Samstag, 25. August 2007

The Shins, Rock en Seine, 24.08.07

Konzert: The Shins
Ort: Saint Cloud bei Paris, Festival Rock en Seine
Datum: 24.08.2007
Zuschauer: ziemlich viele

"Ich wäre gerne Hund bei Uli Hoeneß", soll der kürzlich zurückgetretene Fußballer Mehmet Scholl ,angesprochen auf seine Wünsche, gesagt haben. (wobei ich nicht mehr genau weiß, ob daß mit dem Hund jetzt die Antwort auf die Frage nach dem Traumjob nach Karriereende, oder die Wunschgestalt nach Wiedergeburt war...)

Wenn ich Schlagzeuger wäre, würde ich auf die oben aufgeworfene Fragestellung antworten: "Drummer bei den Shins, da hat man wenig zu tun!" Ich gebe zu, daß dieser Spruch ein wenig gemein ist, aber beim Beobachten des leicht fülligen Mannes an dem Drums der amerikanischen Band Shins, kam mir halt eben dieser Gedanke. Ganz gemächlich trommelte er da auf sein Spielgerät ein und hätte bestimmt bei manchen Stücken die Zeit gehabt, noch ein Tässchen Kaffee zu trinken...

Klar, die Shins sind nun mal nicht Dinosaur Jr, bei denen der Oldie Murph auf seine Schießbude einprügelt, als wollte er sie zerstören, aber ein bißchen mehr Tempo würde manchmal gerade bei Live-Auftritten nicht schaden! Damit man mich hier nicht falsch versteht: ich mag die Shins, in meinem Ansehen steigen sie mit jedem weiteren Konzert und jeder neuen CD. Waren sie am Anfang noch wirklich ziemlich Lo-Fi (aber deshalb nicht weniger gut), haben sie auf ihrem dritten Album richtig an Druck gewonnen. Bestes Beispiel hierfür war der fabelhafte Opener "Sleeping Lessons", vor allem in dem Moment, in dem die Gitarren urplötzlich losschmetterten und das Stück richtig schön beschleunigten. Überhaupt die Gitarren. Viel rockiger und lauter als auf CD sind sie bei den Gigs der Shins. Das wunderte sich schon so mancher, daß diese Softies so heavy sein können.Dabei kommt man ja aber nicht in erster Linie zu einem Konzert der nicht mehr allzu jungen Herren, um "Kick Ass Rock'n Roll" geboten zu bekommen, sondern um von zuckersüßen Melodien umgarnt zu werden. Und dies können sie nun einmal am Besten, die symphatischen Kerle von den Shins, einem den Alltag versüßen, indem sie zuweilen mächtig Zucker auf ihre Lieder schütten. Wer aber glaubt, diese "Normalos" (Sänger James Mercer sieht aus wie ein mittlerer Angestellter), wären nur nett und klängen nur schön, der mag sich täuschen. Eine nicht zu leugnende Melancholie (so bei dem fabelhaften "Saint Simon") wohnt nämlich den meisten Songs inne und auch leicht psychedelische ("Carrying Is Creepy") Pfade werden so manches Mal eingeschlagen.

Beim Betrachten der Mimik von Frontmann James Mercer kam mir gar oft der Gedanke, daß der Mann auch seine depresssiven Momente hat. Man muß ihm nur einmal in die Augen schauen (was für mich heute leider nur unter Zuhilfenahme der Leinwand möglich war), um zu erkennen, daß er einen recht traurigen Gesichtsausdruck hat. Weniger trist, sondern eher lebensfroh und positiv ging es hingegen bei Australia zu, einem der Sahnestücke von "Wincing The Night Away", bei dem besonders die Songzeile " i fell just like I could fly" hervorsticht.

Auch das abschließende "So Say I" vom Vorgängeralbum sorgte noch einmal für gute Stimmung bei dem ersten Festivalauftritt der Shins in Frankreich überhaupt. "Toll für uns hier zu spielen, heute gibt es so viele andere starke Bands, Dinosaur Jr. zum Beispiel".

Recht hatten sie, Dinosaur Jr. waren super. Die Shins aber auch! Und das auch ohne das wuchtige Schlagzeug eines Murph. Ihre Stärken liegen eben woanders...

Setlist The Shins Rock en Seine:

01: Sleeping Lessons
02: Australia
03: Kissing The Lipless
04: Gone For Good
05: Saint Simon
06: Carying Is Creepy
07: Pam Berry - Phantom Limb
08: Turn On Me
09: So Says I


 

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