Mittwoch, 3. August 2016

Saint Etienne, Ripley, 30.07.16


Konzert: Saint Etienne
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 30.07.2016
Dauer: 70 min
Zuschauer: viele hundert



Jeder hatte sich auf Saint Etienne als Headliner gefreut, wirklich jeder. Ich liebe Saint Etienne, halte das aber immer für eines meiner guilty pleasures. Ich mag auch Vanessa Paradis oder Camouflage*, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, daß das andere aus meinem musikalischen Dunstkreis auch tun. Saint Etienne sind die eine Dance-Band, die souverän die eklige Eurodisco unpeinlich indiefiziert hat. Aber es ist und bleibt nun mal eurodisconahe Musik und die kann ja eigentlich niemand mögen - außer es ist auch sein guilty pleasure. 


So ganz verstehe ich es also nicht, warum jeder Saint Etienne liebt, die Entscheidung der Indietracks-Macher, die Band zu ihrem einzigen echten Headliner im Jubiläumsjahr (10) zu machen, machte aber großen Sinn, denn der Platz vor der Hauptbühne war knallvoll, weil sich - richtig - jeder auf Saint Etienne gefreut hatte.

Ich hatte ganz vergessen, daß ich die Band zuletzt in Barcelona gesehen habe. Meine aktuellsten Erinnerungen gehen zurück zum Bowlie 2, wo ich mich fremdgeschämt hätte, wenn ich den Begriff nicht so schrecklich fände. Sarah Cracknell stand damals im Stau, kam viel zu spät an und hatte in der Aufregung einige Texte vergessen. Es war schrecklich!

Der Auftritt beim Indietracks war das Gegenteil von schrecklich! Ich habe eine Karte für Saint Etienne im Oktober, spiele aber mit dem Gedanken, die wieder loszuwerden, weil es nicht besser werden wird als in Ripley.

Die Band war gut gelaunt, in guter Form, die Setlist perfekt, der Ort eh, das Publikum schrecklich nett. Nein, besser wird's nicht mehr.

Ich hatte ein wenig damit gerechnet, daß Saint Etienne wie im Herbst ein Foxbase-Alpha-Set spielen würden. Von der Platte mit dem wundervollen Cover, die dieses Jahr immerhin 25 wird, standen aber nur drei Songs auf dem Programm. Es war ein klassisches Best-Of. Und weil die Band, anders als in Glasto zum Beispiel Headliner war, spielte sie 70 Minuten - und Zugaben.

Saint Etienne waren in großer Besetzung nach Ripley gekommen. Neben Sarah, Pete Wiggs und Bob Stanley standen Sängerin Debsey Wykes (von der in den späten 70ern gegründeten Band Dolly Mixture), eine Cellistin, ein Geiger, ein Gitarrist und ein dritter Keyboarder auf der Bühne. Bei meinen bisherigen Konzerten war die Mannschaft immer deutlich kleiner gewesen.

Hinter Bob und Pete stand nur schlicht "Saint Etienne", die gleiche Bühnendeko von vor vier Jahren. Bei manchen Liedern liefen Videosequenzen. Ansonsten waren riesige Luftballons in grün und weiß auf der Bühne und ab Who do you think you are? in der Luft.


Saint Etienne spielten gut gelaunt alle Hits, zumindest fehlte mir keiner. Und es lag nicht an den kalten Temperaturen, daß das Indietracks tanzte. Jeder liebte Saint Etienne, sang mit, tanzte und strahle übers Geischt. Der Headliner war perfekt gewählt und das richtige Geburtstagsgeschenk der Macher an sich und uns.

Irgendwann in der Mitte des Sets kündigte Sarah ein neues Lied an. "Don't be afraid". Dive war nicht zum Fürchten, ich musste nur dabei besonders grinsen, weil das Lied einen Refrain hat, der sehr an Tanze Samba mit mir erinnert. 

Ich glaube nicht, daß ein anderes Festival Saint Etienne in den vergangenen Jahren zum Headliner gemacht hat. Ganz sicher gibt es aber keins, bei dem die Ordner am Fotograben-Eingang (naja, DER Ordner) tanzen und in die Luft springen.

Nach einer Stunde Konzert kamen Saint Etienne zu zwei Zugaben zurück, Hobart paving und He's on the phone

Auch wenn vielleicht die hohe Gage, die nötig war, Saint Etienne in dieser riesigen Besetzung nach Ripley zu holen, einen anderen "namhaften" Headliner (aus der Kategorie The Primitives oder Vaselines) verhindert hat - Freitag und Sonntag waren The Spook School und The Aislers Set die letzten Bands - war es eine perfekte Idee, am zweiten Abend Tanzmusik einzuladen. Mein mit Abstand bestes Saint-Etienne-Konzert bisher!

Setlist Saint Etienne, Indietracks, Ripley:

01: Nothing can stop us
02: Hug my soul
03: Pale movie
04: Like a motorway
05: Lose that girl
06: Girl VII
07: You're in a bad way
08: Dive (neu)
09: Who do you think you are?
10: Tonight
11: Join our club
12: Sylvie
13: Only love can break your heart

14: Hobart paving (Z)
15: He's on the phone (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Saint Etienne, Barcelona, 02.06.12
- Saint Etienne, Minehead, 10.12.10
- Saint Etienne, Berlin, 07.08.09 


* Stand: 1990 oder 91


 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates