Sonntag, 23. August 2009

Get Well Soon, Wiesbaden, 22.08.09


Konzert: Get Well Soon
Ort: Schlachthof Wiesbaden (Räucherkammer)
Datum: 22.08.2009
Zuschauer: knapp 200
Dauer: 83 min


An einem der letzten August-Montage ist
Domino-Day - der Tag ab dem Dominosteine und andere Weihnachtsschokoladen in Supermärkten verkauft werden. Wahrscheinlich beginnt also übermorgen wieder die Adventszeit der Süßigkeitenindustrie. Warum sollte Get Well Soon dann nicht mitten in der heißesten Woche des Jahres drei Weihnachtslieder spielen?

Wir
haben die Band von Konstantin Gropper mittlerweile sehr oft gesehen, für mich war Wiesbaden bereits das siebte Konzert. Trotzdem hat Get Well Soon nichts an Reiz eingebüsst - davon hatte ich mich bei der Rheinkultur in Bonn vor wenigen Wochen überzeugt.

Das heutige Konzert fand im kleinen Saal des ehemaligen Wiesbadener Schlachthofs statt, der Räucherkammer. Offiziell passen 200 Zuschauer in den Raum, ganz ausverkauft war es aber vermutlich nicht; man stand nicht gedrängt, was bei den Temperaturen gar nicht verkehrt war.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Stars For The Banned, einem Elektro-Folkkünstler namens Robert Günther aus Wien, der von einem Bassisten begleitet wurde und allerlei tolle Instrumente spielte (Glockenspiel und vor allem Kalimba!). Der elektronische Rhythmus kam vom Band, dazu sang Robi mit sehr eindrucksvoller Stimme. Die dramatische Musik von Stars
For The Banned passte sehr gut zu Get Well Soon; der Auftritt war aber etwas zu lang für unseren Geschmack.

Wie üblich bauten Konstantin und seine Kollegen ihre Instrumente selbst auf. Eine spannende Frage bei Get Well Soon Konzerte ist die nach der Geigerin. Heute brauchte ich einen Moment, um Konstantins Schwester Verena Gropper zu erkennen, weil sie ihre Haarfarbe nach den letzten Malen, als ich sie an der Violine
gesehen hatte, geändert hat. Die restlichen Bandmitglieder waren (wohl) die, die auch bei Rheinkultur gespielt hatten (der irische Schlagzeuger Paul Kenny, Gitarrist und Trompeter Maxxi Schenkel, Trompeter Sebastian Benkler, Bassist Timo Kumpf und Keyboarder, Akkordeonist und Glockenspieler Daniel Roos - v.l.n.r.).

Überraschenderweise begann das Konzert so ganz anders! Nicht die Prelude, die bisher jedes unserer zehn Get Well Soon Konzerte eröffnet hatte, sondern das ebenso wundervolle
Dear tempest-tossed! Dear weakened! machte den Anfang. Und das wurde von Lyra-Klängen von Verena Gropper begonnen. Ein fabelhafter Auftakt!

Es folgten drei Evergreens vom Debütalbum, mit dem Get Well Soon seit anderthalb Jahren touren. Zu Liedern wie
We are safe inside while they burn down our house muß man nichts mehr sagen, die haben nicht nur uns sondern Konzert- und Festivalgänger und Kritiker in Deutschland und vielen Nachbarländern überzeugt (und auch Regisseur Wim Wenders, der dafür bekannt ist, in seinen Filmen hervorragende Musik einzubauen - dazu später aber mehr).

Der orchestrale Klang der vielen Instrumente wirkte selbst in der kleinen Räucherkammer gigantisch und voll, das machte enorm viel Spaß!

Erstes "besonderes Lied" des Auftritts war dann eines der erwähnten Weihnachtslieder.
Heading home to the pole ist Teil der EP Songs against the glaciation. Bei meinen bisherigen Get Well Soon Konzerten hatte ich dieses wunderschöne Lied noch nicht erlebt, eine schöne Premiere!

