Montag, 29. August 2016

Blood Red Shoes, Köln, 27.08.16


Konzert: Blood Red Shoes
Ort: Gloria, Köln (c/o pop)
Datum: 27.08.2016
Dauer: gut 80 min
Zuschauer: vielleicht 500 (nicht ausverkauft)



Einer der heißesten Tage des Sommers, eine Band, die ich tausendmal gesehen habe und an der ich in den letzten Jahren unbewußt das Interesse verloren habe, so richtig verlockend war die Idee nicht, zu den Blood Red Shoes ins Gloria zu gehen. 

Warum ich die einstige Lieblingsband aus den Augen verloren habe (und wann), weiß ich nicht mehr. Zuletzt hatte ich das Duo aus Brighton 2012 beim Maifeld Derby gesehen. Mich hatte das Konzert da ein wenig kalt gelassen (musste ich nachlesen). Kaltlassen wäre an diesem Tag gar nicht so verkehrt gewesen, viel riskieren konnte ich also nicht.

Der Einlaß war mit 19 Uhr erstaunlich früh angesetzt. Und um Punkt acht begann wie angekündigt der Support. Woher Bombay kommen, hatte ich gelesen, in der tropischen Hitze oder dem Hagelschauer aber wieder vergessen. Das Trio (Bassist, Gitarrist, Schlagzeugerin) hätte aus Nordengland stammen können - und von 2006. Die Stücke klangen gut, manchmal wie verschollene B-Seiten von Bloc Party, der Funke sprang bei mir aber nicht über. Irgendwann klärten Bombay auf, daß sie aus Amsterdam stammten. Ganz interessant war, daß Bombay die zigste Band mit einer singenden Schlagzeugerin sind, die ich dieses Jahr sehe. Ich glaube fast, in den letzten Monaten mehr Drummerinnen als Drummer gesehen zu haben.

Um neun war alles für Laura-Mary Carter und Steven Ansell fertig. Naja, fast alles. Irgendwann ging der Roadie an Stevens Schlagzeug und nahm die beiden Bierflaschen weg. Nur Cocos- und Wasserwasser blieben stehen. Man ist als regelmäßiger Konzertgänger ja einiges gewoht. Wenn kurz nach dem geplanten Beginn Alkohol weggenommen wird, ist das eher kein gutes Zeichen. Der Roadie ging aber in sein kleines Kämmerchen links neben der Bühne und kam mit einem großen Glas Jägermeister (oder Spezi - wir standen zu weit weg, um es zu erriechen). Puh!

Kurz danach kamen die beiden auf die Bühne und begannen mit den schönen Instrumentalstück Welcome home. Und das passte, willkommen zurück in meiner kleinen Konzertwelt, Blood Red Shoes, schön, daß ihr noch da seid!

Meine Geschichte mit den Blood Red Shoes ist bald zehn Jahre alt. Im März 2007 hatte ich auf Tipp aus Paris ein Ticket für das Konzert im Gebäude 9 gekauft. Wir waren damals 24 (incl. Band). Im Gloria war es auch nicht komplett ausverkauft, der Laden sah aber recht voll aus. 

Eigentlich wollte ich jetzt viel darüber schreiben, daß ich die meisten Lieder gar nicht kannte, da ich nur die ersten drei oder vier Platten der Band besitze. Allerdings erschien seit 2014 auch nichts Neues mehr, theoretisch hätte ich also alles kennen können. Das Album Blood Red Shoes (von 2014) habe ich zwar auch, ich habe es aber wohl (noch) nie gehört, kannte also einige der Stücke nicht. Normalerweise ist das dann ja so, daß man die bei Konzerten auch zwangsläufig doofer findet als die alten, vertrauten Lieblinge. Das ging mir hier ganz anders. Eines der stärksten Stücke war eines, das ich nicht kannte (also viertes Album). Leider war Mitschreiben im pogenden Mob nicht ganz einfach, ich bin nicht mehr sicher, welches es war.

Geändert hat sich an den Shows der Band nichts. Warum auch? Laura-Mary steht links, wandert ab und zu nach rechts zu Steven, der seitlich zum Publikum sitzt und seine Kollegin ansingt. Die Lieder beginnt er meist mit nach oben gestrecktem und um den Drumstick verlängerten Arm. Überraschend war deshalb nicht unbedingt etwas am Auftritt selbst sondern an der Wirkung: ich fand das Konzert richtig gut, ganz erstaunlich, wenn man eine Band vorher schon 12 oder 13 mal gesehen hat und irgendwann das Interesse verloren hat.

Auch wenn die neuen Stücke sehr gut waren (neu, haha!), war es schön, so alte Knüller wie Light it up oder It is happening again oder I wish I was someone better wieder einmal zu hören. Oder Colours fade, die zweite Zugabe, die das Konzert beendete, nachdem Speech coma davor von Laura ordentlich versaut worden war.

Neulich habe ich eine Diskussion bei Facebook verfolgt, in der es um die Relevanz nach längerer Pause zurückkehrende Bands ging. Nicht daß mir (der vor allem Sachen wie Lush, die Pale Saints aber auch die Darling Buds hört) Relevanz irgendwie wichtig wäre. Aber wenn ich es definieren müsste, wäre ein ältere Band relevant, wenn sie noch Spaß macht. Und nach der sehr cleveren Definition sind die Blood Red Shoes relevant wie 2007.


Eins hat sich seit meinem ersten BRS-Konzert verändert: es gibt mittlerweile klimatisierte Clubs, im Gloria war es angenehm kühl.

Setlist Blood Red Shoes, c/o pop, Gloria, Köln:

01: Welcome home
02: Light it up
03: The perfect mess
04: Don't ask
05: Everything all at once
06: This is not for you
07: Lost kids
08: It is happening again
09: Red River
10: Cigarettes in the dark
11: When we wake
12: Black distractions
13: An animal
14: Je me perds
15: Cold
16: I wish I was someone better

17: Speech coma
18: Colours fade

Links:

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Foto: Michael Graef
 


 

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