Konzert: Okkervil River
Ort: Haldern-Festival, Rees-Haldern
Datum: 09.08.2008
Zuschauer: erstaunlich viele für den recht frühen Termin
Dauer: 50 min.
Samstag 17.10 Uhr ist sicher nicht der beste Zeitpunkt bei einem Festival. Für Haldern scheint das nicht zu gelten. Schon im vergangenen Jahr gab es nachmittags einige der besten Momente des ganzen Wochenendes, zum Beispiel die fabelhaften Friska Viljor. Hätte ich mich in diesem Jahr gefragt, wer wohl diesmal den frühen Gute-Laune-Auftritt haben würde, wäre ich im Leben nicht auf Okkervil River gekommen. Wie man sich doch täuschen kann!
Sänger Will Sheff berichtete zwar von einer fünfzehnstündigen Anreise aus Göteborg, von Müdigkeit war allerdings bei den Amerikanern nichts zu spüren. Will schien gut gelaunt zu sein. Der Sänger wurde aber von seinem Keyboarder Justin Sherburn und Schlagzeuger Travis Nelson in den Schatten gegrinst. Ich habe selten jemanden gesehen, der so viel gefeixt und gestrahlt hat wie Travis. Irgendwann sah er, daß er fotografiert wurde, also streckte er die Zunge raus, während er kopfschüttelnd und lachend weitertrommelte, eine wahre Freude!
Und dann dieses inbrünstige Singen! Will und Justin sahen dabei so herrlich theatralisch aus. Mein Gott, machte das Spaß, den Texanern zuzusehen!
Der Spaß war aber nicht nur visueller Natur, auch musikalisch machte das Konzert sehr viel her! Schwerpunkt des 50-minütigen Sets waren Songs von "The Stage Names" von 2007. Der Rest kam bis auf eine Ausnahme vom Vorgänger "Black Sheep Boy".
Es begann mit "Plus ones" von "The Stage Names". Richtig hin und weg war ich dann beim nächsten Lied, bei "A hand to take hold of the scene", weil da zum ersten Mal die Trompete (es war aber keine, oder? Eher ein Horn, glaube ich - der Einfachheit halber nenne ich es Trompete) exzessiv zum Einsatz kam, und damit auch zum ersten Mal der herrliche Bombastsound, der so genau den Nerv dieses Samstag-Nachmittags am Niederrhein traf. Es passte alles so gut zusammen: Wills nuschelnde Stimme mit den vielen langgezogenen Silben, die Sonnenstrahlen, die Sonnenstrahlen überall, die begeisternde Menge - perfekt! Ich hatte mir Okkervil River live viel dröger und anstrengender vorgestellt. Was mag da schiefgelaufen zu sein?
"A girl in port" war einer der schönsten Momente für mich. Auch da kam herrlich viel Trompete vor. Danach, für mich neu, die erste Single von neuen Album. Auf der Studioaufnahme von "Lost coastlines" singt noch der ausgestiegene Jonathan Meiburg im Duett mit Will Sheff. In Haldern übernahm Bassist Patrick Pestorious diese zweite Stimme. Das war auch charmant, kommt aber bei weitem nicht an den wundervollen Gesang von Jonathan ran. Trotzdem ist "Lost coastlines" ganz großartig, nicht zuletzt wegen der herrlichen "La la la la la"-Passage am Ende. Das Lied hätte auch von Shout Out Louds oder Friska Viljor stammen können.
Die 50 Minuten waren viel zu schnell um, weil eben alles so gut funktionierte. Davon hätte ich sehr gerne mehr gehabt!
Setlist Okkervil River, Haldern-Festival:
01: Plus ones
02: A hand to take hold of the scene
03: Black
04: The latest toughs
05: A girl in port
06: Lost coastlines (neu)
07: John Allyn Smith sails
08: Our live is not a movie or maybe
09: For real
10: Unless it's kicks
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3 Kommentare :
bin auf die setlist gespannt. wurden schon songs des neuen albums gespielt?
die warterei auf die vielen angepriesenen berichte ist grässlich! ich scharre mit den hufen.
Ahh! Das tut mir leid. Du mußt aber noch ein wenig scharren, ich fange gerade erst an, abzuarbeiten... Aber es war toll!
ein neues lied bzw. die neue single (lost coastlines) gab, mit patrick (bass) mit teil-vocals. superb :)
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