Konzert: The Maccabees
Ort: Rees-Haldern (Haldern-Pop Festival)
Datum: 03.08.2007
Zuschauer: sehr volles Spiegelzelt
Neben den appetitlichen Schweden-Happen wie Loney, Dear und den Shout Out Louds hatten die Veranstalter des gelungenen Haldern-Festivals 2007 auch Leckerbissen aus der jungen britischen Szene an den Niederrhein gelockt.
So durften sich Fans englischer Musik über die Auftritte von Kate Nash (leider verpasst!), Ripchord (nicht übel als Einheizer, wenngleich etwas beliebig), Jamie T. (gewohnt gut) und The View (klasse!) freuen. Noch neuer und deshalb heißer gehandelt sind im Vereinigten Königreich allerdings die Maccabees. Der NME hat sie in gewohnt euphorischer Manier gar als "Best New British Band" bezeichnet.
Da fragte ich mich natürlich, ob die Vorschußlorbeeren gerechtfertigt waren, oder ob wir es im Falle der Maccabees lediglich mit einem neuen Medien-Hype zu tun hatten. Eine andere britische Band, die allerdings bereits letztes Jahr ihr zweites Album veröffentlicht hatte (und somit in Punkto Hipness schon wieder uninteressant ist!), hatte mich zuvor vor der Hauptbühne in beste Laune gebracht: ich spreche von den fabelhaften Magic Numbers! Insofern kam ich bereits mit dem befriedigenden Gefühl eines vorzüglichen Konzertes in das völlig überfüllte Spiegelzelt.
Meine Hochstimmung sollte allerdings nicht im Geringsten getrübt werden, denn als ich mich Richtung Bühne durchkämpfte, steppte bereits mächtig der Bär.
Kein Wunder allerdings bei dieser ungemein zackigen und flotten Musik, die die Maccabees aus London (bzw. jetzt Brighton) boten. Ultraschnelle Gitarrenriffs und messerscharfe Bassläufe ließen den Leuten gar keine andere Möglichkeiten, als wie wild im Takt mitzuwippen. Zusammen mit der eigentümlichen Stimme von Frontmann Orlando Weeks ergab das einen musikalischen Cocktail, der einem schnell zu Kopfe steigen konnte. Sowieso hatte ich das Gefühl, daß zu dieser späten Stunde (es war fast Mitternacht in Haldern) sämtliche Suffköpfe und Krawallmacher den Weg ins Zelt gefunden hatten. Glücklicherweise waren die Schnapsnasen aber insgesamt sehr friedlich, sie setzten den Alkohol lediglich ein, mal so richtig abzutanzen. Und das konnte man nun mal zu Fegern wie "Tissue Shoulders" und "Precious Time" (um nur Beispiele zu nennen) eben vorzüglich. Selten ("Good Old Bill") wurde der Fuß vom Gaspedal genommen, das Quintett bevorzugte vielmehr einen wilden Galopp durch den im Moment angesagten Neo-Post Punk, neben dem Bloc Party fast wie eine Renter-Band erscheint. Zwar klingen z.B. die Good Shoes fast identisch und vor allem die glänzenden Futureheads sind auch nie weit entfernt, aber die Maccabees schießen ihre Stücke dermaßen flott aus der Hüfte, daß für Meckereien an der Originalität der Band eigentlich kein Platz blieb.
Und wer wollte heute eigentlich ernsthaft überprüfen, ob das jetzt wirklich die beste neue englische Band ist?
Solche Rankings sind doch sowieso albern, letzlich sollte Musik der Unterhaltung dienen und nicht zu einer Wissenschaft werden. Und für glänzende Unterhaltung wurde nunmal gesorgt! Besonders knackig: die Huldigung auf den Spielzeughersteller "Lego". Mein Mitblogger dürfte seine helle Freunde gehabt haben...
"Lego" war allerdings schon das letzte Stück innerhalb eines fulminanten Sets, in dem auch noch "X-Ray" herausragte. Minutenlang forderten die Fans eine Zugabe, die allerdings leider nicht mehr kam, möglicherweise, weil die Band einfach keine Lieder mehr hatte, höchtswahrscheinlich aber, weil der nachfolgende "Patrick Watson" schon mit den Hufen scharrte. Von seinem Konzert erzählte man sich übrigens hinterher viel Gutes. Ich konnte es nicht überprüfen, weil ich wieder zurück zur Hauptbühne schlenderte (um die eher langweiligen Spiritualized zu sehen), von den Maccabees kann ich allerdings sagen, daß sie gut und kurzweilig waren, egal ob sie jetzt die beste neue britische Band sind, oder ob es auf der Insel noch 20 bessere gibt...
Setlist The Maccabees, Haldern-Pop:
01: Mary
02: Latchmere
03: All In Your Rows
04: Good Old Bill
05: Tissue Shoulders
06: About Your Dress
07: Toothpaste Kisses
08: Precious Time
09: X-Ray
10: First Love
11: Lego
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1 Kommentare :
Auch ohne "Lego" hätte ich mich glänzend amüsiert. Tolle Band, tolle Stimmung! Das war ein echter Haldern-Höhepunkt, keine Frage!
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