Auch Good Friday aus dem Soundtrack des Wim Wenders Films Palermo Shooting war live neu für mich. Nachdem ich Busy hope, das zweite Lied, das Konstantin Gropper zu dieser Sammlung beigetragen
hat, erstmals bei einem Aufritt gehört hatte, habe ich die Platte bei iTunes gekauft und darauf auch Good Friday gefunden, das mir sofort irre gut gefiel (erstaunlicherweise wird bei einem Get Well Soon, beim anderen Konstantin Gropper als Künstler aufgeführt).

In der Phase des Abends wechselten sich Film- und Weihnachtslieder ab, sechs Lieder in Folge hatten einen der beiden Hintergründe. Und eins toller als das andere - aber neben vielen Lieblingen wie Born slippy nuxx (Film) oder
Listen! Those lost at sea sing a song on christmas day (Weihnachten) stach eindeutig Busy hope (Film) heraus! Oh wie schön ist dieses Stück! Vor allem das Ende ist sensationell!

Man muß sich also keine Sorgen um das zweite Get Well Soon Album machen, wenn
die zwischendurch entstandenen Lieder des Künstlers schon so überragend sind (ein Großteil der Glaciation EP ist alt und schon auf handgebastelten EPs erschienen). Konstantin hatte am Anfang gesagt, daß er mitten in der Arbeit zur zweiten Platte stecke und dieses Konzert ein besonderes, nämlich das letzte mit Rest now, weary head! You will get well soon in einem Club und in dieser Besetzung sei. Im Januar erscheine dann der Nachfolger, der ab Frühling dann live vorgestellt wird.

Die musikalisch schönsten Momente bot
Ticktack! Goes my automatic heart (von Konstantin als Zicke zacke! Goes my... vorgestellt). Wundervoll war zunächst ein Vogelgezwitscher, das an der Stelle mit dem yellow bird im Text kam. Richtig herzerweichend war dann aber der gemeinsame Gesang der Geschwister Gropper weg vom Mikro mit einem mitsingenden Saal!

Sicherlich wäre das mein liebster Moment des Abends gewesen, wenn da nicht Sebastians Kampf mit dem Glockenspiel Schlägel gewesen wäre. Schon bei Good Friday hatte sich der Kopf des Schlägels gelöst. Ich kenne das Lied noch nicht genug, glaube aber, daß da am Ende deshalb eine Runde Geglockenspiele fehlte. Er fand den runden Kopf und befestigte ihn wieder - zum Glück! Denn Born slippy nuxx erforderte besonderen Einsatz des Instruments... in bester Postrock-Manier prügelte Sebastian auf das winzige
Glockenspiel ein, jeder Schlag sah nach Hau den Lukas aus, mit viel Konzentration und Kraft. Ich hatte riesigen Spaß, dabei zuzugucken. Mit der Nummer kann sich der Musiker sicher sofort bei Mono, Explosions In The Sky oder Mogwai bewerben! Und den Schlägel prügelte er auch wieder kopflos!

Vier Lieder, die (noch) nicht in Filmen vorkamen oder von Weihnachten handeln, bildeten den Abschluß dieses letzten Clubkonzerts -
If this hat is missing I have gone hunting, I sold my hands for food so please feed me und dann Help to prevent forest fires und Lost in the mountains (of my heart) als Zugaben.

"Noch einen schönen Sommer!... Herbst und Winter, dann sehen wir uns auch wieder. Mit herzlichen Grüßen, Get Well Soon."

Das werden wir! Denn das heutige war mein bestes Get Well Soon Konzert bisher - bis Frühling, denke ich! Hoffentlich fehlen dann nicht viele der Bandmitglieder, gute Songs werden sicher nicht fehlen!

