Konzert: The Raveonettes
Ort: Zoom, Frankfurt
Datum: 14.12.2012
Zuschauer: 150 bis 200
Dauer: The Raveonettes knapp 75 min, Holy Esque 30 min
"I can keep my head inside, when the modern drift is all I have", lief nach Konzertende von Band - und kurz danach noch I was playing drums, zwei Lieder, die ich eigentlich heute in Frankfurt live gesehen hätte. Efterklang in der Brotfabrik war nämlich mein Plan. Ich hatte die Dänen irgendwann Anfang der Woche im Gebäude 9 gesehen und schon noch einen Nachschlag eingeplant. Da mich Efterklang aber so müde gespielt hatten, daß ich gestern ihre Raveonettes-Landsleute in Köln streichen musste, und ich mir Anfang des Jahres vorgenommen habe. mal endlich den Horizont zu erweitern und nicht dauernd das gleiche zu sehen, also ein kurzfristiger innerdänischer Tausch - und ich stand um neun wieder in der Einlass-Schlange vor dem Zoom. Vor mir stand eine Gruppe von Jungs in Daunenjacken, die zur Hip Hop Party wollten, die anschließend stattfinden sollte, und die entsetzt waren, daß vor ihrem Kram noch ein Konzert sein sollte. Gottseidank ließen sie sich nach einigen Diskussionen von den 24 Euro Abendkasse abschrecken, ich glaube nicht, daß 60s Pop nach ihrem Geschmack war.
Die Vorgruppe Holy Esque aus Schottland spielte bereits, als ich nach meinen neuen Kumpels an die Reihe kam. Deren Geschichte ist schnell erzählt: Holy Esque spielten infernalisch laut auf und klangen, als wäre Editors Sänger Tom Smith krank und durch einen Schreihals ersetzt (den Sänger von The Strange Death Of Liberal England*, um präziser zu sein). Das tat mit den richtigen Ohrenschützern nicht weh, brachte mich bei meiner beabsichtigten Horizonterweiterung aber auch nicht weiter.
Um viertel vor zehn (der Hip Hop, RnB-Kram sollte ab elf starten), begann dann der schöne Teil des Abends. Warum habe ich die Raveonettes eigentlich bisher immer ausgelassen? Ich mag doch ihre Musik sehr gerne? Wenn sie immer so sind wie heute, habe ich einige neue Einträge in meinem Buch der verpassten Konzerthighlights!
Die Raveonettes sind Sune Rose Wagner und Sharin Foo. die live von einem Schlagzeuger begleitet werden. Das Duo hat im September bereits sein sechstes Album seit 2003 veröffentlicht, begann allerdings mit einem älteren Stück. [Kleiner Exkurs in die Konzerttheorie:] In mindestens 7 von 10 Fällen starten Konzerte, die ich besuche, mit dem ersten Stück des aktuellen Albums einer Band. Das erste und das letzten Lied auf Platten sind ja grundsätzlich stärkere (aus Sicht des Künstlers), während das vorletzte meist der Lückenfüller ist. Ob ich schon mal erlebt habe, daß ein Konzert mit dem vorletzten Titel der aktuellen Platte beginnt? Ich bezweifele es. Aber egal. Jedenfalls sind die Raveonettes also auch in dieser Hinsicht besonders. Sie begannen mit Hallucinations von Lust Lust Lust (Lied 2) und wechselten danach munter durch.
Glücklicherweise war die Lautstärke nach Holy Esque wieder runtergeregelt worden: sie war perfekt, und es klang toll! Bei der Art der Stücke, die Sune und Sharin singen bzw. der Art, wie sie die Lieder singen, wäre es Perlen vor die Säue geworfen, wenn man die nicht deutlich hören würde. Denn die beiden spielen alle Stärken, die ein Junge/Mädchen Duo auf dem Papier hat, hemmungslos aus. Mal sind nur einer der beiden, der andere macht nichts oder nur ein paar Backup-Töne, mal singen beide synchron, dann wieder in einer Art Dialog. Dabei unterscheiden sich ihre Stimmen gar nicht mal besonders stark. Daß die beiden (bzw. Sune) tolle Songs schreiben, ist ja bekannt, daß sie die auch auf der Bühne so fabelhaft umsetzten, wusste ich Ignorant bisher nicht.
Curse the night vom aktuellen Album fiel etwas ab, da störte mich der Wolfsgeheul-Gesang des Gitarristen, ansonsten war das Konzert wunderschön! Sowohl die langsamen, sehr getragenen Stücke (Observations oder Lust), als auch die schnelleren, garagigeren begeisterten mich - es war enorm kurzweilig!
Als die beiden plötzlich von der Bühne gingen, war schon gut eine Stunde vorbei, mir kam es viel kürzer vor. Aber es sollten noch drei Knüller folgen.
Zuerst stellte sich Sharin zu ihrem Kollegen. Gemeinsam sangen die beiden sehr abgespeckt den Christmas song, wie schön! Mit Heart of stone und Love in a trashcan folgten zwei wieder krachigere Knüller und ließen mich mit der Überzeugung zurück, heute alles richtig gemacht zu haben. Daran konnte auch die kleine Spitze des DJs mit den Efterklang-Titeln nicht dran rütteln!
Setlist The Raveonettes, Zoom, Frankfurt:
01: Hallucinations
02: She owns the streets
03: Blush
04: Dead sound
05: Lust
06: Curse the night
07: Night comes out
08: Gone forever
09: The enemy
10: Observations
11: Apparitions
12: Young and cold
13: Attack of the ghost riders
14: My tornado
15: Bowels of the beast
16: Aly, walk with me
17: The christmas song (Z)
18: Heart of stone (Z)
19: Love in a trashcan (Z)
* der ein phänomenales Gedächtnis hat. Als ich ihm beim Merch nach einem Support von Slut ein Album abgekauft habe, sagte er zu mir: "we've met before. You have a website. 'meinsssuhausemeinblog' I'm so sorry, I don't remember your name."
1 Kommentare :
Christoph, warum hast du nichts gesagt!?
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