Konzert: Grandaddy
Ort: Festival Rock en Seine, Domaine National de Siant Cloud bei Paris
Datum: 26.08.12
Zuschauer: Tausende
Konzertdauer:ungefähr 1 Stunde
Jedes Festival bietet zahlreiche Bands auf, aber es kann nur eine die Krone des besten Auftritt des Festivals gewinnen. Bei Rock en Seine 2012 fiel mir die Wahl ziemlich leicht. Zwar hatten Get Well Soon und Bloc Party ganz vorzügliche Konzerte geboten, aber niemand kam an den herrlichen Lofi-Charme und die unwiderstehliche Melancholie der US-Indierocker Grandaddy ran.
Dabei war es alles andere als eine ausgemachte Sache, daß das mit hohen Erwartungen erfüllte Comeback auch so gut werden würde, wie es dann schließlich wurde. Im letzten Jahr hatte man schließlich auch gehofft, mit den alten englischen Pubrockern The La's ein Highlight geliefert zu bekommen und erlebte dann schließlich ein fades, todlangweiliges, ja peinliches Set.
Bei Grandaddy war aber irgendwie schon nach den ersten Takten klar, daß nichts anbrennen konnte. Nach einem spacigen Intro ertönten ziemlich bald die typischen analogen Synthieklänge und es dauerte auch nicht mehr lange, bevor Jason Lytle seinen fantastischen Falsettgesang erklingen ließ. Keine Frage, die Band aus Kalifornien war zurück und wie! Alles klang stimmig, harmonisch und euphorisierend. Endlich bekam ich meine Chance, die Gruppe, die mir mit The Software Slump und Sumday zwei der tollsten Alben der letzten 15 Jahre geschenkt hatte, auf einer Bühne zu sehen. Sie kamen live noch besser rüber als aus der Konserve, da die Gitarren noch knarziger und direkter, die Synthielinien noch perlender und eingängiger und die Stimme von Jason noch schöner und trostspendender klang. Nach einem soliden Start wurde es bei Song vier mit Crystal Lake dann so richtig mitreißend. Der Track hatte nichts von seiner Sogwirkung verloren und fegte mit Vollgas mitsamt seiner hinreißenden Melodie über die Domaine National de Saint Cloud hinweg. Zwar beschwerten sich hinterher ein paar Besucher über die übertriebene Lautstärke und die zu hohe Saturierung, aber ich persönlich hatte nichts gegen die stärker ausgeprägte noisige Note einzuwenden. So hatte man fast das Gefühl, auch noch einen Hauch von Pavement gratis mitgeliefert zu bekommen. "I've lost my way again" sang Lytle mit zerbrechlicher Stimme und erinnerte mich an viele meiner schwermütigen Lieblingssänger. An Elliott Smith, mit dem er damals getourt hatte, an Sufjan Stevens, aber auch an Wayne Coyne von den Flaming Lips, die sicherlich auch für den Sound von Grandaddy Pate stehen. Wenn Lytle allerdings weniger das Falsett bemühte, dann dachte ich auch an Michael Stipe von REM. Glänzende Referenzen also, die ein Teil eines Puzzles sind, zu dem Lytle selbst ELO und die Beatles als Hauptteile hinzufügt. Aber das tollste ist, daß es eben keine Band auf der Welt gibt, die wie Grandday klingt. Keine andere Gruppe vermochte in den letzten Jahren die klaffende Lücke zu schließen, die der Split 2006 in die amerikanische Indie-Musiklandschaft gerissen hatte. Niemand vermochte so herrlich zwischen erdigen und luftig-leichten Tönen zu variieren, gleichzeitig organisch und synthetisch zu klingen. Zwar hatte Litle ein schönes Solalabum veröffentlicht, aber wir Fans wollten eben noch einmal die ganzen Klassiker hören und wurden großzügig bedient. Das bereits erwähnte Crystal Lake, der mit großem Applaus aufgenommene Überhit A.M. 180 (bei dem der Drummer ganz lässig eine Zigarette rauchte), Hewlett's Daughter dessen liebliche Melodie immer wieder von krachenden Gitarren gekontert wurde und das unfassbar rockige Summer Here Kids ("I'm not having a good time"), all diese super Nummern bekamen wir noch einmal um die Ohren gehauen.
Aber nichts, absolut gar nichts kam an die emotionale Wucht der bitter-süßen Ballade He's Simple, He's Dumb, He's The Pilot heran. Da stellten sich bei mir wirklich fast alle Nackenhaare auf, stand ich mit feuchten Häden und trockener Kehle da zwischen Tausenden von Leuten und guckte gebannt auf die Leinwand, auf der man die Silhouette von New York und eine Stadt in Schutt und Asche sehen konnte. Der 11. September war damit nicht explizit gemeint, da man keine Flugzeuge ausmachen konnte, aber allein die Anspielung reichte, um bittere Erinnerungen wieder hochkommen zu lassen.
Währenddessen sah man nun auch auf der Leinwand Jason Lytle in rötlichen Farben und er wimmerte "Are you givin' in 2000 man?" Das waren magische, sehr bewegende Momente und wenn eine Songzeile auf den heutigen Tag und die Rückkehr von Grandaddy wie die Faust aufs Auge passte, dann war es diese: "I heard all your controls were jammed, well it's just nice to have you back again."
In der Tat, toll diese alten Indie-Helden zurück zu haben! Ein neues Album ist zumindest vage geplant, was auch auf weitere Konzerte hoffen lässt. Andererseits wird es auch in diesem Jahr noch ein neues Soloalbum von Jason Lytle geben. Man weiß also nicht ganz genau, was mit Grandaddy in der Zunkuft passieren wird. Es bleibt spannend!
Setlist Grandaddy Rock en Seine 2012:
01: El Caminos In The West
02: Now It's On
03: "Yeah" Is What We Had
04: The Crystal Lake
05: Jed's Other Poem (Beautiful Ground)
06: A.M. 180
07: The Go In The Go-For-It
08: My Small Love
09: Levitz
10: Charstengrafs
11: Stray Dog And The Chocolate Shake
02: Hewlett's Daughter
13: Summer Here Kids
14: He's Simple, He's Dumb, He's The Pilot
Datum: 26.08.12
Zuschauer: Tausende
Konzertdauer:ungefähr 1 Stunde
Jedes Festival bietet zahlreiche Bands auf, aber es kann nur eine die Krone des besten Auftritt des Festivals gewinnen. Bei Rock en Seine 2012 fiel mir die Wahl ziemlich leicht. Zwar hatten Get Well Soon und Bloc Party ganz vorzügliche Konzerte geboten, aber niemand kam an den herrlichen Lofi-Charme und die unwiderstehliche Melancholie der US-Indierocker Grandaddy ran.
Dabei war es alles andere als eine ausgemachte Sache, daß das mit hohen Erwartungen erfüllte Comeback auch so gut werden würde, wie es dann schließlich wurde. Im letzten Jahr hatte man schließlich auch gehofft, mit den alten englischen Pubrockern The La's ein Highlight geliefert zu bekommen und erlebte dann schließlich ein fades, todlangweiliges, ja peinliches Set.