Frohe Weihnachten!*

Setlist Get Well Soon, Schlachthof Wiesbaden:

01: Dear tempest-tossed! Dear weakened!
02: You/Aurora/You/Seaside
03: We are safe inside while they burn down our house
04: People Magazine front cover
05: Heading home to the pole
06: Good Friday
07: Listen! Those lost at sea sing a song on christmas day
08: Born slippy nuxx (Underworld Cover)
09: Christmas in adventure parks
10: Busy hope
11: Ticktack! Goes my automatic heart
12: If this hat is missing I have gone hunting
13: I sold my hands for food so please feed me

14: Help to prevent forest fires (Z)
15: Lost in the mountains (of my heart) (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Get Well Soon, Rheinkultur, 04.07.09
- Get Well Soon, Paris, 06.05.09
-
Get Well Soon, Nijmegen, 25.04.09
- Get Well Soon, Paris, 14.10.08
- Get Well Soon, Wiesbaden, 30.08.08
- Get Well Soon, Melt!, 20.07.08
- Get Well Soon, Evreux, 28.06.08
- Get Well Soon, Frankfurt, 15.04.08
- Get Well Soon, Köln, 09.04.08
- Get Well Soon, Berlin, 21.09.07
- Get Well Soon, Haldern, 02.08.07

* hier noch gerade das Rezept für Dominosteine: aus Butter, Zucker, Vanillezucker, Mehl und Backpulver (und je nach Belieben Orange, Lebkuchengewürz oder so zufügen) einen Teig herstellen. Auf einem Backblech ausrollen und im Ofen gar backen. Marmelade (Johannisbeer idealerweise) auf den Teig auftragen (vielleicht erhitzt und mit Gelatine eingedickt, könnte aber auch so klappen). Zum Abschluß eine Mischung aus Marzipan und Rum erzeugen, die oben auf die Marmeladenschicht kommt. In Würfel (Quader sind wahrscheinlicher) schneiden und mit Schokolade überziehen.



8 Kommentare :

Christoph W. hat gesagt…

Bei der CD-Version (zumindest der Promo-Ausgabe, die ich habe) vom "Palermo Shooting"-Soundtrack ist sowohl bei "Good Friday" als auch bei "Busy Hope" Get Well Soon als Künstler angegeben. iTunes wieder ;-)...

Christoph hat gesagt…

Ok, dann hat der iTunes Praktikant die Beschriftung gemacht :-)

Ich habe schon gegrübelt, welche strategischen Interessen dahinterstecken könnten. Oder ob sie das eine mal als Konstantin-Gropper-Covern ansagen wollten...

Sara hat gesagt…

Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Genau so habe ich das Konzert auch erlebt. Wunderbar. Ich glaube, ich hab Dich mal gesehen, war mir aber nicht sicher, ob Du es bist. War ganz schön dunkel da drin.

robi hat gesagt…

ach mann gönn uns doch nach 10 stunden stauanreise aus wien 45 minuten stagetime ;) nein versteh ich schon. man wartet auf den hauptact und eine völlig unbekannte vorband "steht im weg". abgesehen davon: danke für das lob und die coolen pics, war ein wunderschöner abend. robi

Christoph hat gesagt…

Fünf Grad weniger, und ich hätte Dir eine Stunde gegönnt :-)

Mit der Vorband im Weg hast Du zwar oft recht; wenn wie bei Get Well Soon gezielt Supportbands ausgesucht werden, gilt das aber eben meist nicht.

Wir sehen uns sicher bald in einem Konzertsaal wieder. Alles Gute!

robi hat gesagt…

alles klar :) ja die temperatur war wirklich hart, vollstes verständnis! würd mich jedenfalls auch freuen wenn man sich mal wieder über den weg liefe! schönen restsommer, liebe grüße

Ronald hat gesagt…

Schade, dass ich nicht kommen konnte. Es war bestimmt ein tolles Erlebnis..

Anonym hat gesagt…

wunderbarer Bericht!

 

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