Mittwoch, 9. Mai 2012

Stealing Sheep & Toy & Crybaby, Paris, 08.05.12


Konzert: Stealing Sheep & Toy & Crybaby (soirée coopérative music)

Ort: La Flèche d'or, Paris

Datum: 08.05.12

Zuschauer: nicht so viele, vielleicht 120


Der 8. Mai. Ein Feiertag in Frankreich, in Deutschland aber nicht. Dabei wäre es absolut geboten, die Befreiung von der Naziherrschaft auch in Deutschland zu feiern.

In Frankreich blieben jedenfalls die meisten Geschäfte zu, die Flèche d'or hatte aber natürlich auf. Cooperative Music veranstaltete einen seiner Konzertabende und hatte gleich drei Bands aufgeboten. Das Zuschauerinteresse hielt sich jedoch in engen Grenzen, sicherlich weil viele Franzosen über den Feiertag Paris verlassen hatten.


Beim Konzert von Crybaby, die den Ball eröffneten, waren wir definitiv nicht mehr als dreißig Personen. Eine Band (zumindest live) angeführt von einem kahlköpfigen Gitarristen mit Brille und einer Begleitgruppe, in der eine blonde Drummerin mit feschem Kurzharschnitt ihren Platz hatte. Der Sänger erwies sich als veritabler Crooner, erinnerte mich an Morrisey oder Timber Timbre und hatte auch ein paar ansprechende Songs zu bieten. Das Set geriet trotzdem eine Spur zu harmlos, wenngleich durchaus mein Interesse geweckt wurde, mich mit dem Burschen aus Bristol mal näher zu beschäftigen.

Dann waren die drei Mädels von Stealing Sheep aus Liverpool an der Reihe. Becky (Rebecca Marie Hawley), Emily (Meghan Lansley) und Lucy (Luciana Mercer) hätte ich vor ein paar Wochen bereits im Vorprogramm von St Vincent im Alhambra sehen können, falls ich denn pünktlich gekommen wäre. So aber traf ich sie damals nur am Merch, besorgte mir aber zum Trost ihr Album Noah & The Papermoon, an dem ich mich seither gütlich tue. Anscheinend kein richtiger Longplayer, sondern eine EP. Auf ihrer Homespage sprechen Stealing Sheep nämlich davon, daß ihr Debütalbum Into The Diamond Sun in etwa einem Monat herauskäme.

Wie auch immer, die Songs der drei hippiesk gekleideten Mädels waren jedenfalls dufte. Alle drei sangen und spielten ansonsten Keyboard, Trommel (im Stehen) und Gitarre. Hinsichtlich der Bühenpräsenz prima, daß die drei Grazien alle in einer Linie vorne performten, das verlieh der Sache mehr Druck und Teamgeist. Ihr Sound klang aufregend und frisch und war eine Mischung aus psychelischem Sixties Pop, Folkrock, Noisepop und teilweise Mathrock bzw. Afropop à la Vampire Weekend. Besonder gut gefiel mir, daß die Lieder so viel Brüche aufwiesen, nie dem klassischen Muster Strophe-Refrain-Strophe folgten und trotzdem melodiös klangen. Die Gitarre war immer nur kurz angerissen, sehr verspielt, wieselflink und wendig und die Gesänge sehr harmonisch und anziehend. Die Leadvocals teilten sich die Mädels schwesterlich, aber bei jedem Lied sangen alle zumindest im Chor mit. Die Wärme und Spontaneität die von den Stücken ausging war umwerfend. Stealing Sheep verstanden es exzellent, alte Einflüsse mit modernen Strömungen zu verbinden und so eine Brücke zwischen gestern und heute zu bauen.

Silistisch vergleichbar sind sie mit den anderen Hippie- Bräuten von Haight-Ashbury, aber Stealing Sheep sind weniger noisig und garagig, nicht so laut, schwer und agressiv. Mit My Bloody Valentine haben die Mädchen aus Liverpool jedenfalls nichts gemein.

Das Set war erfreulich abwechslunsgreich und ausgewogen, wußte aber besonders zum Schluß zu brillieren. Da kamen nämlich mit Shut Eye und I Am The Rain gleich zwei Perlen hintereinander. Herrlich psychedelisch schlich sich I Am The Rain mt seinen Hoolahoo- Singalongs voran, dauerte aber gerade einmal 2 Minuten. Shut Eye wiederum wird die erste Single des Debütalbum sein und verzauberte durch einen euphorisierenden Trommelrythmus, zuckersüße Gesänge, Handclaps und sonnige Gitarren. Das Afrofeeling war hier unverkennbar. Dem Album fiebere ich auf jeden Fall entgegen, nachdem die EP und das heutige Konzert soviel Freude bereitet haben!



Setlist Stealing Sheep, La Flèche d'or, Paris:

01: The Garden

02: Tangled
03: Gold
04: Paper Moon
05: Bats
06: Gold Intro
07: Circles
08: Re-arrange
09:Genervieve
10: Shut Eye
11: I Am The Rain

Danach spielten noch Toy und deren Konzert hatte es wahrlich in sich. Hiervon demnächst mehr.


Setlist Toy, la Fléche d'or, Paris:

01: Colours
02: Bright White Shimmering Sun
03: Strange
04: Left Myself Behind
05: My Head Skips
06: B Major
07; Instrumental
08: Lose My Way
09: Kopter




 

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