Sonntag, 15. November 2009

Gossip, Paris, 15.11.09


Konzert: Gossip

Ort: Le Bataclan, Paris
Datum: 15.11.2009
Zuschauer: ausverkauft und brechend voll
Konzertdauer: etwa 70 Minuten



Chronique en français en-bas.



Beth Ditto und ihre Band sind längst zum feisten Mainstream geworden. Selbst meine Schwester, die keinen blassen Schimmer von der aktuellen Musikszene hat und sträflicherwiese nie das Konzerttagebuch liest, möchte demnächst eines ihrer Berliner Konzerte besuchen. Das sagt alles.

Was natürlich keineswegs heißt, daß wir uns automatisch von Gossip abwenden. Zwar möchten wir den Schwerpunkt weiterhin bei kleinen Indiekonzerten belassen, größere Hallen meiden wir aber trotzdem nicht zwangsläufig. Meine Pariser Konzertgängerfreunde - ähnlich verrückte Junkies wie ich, denken da vielleicht schon anders. Im Publikum war keine einzige Sau, die ich kannte! Mit Ausnahme von Rockerparis vielleicht, aber der geht ja auch zu AC/DC, Muse und anderen schauderhaften Acts...

Ist aber auch völlig egal, denn das Konzert war trotzdem stark! Beth Ditto hat es bisher noch jedesmal geschafft, die Halle zum Beben zu Bringen und der heutige Gig, der erste im Rahmen einer dreitägigen Vereinnnahmung des Bataclan, machte da keine Ausnahme. Gegen die Wucht und Intensität der Ditto ist nämlich einfach kein Kraut gewachsen. Nicht nur körperlich kann sie bei den Schwergewichtsboxern antreten, auch stimmlich verteilt sie Haken, mit denen sie Elefanten umhauen könnte. Wenn sie losbrüllt, hat man immer Angst, daß die Stimmbänder reißen könnten, aber das passiert seltsamerweise nie. Oft klingt es wie bei einem Auto, das überdreht ist. Die Nadel schlägt im roten Bereich aus, ein untrügliches Anzeichen dafür, daß man bremsen sollte. Nicht so die Ditto, die gibt immer Vollgas, bis die Schwarte kracht! Dass sich dabei schon etwas Routine eingeschlichen hat, ist verständlich. Den Gag mit dem Psychokiller- Intro kennen Stammgäste schon in und auswendig, das Covern von Tina Turner (Whats's Love Got To Do With It) hatten wir auch schon einmal und das völlig überflüssige Anstimmen der ekelerregenden Stadionhymne We Are The Champions bracht nun auch wirklich kein Aas. Dennoch verblüffen Ditto und ihre Mitstreiter weiterhin auch abgebrühte Hasen mit ihren urwüchsigen Kräften. Das Ziel, das Publikum zum Tanzen zu bringen, erreichen Gossip immer spielend. Am besten gelingt das, wenn die zwei größten Zugnummern angestimmt werden. Heavy Cross, das Ass vom aktuellen Album, das immer aus dem Ärmel gezogen wird, um den offiziellen Teil mit Donnerhagel zu beenden und Standing In The Way Of Control , der Gassenhauer vom gleichnamigen Werk, der Gossip bekannt gemacht hat. Fast schon Standard, daß Beth hierbei einen Abstecher durch das aufgepeitschte Publikum macht (Rockerparis hat diesbezüglich ein super Foto!) und jedem mal "hallo" sagt. Dann merkt man, wie kleingewachsen die zur Zeit rothaarige Amerikanerin ist. Knapp 1,60, höher dürfte sie auf keinen Fall sein. Von der Breite reden wir hier nicht, zumal sie ja nach neuesten Klatschberichten abnehmen möchte. Leute, die auf gemütliche Frauen stehen (und davon gibt es ja gerade in Deutschland eine ganze Menge), werden entsetzt sein. Bitte, Beth, bleib so wie Du bist!, werden sie ausrufen. Recht haben sie, denn ich wüßte auch nicht, warum sie etwas ändern sollte. Weder an ihrem Aussehen, noch an der Musik. "Never change a winnig team!"

Setlist Gossip, Bataclan, Paris, 15/11/2009

01: Dimestore Diamond
02: Pop Goes The World
03: 2012
04: Waves
05: Yr Mangled Heart
06: Men In Love
07: Fire /Sign
08: Love Long Distance
09: 8th Wonder
10: Four Letter Word
11: Yesterday's News
12: Heavy Cross

13: What's Love Got To Do With It (Tina Turner Cover)
14: Standing In The Way Of Control
15: We Are the Champions (Queen Cover)

Fotos folgen!

Pour nos lecteurs français:


Gossip (ne pas dire The Gossip, please) sont devenus grand public, il n'y a aucun doute là-dessus. Même ma soeur, qui n'y connait rien en musique actuelle veut aller voir un de ses concerts, ça dit tout! C'est peut-être pour ça aussi que mes copains, psychopathes de concerts comme moi, n'étaient pas présents ce soir là. Je ne connaissais personne, c'est rare.

