Konzert: Hannah Cohen & Maud Lübeck
Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 06.09.2012
Zuschauer: 80-90
Konzertdauer: Maud Lübeck 30, Hannah Cohen gut 45 Minuten
War das jetzt eine Art Lana del Rey "in natürlich"? Ich meine, Hannah Cohen sieht schon sehr puppig aus, oder etwa nicht? Vergleiche mit der Del Rey scheinen mir also nicht an den Haaren herbeigezogen zu sein, zumal ja beide Models sind bzw. waren. Liest man zumindest immer. "Hannah Cohen, das Model, blablabla." Wen interessiert's? Mich nicht. Trotzdem schön festzustellen, daß bei ihr mit großer Wahrscheinlichkeit alles natürlich ist. Aufgespritzte Lippen, Silikon in den Wangen, aufgeklebte Fingernägel, nichts von alledem gibt es bei der jungen Dame mit der samtweichen Flüsterstimme.
Stattdessen präsentierte sich eine natürliche Schönheit mit guten Manieren* und einem höflichen Auftreten dem interessierten und auf Stühlen sitzenden Publikum. Ein scheues Rehlein, das auch zwischen den Liedern nur flüsterte, als habe sie Angst irgendwen aufzuwecken. Aber geschlafen haben wir ohnehin nicht, da wir alle geblendet waren. Nicht von der Schönheit der Sängerin- die sahen wir so gut wie gar nicht-, sondern von dem saumäßig grellend Licht, das unsere Augen quasi permanent attackierte. Dem Lichttechniker hätte man in diesem Moment Sackratten gewünscht, aber keiner traute sich, sich zu beschweren, auch ich nicht. So saßen wir also da wie die Deppen und hätten am liebsten Sonnenbrillen zur Verfügung gehabt. Der Kopf dröhnte uns von den grellen Lampen und es fiel schwer, sich auf die zweifelsohne wundervolle Musik zu konzentrieren.
Aber ich riss mich dennoch zusammen, schließlich hatte mir Hannah Cohen mit dem auf Bella Union erschienenen Album Child Bride eines der betörendsten Werke des Jahres geschenkt, da wollte ich die Freunden der Liveumsetzung nicht missen. Und spätestens als ich mich von meinem Platz erhoben hatte und mich an der schattigen Seite postierte, lief es besser. Nun war ich nicht mehr geblendet. Oder doch, aber diesmal wirklich von Hannah, ihrer sanften Stimme und dem dezenten Giutar picking! Ein Genuß.
Cohen spielte im Übrigen nicht alleine, sondern hatte den bärtigen E-Gitarristen Josh Kaufman an ihrer Seite, der ein paar sehr hübsche Melodien aus seinem Instrument herauskitzelte und wirklich eine Bereicherung darstellte. Zudem wurde auch ganz reduziert mit einem kleinen Keyboard gearbeitet, das ein paar sphärische Klänge beisteuerte oder ein wenig Rhythmus hinzufügte. Spartanisch instrumentiert also das Ganze und so pur ist mir das meistens eh am liebsten. Zwar gab es ein paar Nörgler hinterher, die die Lieder zu gleichförmig fanden, aber die hatten sicherlich nicht das Album oft genug gehört, ansonsten wären bei ihnen mehr unterschiedliche Melodien hängen geblieben. Songs wie Don't Say, Sorry oder The Crying Game waren nämlich wirklich traumhaft und auch abwechslungsreich. Freilich ist Hannah Cohen in der Tat noch nicht perfekt, sondern steht noch am Anfang ihrer Karriere. Gerade ihr Auftreten hätte noch eine Spur sicherer sein können, ihre Gestik und Mimik ausdrucksvoller, ihre Songs manchmal eine Spur energischer und prägnanter. Aber in letzter Hinischt war sehr positiv zu vermerken, daß ein neues, unveröffentlichtes Lied die stärkste und eingängigste Melodie hatte und das beste Stück des harmonischen Sets darstellte. Ein Set, daß dahinflog wie ein flüchtiger, gehauchter Kuss. Man hätte Hannah Cohen gerne länger an ihren vollen (aber eben nicht aufgesprizten) Lippen gehangen, hätte gerne mehr traurige Liebeslieder gehört, sich noch stärker an der anziehenden zarten Melancholie berauscht. Aber daraus wurde nichts, da die Newcomerin einfach noch nicht genügend Material hatte. Nach gut 45 Minuten inklusive einer Zugabe und einem ordentlichen Neil Young Cover im Mittelteil (Transfomer Man) war darum Schluß und man darf gespannt sein, wie es mit dem singenden Model weitergeht. Eine längere Karriere als Lana del Rey traue ich ihr auf jeden Fall zu. Aber diese Wette ist zu einfach, um damit viel Geld zu verdienen, also lassen wir das lieber....
See you soon, Hannah!
Setlist Hannah Cohen, Le Divan Du Monde, Paris
01: Carry You Under
02: Don't Say
03: If You Tried
04: Say Anything
05: Transformer Man (Neil Young)
06: The Crying Game
07: Sunrise
08: Sorry
09: Shadows
Bericht Maud Lübeck am Montag.
* sehen wir mal davon ab, daß sie ihren Mitmusiker seltsamerweise vorstellte in dem sie mit dem Fuß (!) auf ihn zeigte.
