Konzert: The Weakerthans, DeVotchKa u.a. (Traumzeit Festival)
Ort: Landschaftspark Nord, Duisburg
Datum: 02.07.2011
Gastbeitrag von Nelle
Das Traumzeit-Festival findet jährlich im Duisburger Landschaftspark Nord statt auf dem Gelände eines ehemaligen Hüttenwerks. Die Bühnen sind dort zwischen ehemaligen Hochöfen und in leergeräumten Maschinenhallen, ein wundervolles Ambiente. Abends wird dann noch das Gelände illuminiert. Seit Jahren hatte ich immer mal überlegt für die ein oder andere Gruppe hinzugehen, habe es dann aber nie gemacht.
Mein Grund jetzt endlich einmal hinzugehen waren die Weakerthans, die ich schon seit dreieinhalb Jahren nicht mehr gesehen habe und deren letzter Auftritt im Ruhrgebiet sogar mehr als sieben Jahre zurückliegt – da habe ich noch gar nicht hier gewohnt. Tags zuvor wäre zwar auch ein Konzert in Köln gewesen, aber Duisburg ist halt näher. Das Traumzeitticket war mit knapp unter 30 Euro teurer als eine Eintrittkarte für Köln, aber das hätte sich durch die Anfahrt ja nicht mehr groß unterschieden. Jedenfalls hatte ich also eine Tageskarte für den zweiten von drei Festivaltagen. Ein bisschen schade um die anderen Bands (Freitag z. B. Caribou, Mogwai und Ólafur

Direkt vor dem Duisburger Hauptbahnhof fuhr ein Shuttlebus zum Landschaftspark, besser geht es also verkehrstechnisch kaum. Etwa eine halbe Stunde vor Beginn war ich vor Ort, bekam ohne jegliche Warteschlangen mein Bändchen und schon konnte ich rein. Zwei Dinge fielen schnell auf: a) Nur ein Teil des Landschaftsparks wurde für das Festival genutzt, der Rest war abgesperrt. Schade zwar, aber auch sicherer und nachvollziehbar – man hätte sonst sicher zwanzigmal so viele Sicherheitsmenschen gebraucht. b) Der Altersschnitt war deutlich höher als bei den meisten anderen Festivals. Und die Essensauswahl! Gegrilltes (sogar Lamm!), Crepes, Thailändisch, Pommes, Döner und und und... prima. Fehlte nur noch der Afghane vom Phono Pop.
Pünktlich um 16 Uhr begann auf der Bühne neben dem Gasometer (in dem man heute tauchen kann!) mit DeVotchKa die neben den Weakerthans einzige Band des Tages, von der ich auch Musik habe. Ihre Rockmusik mit osteuropäisch

Wem die Instrumente von DeVotchKa schon zu exotisch waren, ging nun ganz sicher nicht in die Gießhalle. Die Gießhalle ist übrigens keine richtige Halle, da sie zu zwei Seiten offen ist und das ganze ordentlich Durchzug ergibt. Zudem gibt es eine Art Tribüne aus Stein, so dass Stühle theaterähnlich höherwerdend aufgestellt werden können (siehe Bild oben). Dort war nun die Gruppe Myanmar Hmu Gitameit angesetzt, die ihre Herkunft ja schon im Namen trägt. Im Rahmen des kulturellen Austauschs versucht man seitens des Traumzeit-Festivals die hier völlig unbekannte Musik aus dem politisch, wirtschaftlich und auch sonst in jeglicher Art abgeschotteten Myanmar (Birma/Burma) zu Gehör zu bringen und hat daher eine Reihe von Ensembles aus dem südostasiatischen Land eingeladen. Die Band bestand aus einem über 80-jährigen Mann, der eine Art Gitarre auf dem Schoss spielte sowie

Weiter ging es mit dem größtmöglichen Kontrast, da wird man wirklich herausgefordert bei der Traumzeit. In der neben der Gießhalle befindlichen Pumpenhalle spielten ZU aus Italien. Spätestens als ich las, dass sie zuletzt mit Mike

