Konzert: Dum Dum Girls
Ort: Zoom, Frankfurt
Datum: 07.09.2012
Zuschauer: knapp 100
Dauer: gut 55 min
Es ist eine Weile her, daß ich die Dum Dum Girls live gesehen habe. 2010 spielte die äußerst stylishe kalifornische Band beim Primavera Festival in Barcelona und beeindruckte mich da auch musikalisch. Danach habe ich zwar immer wieder von Konzerten der Frauen gehört, dabei fielen aber meist wenig charmante Beschreibungen. "Schlafmützig" war dabei eine der netteren Formulierungen.
Trotzdem hatte ich spontan mehr Lust auf den 60s Pop der Dum Dum Girls als auf die ursprünglich eingeplanten Unwinding Hours in Köln.
"21 Uhr gehen die Dum Dum Girls auf die Bühne", war die Ansage. Wegen der sichergeglaubten Staus auf der A3, die blöderweise ausblieben, war ich zwanzig Minuten zu früh. Außer mir waren zehn andere da, es füllte sich auch im Anschluß sehr langsam. Hätte das Konzert wie geplant angefangen, hätten die Dum Dum Girls vor höchstens 20 Zuschauern gespielt (ihre Ex-Drummerin Frankie Rose hatte in Köln ein deutlich größeres Publikum). Man verschob also alles nach hinten und hoffte offenbar, daß nur Coolness und nicht das packende WM-Qualifikationsspiel gegen Färör** (übrigens nicht "Färör Inseln", "Ör" heißt schon Insel, als kleine Besserwisserei) die Frankfurter hinderte, rechtzeitig da zu sein.
Als die vier Musikerinnen schließlich auftraten, hatten sie Rosen in der Hand, die zunächst an den Mikroständern befestigt wurden. Von neuen Mitgliedern der Band hatte ich gehört, wusste aber nicht mehr, wer ausgetauscht wurde. Auch Sängerin Dee Dee erkannte ich nur auf den zweiten Blick, da sie jetzt strohblondes Haar trägt (sie ist von Kalifornien nach New York umgezogen). Die Bassistin. lernte ich später, ist neu dabei, während des Konzerts hätte ich das aber nicht sagen können. Bekannt kamen mir alleine die Netz-Strümpfe vor, allerdings hat das intensive Touren Spuren hinterlassen, sie waren sehr löchrig (oder, damit das auch die Jüngeren verstehen, vintage). Auch Neu-Bassistin Malia scheint die Leggins ihrer Vorgängerin Bambi aufzutragen (den Satz darf man auch nicht aus dem Zusammenhang reißen).
Neu war auch das erste Lied. Mine tonight erscheint auf der End of daze EP Ende des Monats. Das Stück ist sehr getragen, aber nicht ohne Reiz und war ein guter Auftakt. Diese Ruhige vieler ihrer Lieder wirkt auf der Bühne schon wie Lethargie, das kann ich an der Dum Dum Girls Kritik nachvollziehen. Die punkigen Momente, die "Frauenband aus LA" und die Outfits nahelegen, sind selten. Wenn dann Musikerinnen wie Ex-Bassitin Bambi den immer gleichen Gesichtsausdruck haben, verstärkt das den Eindruck.
Mir ging das nicht so, das Konzert war keinen Augenblick langweilig, auch wenn die drei vorne aufgereihten Musikerinnen keine Trapeznummern hinlegten. Ihnen schien der Auftritt auch trotz des überschaubaren Publikums Spaß zu machen. Gitarristin Jules grinste (nein, lächelte) vor sich hin und Sängerin Dee Dee verkaufte hinterher sehr gut gelaunt Merch. Jules' an die Editors oder oft Interpol erinnernde Gitarren beeindruckten mich das ganze Konzert über sehr.
Einige Stücke kannte ich nicht. Das waren neben Mine tonight auch Season in hell und I got nothing von der kommenden EP, aber auch das seit einiger Zeit gespielte Lavender haze. Von denen hat es mir vor allem I got nothing besonders angetan! Das Lied ist ein großer Knüller und alleine schon der Grund, die Platte zu kaufen. I got nothing war neben Always looking und dem ein wenig schief gesungenen Jail la la (erste Zugabe) das beste Stück des Abends!
So richtig ging mir aber das Herz auf, als Dee Dee das letzte Lied begann. Sight of you von den wundervollen Pale Saints (einer der Bands, die mich neben Galaxie 500 oder Lush durch die musikalisch oft schrecklichen 90er Jahre gerettet haben)! Ich wusste nicht, daß die Dum Dum Girls das covern und war überrascht und sehr angetan.
Der Abend hat Spaß gemacht und war sicher nicht mein letztes Dum Dum Girls Konzert. Vielleicht bin ich da aber auch nur Opfer der subtilen psychologischen Tricks der Band, ich guckte nämlich (wenn nicht auf die Bandmitglieder) auf eine Stagekiste mit der Aufschrift "lust, lust, lust, lust".
Setlist Dum Dum Girls, Zoom, Frankfurt:
01: Mine tonight (neu)
02: He gets me high
03: Catholicked (Patti Smith Cover)
04: I will be
05: Bhang bhang
06: Bedroom eyes
07: Hold your hand
08: Season in hell (neu)
09: Rest of our lives
10: Teardrops on my pillow
11: I got nothing (neu)*
12: Always looking
13: Lavender haze
14: Sight of you (Pale Saints Cover)
15: Jail la la (Z)
16: Coming down (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Dum Dum Girls, Paris, 27.03.12
- Dum Dum Girls, Paris, 23.07.10
- Dum Dum Girls, Barcelona, 28.05.10
- Dum Dum Girls, Paris, 20.05.10
* vermutlich! Zumindest kam die Zeile mehrfach vor, und ich kannte das Lied nicht.
** wie kann man Podolski nicht von Beginn an aufstellen?
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