Freitag, 29. August 2008

Dirty Pretty Things, Rock en Seine, 28.08.08


Konzert: Dirty Pretty Things
Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris, Festival Rock en Seine
Datum: 28.08.2008
Zuschauer: tausende
Konzertbühne: Scène de la cascade
Konzertdauer: 56 Minuten



Aus den Lautsprechern dudelt Blasphemous Rumours von Depeche Mode. Die jungen Girlies, die auf den Auftritt von Carl Barât und seinen Dirty Pretty Things warten, kennen diesen Song von 1984 aber kaum, weil viele da noch gar nicht geboren waren. Die meisten hier sind mit den Libertines groß geworden und haben die ersten heißen Tränen verdrückt, als sich die Band um Pete Doherty und Carl Barât 2004 auflöste.

Seitdem sind ein paar Jahre ins Land gegangen, Pete hat mit den Babyshambles zwei Alben veröffentlicht und Carl hat kürzlich zahlentechnisch nachgezogen. Das neue Album von Dirty Pretty Things heisst Romance At Short Notice und ist noch taufrisch. Die meist weiblichen Fans haben aber mit Sicherheit die Sommerferien genutzt, um das zweite Machwerk ausführlich zu hören. Der Opener (sowohl des Albums als auch des heutigen Konzerts) Buzzards And Crows, ist deshalb schon einigen hier bekannt. Das Stück mit dem markanten Gitarrenriff taugt gut als Aufwärmer, ein Knüller ist es aber eigentlich nicht. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Wondering und Doctors & Dealers vom ersten Album danach wesentlich besser ziehen.

Die englische Band, die wie gewohnt mit vollem Körpereinsatz glänzt, geht wohl lieber auf Nummer sicher. Will heißen, man spielt mehr Songs vom Debüt. Die neuen Sachen werden hingegen immer nur zwischen Altbekanntes in das Set integriert, von der Phase in der mit Truth Begins und Plastic Hearts gleich zwei Neulinge folgen, mal abgesehen.

Dabei sind die neuen Stücke gar nicht mal übel. Nehmen wir zum Beispiel Chinese Dogs. Ein geradezu typisches DPT-Lied, straight, schnell und schnörkellos, genau wie bei den Idolen von The Clash damals. Oder aber die hübsche Ballade Faultlines bei der deutlich wird, dass Carl Barât und seine Mannen - wie eigentlich jede englische Band - die Beatles verehren. Noch besser aber ist das sonnendurchflutete Plastic Hearts, das auch von den Strokes stammen könnte. Melodische Gitarren und ein lalala-Singalong sorgen hier für die schnelle Einprägsamkeit und so ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Song innerhalb der neuen Stücke am besten zieht.

Ansonsten aber ist Altbewährtes Trumpf, Gin & Milk und Deadwood im Doppelpack sorgen für Crowdsurfing und funkelnde Augen bei den süßen Girls im Publikum. Auch die Band scheint zufrieden und relaxt und jeder (bis auf den Gitarristen Anthony Rossomando) gönnt sich auch mal ein Zigarettenpäuschen, um Stress abzubauen.

Am Ende wollen die Weiberhelden aber gar nicht mehr aufhören, der nach wie vor unbestrittenen Zugnummer Bang Bang Your Dead mit dem einprägsamen Trompetensolo lassen die Kerle noch You Fucking Love It folgen und so wird um gut 10 Minuten überzogen. "Fucking" scheint am Ende auch irgendwie das Stichwort zu sein, denn Carl Barât, der wie ein Iltis schwitzt, bedankt sich ebenfalls bei der "Fucking good crowd".

Das letzte Wort hat aber Gary Powell, der durchtrainierte schwarze Schlagzeuger: "Thank you" und "Viva la France" entfährt es ihm und die patriotischen Franzosen johlen.

Und was wenn jemand behauptet, die Dirty Pretty Things seien zwar ganz gut, aber keine wirklich atemberaubende und originelle Band? Na dann können Carl und Drummer Gary Powell (und zum Teil auch Anthony Rossomando, der am Ende der Karriere der Libertines Pete Doherty an der Gitarre ersetzte) immer noch sagen: "Fuck you man, I've been playing in The Libertines!"

Setlist Dirty Pretty Things, Festival Rock en Seine:

01: Buzzards & Crows
02: Wondering
03: Doctors & Dealers
04: Hippy's Son
05: The Enemy
06: Chinese Dogs
07: The Gentry Cove
08: Blood Thirsty Bastards
09: Faultlines
10: Gin & Milk
11: Deadwood
12: Truth Begins
13: Plastic Hearts
14: Bang Bang You're Dead
15: You Fucking Love It

Links:

- Fotos von Carl Barât und seinen Dirty Pretty Things




3 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Haben sie Tired of England nicht gespielt? Oder war das das fehlende Lied?

Oliver Peel hat gesagt…

In Paris waren sie anscheinend nicht "Tired Of England", das Lied wurde nämlich nicht gespielt.

Das bisher fehlende Stück war "Truth Begins".

Christoph hat gesagt…

Das zeugt auch von Selbstbewußtsein, einfach die Single nicht zu spielen. Mist, ich will die auch mal wieder sehen!

 

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