Konzert: Mai
Ort: Le Pop In, Paris
Datum: 09.11.2009
Zuschauer: viele
Konzertdauer: etwa 35 Minuten
Das Truskel ist ein schönes, kleines Pub, in dem man viele gute Bands gratis genießen kann. Sogar Größen wie J Mascis von Dinosaur Jr. , Au Revoir Simone, Camera Obscura und Peter Doherty traten hier schon für lau auf. Entsprechend groß war meine Verwunderung, als mir schicke, junge Menschen vor der Türe 10 Euro Eintritt abverlangten. Was war denn hier los? Gab es etwas Besonderes zu feiern? Etwa den 20 jährigen Mauerfall? Danach sah es nicht aus, zumal etliche Gäste 1989 noch gar nicht gebohren waren. Nach meinen Informationen trat hier die Schwedin Johanna Wedin alias Mai auf. Dafür war ich zumindest gekommen. War dann auch so, bloß daß der heutige abend von Studenten einer privaten Wirtschaftsuni veranstaltet wurde. Und die Mädchen und Jungs haben anscheinend schon ein paar Dinge gelernt, zum Beispiel, daß nur der Tod umsonst ist (und der kostet einen ja bekanntlich das Leben!) und daß man Sponsoren braucht. Nicht zu übersehen, war ein großes Pappschild, auf dem für eine Wodkamarke geworben wurde. Aber was war das überhaupt für eine Wirtschaftsuni? Ich schaute auf das Plakat und traute meinen Augen kaum: ESG stand da in großen Lettern. An dieser Uni unterrichtet meine Frau! Warum erzählt sie mir nichts davon, wenn ihre Schüler ein Konzert veranstalten? Ich hätte sicherlich nichts zahlen müssen...
Aber Mai war auf jeden Fall 10 Euro oder mehr wert. Die hübsche Blondine bereitet gerade ihr zweites Album vor und ich bin überzeugt davon, daß es besser als der Erstling wird, der zwar gute Momente hat, aber noch verbesserungsfähig ist. Die neuen Stücke sind nämlich richtig schön geworden. Sie schreibt melancholische Songs, die man in die Schublade Folkpop einordnen kann, wenn man denn eine solche Kategorisierung braucht. Das Beste an Johanna ist ihre markante, teilweise kindlich wirkende Stimme, die an andere Skandinavierinnen wie Stina Nordenstam oder Emiliana Torrini erinnert. Ihr Paradeinstrument ist das Piano, das Gitarrespielen überlässt sie einem männlichen Begleitmusiker. Mein Lieblingsstück des Abends hieß Old Souvenirs, das man sich auch auf ihrer MySpace Seite in Ruhe anhören kann. Perfekte Musik für die herbstlich kalte Jahreszeit und allemal besser als ein Schal um sich zu erwärmen! Die Wirtschaftsstudenten waren auch begeistert, obwohl sie während des leisen Vortrages eigentlich viel zu laut plapperten. Wäre ich Lehrer, ich hätte ihnen eine Rüge erteilt! Zumindest sorgte ihr frenetisches Klatschen am Ende aber dafür, daß Mai eine Zugabe spielte. Im Stehen performte sie eine Coverversion von Kristofer Aström (Yeah, Oh, That's nice), die sie wirklich gut hinbekam. Ich bleibe bei Mai am Ball!
Setlist Mai, Le Truskel, Paris:
01: Our Ghosts
02: Big Fish, Small Bird
03: Mrs Dalloway
04: Old Souvenirs
05: Ask Me Twice
06: A Wedding Ballad
07: I Did Nothing
08: He Kept It All
09: Yeah, Oh That's Nice (Kristofer Aström Cover)
Anschließend spielte übrigens noch eine Band, die aus Studenten der ESG bestand. Sie coverten die Black Eyed Peas (I Gotta Feeling) und machten aus dem scheußlichen Original noch eine recht gelungene Neuversion. Das Truskel tobte, ich entschwand in die kalte Pariser Nacht. Schließlich wollte ich noch ins International...
Links:
- gutes Livevideo. Mai performt Only Sleep.
- spricht hier jemand schwedisch? Christoph? Mai spielt Old Souvenirs im schwedischen Fernsehen und wird in der Landessprache angesagt. Gefällt mir richtig gut. Also nicht nur die Ansage, auch das Lied.
Aus unserem Archiv:
Mai, Paris, 30.09.2009
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