Sonntag, 2. Dezember 2012

Mina Tindle, Paris, 26.11.12


Konzert: Mina Tindle (Vorgruppe Judah Warsky)
Ort: Le Trianon
Datum: 26.11.2012
Zuschauer: etwa 1200
Konzertdauer: 90 Minuten


Version française en bas du texte!

Der 26. November 2012. Wieder einmal ein Tag, an dem ich mir selbst anerkennend auf meine Bloggerschulter klopfe. "Haste mal wieder richtig prophezeit, Olli, daß die süße Mina Tindle es mal weit bringt und kanntest sie ja schon wieder vor den anderen." Gut, Eigenlob stinkt, aber der Franzose sagt auch: "on est jamais aussi bien servi que par soi même" (das könnt ihr euch selbst übersetzen, haha!).


Ein Blick in das Archiv des Konzerttagebuchs dokumentriert es genau:  am 15.10.2008 war ich zum ersten Mal auf einem Konzert von Mina Tindle in der Pariser Flèche d'or. Damals gab es von ihr weder eine Single noch eine EP und schon gar kein Album. Der Longplayer ist inzwischen im Frühjahr 2012 erschienen und immerhin vier der sechs Lieder, die sie damals in der Flèche d'or gespielt hatte (Sister, To Carry Many Small Things, The Kingdom, Lovely Day), haben es auch auf die Taranta genannte Platte geschafft.


Dennoch klangen die Songs heute merklich anders, denn es wurde im Laufe der Jahre viel an ihnen rumgefeilt, rearrangiert und neuinterpretiert. Zudem hat sich ihre Livetruppe im Lauf der Jahre auch positionell verändert. Maxime Chamoux ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr am Piano dabei und auch Thomas Pirot sitzt nicht mehr hinter den Drums. Geblieben ist der alte Weggefährte Guillaume Villadier an Gitarre, Bass und Ukulele und der Syd Matters-Musiker Olivier Marguerit an Schlagzeug (im Stehen), Keyboard und Trompete. Dieses Power Trio ist inzwischen gut zusammengewachsen und hat gemeinsam unzählige Konzerttermine 2012 absolviert. Sie waren eigentlich überall, nur nicht in meinem Wohnzimmer...






Heute also die bisherige Krönung der Laufbahn von Mina Tindle, das Bespielen der 1600 er Location Le Trianon. Ein prachtvolles, geschmackvoll renoviertes Theater, welches heute wohl etwa 1200 Zuschauer sah. Das Parkett unten war bestuhlt, so als wolle man zum Ausdruck bringen, daß es eine gesetzte Veranstaltung ist, bei dem auch ältere Semester dabei sind und man sich ordentlich zu benehmen hat. So eine Art Diplomverleihung für die Künstlerin im Beisein der Eltern.


Aber das soll mit dem "gesetzte Veranstaltung" jetzt gar keine Verhohnepiepelung sein, im Gegenteil. Die durchgängige Bestuhlung bot den würdigen Rahmen für ein wundervolles Fest. Hier gab es kein Rempeln und Stoßen, keine Kameras oder Smartphones die störend in die Luft gerissen wurden und auch niemanden, der sich vordrängelte. Alle saßen sie friedlich da und guckten mit leuchtenden Augen auf die Bühne und wurden Zeuge des Talentes der jungen Pariserin und ihrer beiden männlichen Mitmusiker.

Trotz der Nervenanspannnung machten die drei Sympathen ihre Sache gut und es half sicherlich auch, daß Olivier Maguerit mit Syd Matters schon im 2500 Zuschauern fassenden Olympia gespielt hatte. Seine Erfahrung und Routine übertrug sich auch auf die Sängerin und Guillaume, der ohnehin immer wahnsinnig lässig und unbeirrbar wirkt.


Stimmlich gab es also keine stressbedingten Wackler bei Mina Tindle und ihre hübsche, leicht jazzig/soulige Stimme kam zur vollen Entfaltung. Musikkritiker vergleichen sie immer wieder mit Feist, manche sogar mit Alela Diane. Zu Alela sehe ich allerdings stimmlich kaum Gemeinsamkeiten. Dennoch gab es aber ein Band, daß Mina mit Alela verband und zwar die Tatsache, daß die Französin im letzten Jahr genau an der gleichen Wirkungsstätte das Vorprogamm der Kalifornierin bestritten hatte. Deshalb sprach Tindle auch von einer Art Jahrestag, der hier gefeiert wurde und von einem irrealen Ereignis, das sie sehr berühre. An den intensiv glänzenden Augen der natürlichen Schönheit konnte man ablesen, daß dies kein blabla war, mehrfach wähnte ich sie am Rande der Tränen, vor allem bei den Danksagungen.


