Konzert:Princess Chelsea
Ort: Comet Club,Berlin
Datum: 07.05.2012
Zuschauer: ca. 50
Konzertdauer: 1 Stunde
von Markus aus Berlin
Lediglich ein schnöder hingeklebter Zettel mit dem Namen des Comet Clubs plus Pfeil deutet in Richtung Eingang. Der typische Berliner Gestank nach Urin und Autoabgasen umweht meine Nase. So ist Berlin Kreuzberg: rotzig und stinkig und das zieht auch die Gäste magisch an.
Ich setze mich mit meiner Begleitung auf die Holztreppe in der hinteren Ecke des Clubs und genieße die Ruhe für ein wenig Small-Talk.
Um kurz nach neun kommt ein Typ in Schwarz auf die Bühne, von dem man erst nicht genau weiß, ob er ein Techniker ist. Er fummelt an den Instrumenten und vor allem am obligatorischen MacBook rum. Pikachunes nennt er sich und ist die heutige Vorband.
Aha, wieder ein Laptop-Held. Wir sind skeptisch. Dann legt er los. Das Mikrofon in der Hand und klingt ein bisschen wie kitschiger Disco-Pop und EBM. Die Stimme ist nicht übel - elektronisch stark verzerrt ist sie dennoch markant und interessant. Ab und zu ruckt er etwas übertrieben mit dem Kopf herum - das mag seine Art sein - oder ein wenig Lampenfieber. Sei es ihm gegönnt. Von Stück zu Stück entwickelt er sich, die Musik ist durchaus Dancefloor-kompatibel. Das Publikum zieht es mehr und mehr zur Bühne - und es tanzt ausgelassen mit - es wird vor Entzückung gejohlt und gepfiffen. Ich selbst fand den Live-Act sehr ansprechend - sogar noch besser als sein Studioalbum. Ein gelungener Einstieg in den Abend.
Der Club füllt sich mit der Zeit und es sind wohl an die 50 Gäste. Das ist nicht überragend, aber für den ersten Auftritt in Deutschland doch recht respektabel. Die Anwesenden sind auch gut gelaunt und applaudieren als die Band die Bühne betritt. Die Sängerin Chelsea Nikkel kommt mädchenhaft grinsend auf die Bühne - begleitet wird sie von Pikachunes, der dieses Mal hinter dem Schlagzeug Platz nimmt, sowie von Jonathan Bree, der mir durch das schnuckelige Video zum Cigarette Duet bekannt wurde. Dazu noch die Keyboarderin Jamie Lee Smith.
Chelsea Nikkel grinst über das ganze Gesicht, als sie die Bühne betritt und das geht wohl das ganze Konzert so weiter. Sie und ihre Band spielen eine Mischung aus lustiger Jahrmarktsmusik - und in meinen Kopf kommt schnell Kettenkarussell und Zuckerwatte. In letztere Zuckerwatte wird das Publikum immer mehr und mehr eingelullt, Princess Chelsea ist dabei wie eine liebe Spinne, die uns langsam mit fröhlichem Lächeln umgarnt. Nicht in böser Absicht, sondern einfach nur aus Lust und Laune. Wie ein schönes Spiel. Dieses Bild bleibt auch trotz zwischendurch immer mal wieder krachigerer Töne bestehen.
Dass Princess Chelsea keine Eintagsfliege sein wird, zeigt sich nicht nur durch ihre Spielfreudigkeit, sondern auch, dass sie schon neue Songs im Gepäck hatte. Als sie mit Your Woman einen alten Klassiker von White Town mit Glockenspiel und Feenstimme coverte, lagen ihr die Herzen des Publikums zu Füssen. Zu süss war es mit anzusehen, wie sie mit viel mädchenhaftem Charme ihre Musik präsentiert.
Der Sound im Comet ist satt und gut. Nicht zu laut - und trotzdem druckvoll. Es wird behutsam mit der Band und dem Publikum umgegangen. Das tut gut.