Datum: 06.09.2012
Zuschauer: 80-90
Konzertdauer: Maud Lübeck 30, Hannah Cohen gut 45 Minuten
War das jetzt eine Art Lana del Rey "in natürlich"? Ich meine, Hannah Cohen sieht schon sehr puppig aus, oder etwa nicht? Vergleiche mit der Del Rey scheinen mir also nicht an den Haaren herbeigezogen zu sein, zumal ja beide Models sind bzw. waren. Liest man zumindest immer. "Hannah Cohen, das Model, blablabla." Wen interessiert's? Mich nicht. Trotzdem schön festzustellen, daß bei ihr mit großer Wahrscheinlichkeit alles natürlich ist. Aufgespritzte Lippen, Silikon in den Wangen, aufgeklebte Fingernägel, nichts von alledem gibt es bei der jungen Dame mit der samtweichen Flüsterstimme.
Stattdessen präsentierte sich eine natürliche Schönheit mit guten Manieren* und einem höflichen Auftreten dem interessierten und auf Stühlen sitzenden Publikum. Ein scheues Rehlein, das auch zwischen den Liedern nur flüsterte, als habe sie Angst irgendwen aufzuwecken. Aber geschlafen haben wir ohnehin nicht, da wir alle geblendet waren. Nicht von der Schönheit der Sängerin- die sahen wir so gut wie gar nicht-, sondern von dem saumäßig grellend Licht, das unsere Augen quasi permanent attackierte. Dem Lichttechniker hätte man in diesem Moment Sackratten gewünscht, aber keiner traute sich, sich zu beschweren, auch ich nicht. So saßen wir also da wie die Deppen und hätten am liebsten Sonnenbrillen zur Verfügung gehabt. Der Kopf dröhnte uns von den grellen Lampen und es fiel schwer, sich auf die zweifelsohne wundervolle Musik zu konzentrieren.
Aber ich riss mich dennoch zusammen, schließlich hatte mir Hannah Cohen mit dem auf Bella Union erschienenen Album Child Bride eines der betörendsten Werke des Jahres geschenkt, da wollte ich die Freunden der Liveumsetzung nicht missen. Und spätestens als ich mich von meinem Platz erhoben hatte und mich an der schattigen Seite postierte, lief es besser. Nun war ich nicht mehr geblendet. Oder doch, aber diesmal wirklich von Hannah, ihrer sanften Stimme und dem dezenten Giutar picking! Ein Genuß.
Cohen spielte im Übrigen nicht alleine, sondern hatte den bärtigen E-Gitarristen Josh Kaufman an ihrer Seite, der ein paar sehr hübsche Melodien aus seinem Instrument herauskitzelte und wirklich eine Bereicherung darstellte. Zudem wurde auch ganz reduziert mit einem kleinen Keyboard gearbeitet, das ein paar sphärische Klänge beisteuerte oder ein wenig Rhythmus hinzufügte. Spartanisch instrumentiert also das Ganze und so pur ist mir das meistens eh am liebsten. Zwar gab es ein paar Nörgler hinterher, die die Lieder zu gleichförmig fanden, aber die hatten sicherlich nicht das Album oft genug gehört, ansonsten wären bei ihnen mehr unterschiedliche Melodien hängen geblieben. Songs wie Don't Say, Sorry oder The Crying Game waren nämlich wirklich traumhaft und auch abwechslungsreich. Freilich ist Hannah Cohen in der Tat noch nicht perfekt, sondern steht noch am Anfang ihrer Karriere. Gerade ihr Auftreten hätte noch eine Spur sicherer sein können, ihre Gestik und Mimik ausdrucksvoller, ihre Songs manchmal eine Spur energischer und prägnanter. Aber in letzter Hinischt war sehr positiv zu vermerken, daß ein neues, unveröffentlichtes Lied die stärkste und eingängigste Melodie hatte und das beste Stück des harmonischen Sets darstellte. Ein Set, daß dahinflog wie ein flüchtiger, gehauchter Kuss. Man hätte Hannah Cohen gerne länger an ihren vollen (aber eben nicht aufgesprizten) Lippen gehangen, hätte gerne mehr traurige Liebeslieder gehört, sich noch stärker an der anziehenden zarten Melancholie berauscht. Aber daraus wurde nichts, da die Newcomerin einfach noch nicht genügend Material hatte. Nach gut 45 Minuten inklusive einer Zugabe und einem ordentlichen Neil Young Cover im Mittelteil (Transfomer Man) war darum Schluß und man darf gespannt sein, wie es mit dem singenden Model weitergeht. Eine längere Karriere als Lana del Rey traue ich ihr auf jeden Fall zu. Aber diese Wette ist zu einfach, um damit viel Geld zu verdienen, also lassen wir das lieber....
See you soon, Hannah!
Setlist Hannah Cohen, Le Divan Du Monde, Paris
01: Carry You Under
02: Don't Say
03: If You Tried
04: Say Anything
05: Transformer Man (Neil Young)
06: The Crying Game
07: Sunrise
08: Sorry
09: Shadows
Bericht Maud Lübeck am Montag.
* sehen wir mal davon ab, daß sie ihren Mitmusiker seltsamerweise vorstellte in dem sie mit dem Fuß (!) auf ihn zeigte.
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