Freitag, 19. Februar 2010

The XX, Paris, 18.02.10


Konzert: The XX
Ort: Fnac, Forum des Halles, Paris
Zuschauer: 300! Für einen Instore Gig!
Konzertdauer: etwa 35 Minuten



The XX ziehen die Massen magisch an. Selbst wenn sie wie heute nur einen Showcase in einem CD-Laden spielen, wollen sie alle Indie-Fans sehen. 300 Leute standen eine halbe Stunde Schlange, bevor sie in den separaten Konzertsaal der Fnac Les Halles durften, um ein Konzert zu genießen, daß nicht viel länger als die Wartezeit dauerte. Ich persönlich freue mich sehr für die junge englische Band, denn es ist doch wunderbar, daß man mit einem reduzierten, minimalistischen Sound Erfolge feiern kann. Fast alle Bands, die in den letzten Jahren auf der Welle des Post Punk- Revivals schwammen, versuchten sich in punkto Bombast zu überbieten und produzierten letztlich nur schwülstige Kacke. Ätzende Bands wie GlasVegas und The White Lies seien hier nur als abschreckende Beispiele genannt. Wohltuend also, Leisetreter wie The XX reüssieren zu sehen, die trotz ihres Runs erfeulicherweise alles andere als arrogant wirkten.

Drei in schwarz (und grau) gekleidete Leute ohne Allüren präsentierten sich den Pariser Fans und boten Kostproben ihres ausgezeichneten Debütalbums von 2009. Gleich zu Beginn feuerten sie schon ihren bisher größten Hit Crystalised ab. Ich stand in der ersten Reihe gleich neben einer sehr charmanten Schweizerin, die ich vorher angesprochen hatte und erfeute mich genauso wie sie und viele andere an den schwarzen Klängen und dem famosen Basslauf von Sänger Oliver. Mein Nachmittag hätte nicht besser sein können! Trotz der omnipräsenten Melancholie und Düsterheit des Sounds wirkte das Ganze eher berauschend als deprimierend. Romy, die gleich vor mir agierte, gefiel mir mit ihrer sanften Stimme ganz hervorragend. Träumerischen Blickes zupfte sie tolle Riffs aus ihrer hübschen Gibson Les Paul Gitarre, nahm aber fast nie Blickkontakt zu Oliver auf, der auf der anderen Seite spielte. Keyboarder Jamie war ebenfalls ausschließlich auf seine Aufgabe konzentriert. Mit Kapuze über dem Kopf, steuerte er ein paar prima Beats bei, die der Sache den gewissen Pfiff gaben. Am Ende trommelte er auch auf ein Becken ein.

Das gut 35 minütige Set flutschte wie geschmiert. Crystalised folgte das minimal sonnigere Islands, bevor bei VCR die Rede von Superstars war. Sind The XX das eigentlich wirklich schon? Nun, man sollte mit solchen Klassifizierungen immer etwas vorsichtig sein, aber ihr Weg geht wirklich steil nach oben. Fast schon schwindelerregend wie das Trio (ursprünglich Quartett) in luftige Höhen schießt. Aber wenn man solch hervorragend aufgebaute Stücke wie Basic Space hört, wundert man sich nicht darüber. Herrrlich wie hier auf subtile Weise die Intensität ganz langsam gesteigert wird, bevor gegen Ende ein bildhübsches Gitarrenriff durch den Song schwebt. Und gegen die profunde Schönheit von Night Time (mein Lieblingsstück) ist sowieso nichts auszurichten.

Kurzum: Der Erfolg von The XX ist gerechtfertigt. Ich drücke ihnen die Daumen, daß sie dem Druck und dem Tourstress standhalten und anschließend die Zeit finden, gewissenhaft ihren Sound weiterzuentwicklen.

Setlist The XX, Paris, Forum des Halles:

01: Crystalised
02: Islands
03: VCR
04: Basic Space
05: Night Time
06: Infinity

Aus unserem Archiv:

The XX, Frankfurt, 03.11.2009
The XX, Köln 15.10.2009


- The XX haben am 18.02.2010 auch ein Konzert in der ausverkauften Pariser Cigale gegeben. Es hat wohl kaum eine Stunde gedauert.

Setlist The XX, La Cigale, Paris (merci à Stéphane):

01: Intro
02: Crystalised
03: Islands
04: Heart Skipped A Beat
05: Fantasy
06: Shelter
07: Do You Mind? (Kyla Cover)
08: VCR
09: Teardrops (Womack & Womack Cover)
10: Basic Space
11: Night Time
12: Infinity

13: Stars



1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Wegen eines Trauerfalls sind die beiden deutschen Konzerte eben abgesagt worden!

 

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