Konzert: The Last Shadow Puppets (Vorgruppe: Ipso Facto)
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 26.08.2008
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 62 Minuten
"Unverschämter Melodienreichtum mit Sonnenbrille auf der Nasenspitze", so (oder so ähnlich) hat Eike vom wunderbaren Klienicum die Last Shadow Puppets einmal beschrieben.
Dieser Satz bringt es auf den Punkt: Der Sound der Last Shadow Puppets, ein Projekt von Alex "Arctic Monkeys" Turner und Miles "The Rascals" Kane, ist in der Tat hochmelodiös, extrem lässig und sonnendurchflutet. Wer das Album The Age Of The Understatement kennt, wird da nicht widersprechen können.
Fraglich war allerdings, ob die talentierten jungen Briten die Qualitäten des Albums auch live umsetzen könnten. Die Pariser waren wieder einmal verwöhnt, sie hatten ähnlich wie die Engländer beim Festival in Leeds/Reading die frühe Gelegenheit, den Arctic Monkey - Boss und seinen Kumpel von den Rascals live zu erleben und dies zu überprüfen. Und welcher Ort könnte besser geeignet sein, als das altehrwürdige Pariser Olympia, um den geschliffenen Retro-Sound perfekt darzubieten? "This music is meant to be played in old theaters" hatte Alex Turner schon vor ein paar Monaten verlauten lassen. Wie Recht er damit hatte!
Setlist The Last Shadow Puppets, Olympia, Paris:
01: Calm Like You
02: The Age Of The Understatement
03: Black Plant
04: Only The Truth
05: The Chamber
06: Gas Dance
07: My Mistakes Were Made For You
08: Paris Summer
09: CYST
10: Separate And Ever Deadly
11: I Don't Like You Anymore
12: My Little Red Book (Love Cover)
13: The Meeting Place
14: Time Has Come Again
15: Standing Next To Me
16: In The Heat Of The Morning (David Bowie Cover) (Z)
17: In My Room (Z)
Links:
- Mehr Fotos von den Last Shadow Puppets hier
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 26.08.2008
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 62 Minuten
"Unverschämter Melodienreichtum mit Sonnenbrille auf der Nasenspitze", so (oder so ähnlich) hat Eike vom wunderbaren Klienicum die Last Shadow Puppets einmal beschrieben.
Dieser Satz bringt es auf den Punkt: Der Sound der Last Shadow Puppets, ein Projekt von Alex "Arctic Monkeys" Turner und Miles "The Rascals" Kane, ist in der Tat hochmelodiös, extrem lässig und sonnendurchflutet. Wer das Album The Age Of The Understatement kennt, wird da nicht widersprechen können.
Fraglich war allerdings, ob die talentierten jungen Briten die Qualitäten des Albums auch live umsetzen könnten. Die Pariser waren wieder einmal verwöhnt, sie hatten ähnlich wie die Engländer beim Festival in Leeds/Reading die frühe Gelegenheit, den Arctic Monkey - Boss und seinen Kumpel von den Rascals live zu erleben und dies zu überprüfen. Und welcher Ort könnte besser geeignet sein, als das altehrwürdige Pariser Olympia, um den geschliffenen Retro-Sound perfekt darzubieten? "This music is meant to be played in old theaters" hatte Alex Turner schon vor ein paar Monaten verlauten lassen. Wie Recht er damit hatte!
(Relativ) alt war aber zum Glück nur das Olympia selbst, denn von mir und ein paar anderen "Oldies" abgesehen, sah man fast ausschließlich junges, enorm trendiges Publikum. Gespannt wie ein Flitzebogen warteten die stylishen Kids auf Miles und Alex, die Helden des Abends. Zunächst aber gehörte die Bühne vier hübschen jungen Frauen aus London. Ipso Facto, so ihr Name, hätte ich eigentlich schon vor ein paar Wochen als Vorgruppe der Long Blondes in der Maroquinerie geboten bekommen sollen, aber damals kamen die Mädels (angeblich) wegen einer Reifenpanne zu spät. In einem Bulletin bei MySpace behaupteten sie allerdings hinterher, dass sie eigentlich rechtzeitig eingetroffen seien und spielbereit waren. Lediglich der Manager der Long Blondes habe sie daran gehindert, wie geplant aufzutreten...