Richtig Spaß machen mir das beglückende Monkeys Eats Bananas. Danach folgt wohl ihr bekanntestes Lied - das Cigarette Duet mit Gesangspartner Jonathan Bree. Dessen einprägsame Stimme ist wohl die optimale Ergänzung zur zu der von Chelsea Nikkel. Schade eigentlich, dass es das einzige Duett der Beiden ist. Vielleicht erwartet uns auf künftigen Platten mehr davon. Zumindest scheint das Lied sehr für den Erfolg der Band gesorgt zu habe. Es folgt Ice Reign, welches atmosphärisch mit Regengeräuschen untermalt ist. Overseas, mein Favorit des Abends, bei dem Chelsea niedlich den Klöppel vom Glockenspiel schwingt. Krönung ist dabei das kraftvolle Schwingen eines roten Klangschlauchs (ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, wie man das nennt), welches wir alle wohl aus Kindertagen kennen. Zwar ist das Heulen des Schlauches nicht wirklich zu hören, aber in der eingelullten Traumwelt ist das auch nicht wirklich wichtig. Da sind auch teils stimmliche Schwächen durchaus verzeihlich und wohl eher ein Markenzeichen als ein Makel.
Man ahnt, dass das Schwingen des Schlauches ordentlich Kraft kostete und so ist nach Goodnight Little Robot Child das Konzert nach einer guten Stunde vorbei. Und weil Chelsea eine liebe Spinne und eine gute Fee zugleich ist, zaubert sie die Zuckerwatte in unsere Herzen und wir können beschwingt und bezaubert aus der Traumwelt entschwinden. Der Band wird es wohl ähnlich gut gefallen haben und so bin ich guten Glaubens, dass ich Princess Chelsea wohl bald wieder in Berlin begrüßen darf.
Setlist Princess Chelsea, Comet Club, Berlin:
01: Machines Of Loving Grace
02: Yulia
03: Positive Guy
04: Your Woman
05: Frack
06: Monkey Eats Bananas
07: The Cigarette Duet
08: Ice Reign
09: Overseas
10: Good Night Little Robot Child
Links:
- Princess Chelsea, Köln, 09.05.12
Videos:
Datum: 07.05.2012
Zuschauer: ca. 50
Konzertdauer: 1 Stunde
von Markus aus Berlin
Lediglich ein schnöder hingeklebter Zettel mit dem Namen des Comet Clubs plus Pfeil deutet in Richtung Eingang. Der typische Berliner Gestank nach Urin und Autoabgasen umweht meine Nase. So ist Berlin Kreuzberg: rotzig und stinkig und das zieht auch die Gäste magisch an.
Ich setze mich mit meiner Begleitung auf die Holztreppe in der hinteren Ecke des Clubs und genieße die Ruhe für ein wenig Small-Talk.
Um kurz nach neun kommt ein Typ in Schwarz auf die Bühne, von dem man erst nicht genau weiß, ob er ein Techniker ist. Er fummelt an den Instrumenten und vor allem am obligatorischen MacBook rum. Pikachunes nennt er sich und ist die heutige Vorband.
Aha, wieder ein Laptop-Held. Wir sind skeptisch. Dann legt er los. Das Mikrofon in der Hand und klingt ein bisschen wie kitschiger Disco-Pop und EBM. Die Stimme ist nicht übel - elektronisch stark verzerrt ist sie dennoch markant und interessant. Ab und zu ruckt er etwas übertrieben mit dem Kopf herum - das mag seine Art sein - oder ein wenig Lampenfieber. Sei es ihm gegönnt. Von Stück zu Stück entwickelt er sich, die Musik ist durchaus Dancefloor-kompatibel. Das Publikum zieht es mehr und mehr zur Bühne - und es tanzt ausgelassen mit - es wird vor Entzückung gejohlt und gepfiffen. Ich selbst fand den Live-Act sehr ansprechend - sogar noch besser als sein Studioalbum. Ein gelungener Einstieg in den Abend.
Der Club füllt sich mit der Zeit und es sind wohl an die 50 Gäste. Das ist nicht überragend, aber für den ersten Auftritt in Deutschland doch recht respektabel. Die Anwesenden sind auch gut gelaunt und applaudieren als die Band die Bühne betritt. Die Sängerin Chelsea Nikkel kommt mädchenhaft grinsend auf die Bühne - begleitet wird sie von Pikachunes, der dieses Mal hinter dem Schlagzeug Platz nimmt, sowie von Jonathan Bree, der mir durch das schnuckelige Video zum Cigarette Duet bekannt wurde. Dazu noch die Keyboarderin Jamie Lee Smith.
