Montag, 10. Februar 2014

Therese Aune, Samaris, Festival Air d'Islande, Paris 01.02.14


Konzert: Therese Aune, Samaris und Mono Town- Festival Air d'Islande
Ort: Le Point Ephémère, Paris 
Datum: 01.02.14
Zuschauer: ausverkauft



Mit dem flotten Pagenschnitt hatte sie bei mir sofort gewonnen. Sympathie-und Schönheitspreise zumindest. Aber auch sonst wusste sich die junge Therese Aune schnell zu behaupten. Obwohl Norwegerin, trat sie beim Festival Air d'Islande auf. Sie war als erste von drei Acts in Rennen gegangen, hatte aber das Glück bereits zu recht früher Stunde vor voll besetzten Rängen zu spielen. Das recht kleine Point Ephémère platzte an jenem Samstag fast aus allen Nähten. Ich hatte massive Probleme, mich nach vorne durchzukämpfen. Aber vordrängeln können wir Deutsche ja wie keine zweite Nation, so daß ich irgendwann recht nahe dran war. Einzig der Betonpfeiler am rechten Rand der Bühne versperrte mir etwas die Sicht auf Therese, die auf ihrem Klavier klimperte und dazu kindlich, aber sehr eindringlich und langgezogen sang. Eine ganz besondere Stimme, die mich dennoch an die anderer Sängerinnen erinnerte. Welche genau, fand ich aber auch nach längerem Nachdenken nicht heraus. Sopa & Skin& Coco Rosie, Tegan & Sara, Joanna Newsom? Es gibt noch eine passendere Referenz, aber ich kam nicht drauf.

Wundervoll war  das Pianospiel Thereses, in vielen Phasen fast klassisch anmutend, so ähnlich also wie bei Agnes Obel. Anders als Agnes aber versprühte Therese viel Feuer und Temperament, ihre Stimme hatte viel Druck. Man merkte, daß da ein Mädel am Start ist, die sich Gehör verschaffen will. Dabei musste sie heute die Abwesenheit ihrer kompletten Band kompensieren. Normalerweise hat sie eine Gruppe mit vier zusätzlichen Musikerinnen an Schlagzeug, Tuba, Cello und Violine um sich. Natürlich fehlten deshalb ein paar Feinheiten udn Varianten in ihrem Set, aber auch solo beeindruckte Therese. Die Songs waren einfach gut, so herrlich dramatisch, cinematographisch, melancholisch. Von ihnen ging eine sehr spezielle, enorm warme und berührende Atmosphäre aus. In guter Erinnerung geblieben ist mir Sometimes, ein sehnsüchtig sentimentales Schmankerl mit glockenartigen Syhnties und einer großartig intonierenden Therese Aune, die eine erstaunliche stimmliche Bandbreite zeigte. Auch Myself As A Child ging unter die Haut, klang live viel roher und ungestümer als auf dem fein arrangierten Album Billowing Shadows Flickering Light.


Der Silent Song folgte noch, bevor mit einem herzerweichenden Stück am Harmonium abgeschlossen wurde. Broken Bird hieß er und diese entzückende Ballade beendet auch das Album von There. Man soll eben aufhören, wenn es am schönsten ist...






Dann kamen Samaris. Ein wohlklingender Name. Und auch das, was die dreiköpfige Band musikalisch zeigte, verdiente dieses Attribut. Die drei jungen Menschen aus Island schufen einen ungemein feinen, feenhaften, verwunschenen Elektrosound, den sie auch choregraphisch wunderbar umsetzten. Sängerin Jófríður Ákadóttir, uns Musikfans als Teil des formidablen Schwesternduos Pascal Pinon bekannt, verzückte nicht nur durch ihren sehnsüchtigen Hauchgesang im Stile von Björk, sondern auch durch ihre unschuldige Präsenz, ihren charmanten Tanzstil und ihren Look. Auf Socken agierte sie auf der Bühne und den dünnen langen Körper hatte sie in eine Art Nachthemd gehüllt. Ihren blonden Schopf krönte ein silbern glänzender Haarschmuck. Traumhaft.

Wie eine Schlafwandlerin schlich sie hin und her, sang (für mich) Unverständliches, aber wahnsinnig Schönes auf isländisch und begeistere mich auch durch ihre Gestik, z.B. durch das Verschränken der Hande und Arme hinter ihrem Kopf.




In der Mitte machte sich ein junger Bursche namnes Þórður Kári Steinþórsson hinter Synthies zu schaffen. Er kreierte einen flotten Loungesound, in dem es auch mystische Töne und spannende Geräusche zu hören gab.

Rechts außen spielte ein Mädel (Áslaug Rún Magnúsdóttir) mit güldenem Brokatmantel, weißen Nike Turnschuhen und dunkelvioletten Lippen Klarinette. Ihr Spiel bereicherte die Musik von Samaris ungemein, es gab ihr eine klassische, aber auch verwunschene Note, so als würde man in einem Wald voller Fee stehen. Es war herrlich.

Knapp vierzig Minuten dauerte das Set, das mit fabelhaften Stücken des Debütalbums gespickt war. Alles auf isländisch gesungen, aber das war nicht weiter schlimm, entscheidend war die geschaffene Atmosphäre, die meine Nachbarin beim Konzert als aus einem Film von Lars von Trier entlehnt, beschrieb. Das Spannende war der gleichzeitig entstehende Eindruck von Sinnlichkeit und Unschuld, zwei an sich gegensätzliche Dinge, die Samaris aber sehr wohl zu vermitteln wussten.

Allein der letzte Songs dauerte stolze 9 Minuten, triumphierte mit ultraflotten Tanzbeats und dem gespressten Gesang von Jófríður Ákadóttir. Sie schien in Trance zu sein, nahm ihre Umwelt nicht mehr war. Beindruckend.

Für die Füße waren allerdings dann die Jungs von Mono Town. Das klang nach britischen Softrockbands, aber in der Lightvariante. Also eine Art Coverband von Acts wie Travis, Snow Patrol, Cold Play, I Am Kloot und so weiter. Fürchterlich. Verlieren wir also keine weiteren Worte darüber.



2 Kommentare :

angela hat gesagt…

Therese Aune spielt am 5. MÄRZ live in Berlin! Wo? Chesters, Glogauer Strasse 2 :-)

E. hat gesagt…

referenzprobleme? geh ins klienicum!
http://dasklienicum.blogspot.de/2011/07/glotzt-nicht-so-romantisch-241-therese.html

 

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