´ Stimme klingt, als würde eine männliche Elfe (jaja, solche Vergleiche darf man nich machen, wissen wir) tröstende Lieder singen und erinnert in manchen Momenten angenehm an Nick Drake oder Sufjan Stevens. Dazu betörende, entrückte Songs, die in ihren Videos völlig zu recht in Ozeane von Licht gebadet werden." Und dieses Versprechen erfüllte sich aufs schönste.
Richtig gespannt war ich auf das Projekt Redwood Red von Emma Gatrill und Cathy Cardin. Angekündigt hatten es die beiden Damen von Sons of Noel and Adrian als ihr Projekt mit Harfe und Gitarre. Es waren dann aber sogar 4 Leute auf der Bühne, weil es noch Unterstützung an Bass und Schlagzeug dazu gab. Gute Unterhaltung bot sich schon während des Soundchecks. Ich weiß nicht, wie viele Fotos ich von Emma gemacht habe, wo sie lacht und Witzchen macht. Es war dann aber auch musikalisch eine sehr gelungene knappe Stunde zusammen. Die künstlerischen Handschriften der beiden Damen waren deutlich zu unterscheiden, ergänzten sich hier aber sehr schön. Im Vergleich zur großen Band ging es hier ruhiger und nachdenklicher zu, auch rhythmisch nicht ganz so vielschichtig, aber es war schon eher artifizieller Folk. Die Harfe ist natürlich ein sehr schönes Instrument und gibt der Musik eine ganz eigene Note. Es kamen aber auch die Klarinette zum Zug und es gab eine Stepdance-Einlage von Emma. Als Gartenmusik zum Nachmittag ein besonderes Schmankerl.
Als letzter regulärer Tagesordnungpunkt im Garten durften Fenster den Schlusspunkt setzen. Auch sie füllten die Bühne mit vier Musikern bis an die Grenzen. Sie haben einen sehr eigenen Stil zum Teil sehr energetisch und wechselnden im Set öfter die Instrumente. Häufig wurden elektronische Sounds als Fluchtpunkte der Musik eingesetzt neben Glockenspiel und Schlagwerk. Offensichtlich waren hier im Publikum viele Fans dabei und man sah ganze Pulks von glücklichen Gesichtern.
Das abendliche Konzert in der Dreikönigskirche war ein Novum und sozusagen ein Experiment. Es liegt eigentlich nahe, diesen Ort zu bespielen, weil ohnehin der Kirchturm der Dreikönigskirche auf keinem Fotoset des Sound of Bronkow Festivals fehlt. Er schaut so schön tröstlich in den Garten und zeigt die aktuelle Uhrzeit an. Naheliegend ist es auch aus dem Grund, dass die Dreikönigskirche ein Zwitterwesen ist zwischen Kirche und Veranstaltungsort (als Haus der Kirche). Die sakrale Atmosphäre einer Kirche ist nur mehr andeutend vorhanden. Da die Kirche in ihrer jetzigen Form (nach der Zerstörung im Jahr 1945) erst in den 1980er Jahren wieder wieder aufgebaut wurde, war man so klug, das Haus für verschiedene Nutzungen auszulegen, weil die evangelische Gemeinde der Dresdner Neustadt gar nicht so groß ist, dass sie das Gotteshaus sonst füllen kann. Ein gewisses Risiko bestand trotzdem durch die ungewohnte Akustik des Hallenbaus und die Art, wie das Publikum auf Distanz gehalten wird durch die Sitzordnung.
Ich denke aber, das Experiment verlief zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten. Die drei Künstler Thos Henley, Tiny Ruins und Niels Frevert schafften es jeweils locker nur mit ihrer Gitarre bewaffnet den Raum einzunehmen und das Publikum für sich zu gewinnen. In einem ersten Teil waren sie ab 20 Uhr jeweils etwa 25 min Solo auf der Bühne. Nach einer 20 min Pause saßen dann alle Künstler vorn und wechselten das Podium untereinander.
Es war sehr sympatisch, wie Thos Henley zum überbrücken der Pausen beim Stimmen seine neu gelernten deutschen Sätze zum besten gab. Er ist seit einiger Zeit in Dresden und wird wohl auch wieder mit Oh, Othello unterwegs sein von Dresden aus. Er strahlte zunächst eine gewisse Nervosität aus, die er mit der langen Konzertpause begründete. Aber musikalisch gab es für diese Nervosität keinen Grund.