Bei Grandaddy war aber irgendwie schon nach den ersten Takten klar, daß nichts anbrennen konnte. Nach einem spacigen Intro ertönten ziemlich bald die typischen analogen Synthieklänge und es dauerte auch nicht mehr lange, bevor Jason Lytle seinen fantastischen Falsettgesang erklingen ließ. Keine Frage, die Band aus Kalifornien war zurück und wie! Alles klang stimmig, harmonisch und euphorisierend. Endlich bekam ich meine Chance, die Gruppe, die mir mit The Software Slump und Sumday zwei der tollsten Alben der letzten 15 Jahre geschenkt hatte, auf einer Bühne zu sehen. Sie kamen live noch besser rüber als aus der Konserve, da die Gitarren noch knarziger und direkter, die Synthielinien noch perlender und eingängiger und die Stimme von Jason noch schöner und trostspendender klang. Nach einem soliden Start wurde es bei Song vier mit Crystal Lake dann so richtig mitreißend. Der Track hatte nichts von seiner Sogwirkung verloren und fegte mit Vollgas mitsamt seiner hinreißenden Melodie über die Domaine National de Saint Cloud hinweg. Zwar beschwerten sich hinterher ein paar Besucher über die übertriebene Lautstärke und die zu hohe Saturierung, aber ich persönlich hatte nichts gegen die stärker ausgeprägte noisige Note einzuwenden. So hatte man fast das Gefühl, auch noch einen Hauch von Pavement gratis mitgeliefert zu bekommen. "I've lost my way again" sang Lytle mit zerbrechlicher Stimme und erinnerte mich an viele meiner schwermütigen Lieblingssänger. An Elliott Smith, mit dem er damals getourt hatte, an Sufjan Stevens, aber auch an Wayne Coyne von den Flaming Lips, die sicherlich auch für den Sound von Grandaddy Pate stehen. Wenn Lytle allerdings weniger das Falsett bemühte, dann dachte ich auch an Michael Stipe von REM. Glänzende Referenzen also, die ein Teil eines Puzzles sind, zu dem Lytle selbst ELO und die Beatles als Hauptteile hinzufügt. Aber das tollste ist, daß es eben keine Band auf der Welt gibt, die wie Grandday klingt. Keine andere Gruppe vermochte in den letzten Jahren die klaffende Lücke zu schließen, die der Split 2006 in die amerikanische Indie-Musiklandschaft gerissen hatte. Niemand vermochte so herrlich zwischen erdigen und luftig-leichten Tönen zu variieren, gleichzeitig organisch und synthetisch zu klingen. Zwar hatte Litle ein schönes Solalabum veröffentlicht, aber wir Fans wollten eben noch einmal die ganzen Klassiker hören und wurden großzügig bedient. Das bereits erwähnte Crystal Lake, der mit großem Applaus aufgenommene Überhit A.M. 180 (bei dem der Drummer ganz lässig eine Zigarette rauchte), Hewlett's Daughter dessen liebliche Melodie immer wieder von krachenden Gitarren gekontert wurde und das unfassbar rockige Summer Here Kids ("I'm not having a good time"), all diese super Nummern bekamen wir noch einmal um die Ohren gehauen.
Aber nichts, absolut gar nichts kam an die emotionale Wucht der bitter-süßen Ballade He's Simple, He's Dumb, He's The Pilot heran. Da stellten sich bei mir wirklich fast alle Nackenhaare auf, stand ich mit feuchten Häden und trockener Kehle da zwischen Tausenden von Leuten und guckte gebannt auf die Leinwand, auf der man die Silhouette von New York und eine Stadt in Schutt und Asche sehen konnte. Der 11. September war damit nicht explizit gemeint, da man keine Flugzeuge ausmachen konnte, aber allein die Anspielung reichte, um bittere Erinnerungen wieder hochkommen zu lassen.
Währenddessen sah man nun auch auf der Leinwand Jason Lytle in rötlichen Farben und er wimmerte "Are you givin' in 2000 man?" Das waren magische, sehr bewegende Momente und wenn eine Songzeile auf den heutigen Tag und die Rückkehr von Grandaddy wie die Faust aufs Auge passte, dann war es diese: "I heard all your controls were jammed, well it's just nice to have you back again."
In der Tat, toll diese alten Indie-Helden zurück zu haben! Ein neues Album ist zumindest vage geplant, was auch auf weitere Konzerte hoffen lässt. Andererseits wird es auch in diesem Jahr noch ein neues Soloalbum von Jason Lytle geben. Man weiß also nicht ganz genau, was mit Grandaddy in der Zunkuft passieren wird. Es bleibt spannend!
Setlist Grandaddy Rock en Seine 2012:
01: El Caminos In The West
02: Now It's On
03: "Yeah" Is What We Had
04: The Crystal Lake
05: Jed's Other Poem (Beautiful Ground)
06: A.M. 180
07: The Go In The Go-For-It
08: My Small Love
09: Levitz
10: Charstengrafs
11: Stray Dog And The Chocolate Shake
02: Hewlett's Daughter
13: Summer Here Kids
14: He's Simple, He's Dumb, He's The Pilot
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