Heute gab es aber weder einen Reifenpanne, noch einen grimmigen Tourmanager der Last Shadow Puppets und so stand der Performance von Ipso Facto nichts im Wege. Lediglich das Pariser Publikum zeigte sich recht reserviert, was aber auch daran lag, dass der Sound der schwarzhaarigen Mädchen mit den akkuraten Pagenköpfen sehr düster und unterkühlt daherkommt. Nichts wozu man tanzen oder mitsingen konnte, dennoch aber recht hübsch und anprechend gemacht. Früher, zu Zeiten von Siouxsie und den Banshees hätte man New Wave dazu gesagt, heute redet man eher vom Post Punk Revival. Ähnliche aktuelle Gruppen lassen sich durchaus finden, nennen könnte man unter anderem die bereits erwähnten Long Blondes (aber weniger rund und auf Hit getrimmt), die bereits aufgelösten The Organ (aber weniger schmachtend), oder auch die tollen und nach wie vor unterbewerteten Girls von Electrelane. Ebenso wie bei den Letztgenannten gibt es immer wieder überraschende Tempowechsel und in diesen Momenten hat dann die jeweilige Schlagzeugerin ihren großen Auftritt. Interessanterweise saß die Drummerin bei Ipso Facto nicht wie üblich im Hintergrund, sondern vorne rechts, auf Augenhöhe zu den anderen.
Wer Lust auf Ipso Facto bekommen hat, sollte einfach in die Songs auf der My Space Seite reinhören, dort findet man auch Little Puppet, ein Lied von dem ich sicher weiß, das es gespielt wurde.
Anschließend wurde eifrig umgebaut. Eine Plexiglasscheibe wurde angebracht und später sollte man wissen wieso. Annähernd 20 (!) Streicher/innen nahmen dann nämlich im hinteren Teil Platz, während die Bühne vorne den Last Shadow Puppets gehörte. Als erster marschierte James Ford ein, ein braunhaariger Lockenkopf, der nicht nur Produzent der Arctic Monkeys (2. Album) und der komischen Klaxons, sondern auch aktiver Teil des Elektro-Duos Simian Mobile Disco ist. Danach ließ sich ein Bassist in Anzug und dünner 70 ies-Krawatte blicken, der mich optisch ein wenig an Carl "Dirty Pretty Things" Barat erinnerte.
Schließlich kamen auch endlich die beiden Köpfe der Last Shadow Puppets hereingeschlurft. Miles Kane von den Rascals nahm auf einem Stühlchen in der Mitte Platz, während Alex Turner am rechten Bühnenrand Position bezog. In der Folge spielte meistens Miles die elektrische - und Alex die akustische Gitarre, manchmal wechselten die beiden aber auch.
Schon der Auftakt mit Calm Like You war weniger "calm" als es der Titel nahelegte, aber noch wesentlich schwungvoller trumpfte die Band mit der Hitsingle The Age Of The Understatement auf. Statt schnarchnasiger Unterhaltung für Frührentner gab es heute also flotte Rhythmen von jungen für junge Leute. Die Menge johlte und nahm die Einladung zum Tanzen zu dem von James Bond inspirierten Retro-Sound gerne an. Ich war überrascht, soviel Dynamik hatte ich nicht unbedingt erwartet! Erst mit The Chamber, das an fünfter Stelle kam, wurde das Tempo gesetzter und man konnte ein wenig durchatmen. Auch Gas Chamber, ein Song, der nicht auf dem Album enthalten ist, begann recht ruhig, steigerte sich dann aber zu einem treibenden Stampfer. Miles Kane war dabei immer der äußerlich aktivere Musiker. Während Alex eine ruhige und coole Kugel zu schieben schien, riss der Rascals Mann nicht selten seinen Mund weit auf und bewegte sich auch wesentlich hektischer und hibbeliger als der ungemein gelassen wirkende Arctic Monkeys Boss. Stimmlich lag en sie aber gar nicht allzu weit auseinander, was für eine harmonische Melodieführung sorgte. Überhaupt die Melodien: Was kann es Schöneres und Eleganteres geben als ein Lied wie My Mistakes Were Made For You, bei dem man den Eindruck hatte, einen modernen Klassiker zu hören, den es schon immer gab?
Insofern hätte man gar keine wirklichen Klassiker gebraucht, aber um dem Publikum mehr Musik für ihr Geld zu bieten ( das Album ist gerade einnmal 35 Minuten lang!), gab es zusätzlich zwei Coverversionen. Zunächst spielte man noch innerhalb des regulären Sets My Little Red Book von der psychedelischen Kultband Love und die erste Zugabe wurde mit In The Heat Of The Morning (fast gänzlich von Miles Kane gesungen) von David Bowie bestritten, einer B-Seite der Last Shadow Puppets.