Chelsea Nikkel grinst über das ganze Gesicht, als sie die Bühne betritt und das geht wohl das ganze Konzert so weiter. Sie und ihre Band spielen eine Mischung aus lustiger Jahrmarktsmusik - und in meinen Kopf kommt schnell Kettenkarussell und Zuckerwatte. In letztere Zuckerwatte wird das Publikum immer mehr und mehr eingelullt, Princess Chelsea ist dabei wie eine liebe Spinne, die uns langsam mit fröhlichem Lächeln umgarnt. Nicht in böser Absicht, sondern einfach nur aus Lust und Laune. Wie ein schönes Spiel. Dieses Bild bleibt auch trotz zwischendurch immer mal wieder krachigerer Töne bestehen.
Dass Princess Chelsea keine Eintagsfliege sein wird, zeigt sich nicht nur durch ihre Spielfreudigkeit, sondern auch, dass sie schon neue Songs im Gepäck hatte. Als sie mit Your Woman einen alten Klassiker von White Town mit Glockenspiel und Feenstimme coverte, lagen ihr die Herzen des Publikums zu Füssen. Zu süss war es mit anzusehen, wie sie mit viel mädchenhaftem Charme ihre Musik präsentiert.
Der Sound im Comet ist satt und gut. Nicht zu laut - und trotzdem druckvoll. Es wird behutsam mit der Band und dem Publikum umgegangen. Das tut gut.
Richtig Spaß machen mir das beglückende Monkeys Eats Bananas. Danach folgt wohl ihr bekanntestes Lied - das Cigarette Duet mit Gesangspartner Jonathan Bree. Dessen einprägsame Stimme ist wohl die optimale Ergänzung zur zu der von Chelsea Nikkel. Schade eigentlich, dass es das einzige Duett der Beiden ist. Vielleicht erwartet uns auf künftigen Platten mehr davon. Zumindest scheint das Lied sehr für den Erfolg der Band gesorgt zu habe. Es folgt Ice Reign, welches atmosphärisch mit Regengeräuschen untermalt ist. Overseas, mein Favorit des Abends, bei dem Chelsea niedlich den Klöppel vom Glockenspiel schwingt. Krönung ist dabei das kraftvolle Schwingen eines roten Klangschlauchs (ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, wie man das nennt), welches wir alle wohl aus Kindertagen kennen. Zwar ist das Heulen des Schlauches nicht wirklich zu hören, aber in der eingelullten Traumwelt ist das auch nicht wirklich wichtig. Da sind auch teils stimmliche Schwächen durchaus verzeihlich und wohl eher ein Markenzeichen als ein Makel.
Man ahnt, dass das Schwingen des Schlauches ordentlich Kraft kostete und so ist nach Goodnight Little Robot Child das Konzert nach einer guten Stunde vorbei. Und weil Chelsea eine liebe Spinne und eine gute Fee zugleich ist, zaubert sie die Zuckerwatte in unsere Herzen und wir können beschwingt und bezaubert aus der Traumwelt entschwinden. Der Band wird es wohl ähnlich gut gefallen haben und so bin ich guten Glaubens, dass ich Princess Chelsea wohl bald wieder in Berlin begrüßen darf.
Setlist Princess Chelsea, Comet Club, Berlin:
01: Machines Of Loving Grace
02: Yulia
03: Positive Guy
04: Your Woman
05: Frack
06: Monkey Eats Bananas
07: The Cigarette Duet
08: Ice Reign
09: Overseas
10: Good Night Little Robot Child
Links:
- Princess Chelsea, Köln, 09.05.12
Videos:
3 Kommentare :
Ach - die Setlist von Pikachunes - die hat er mir netterweise auf Anfrage nach dem Konzert aufgeschrieben:
Cinnamon Pop Dream
Tucan
Just A Boy
Holiday
Nervous
21
Love Hate
Metronome
Der Typ hat Spass gemacht.
Beim Lesen Deines Berichts fällt mir auf, dass ich zur eigentlichen Musik fast nichts geschrieben habe ... *amkopfkratz* Was mir das über mich sagen kann, weiß ich jetzt auf die Schnelle aber auch nicht.
Die Charakterisierung als Spinne finde ich sehr zutreffend!
Außerdem ist es schon bemerkenswert, wenn ein Lied mit dem fast sinnfreien Text "Monkey Eats Bananas That He Stole From Your House. It's Bananas That He Stole From Your House" so ein Knaller ist, oder?!
Ich mag Deinen Bericht sehr - musste aufpassen, dass ich ihn nicht einfach nur umgeschrieben habe - zu verlockend.
Mal sehen wann die liebe Spinne uns wieder einlullen wird.
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