Tiny Ruins wurde hier schon sehr oft live begleitet. Sie hat die Gabe gleichzeitig zerbrechlich und kraftvoll zu singen. Ich glaube, in der Kirche kannten sie vorher nur sehr wenige. Es ist aber sicher keiner nach Hause gegangen, der nicht von dem Konzert aufs tiefste berührt und begeistert gewesen wäre. Nach dem Konzert hatten wir noch Gelegenheit uns ein wenig zu unterhalten. Sie wurde auf ihre Gitarre angesprochen, die in der Tat ein japanisches Fabrikat aus den 1970er Jahren ist. Mehreren Leuten war es ein Anliegen, sich persönlich für das Konzert zu bedanken und natürlich wurden auch CDs verkauft und signiert.
Niels Frevert hat ganz bestimmt schon viele verschiedene Konzertorte bespielt und trat doch auch etwas vorsichtig tastend auf, wie er mit der Atmosphäre des Raumes umgeht. Er hatte einen Barhocker dabei, dann wollte er doch lieber stehen. Aber ich denke, es hat ihm mit den Dresdnern doch auch Spaß gemacht.
Ein unbedingtes Highlight dieses ohnehin wunderbaren Konzertabends waren die Zugaben. Tiny Ruins akustisch aus dem Gang zwischen den Stühlen und Oh Othello vereint mit einem Lied "whiskey and fireworks", das sie im vergangenen Jahr zum Sound of Bronkow geschrieben hatten. Die Spielfreude der beiden zusammen zu sehen, war für mich ein ganz besonderes Geschenk. Sie befeuern sich gegenseitig und die Blitze gehen hin und her. Natürlich ist Thos Henley auch solo ein toller Künstler, aber mit Oh, Othello gewinnt Musik und Darbietung eine ganz andere Dimension.
So ging das Sound of Bronkow in der Ausgabe von 2012 zu Ende. Es hat mir viele Facetten gezeigt und wunderschöne Stunden geschenkt. Zeit mit musikalischen Freunden, Gelegenheit, neue Musik für mich zu entdecken und Zeit in einer so freundlichen Atmosphäre, dass ich 2013 sehr sehr gern wieder Anfang September nach Dresden fahren möchte und mich dann sicher wieder ganz als Gast von Kumpels and Friends bestens aufgehoben fühlen werde.
Zuschauer: 50-300
Der dritte Tag des Festivals hatte zwei Teile: einen Singer Songwriter brunch im Garten und ein abendliches Konzert in der Dreikönigskirche.
Ab 12 Uhr spielte Desiree Klaeukens mit ihrem Gitarristen Florian Glässing locker und sympatisch und länger als geplant, da House of Wolves wegen Zugverspätung erst einen späteren Slot wahrnehmen konnte. Es war gerade richtig, um ruhig in den Tag zu kommen.
The Coloradas sprang dann noch spontan für ein kurzes Set ein und weckte uns doch etwas nachdrücklicher auf, bevor etwa 13:30 Uhr House of Wolves (das ist Rey Villalobos) sein ätherisches Set beginnen konnte. Das Programmheft versprach hier: "Villalobos´ Stimme klingt, als würde eine männliche Elfe (jaja, solche Vergleiche darf man nich machen, wissen wir) tröstende Lieder singen und erinnert in manchen Momenten angenehm an Nick Drake oder Sufjan Stevens. Dazu betörende, entrückte Songs, die in ihren Videos völlig zu recht in Ozeane von Licht gebadet werden." Und dieses Versprechen erfüllte sich aufs schönste.
Richtig gespannt war ich auf das Projekt Redwood Red von Emma Gatrill und Cathy Cardin. Angekündigt hatten es die beiden Damen von Sons of Noel and Adrian als ihr Projekt mit Harfe und Gitarre. Es waren dann aber sogar 4 Leute auf der Bühne, weil es noch Unterstützung an Bass und Schlagzeug dazu gab. Gute Unterhaltung bot sich schon während des Soundchecks. Ich weiß nicht, wie viele Fotos ich von Emma gemacht habe, wo sie lacht und Witzchen macht. Es war dann aber auch musikalisch eine sehr gelungene knappe Stunde zusammen. Die künstlerischen Handschriften der beiden Damen waren deutlich zu unterscheiden, ergänzten sich hier aber sehr schön. Im Vergleich zur großen Band ging es hier ruhiger und nachdenklicher zu, auch rhythmisch nicht ganz so vielschichtig, aber es war schon eher artifizieller Folk. Die Harfe ist natürlich ein sehr schönes Instrument und gibt der Musik eine ganz eigene Note. Es kamen aber auch die Klarinette zum Zug und es gab eine Stepdance-Einlage von Emma. Als Gartenmusik zum Nachmittag ein besonderes Schmankerl.
