Joan As Police Woman, Haldern Festival, 08.08.08

Konzert: Joan As Police Woman
Ort: Hauptbühne des Haldern Pop Festivals
Datum: 08.08.08
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: 50 Minuten


„Hoffentlich ist ihr Name nicht Programm, denn die nächste Künstlerin heißt Joan Wasser!" - Der holländische Ansager beim Haldern Festival hatte für jede Gelegenheit den passenden Spruch parat. Der Kerl mit den Shorts und dem ulkigen T-Shirt spielte auf den grauen Himmel an, der über dem schönen Gelände bedrohliche Signale aussendete.

Während des Konzertes von Joan Wasser aka Joan As Police Woman regnete es aber trotzdem das ein oder andere Mal, da half das ganze Hoffen und Bangen nichts. Manchmal zeigte sich Petrus jedoch gnädig und die Sonne ließ sich blicken, was Joan zu Freudesbekundungen animierte: „Thank god the sun is shining!" rief sie freudestrahlend aus.

Eine extrovertierte Frau, diese Joan Wasser und sexy obendrein. Ich hatte sie mir eher als recht schüchterne Singer/Songwriterin vorgestellt und war deshalb überrascht, es mit einer solch feurigen und frivolen Persönlichkeit zu tun zu haben. Mit riesiger Afro-Mähne war sie erschienen und ihre langen Beine steckten in enganliegenden schwarzen Leggings. während sie obenrum ein silbernes Glitzerteil trug. Ein Hingucker, keine Frage! Und eine selbstbewusste Frau, die mit ihren weiblichen Attributen spielt obendrein. Sie ging in ihrer Rolle des männermordenden Vamps voll und ganz auf. „The next song is about doing it up against the wall", kündigte sie zum Beispiel ihren neuen Song „Hard White Wall" an und lachte dazu ziemlich versaut. Meine Güte, ihre tiefe Stimme törnte mich schon ein wenig an, wenn sie solche Sätze vom Stapel ließ, zumal sie - wie sie selbst bekundete- ja auch noch unverheiratet ist! Das Lied selbst und auch so einige andere Stücke vom neuen Album „Tom Survive" liess mich aber eher kalt. Zu lahm, zu wenig druckvoll und auf den Punkt gespielt, mit so etwas kann man auf der Hauptbühne am Nachmittag nicht punkten.

Dabei hatte es mit dem Hit „Flushed Chest" noch so gut begonnen! Ihre Stimme ist ohnehin vorzüglich, soulig, facettenreich und markant, da gibt es nichts zu meckern! Das Niveau hielt sie auch noch mit der aktuellen Single „To Be Loved" und dem älteren Stück „The Ride", danach war aber irgendwie über lange Strecken die Luft raus. Instrumente wurden ewig lange gestimmt und ein langweiliges Lied („Magpies") jagte das nächste („ The Start Of My Heart"). Erst mit „I Defy", das sie auf CD mit dem famosen Antony (Antony and The Johnsons) eingespielt hatte, wurde es wieder gut. Der mollige Exzentriker war zwar nicht da, aber dafür übernahm der Drummer die Backgroundvocals und machte das auch sehr ordentlich. Gleiches gilt auch für die Bassitstin, die ebenfalls postiv in Erscheinung trat. Brauchbar war danach dann auch noch „Furious", das von der „Hiddiness of our hiddie government" (O-Ton Joan) handelte und bereits das vorletzte Lied des Sets darstellte. Das Finale war dann noch einmal sehr gelungen, denn mit „Christobel" wurde das schnellste und beste Stück des Repertoirs gespielt und da kam dann endlich auch noch einmal Bewegung in die in gerade im Mittelteil recht müde Veranstaltung. Dennoch: ich hatte mir mehr von Joan Wasser versprochen! Die Frau hat nämlich eine fabelhafte Stimme und da ist es doch eine gewisse Verschwendung, wenn das Songmaterial nicht ganz folgen kann...

Setlist Joan As Police Woman, Haldern Pop:

01: Flushed Chest
02: To Be Loved
03: The Ride
04: Holiday
05: Hard White Wall
06: Standing Next to Your Fire?
07: Magpies
08: Start Of My Heart
09: I Defy
10: Furious
11: Christobel