Mittwoch, 23. Mai 2012

John K. Samson, Mannheim, 19.05.12


Konzert: John K. Samson
Ort: Maifeld Festival, Mannheim
Datum: 19.05.2012
Dauer: 52 min


 
Daß wir Fans des Maifeld Derbys in Mannheim sind, kann ich wohl nicht verbergen - möchte ich auch nicht. Das Festival wird von "Menschen, nicht Firmen" (Joe Haege, Tu Fawning) gemacht. Und die haben nicht nur einen ausgezeichneten Musikgeschmack, sie haben offenbar auch schon oft schlechte Festivals erlebt (entweder mit Get Well Soon oder als Gast) und vieles besser gemacht als bei vielen anderen Veranstaltungen.* Daß die beiden Hauptbühnen zeitlich aufeinander abgestimmt sind, ist naheliegend aber die vollkommene Ausnahme. Ist ein Konzert zu Ende, fängt 50 m entfernt das nächste an. Daß dadurch trotzdem Streß entstand, lag einzig an dem zu guten Lineup: man mußte nämlich alles sehen.

Bei We Invented Paris war ich Samstagabend kurz davor, frühzeitig ins Zelt nebenan zu gehen. Es fing nämlich gegen Ende ihres Auftritts fies an zu stürmen. Das Gewitter, das sich seit Stunden angekündigt hatte, stand vor der Tür. Da der Regen noch nicht dramatisch war, konnte die immer kleinere Menge vor der Openair Bühne die Basler noch bis zum Schluß sehen, um sich dann zur trockenen Hauptbühne und John K. Samson zu retten.

Für manchen war dies wohl auch eine Verlegenheitslösung, nur zum Regenschutz, denn es dauerte eine Weile, bis Stimmung aufkam. Nicht die Friska-Viljor-Stimmung vom Vortag aber schon mehr als nur bloßes Rumstehen.

Ich hatte den unglaublich nett wirkenden Weakerthans Sänger ein paar Tage vorher im Gebäude 9 in Köln gesehen, wo er vor vollem Haus ein wundervolles Konzert mit "vielen neuen und alten Liedern über meine Heimatstadt und andere Orte" gespielt hat. Zweimal innerhalb von drei Tagen die selben traurigen Lieder über kanadische Städte und Sportarten zu hören, klingt nicht sehr spannend. Das Programm war ähnlich, nur etwas abgespeckt, selbst der Roadie stammte aus Köln. Es war aber natürlich trotzdem ein ganz fabelhaftes Konzert, das ich auch bei strahlendem Sonnenschein außerhalb des Zelts sehr genossen hätte.

Aber draußen ging gerade die Welt unter.

Schon beim ersten Stück, One great city!, von John alleine gespielt, schlug irgendwo sehr nah ein Blitz ein. Der Strom war kurz weg, durch die Zeltöffnungen sah man Bilder, die sonst nur die Tagesschau zeigt. Und es krachte gewaltig. Aber offenbar haben die Festivalmacher auch beim Zeltaufbau mitgedacht und Blitzableiter installiert, es gab danach nämlich keine Probleme mehr, solange man im Zelt war.

Nach One great city! kam die Band dazu. Gemeinsam spielten sie Johns Solostücke, gespickt mit einen Liedern von den Weakerthans. Die variierten im Vergleich zu Köln, so fehlten Night windows, Elegy for Gump Worsley, Left and leaving und Tournament of hearts, dafür spielte die Band Bigfoot.

Die ursprünglich angesetzten 45 min waren für eine Hitbombe wie John K. Samson natürlich viel zu kurz. Ich hätte mir gewünscht, Friska Viljor hätten von ihren 75 min einige abgegeben (deren Botschaft war ja nach einer Stunde spätestens auch vermittelt, den Kanadiern hätte ich noch lange zuhören mögen). Aber das ist der Fluch eines Festivals, mag es auch noch so gut sein.

Nach dem letzten Stück, Reconstruction site, zu dem John Sir Simon, der ihn auf der Tour supportet (neben seinem grandiosen Gitarristen Shotgun Jimmie), auf die Bühne rief, erfuhr der Sänger aus Winnipeg, daß die Openair-Bühne wegend des Unwetters ab sofort ausfalle und er dadurch mehr Zeit bekäme. Die Gruppe kam zurück und spielte mit Gifts und Anchorless noch zwei Propagandhi Lieder als Zugaben.

Die Geschichte wäre perfekt, wenn sofort danach draußen die Sonne geschienen hätte. Ich habe auch kurz überlegt, das so zu behaupten. Erst heute morgen habe ich aber ein böses mail eines Musikers bekommen, der mich der Lügen überführt hat (weil ich seine Band als lokal und sinngemäß unspannend bezeichnet hatte, was sie offenbar beides nicht ist, wie er sagt). Also lieber ehrlich: es hat auch weiter in Strömen geregnet und wurde erst am späten Abend besser. So oder so, das Konzert von John K. Samson war wundervoll und fügte sich damit perfekt in dieses fabelhafte Festival ein.

Setlist John K Samson, Maifeld Derby, Mannheim:

01: One great city! (Weakerthans) (solo)
02: Heart of the continent
03: Cruise night
04: When I write my master's thesis
05: Letter in Icelandic from the Ninette San
06: Bigfoot (Weakerthans)
07: Pamphleteer (Weakerthans)
08: www.ipetitions.com/petition/rivertonrifle/
09: Longitudinal centre
10: The boat dreams from the hill (Jawbreaker Cover)
11: The last and
12: Highway 1 West
13: Reconstruction site (Weakerthans)

14: Gifts (Propagandhi) (Z)
15: Anchorless (Propagandhi) (Z)

Links:

- John K. Samson, Köln, 16.05.12
- The Weakerthans, Duisburg, 02.07.11
- The Weakerthans, Köln, 01.07.11


* Noch ein Beispiel: Im Programmheft nicht nur die Anfangszeiten der Bands sondern auch die Konzertdauer zu vermerken, ist auch nicht kompliziert, aber total clever, überfordert aber den gewöhnlichen Festivalmacher.



 

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