Sons of Noel and Adrian lauschen Fenster |
Das abendliche Konzert in der Dreikönigskirche war ein Novum und sozusagen ein Experiment. Es liegt eigentlich nahe, diesen Ort zu bespielen, weil ohnehin der Kirchturm der Dreikönigskirche auf keinem Fotoset des Sound of Bronkow Festivals fehlt. Er schaut so schön tröstlich in den Garten und zeigt die aktuelle Uhrzeit an. Naheliegend ist es auch aus dem Grund, dass die Dreikönigskirche ein Zwitterwesen ist zwischen Kirche und Veranstaltungsort (als Haus der Kirche). Die sakrale Atmosphäre einer Kirche ist nur mehr andeutend vorhanden. Da die Kirche in ihrer jetzigen Form (nach der Zerstörung im Jahr 1945) erst in den 1980er Jahren wieder wieder aufgebaut wurde, war man so klug, das Haus für verschiedene Nutzungen auszulegen, weil die evangelische Gemeinde der Dresdner Neustadt gar nicht so groß ist, dass sie das Gotteshaus sonst füllen kann. Ein gewisses Risiko bestand trotzdem durch die ungewohnte Akustik des Hallenbaus und die Art, wie das Publikum auf Distanz gehalten wird durch die Sitzordnung.
Ich denke aber, das Experiment verlief zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten. Die drei Künstler Thos Henley, Tiny Ruins und Niels Frevert schafften es jeweils locker nur mit ihrer Gitarre bewaffnet den Raum einzunehmen und das Publikum für sich zu gewinnen. In einem ersten Teil waren sie ab 20 Uhr jeweils etwa 25 min Solo auf der Bühne. Nach einer 20 min Pause saßen dann alle Künstler vorn und wechselten das Podium untereinander.
Es war sehr sympatisch, wie Thos Henley zum überbrücken der Pausen beim Stimmen seine neu gelernten deutschen Sätze zum besten gab. Er ist seit einiger Zeit in Dresden und wird wohl auch wieder mit Oh, Othello unterwegs sein von Dresden aus. Er strahlte zunächst eine gewisse Nervosität aus, die er mit der langen Konzertpause begründete. Aber musikalisch gab es für diese Nervosität keinen Grund.
Tiny Ruins wurde hier schon sehr oft live begleitet. Sie hat die Gabe gleichzeitig zerbrechlich und kraftvoll zu singen. Ich glaube, in der Kirche kannten sie vorher nur sehr wenige. Es ist aber sicher keiner nach Hause gegangen, der nicht von dem Konzert aufs tiefste berührt und begeistert gewesen wäre. Nach dem Konzert hatten wir noch Gelegenheit uns ein wenig zu unterhalten. Sie wurde auf ihre Gitarre angesprochen, die in der Tat ein japanisches Fabrikat aus den 1970er Jahren ist. Mehreren Leuten war es ein Anliegen, sich persönlich für das Konzert zu bedanken und natürlich wurden auch CDs verkauft und signiert.
Niels Frevert hat ganz bestimmt schon viele verschiedene Konzertorte bespielt und trat doch auch etwas vorsichtig tastend auf, wie er mit der Atmosphäre des Raumes umgeht. Er hatte einen Barhocker dabei, dann wollte er doch lieber stehen. Aber ich denke, es hat ihm mit den Dresdnern doch auch Spaß gemacht.
Ein unbedingtes Highlight dieses ohnehin wunderbaren Konzertabends waren die Zugaben. Tiny Ruins akustisch aus dem Gang zwischen den Stühlen und Oh Othello vereint mit einem Lied "whiskey and fireworks", das sie im vergangenen Jahr zum Sound of Bronkow geschrieben hatten. Die Spielfreude der beiden zusammen zu sehen, war für mich ein ganz besonderes Geschenk. Sie befeuern sich gegenseitig und die Blitze gehen hin und her. Natürlich ist Thos Henley auch solo ein toller Künstler, aber mit Oh, Othello gewinnt Musik und Darbietung eine ganz andere Dimension.
So ging das Sound of Bronkow in der Ausgabe von 2012 zu Ende. Es hat mir viele Facetten gezeigt und wunderschöne Stunden geschenkt. Zeit mit musikalischen Freunden, Gelegenheit, neue Musik für mich zu entdecken und Zeit in einer so freundlichen Atmosphäre, dass ich 2013 sehr sehr gern wieder Anfang September nach Dresden fahren möchte und mich dann sicher wieder ganz als Gast von Kumpels and Friends bestens aufgehoben fühlen werde.
2 Kommentare :
danke für die berichte, gudrun. da musste ich doch ein ums andere mal schlucken. wäre sehr gern dabei gewesen (stand in der zeit zum beispiel vor und in einer völlig derrangierten villa im kleinen örtchen beverungen, die so gar nichts von dem zauber versprühte, den sie eben zu pfingsten zu versprühen in der lage ist)...
Es war mir ein Herzensanliegen - schön, dass es ankommt!
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