Außerdem hatte Alison Mosshart aka VV von der stylishen Band The Kills einen vielumjubelten Gastauftritt. Wenn mich nicht alles täuscht, trällerte sie bei dem Stück Paris Summer mit und bewies, dass sie nicht nur geil aussieht, sondern auch mit Stimme aufwarten kann. Das Pariser Publikum, das auf lässige Weise gut gekleidete Menschen liebt, hatte jedenfalls seine helle Freude an VV!
Ich persönlich erfreute mich in der Folge vor allem wieder an den geschmackssicheren Liedern von den Last Shadow Puppets, die das Kunststück geschafft haben, Ennio Morricone mit James Bond zu kreuzen. Das Resultat ist verblüffend, wie unter anderem Separate And Ever Deadly bewies!
Ganz vorzüglich und vermutlich das beste Stück des Abends war aber das den offiziellen Teil beendende Standing Next To Me, zu dem auch noch einmal das Publikum sehr gut mitging.
Dann verliessen die jungen Herren vorübergehend die Bühne, bevor sie selbstverständlich noch einmal zurückkamen. Schon die Tatsache, dass das Orchester (das von Owen "Final Fantasy" Pallett arangiert worden war) sitzenblieb verriet, dass es noch ein Dessert geben würde. Und was für eins: In The Heat Of The Morning von Bowie ist eigentlich viel zu gut für eine B-Seite und auch live ein Zungenschnalzer! Mit In My Room hatte es sich dann aber endgültig ausgealexturnert und ausgemileskanet.
Eine feine Sache!
Heute gab es aber weder einen Reifenpanne, noch einen grimmigen Tourmanager der Last Shadow Puppets und so stand der Performance von Ipso Facto nichts im Wege. Lediglich das Pariser Publikum zeigte sich recht reserviert, was aber auch daran lag, dass der Sound der schwarzhaarigen Mädchen mit den akkuraten Pagenköpfen sehr düster und unterkühlt daherkommt. Nichts wozu man tanzen oder mitsingen konnte, dennoch aber recht hübsch und anprechend gemacht. Früher, zu Zeiten von Siouxsie und den Banshees hätte man New Wave dazu gesagt, heute redet man eher vom Post Punk Revival. Ähnliche aktuelle Gruppen lassen sich durchaus finden, nennen könnte man unter anderem die bereits erwähnten Long Blondes (aber weniger rund und auf Hit getrimmt), die bereits aufgelösten The Organ (aber weniger schmachtend), oder auch die tollen und nach wie vor unterbewerteten Girls von Electrelane. Ebenso wie bei den Letztgenannten gibt es immer wieder überraschende Tempowechsel und in diesen Momenten hat dann die jeweilige Schlagzeugerin ihren großen Auftritt. Interessanterweise saß die Drummerin bei Ipso Facto nicht wie üblich im Hintergrund, sondern vorne rechts, auf Augenhöhe zu den anderen.
Wer Lust auf Ipso Facto bekommen hat, sollte einfach in die Songs auf der My Space Seite reinhören, dort findet man auch Little Puppet, ein Lied von dem ich sicher weiß, das es gespielt wurde.
Anschließend wurde eifrig umgebaut. Eine Plexiglasscheibe wurde angebracht und später sollte man wissen wieso. Annähernd 20 (!) Streicher/innen nahmen dann nämlich im hinteren Teil Platz, während die Bühne vorne den Last Shadow Puppets gehörte. Als erster marschierte James Ford ein, ein braunhaariger Lockenkopf, der nicht nur Produzent der Arctic Monkeys (2. Album) und der komischen Klaxons, sondern auch aktiver Teil des Elektro-Duos Simian Mobile Disco ist. Danach ließ sich ein Bassist in Anzug und dünner 70 ies-Krawatte blicken, der mich optisch ein wenig an Carl "Dirty Pretty Things" Barat erinnerte.
Schließlich kamen auch endlich die beiden Köpfe der Last Shadow Puppets hereingeschlurft. Miles Kane von den Rascals nahm auf einem Stühlchen in der Mitte Platz, während Alex Turner am rechten Bühnenrand Position bezog. In der Folge spielte meistens Miles die elektrische - und Alex die akustische Gitarre, manchmal wechselten die beiden aber auch.