Das Publikum, darunter natürlich viele Bekannte und Freude, retunierte diese Ansprachen sofort mit lautem Applaus, aber es wurde nicht nur für die schönen Reden, sondern selbstverständlich auch für die guten Lieder geklatscht. Für Pan, einen der wenigen französischen Chansons, der gleich zweimal gebracht wurde, einmal relativ zu Beginn und später dann zusammen mit JP Nataf als letzte Zugabe. Für Sister, bei dem das Toypiano so herrlich pluckerte und der Rhythmus gut in die Beine ging (obwohl man sich freilich nicht bewegen konnte). Für Too Carry Many Small Things, der schwungvollen Hitsingle, zu der auch viele Leute mitklatschten oder für The Kingdom, das vor Jahren bereits als Vinylsingle ausgekoppelt worden war.



Mein persönlicher Favorit hieß aber Austin. Damals als B-Seite auf The Kingdom enthalten, wurde der Song seitdem komplett neu arrangiert und deutlich in die Länge gestreckt. Das tat ihm sichtlich gut, denn er brillierte durch Komlexität, eine sich steigernde Dramatik  und eine erstaunliche Wendung gegen Ende, bei dem der "Magier" Olivier Marguerit ein wenig die psychedelische Handschrift seiner Hauptband Syd Matters mit einbrachte.

Austin war auch gleichzeitig letzter Track des offiziellen Sets. Der Zugabenteil wirkte danach wie ein Schaulaufen im Eiskunstlauf. Hier wurde alles aufgeboten, was die Schönheit und Feierlichkeit noch steigern konnte. Eine sizilianische glutäugige Tänzerin zum Stück Taranta, ein mehrköpfiger, absolut traumhaft schön singender Frauenchor, in dem man glänzende Sängerinnen wie The Rodeo, Lidwine und Mitglieder der Band Les Colettes wiederfand, ein Caetano Veloso Cover (Os Argonautas) und das erwähnte französisch gesungene Pan mit dem rauschebärtigen alten Herrn des Indie-Chansons JP Nataf (Archivfoto), den Kenner noch von der Band The Innocents her kannten.

Insgesamt fast 90 Minuten ging das so und ich muss nicht lügen, um zu sagen, daß ich an diesem feinen Konzert mehr Freude als an einem Fußballspiel hatte.

Daß ich hinterher bei der Aftershow kaum mal eine Gelegenheit hatte, Mina Tindle zu ihrem Auftritt zu beglückwünschen, weil immer neue Gratulanten ankamen, war zu verschmerzen. Ich habe sie halt nicht mehr "für mich alleine" , wie damals in der Fleche d'or 2008, als ich ganz locker und ungestört mit ihr plaudern konnte . Aber ich teile sie gerne mit allen, die sie mögen (Mann bin ich ein großzügiger, ja geradezu großmütiger Mensch!) und wünsche ihr auch bei den anstehenden deutschen Konzertterminen den größtmöglichen Zuspruch. Sie wird auch verzaubern, wie eine Tarantel, dessen bin ich mir sicher.

Setlist Mina Tindle, Le Trianon, Paris

01: Allegria
02: Bells
03: The Kingdom
04: Pan
05: Too Loud
06: Henry
07: Sister
08: To Carry Many Small Things
09: Echo
10: Demain
11: Lovey Day
12: Austin

Tanzpassage, 

13: Taranta
14: The Good
15: Os Argonautas (Caetano Veloso)
16: Pan (avec Nataf)

Deutsche Konzerttermine von Mina Tindle: 

08.12.2012: Gebäude 9, Köln
09.12.2012: Jahrhunderthalle, Bochum
10.12.2012: Alte Feuerwache, Mannheim
11.12.2012: Festsaal Kreuzberg, Berlin >> höchstwahrscheinlich in den Comet Club verlegt; erkundigt euch bitte beim Veranstalter

Pour nos lecteurs français:




Le 26 novembre 2012. Un de ces jours où je me félicite moi-même d'avoir découvert l'artiste Mina Tindle si tôt et où je suis content de mes qualités de dénicheur de talents (pour les compliments on n'est jamais aussi bien servi que par soi même, n'est-ce pas?)! J'avais prédit un parcours pareil pour la talentueuse parisienne dès le premier concert que j'ai vu d'elle le 15/10/2008 à la Flèche d'or. À l'époque elle n'avait pas encore de 45 tours, ni de Ep et surtout pas d'album. Mais finalement 4 morceaux qu'elle avait joués à la Flèche d'or ce soir-là, ont fini sur l'album, finalement intitulé Taranta.



