Dienstag, 1. Mai 2012

Lisa Hannigan, Düsseldorf, 30.04.12


Konzert: Lisa Hannigan
Ort: Foyer der Tonhalle, Düsseldorf
Datum: 30.04.2012
Zuschauer: rund 150
Dauer: 67 min


Im Herbst findet in Düsseldorf das New Fall Festival statt. Bei der letzten Ausgabe dieser Veranstaltung hatte ich im vergangenen Jahr im Robert Schumann Saal Jens Lekman gesehen. Für dieses Jahr wurden heute als erste Künstler The Notwist (3.10.) und die Tindersticks (7.10.) angekündigt.* Heute fand aber vor allem ein sogenanntes Pre-Event des Festivals mit der irischen Sängerin Lisa Hannigan statt. Ich hatte die Künstlerin eigentlich schon gestern in Frankfurt sehen wollen, hatte aber wegen des wahrscheinlich schöneren Ambientes in der Tonhalle darauf verzichtet.

Lisa Hannigans Album Passenger, eine Nummer eins in ihrer Heimat, liebe ich sehr, live gesehen habe ich sie bisher noch nicht, unsere bisherigen Berichte stammten alle aus Paris. Nach diesen Berichten und nach den Eindrücken der Platte hatte ich natürlich klare Vorstellungen, wie das Konzert sein würde. Daß Lisas Gesang live genauso brillant wie auf dem Album ist, hatte ich allerdings nicht erwartet. Viele Klangbilder, die ich für Resultat der Produktion hielt, konnte die Sängerin auch auf der Bühne genauso wiedergeben. Bei Paper house beispielweise gibt es die Zeile "oh we walked in a hallowed place back then", bei der die Stimme unwirklich schön klang. Viele andere Stücke hatten ähnlich wundervolle Passagen.

Der Auftritt der Irin fand im Foyer der Tonhalle statt, direkt unter dem Konzertsaal. Die Bühne war der runde Bereich in der Mitte des Foyers, umrandet von Sitzreihen und ausgeleuchtet von einer Lampeninstallation bestehend aus weißen Glasröhren, die von Leuchten angestrahlt wurden. Die Mikros der Musiker waren im Kreis aufgebaut, schließlich saßen auch die Zuschauer rund um die Bühne. Allerdings war dabei die Blickrichtung von Lisa und ihrer Band nach innen gerichtet, was sehr ungewohnt aber nicht unangenehm war.

Das erste Lied bestritt die Sängerin noch alleine. Nach Little bird kamen ihre Begleiter von allen Seiten dazu, ein schöner kleiner Effekt!

Kleine Effekte gab es in der folgenden Stunde viele. Keiner von ihnen, keines der Instrumente, kam allerdings auch nur in die Nähe der Einzigartigkeit von Lisas Gesang. Besonders spektakulär wurde ihre Stimme aber immer dann, wenn die Irin eine ihrer wenigen Ansagen machte. Schwer vorstellbar, ihre Sprechstimme ist aber noch einige Stufen aufregender als die singende. Wäre ich mutiger, hätte ich Lisa gebeten, meinen Anrufbeantworter zu besprechen! Nächste Chance dafür am 11.05. im Gebäude 9...

Nach Little bird folgte mit Pistacchio das erste von vier Stücken von Lisas Debütalbum Sea sew. Das Gerüst des Konzerts bildeten aber natürlich die Lieder von Passenger (was mir entgegenkam, weil ich das sehr mag und das erste bisher nicht kannte). Dummerweise gehörte zu den beiden Titeln von Passenger, die Lisa Hannigan nicht spielte, ausgerechnet Home, das ich extrem mag. Ich liege bei der Platte mit meinen Vorlieben aber ohnehin vollkommen falsch, denn die Singleauskopplung Knots halte ich für eines der schwächeren Lieder, auch live mochte ich es neben What'll I do (vermutlich dann die nächste Single) am wenigsten.

Obwohl die Musiker den nahe sitzenden Zuschauern den Rücken zukehrten, etwas, das Lisa zunächst verstörte, gab es genug zu sehen. Mit Lisa standen ein Pianist, ein Schlagzeuger, ein Gitarrist, ein Bassist und ein Trompeter im Kreis. Die Namen nannte Lisa zwar, ich
war aber leider zu sehr von ihrer Stimme und ihrem Akzent abgelenkt, um sie mir zu merken. Der Bassist spielte einen hellen Kontrabass, auf dessen Rückseite sich irgendjemand mit Edding für Noten bedankt hatte. Nur gegen Ende des Sets tauschte er ihn gegen einen E-Bass (ohne Widmung) aus. Lisa spielte Gitarre, Mandoline, Banjo und Harmonium. Wenn sie das liegende Akkordeon bediente, headbangte die Irin, als sei sie in Wacken. Bei den Gitarren- bzw. Mandolinenstücken ersetzte eine lustige Kopfhaltung das Haareschmeißen, denn da sang Lisa, als hinge das Mikro einen halben Meter über ihrem Kopf. In den Momenten wirkte sie irgendwo weit weg, aber nicht in einem Konzertsaal.

