Montag, 21. Juli 2008

Blood Red Shoes, Melt! Festival, 18.07.08


Konzert: Blood Red Shoes
Ort: Melt! Festival, Ferropolis, Gräfenhainichen
Datum: 18.07.2008
Zuschauer: vielleicht 3.000
Dauer: 40 min


Vielleicht müssen Festivals so sein. Vielleicht haben mir Haldern und Highfield, Rock A Field oder Veranstaltungen im Ausland einfach etwas Falsches vorgegaukelt. Und vermutlich war ich selbst ein Teil des Problems; früher, als das Melt! noch kleiner war, soll es ja sehr gemütlich und legendär gewesen sein. Davon hatte ich mich anlocken lassen. Zahlen wie 15.000 Zuschauer ließen nicht befürchten, daß es sich um eine eklig-große Massenveranstaltung handeln könnte. Dazu Bands wie Franz Ferdinand mit ihrem einzigen Deutschland-Auftritt, unsere Lieblinge Editors, Klee, Los Campesinos! oder Blood Red Shoes, das alles klang nach einem fantastischen Wochenende und rechtfertigte locker die vielen hundert Kilometer Anreise, obwohl 3/4 der Autobesatzung am Abend vorher von einem (großen, sehr angenehmen und perfekt organisierten) Festival in Montreux zurückgekommen war.

Wir hatten viel Zeit eingeplant, weil wir mit Freitagsverkehr, mit Urlaubsreisenden und mit ähnlichem Kram gerechnet hatten. Da hatte uns auch die gesperrte wichtige Zufahrtsstraße überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht, denn wir hatten Zeit. Das aus-der-Ruhe-Bringen besorgten dann allerdings der Stau und die vollkommen überforderten Ordner auf dem letzten Stück vor den Parkplätzen. Es ging nichts, unser Interview-Termin mit den Blood Red Shoes rückte
immer näher und irgendwann in den Bereich des Unrealistischen. Weil wir dann durch mehrere dumme Zufälle, und durch nette Leute, die uns in der Presseschlange vorliessen(an der mindestens 100 Leute standen und warteten) und den einzigen Shuttle-Bus des Wochenendes, der dann da war, wo man ihn brauchte, doch noch rechtzeitig auf dem Gelände waren, waren wir kurzzeitig versöhnt. Unseren Begleiterinnen, die uns am Presseschalter mit einem "bis gleich" verabschiedet hatten, erging es weniger gut. Sie standen zwei Stunden in übelstem Gedränge mit Massenpanik an der Bändchenschlange, verloren sich da und kamen irgendwann vollkommen gefrustet uns durchnässt in Ferropolis an. Es fing an, mich immer mehr an das schöne Sprichwort vom Gassigang mit dem großen Hund zu erinnern, bei dem dann das Bein nicht gehoben werden kann.*

Obwohl auch meine beiden Ansprechpartner für das Interview mit den Blood Red Shoes zum Termin des Gesprächs noch im Stau standen, trafen wir irgendwie auf Laura-Mary und unterhielten uns mit ihr in einem unfassbaren Lärm, denn auf der Bühne spielte eine Band und die machte Krach...

Zwei Stunden nach unserem Interview traten die Blood Red Shoes dann auf der Main Stage auf. Die ersten beiden Lieder verpasste ich, weil ich versucht hatte, unserem Auto entgegen zu gehen, um da sehr lustige Episoden zu erleben**, aber eben auch, da ich die regelmäßigen Shuttle-Busse überschätzte. Rennend und fluchend erreichte
ich nach einem anderthalbstündigen Ausflug wieder die Bühne und hatte glücklicherweise doch noch nicht viel verpasst, weil die Band aus Brighton auch später begonnen hatte.

Ich erfuhr dann noch von Oliver, was ich verpasst hatte und stellte fest, daß die
Laura-Mary und Steven, mit den gleichen Stücken wie in Montreux begonnen hatten. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt beim dortigen Jazz Festival kannte man die Band beim Melt! allerdings sehr gut. Viele der vor dem Platz versammelten Glückspilze sangen mit und identifizierten jeden Song an den ersten Gitarrenklängen der zierlichen Sängerin.

Obwohl ich hundsmiserable (ca. Bullterrier) Laune hatte und die Blood Red Shoes ja drei Tage vorher schon erleben konnte, packte mich der kurze Auftritt wieder restlos.
Die beiden machten mit ihrer wahnsinnig energetischen Musik irre viel Spaß. Wie bisher immer. Natürlich kommen die Singles der Band besonders gut an, "Say nothing say anything" oder "I wish I was someone better" sind immer wieder großartig. Aber eben auch die anderen Lieder des Liveprogramms von Steven und Laura-Mary sind Kracher. Ihre B-Seite "How to pass the time" zum Beispiel, die ich erst zum zweiten Mal gehört habe, ist sofort eingängig. "Inside out, got it inside out", ein toller Ohrwurm.

"Uns wurde gesagt, wir müssten zum Ende kommen, das ist unser letztes Lied", kündigte Steven dann nach gerade mal 35 Minuten an. "
I wish I was someone better" war dann aber noch einmal ein schöner Mottosong für diesen ersten Festivaltag, dem noch einige große Ärgernisse folgen sollten (dazu später mehr). Den Refrain "made a mistake", hatte ich noch lange im Kopf...

Setlist Blood Red Shoes, Melt! Festival, Ferropolis:

01: It's getting boring by the sea
02: You bring me down
03: How to pass the time
04: Try harder
05: Say nothing say anything
06: Forgive nothing
07: Doesn't matter much
08: This is not for you
09: I wish I was someone better

Links:

- Interview mit den Blood Red Shoes
- aus unserem Archiv:
- Blood Red Shoes, Montreux, 15.07.08
- Blood Red Shoes, Evreux, 28.06.08
- Blood Red Shoes, Berlin, 06.05.08
- Blood Red Shoes, Köln, 28.04.08
- Blood Red Shoes, Paris, 09.11.07
- Blood Red Shoes, Köln, 16.10.07
- Blood Red Shoes, Paris, 08.06.07
- Blood Red Shoes, Paris, 08. und 09.06.07
- Blood Red Shoes, Paris, 06.03.07
- Blood Red Shoes, Köln, 11.03.07

- mehr Fotos von den Blood Red Shoes beim Melt! Festival

* mehr dazu da, wo es sinnvoller ist. Ein Blick auf das Melt!-Forum bietet den ein oder anderen interessanten Einblick

** zwei nette Polizisten, denen es - vollkommen nachvollziehbar - reichte, besprachen mit dem Parkplatzordner, alle Autos auch auf den Camping-Parkplatz zu lassen. Eine sehr gute Idee, die leider nicht in den Ecken der Parkwiese ankam, denn die Autos wurden von da wieder nach vorne zur Straße geschickt, weil hier schließlich Camping sei...




 

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