Mais aujourd'hui ces belles chansons sonnaient très différemment. Ces dernières années Mina les avait réarrangées, retravaillées et re-interpretées et puis il n'y a plus exactement la même équipe sur scène non plus. Le pianiste Maxime Chamoux (Please Dont Blame Mexico) a quitté l'aventure, le batteur Thomas Pirot (Nelson) ne fait plus partie du groupe non plus et seulement Guillaume Villadier (Sidi Ali), le guitariste/bassiste est resté. Depuis un moment le multi-instrumentaliste Olivier Marguerit (Syd Matters, Chicros, Fugu et plein d'autres) a rejoint le groupe et y joue de la batterie (debout!), des claviers, et de la trompette. Ce "Power Trio" a joué d'innombrables concerts en cette année 2012. Ils étaient vraiment partout (Maroquinerie, Bouffes du Nord, Festival Fnac live, EMB Sannois, Colette, etc) sauf dans mon salon....

Aujourd'hui donc le couronnement de ce très beau parcours au Trianon, somptueux théâtre de 1600 places, récemment rénové avec beaucoup de style et d'élégance. La salle était entièrement équipée de sièges, comme pour une sorte de "remise de diplômes" en présence des parents et des amis!

Le Trianon est le cadre idéal pour un évènement pareil, pas de bousculades, pas de bras levés avec une caméra ou un portable qui bouche la vue, personne ne profitant d'une seconde d'inattention pour se précipiter sur une place laisser vacante. Tout le monde était assis dignement et regardait les yeux brillants la scène et fut temoin du charme et du talent de Mina Tindle et de ses musiciens.


Malgré le stress et la tension, les artistes s'en sortaient très bien et je pense que l'expérience d'Olivier Marguerit qui avait déjà joué avec son groupe Syd Matters au mythique Olympia, y était pour beaucoup. Son calme et sa lucidité se transmettait au reste du groupe.


Vocalement il n'y avait aucun tremblement chez Tindle, et sa belle voix jazzy/soul pouvait se développer pleinement. Des critiques la comparent souvent à Feist et même à Alela Diane. Avec la dernière je ne vois pas trop de similitudes, mais il y a quand  même un lien qui noue Mina et Alela: la parisienne avait fait juste un an avant la première partie de la californienne au même endroit et c'est pour cela que Tindle parlait aussi de ce concert aujourd'hui comme une sorte de premièr anniversaire. Jamais elle n'aurait imaginé de jouer ici comme tête d'affiche, déclara-t-elle émue et la lueur dans ses yeux verts (elle pleurait un peu, non?) nous montrait que ce n'était pas seulement du blabla. Elle reçut beaucoup d'applaudissements chaleureux pour ces petits discours, mais le public n'apprécia pas seulement les remerciements, mais également et surtout les magnifiques chansons plein de grâce et de tendresse.



Les meilleures dans un set bien équilibré furent Pan, mélancolique chanson française, jouée même deux fois, puis Sister, morceau enjoué avec une mélodie irrésistible, le tube Too Carry Many Small Things euphoriquement reçu par le public, et puis The Kingdom, un tres bon vieux titre, sorti en 45 tours sur Sauvage Records il y  deux ans.

Mais le titre le plus remarquable fut Austin. Au départ seulement Face B du single The Kingdom ce titre fut complètement réarrangé depuis et brilla par sa complexité, son changement de rythme et un final fabuleux où on voyait bien  la patte psychédélique de Syd Matters, incorporé par Olivier Marguerit qui faisait sortir des mélodies de toute beauté de son piano électrique.



Austin était également le dernier morceau du set officiel. Vinrent ensuite les rappels avec une danse hypnotique de Moira Cappilli , une amie de Mina ("l'une des femmes de sa vie même) qu'elle avait croisé lors d'un voyage, puis le morceau titre de l'album Taranta et l'arrivée d'un sublime choeur féminin, composé de filles très douées comme The Rodeo, Lidwine, Emma Broughton, Myra Lee, Maeva et deux membres des Colettes (Diane Sorel et Anne Millioud-Gouverneur) C'était la phase la plus solennelle et conviviale du concert où les voix s'entremêlaient parfaitement pour le plus grand joie des auditeurs.

Mais ce n'était pas tout. Pour les deux dernieres chansons Mina changa de langue, laisse l'anglais de côté et interpréta avec plein d'émotion en portugais Os Argonautas, reprise de Caetano Veloso puis en dernier rappel encore une fois Pan cette fois ci avec JP Nataf, chanteur barbu et culte des Innocents.





Au vu de ce magnifique concert, je suis totalement persuadé que son parcours ne s'arrête pas là et je vous donne rendez-vous très bientôt à l'Olympia!



1 Kommentare :

Gudrun hat gesagt…

Deutsch und französischer Teil machen natürlich viel mehr Platz für die schönen Fotos... ;)

 

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