Die schönsten Lieder des Abends waren Safe travels (don't die), Passenger, Little bird, Paper house (ganz großartig!) und O sleep. O sleep singt Lisa auf Platte mit Ray LaMontagne. Auf ihrer Tour übernimmt ihr Gitarrist den
Part des Amerikaners. Obwohl dessen Stimme nicht an die von Ray LaMontagne heranreicht, war das Duett hervorragend!

Nach einer knappen Stunde war vorläufig Schluß. Als die Band wiederkam, spielte sie als Zugabe ein Stück von The Band, deren Schlagzeuger Levon Helm vor zwei Wochen gestorben ist. "You'll know this song as Conny Kramer." Lisa und ihre Kollegen sangen The night they drove old Dixie down nur von einer akustischen Gitarre begleitet und abwechselnd singend. Das war sehr schön, ich hätte aber lieber Home gehört (juchuuu, ein Makel des Abends!).

Es war ein wundervolles Konzert! Ein anderer Tanz in den Mai als der, den die Leute in der Ratinger Straße feierten, aber einer, den ich immer vorziehen werde.

Setlist Lisa Hannigan, Tonhalle, Düsseldorf:

01: Little bird
02: Pistacchio
03: Passenger
04: Venn diagram
05: O sleep
06: A sail
07: Flowers
08: Paper house
09: Lille
10: Safe travels (don't die)
11: What'll I do
12: Knots (Z)

13: The night they drove old Dixie down (The Band Cover) (Z)
14: I don't know (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Lisa Hannigan, Paris, 25.04.12
- Lisa Hannigan, Paris, 06. & 08.04.12
- mehr Fotos aus Düsseldorf

Konzerttermine Lisa Hannigan:

03.05.12: Bi Nuu, Berlin
04.05.12: BeatPol, Dresden
06.05.12: Chaya Fuera, Wien
08.05.12: Bleu Lézard, Lausanne
10.05.12: abart, Zürich
11.05.12: Gebäude 9, Köln





7 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Das Konzert war wirklich schön. :)

Matthias WhiteTapes hat gesagt…

ein wirklich wunderschönes konzert. beeindruckend war auch diese whiskeystimme von keyboarder und gitarrist gavin glass, die bei der ersten zugabe besonders schön rauskam

Christoph hat gesagt…

Die war mir schon bei Safe Travels aufgefallen, da brummte plötzlich eine tiefe Stimme mit. Das war toll!

Tina hat gesagt…

Gibt es eigentlich irgendwo Videoaufnahmen von gestern zu bestaunen? :)

Guido hat gesagt…

Ich habe mir nach meiner Rückhehr aus Frankfurt sofort noch ein Ticket für Köln gekauft. Das kommt auch nicht sooo oft vor.

Uwe hat gesagt…

Ich hab zwar keine Karte gewonnen aber dank eines Gästelistenplatzes (beim Gitarristen, John Smith) konnte ich auch dieses fantastische Konzert genießen (danke nochmal ans Konzerttagebuch für den Hinweis!). Ich war auch hoch motiviert einen Gastbeitrag zu schreiben, aber Christoph hat mich (natürlich) locker abgehängt.

Ein nettes Detail habe ich noch nachzutragen: Auch viele Zuschauer/-hörer waren vom Setup etwas überfordert. Der Sektor hinter Lisa war voll, in den anderen war noch reichlich Platz. Wahrscheinlich haben die Leute nicht damit gerechnet das Lisa dann mit dem Rücken zu ihnen steht. Nach dem ersten Stück haben etliche ihre schlechte Platzwahl dezent korrifiert, es gab eine kleine Völkerwanderung zum gegenüberliegenden Sektor hinter dem Schlagzeuger.

Anonym hat gesagt…

Ja, ich fand die gesamte Band bei der Publikumsinteraktion leider etwas schwach. Auch wenn man im Kreis mit Blick nach innen steht, kann man sich ab und zu mal während des Konzerts in eine andere Richtung orientieren. Lisa muss da jedenfalls nachsitzen. ;)

 

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