Quoi qu'il en soit, c'était un bon concert de Beth Ditto et ses accolytes. Je les voyais pour la sixième foix, et il n'y a jamais eu de concert, où il n'ont pas mis le public dans leur poche. Dès que la Ditto commence à hurler, la salle tremble et tout le monde saute! Le concert ce soir au Bataclan ne faisait pas exception à cette règle. Tel un rouleau compresseur bien huilé Gossip écrase tout sur leur chemin et ne laisse aucun doute sur leurs ambitions futures. Grâce à plusieurs apparitions à Paris, Beth parle de mieux en mieux français et connait des expressions telles que "Oh zut!", ou bien "je suis désolée (ça lui plaisait, elle l'a répété plusieurs fois ce soir) et a de moins en moins d'accent. Une fille bien ronde, certes, mais qui sait charmer, meme si elle ne correspond pas aux canons convenus de la beauté. Elle est admiré par la communité gay, mais aussi des filles hétéros et minces. Une star universelle donc, qui possède la voix la plus puissante de la planète et qui fortifie avec le nouvel album Music For Men le statut que le groupe a obtenu depuis le succès du prédécesseur Standing In The Way Of Control. Et les nouveaux morceaux marchent vraiment pas mal, Pop Goes The World et 2012 en sont la preuve. Un son sec et lourd, des riffs tranchants , une batterie explosive et hop, c'est parti! Il ne fallut pas très longtemps pour chauffer une salle déjà pleine comme un oeuf. C'était infernal! Heureusement que la Ditto pense à ses fans et distribue généreusement des bouteilles d'eau.

À la fin tout le monde est mouillé et paraît sortir de la douche. Le final fut époustoufflant. Heavy Cross était une bombe sonique et avec Standing In The Way Of Control elle mettait tout le monde au pas, descendant dans la fosse pour chanter. Beth est si attachante qu'on lui pardonne même ses reprises de l'affreuse Tina Turner et de faire chanter par le public l'abominable hymne de Queen We Are The Champions.

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Aus unserem Archiv:

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9 Kommentare :

E. hat gesagt…

"Beth Ditto und ihre Band sind längst zum feisten Mainstream geworden." ein brüller!

Oliver Peel hat gesagt…

Was gibt's denn da zu lachen, Eike? Schon klar, daß sie bei Dir schon Mainstream waren, als mehr als 7 Leute ihre Musik hörten, aber selbst beim Indievölkchen kannte sie vor dem Album Standing In The Way Of Control kaum jemand.

Christoph hat gesagt…

Das bezog sich wohl mehr auf das Adjektiv :-)

Oliver Peel hat gesagt…

Glaube ich nicht, Christoph. Was sagst Du, Eike?

E. hat gesagt…

christoph hat selbstredend recht. aber diese indiefixierung muss ich mir neuerdings häufiger vorwerfen lassen. dabei akzeptiere ich durchaus fliessende grenzen.

Oliver Peel hat gesagt…

Achso. Aber bei Gossip ist doch niemand feist, oder doch?

Eine Indiefixierung gibt es auf dem Klienicum nicht. Du hattest doch sogar schon mal Pixie Lott, stimmt's? Von der hatte ich kurz zuvor in der Bild Zeitung gelesen.

Anonym hat gesagt…

also ac/dc als schunderhaft zu bezeichnen ist schon sehr frefelhaft. man kann sich darueber nun streiten ob das musikalisch o.k. ist, man kann sich auch nach dem 10ten konzert fragen ob das noch toll ist (man siehe dazu die sikusion die die aussi fans auf den plan gerufen haben). aber fuer menschen die 1x diese show sehen, schon verry entertaining ... und fuer mich klassen besser gewesen als 'tallica ... das muss ich nun ac/dc zu gute halten ...

oliver.s.

Oliver Peel hat gesagt…

Bei Rockerparis und Dir, Oliver, gibt es so einige muiskalische Schnittmengen, ihr könntet durchaus koalieren.

Bei uns würde das trotz des gleichen Vornamens wohl ziemlich schwierig werden :)

AC/DC? Igitt! Damit verbinde ich die Landjugend im Westerwald, die in Waldhütten zu Scheußlichkeiten wie Highway To Hell oder You Shook Me All Night Long abgegangen ist wie ein Zäpfchen...

Anonym hat gesagt…

ok, meine jugend verbinde ich mit fury in the slauhterhouse und verstrahlten tekknojuengern ... gitarrenmusike wollte keiner hoeren ...

also fuer mich ist ac/dc sicherlich nicht das nonplusultra, im gegenteil, ich befuerchte ich besitze nicht mehr als eine scheibe (irgendwo) und auch sonst muss ich mir das nicht 24h geben ... aber entertaining sind sie schon ... liegt wohl auch daran, was man sucht bzw. erwartet ...

gerade bei den ??? festgestellt, dass es ja nur um die unterhaltung ging (die mochte ich naemlich auch nie) und bei der diskusion in down under (britney s.) habe ich mich auch gefragt, ist es rechtens einen kuenstler zu kritisieren, weil er playback singt, dafuer aber show bringt? letztendlich sind konzerte doch heute events? eine schwere frage wie ich finde ... ich drifte ab ... ich brauche auf jedenfall irgendwie laute roehrige 1a gitarrenriffs und leider kann ich mi dem meisten indiegeschrammel nichts anfangen ... so ist das halt ... das ergaenzt sich aber doch dann auch recht gut, oder?

oliver s.

 

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