Schon der Auftakt mit Calm Like You war weniger "calm" als es der Titel nahelegte, aber noch wesentlich schwungvoller trumpfte die Band mit der Hitsingle The Age Of The Understatement auf. Statt schnarchnasiger Unterhaltung für Frührentner gab es heute also flotte Rhythmen von jungen für junge Leute. Die Menge johlte und nahm die Einladung zum Tanzen zu dem von James Bond inspirierten Retro-Sound gerne an. Ich war überrascht, soviel Dynamik hatte ich nicht unbedingt erwartet! Erst mit The Chamber, das an fünfter Stelle kam, wurde das Tempo gesetzter und man konnte ein wenig durchatmen. Auch Gas Chamber, ein Song, der nicht auf dem Album enthalten ist, begann recht ruhig, steigerte sich dann aber zu einem treibenden Stampfer. Miles Kane war dabei immer der äußerlich aktivere Musiker. Während Alex eine ruhige und coole Kugel zu schieben schien, riss der Rascals Mann nicht selten seinen Mund weit auf und bewegte sich auch wesentlich hektischer und hibbeliger als der ungemein gelassen wirkende Arctic Monkeys Boss. Stimmlich lag en sie aber gar nicht allzu weit auseinander, was für eine harmonische Melodieführung sorgte. Überhaupt die Melodien: Was kann es Schöneres und Eleganteres geben als ein Lied wie My Mistakes Were Made For You, bei dem man den Eindruck hatte, einen modernen Klassiker zu hören, den es schon immer gab?
Insofern hätte man gar keine wirklichen Klassiker gebraucht, aber um dem Publikum mehr Musik für ihr Geld zu bieten ( das Album ist gerade einnmal 35 Minuten lang!), gab es zusätzlich zwei Coverversionen. Zunächst spielte man noch innerhalb des regulären Sets My Little Red Book von der psychedelischen Kultband Love und die erste Zugabe wurde mit In The Heat Of The Morning (fast gänzlich von Miles Kane gesungen) von David Bowie bestritten, einer B-Seite der Last Shadow Puppets.
Außerdem hatte Alison Mosshart aka VV von der stylishen Band The Kills einen vielumjubelten Gastauftritt. Wenn mich nicht alles täuscht, trällerte sie bei dem Stück Paris Summer mit und bewies, dass sie nicht nur geil aussieht, sondern auch mit Stimme aufwarten kann. Das Pariser Publikum, das auf lässige Weise gut gekleidete Menschen liebt, hatte jedenfalls seine helle Freude an VV!
Ich persönlich erfreute mich in der Folge vor allem wieder an den geschmackssicheren Liedern von den Last Shadow Puppets, die das Kunststück geschafft haben, Ennio Morricone mit James Bond zu kreuzen. Das Resultat ist verblüffend, wie unter anderem Separate And Ever Deadly bewies!
Ganz vorzüglich und vermutlich das beste Stück des Abends war aber das den offiziellen Teil beendende Standing Next To Me, zu dem auch noch einmal das Publikum sehr gut mitging.
Dann verliessen die jungen Herren vorübergehend die Bühne, bevor sie selbstverständlich noch einmal zurückkamen. Schon die Tatsache, dass das Orchester (das von Owen "Final Fantasy" Pallett arangiert worden war) sitzenblieb verriet, dass es noch ein Dessert geben würde. Und was für eins: In The Heat Of The Morning von Bowie ist eigentlich viel zu gut für eine B-Seite und auch live ein Zungenschnalzer! Mit In My Room hatte es sich dann aber endgültig ausgealexturnert und ausgemileskanet.
Eine feine Sache!
Setlist The Last Shadow Puppets, Olympia, Paris:
01: Calm Like You
02: The Age Of The Understatement
03: Black Plant
04: Only The Truth
05: The Chamber
06: Gas Dance
07: My Mistakes Were Made For You
08: Paris Summer
09: CYST
10: Separate And Ever Deadly
11: I Don't Like You Anymore
12: My Little Red Book (Love Cover)
13: The Meeting Place
14: Time Has Come Again
15: Standing Next To Me
16: In The Heat Of The Morning (David Bowie Cover) (Z)
17: In My Room (Z)
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- Mehr Fotos von den Last Shadow Puppets hier
2 Kommentare :
"Gespannt wie ein Flitzebogen warteten die stylishen Kids auf Miles und Alex" :) Of whatever age (bin 43 :) Konzert was wirklich fantastisch. Nur eine Frage: Moshart oder Mosshart?
Mosshart wäre richtig gewesen. Gut aufgepasst! Habe den Fehler korrigiert :)
Bei Flickr hatte ich ihren Namen noch richtig geschrieben, zumindest bei den Tags...
Freut mich, dass es Dir auch gefallen hat. Aber ich denke schon, dass man mit über 35 (bin selbst 37) in der Minderheit war. Ist aber auch völlig egal...
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