Auf der Außenbühne am Gasometer war nun gleichzeitig ein Norweger namens Bernhoft, der mit seiner Akustikgitarre und einem Stop-Repeat-Sampler-Schalter eine ganze Soul-/Funk-Band zusammensetzte. Fand ich jetzt eher so lala.
Weiter ging es stattdessen ins Hüttenmagazin zum Instrumentenworkshop Myanmar mit dem Hsaing Waing Ensemble Hein Tint, das am Vortag bereits einen regulären Auftritt absolviert hat, und der oben genannten myanmarischen Gruppe. Nach einer kurzen Musikdarbietung wurden die Instrumente des HWEHT vorgestellt und

Während dort noch ausprobiert wurde, ging ich aber schon zurück zur Gießhalle, wo nun die Weakerthans spielen sollten. War es anfangs noch sehr leer, wurde es nun schnell voll. Glücklicherweise war ich nicht der einzige, der auf einen Sitzplatz

Da ich die Songtitel immer durcheinander bringe, kann ich nicht genau beschwören, was gespielt wurde. Folgende Stücke waren in jedem Falle dabei: Aside, Benediction, Civil twilight, Left and leaving <3, Manifest, Reconstruction site, The reasons, This is a fire door, Tournament of hearts, Watermark. Zudem natürlich das solo vorgetragene "One great city!" über die Heimatstadt der Band, Winnipeg.
Nach etwa 70 Minuten und einer kurzem Zugabe war das Konzert vorbei, der Applaus wallte aber noch minutenlang zwischen den stählernen Wänden. Die hatten den Sound zuvor während den lauteren Stücken etwas demontiert, aber das ging in Ordnung. Das traf weniger auf zwei Damen vor mir zu, die durch ständiges Kreischen Stahlwände zum Schwingen und Trommelfelle zum reißen brachten. Eigentlich hatte ich mir Hoffnung gemacht, dass WDR 3 das wohl aufgezeichnete Konzert Ende des Sommers noch ausstrahlt, aber da werden schon allein aus der Mikrofontonspur so viele schrille Höhen rauszufiltern sein, dass sich sicher keiner die Arbeit machen wird...
Folkrock, burmesische Folklore, Lärm, Soul, Indiepop... was fehlt noch? Genau: Elektronische Ambientmusik. Also schnell zurück in die Pumpenhalle und einen

Nach einer für Festivalverhältnisse sowohl in Sachen Größe als auch Geschmack überdurchschnittlichen Mahlzeit und Hintergrundmusik von einer Dame, die Doris Day-Lieder spielte, ging es zurück in die Gießhalle, wo es nun endgültig kaaaalt war. Mein Schnupfen quälte mich schon den ganzen Tag (Dauergedanke: "Wann ist das Lied endlich zu Ende, ich muss mir die Nase putzen!"), nun wurd es aber endgültig zu

Zum Ausklang des Abends gab es noch eine Jamsession mit den burmesischen Musikern vom Nachmittag und einer Reihe europäischer Musiker, primär aus dem Jazzbereich (z. B. die Schlagzeugerin Anne Paceo aus Frankreich, die zuvor in der großen Kraftzentrale aufgetreten war). Durch die komplett andere Rhythmik der Asiaten und die für uns teils nicht unbedingt nachvollziehbaren Melodien gab es da anfangs ziemliche Probleme, da wurde mitunter in verschiedene Richtungen gespielt. Kommunizieren konnten sie ja nur durch Zeichen und Musik. Klappte mit der dann Zeit besser und wurd richtig prima. Crossover in gut, quasi.
Um kurz vor 2 Uhr wollte ich dann eigentlich gehen, verpasste aber den Bus und blieb noch eine weitere halbe Stunde. Inzwischen war dann auch auf der Bühne Ruhe eingekehrt und mir war nur noch kaaalt. ;-)
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